Klimageld: Jährliche Auszahlung vs. Monatliche Auszahlung

Das Klimageld wird mittelfristig keinen sozialen Ausgleich liefern, wenn es monatlich ausgezahlt wird. Hartz IV EmpfängerInnen erhalten heute schon zu wenig, wenn alle Menschen in Deutschland monatlich 15 € mehr haben, dann wird die Regierung Hilfsbedürftigen Menschen mittelfristig nicht zu wenig plus 15 € auszahlen, sondern weiterhin zu wenig.

Denn wenn in Zukunft die Hartz IV Sätze angepasste werden, dann wird das im Kontext von den 15 € geschehen, die die Menschen bekommen. Und von der selben Logik wird eine (nicht linksprogressive) Regierung gebrauch machen wenn es um Renten und um den Mindestlohn geht.

Es gibt aber vielleicht eine simple Möglichkeit, diese Zwangsläufigkeit auszuhebeln:
Das Klimageld nur ein mal im Jahr ausschütten.

Wenn das Klimageld für’s ganze Jahr z.B. ein mal im Dezember ausgeschüttet wird, dann bleiben 11 Monate übrig, in denen das reine Gehalt, die reine Rente, die reine Hartz IV Unterstützung reichen muss. Und die 180 € Klimageld werden tatsächlich als Bonus, aka als Incentive wahrgenommen.

Im folgenden noch ein kleiner persönlicher Rant zur medialen Darstellung von sogenennten „Entlastungen für Geringverdiener“:

Dem Argument gegenüber, dass Menschen auf oder unter dem Existenzminimum eine spürbare Verbesserung ihrer Situation erleben, wenn sie 15 € mehr im Monat haben, möchte ich, aus meiner persönlichen Perspektive, inklusive Dekaden an entsprechender Erfahrung berichten:

Solange es sich wie ein feierlicher Anlass anfühlt, wenn man mal in einem Café ein Stück Kuchen isst, oder wenn das Mittagessen die Vielfalt und Qualität eines durchschnittlichen Kantinenessens hat, hat man nicht „mehr“ von 15 € höheren Einkünften im Monat. Man hat nur weniger zu wenig. Man dreht dann vielleicht jeden Cent im Schnitt nur zwei mal, statt drei mal um.

Womöglich hat man sogar einen mittelschweren akuten finanziellen Notfall weniger pro Jahr. Aber die Absenz eines Notfalls nimmt man nicht auf der Haben Seite wahr. (vgl. there is no glory in prevention) Das Narrativ, dass Menschen in Armut „mehr“ haben weil sie ein paar Euro mehr bekommen ist ein framing, welches die Realität dieser Menschen in völlig irreführend färbt. Der Begriff „mehr“ existiert in diesem Alltag nicht.

Der Alltag in Armut besteht nicht aus dem managen Ressourcen, sondern dem managen von Mangel. Es ist wie beim Tellerdrehen mit einem Haufen Teller. Man muss die ganze Zeit konzentriert hin und her rennen um die Teller in Bewegung zu halten. Man muss die Kalkulationsfähigkeit und Bereitschaft entwickeln ab und zu einen Teller fallen zu lassen, weil wenn man versucht ihn zu retten, dann fallen inzwischen drei andere. Entspannt man sich mal aka verliert man den Fokus, wird man mit Scherben bestraft.

Neoliberale verbreiten das Narrativ, dass reiche Menschen mehr leisten. Das ist esoterische Selbstindoktrination. Studien zeigen deutlich dass arme Menschen früher sterben und ein signifikanter Einfluss darauf haben Tode aufgrund Symptome, die mit Stress assoziiert sind. Ich empfehle jedem mal nach ‚Herzinfarkt nach Einkommen‘ zu suchen.

Danke für’s lesen. Wünsche dir einen schönen Tag.

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