Kinderfrei für Klimaschutz?

Im Juli 2017 wurde eine kontroverse Studie veröffentlicht, zu der ich bisher im Forum nichts lesen konnte. Nach der Studie führt die (erfolgreiche) Zeugung eines Kindes in den Industrienationen - im Sinne der Klimakrise betrachtet - zu einem ähnlichen CO2-Fußabdruck, als würde man sich - über den eigenen Tod hinaus - ca. 15 - 25 Verbrenner-PKW in voller Nutzung halten. Natürlich mit der Chance auf expontielles Wachstum bzw. exponentiell steigenden CO2-Ausstoß, wenn sich die Kinder ebenfalls fortpflanzen, wobei Kinder in westlichen Gesellschaften einen höhern Impact als Kinder in Asien oder Afrika bedeuten.

Aufholeffekte dieser Kontinente in der Zukunft (errechnete Bevölkerungszahl Ende des Jahrhunderts: 4 Milliarden in Afrika, 4 Milliarden in Asien, 1 Milliarde in Gesamtamerika, 1 Milliarde in Europa → More than 8 out of 10 people in the world will live in Asia or Africa by 2100 - Our World in Data), sodass auch diese einen höheren CO2-Foodprint pro Einwohner haben, sind freilich möglich (und wahrscheinlich).

Blenden wir die wirkstärkste Maßnahme in unserer Diskussion bewusst aus, um den gesellschaftlichen Frieden nicht zu gefährden? Das suggeriert der Titel der inzwischen knapp 6 Jahre alten Arbeit:

The climate mitigation gap: education and government recommendations miss the most effective individual actions

https://www.researchgate.net/publication/318353145_The_climate_mitigation_gap_Education_and_government_recommendations_miss_the_most_effective_individual_actions

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Die da wäre? Geburtenkontrolle? Das kann hoffentlich nicht dein Ernst sein oder?

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Zwischen

und Wir sollten den Aspekt etwas mehr in die alltägliche Diskussion integrieren liegen noch ein paar Graustufen.

Genau das sagt das Paper ja aus: Nicht nur, dass die Diskussion nicht erweitert wird, es wird reflexartig mit Empörung reagiert. Nur kennt das Erdenklima derartige Stilmittel nicht.

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Wenn alle die sich für Klimaschutz einsetzen aufhören würden Kinder zu kriegen, würde das ja dazu führen, dass man bald nur noch Klimawandelleugner hat. Außerdem ist die Überalterung jetzt schon ein Problem, was dem Kampf gegen den Klimawandel im Weg steht.

Natürlich könnte man sagen, dass man versucht Kinder aus Ländern mit hohen Geburtenraten zu adoptieren, was aber moralisch auch wieder fragwürdig wäre. Aber selbst wenn man es irgendwie hinbekommen würde in einer moralisch vertretbaren Art und Weise massenhaft Kinder aus anderen Ländern zu adoptieren, würden diese vermutlich häufiger ihre Geburtsstätte besuchen, was zu einer hohen Anzahl an Flügen und somit CO2 Verbrauch führen würde.

Was man vielleicht machen könnte, wäre Leute dazu anzuhalten nicht mehr als 2 Kinder zu bekommen und Kinderkriegen nicht bis ins unendliche zu fördern. Was auch helfen kann, ist ärmeren Ländern zu helfen, insbesondere der Bildung von Frauen in diesen Ländern, da dies häufig zu einem Rückgang der Geburtenrate führt.

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Das hätte genau den gegenteiligen Effekt, da Bürger der Industrienationen einen höheren Fußabdruck erzeugen.

@Oneiroid die Studie bringt es auf den Punkt. Wenn in den Industrienationen die Bürger sich nicht einschränken, werden auch deren Kinder die Ressourcen mehrerer Erden verbrauchen. Das liegt aber nicht am zeugen der Kinder, sondern am Lebenswandel.
Die Frage ist also nicht: setze ich Kinder in die Welt,
sondern: wie bringe ich den Fußabdruck pro Nase runter.
Für freundlich gesinnte Außerirdische oder Endzeitandroiden bedeutet das, sie müssen für unsere Rettung gar nicht die Menschheit, sondern nur den fortschrittlichsten Teil der Menschheit ausrotten.

Klimaschutz ist kein Selbstzweck. Man macht das, damit man Kinder kriegen kann. Dem Planeten selbst könnte das alles nicht egaler sein.

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In der Studie fehlt ein ganz wesentlicher Aspekt - die Zukunft. Wenn ein Land klimaneutral ist, dann stoßen dessen Bürger kein CO2 mehr aus, auch die Kinder nicht.

Grundsätzlich ist aber auch klar, je mehr Menschen wir auf dieser Erde sind, desto schwieriger ist es für uns hier „schön zu leben“. Mit Maßnahmen das Wachstum zu begrenzen ist schwierig. Aber es zeigt sich auch, dass das Wachstum bereits durch Wohlstand stark begrenzt wird. Wenn wir in den Entwicklungsländern ausreichend Wohlstand zulassen, sinkt automatisch die Geburtenrate.

Naja, in Industrieländern stagniert die Bevölkerungszahl durch den demografischen Wandel eh. Also es sterben genauso viele Menschen wie geboren werden. Es gibt also kein exponentielles Wachstum der Bevölkerungsanzahl.

In ärmeren Ländern ist der demografische Wandel aktuell in einer Stufe, in der die Bevölkerung stark steigt. Das gleiche ist bei uns auch passiert, ist ein wissenschaftlich anerkannter Rhythmus. Es würde sehr helfen, wenn wir den Schwellen- und Entwicklungsländern helfen, wie sie auf die nächste Stufe kommen, ohne wie bei uns in unserer Vergangenheit viel CO² auszustoßen.

Das Adoptieren würde die Länder höchstwahrscheinlich noch mehr schädigen, da dies den demografischen Übergang in diesen Ländern torpedieren könnte. Ich sehe es so, dass die Anzahl der Geburten bei uns kein hohen Einfluss haben, da die Anzahl der Geburten = die Anzahl der Todesfälle ist.

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Nein, da wenn statt, dass ein Kind in Deutschland geboren wird ein Kind aus einem ärmeren Land adoptiert wird, gibt es weniger Menschen, ergo weniger CO2 Verbrauch (Wenn man die Flüge in die „Heimat“ ignoriert). Natürlich wäre die Einsparung nicht so groß, da man den CO2 Verbrauch quasi um die Menge reduzieren würde, die ein Mensch im Durchschnitt in diesem ärmeren Land verbraucht.

Um aus dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel zu zitieren: " Das Modell des demografischen Übergangs ist im wissenschaftlichen Sinn keine Theorie, sondern eine modellhafte Beschreibung der Bevölkerungsentwicklung." Und diese Entwicklung entsteht ja vermutlich vor allem deswegen, weil steigender Wohlstand und steigende Bildung von Frauen zu geringeren Geburtenraten führen. Also so lange das adoptieren nicht den Wohlstand gefährdet, wird da vermutlich auch nichts torpediert. Und in dem Artikel wird ja auch das variable Model erwähnt, dass davon ausgeht, dass dieser demografische Wandel überall unterschiedlich ablaufen kann. Somit wäre also ein adoptieren + gleichzeitiger Wohlstandsgewinn quasi eine Beschleunigung des Ganzen.

Aber wie bereits erwähnt wäre das ganze moralisch höchst fragwürdig und es gibt ja auch überhaupt nichts, dass einem garantiert, dass wenn massenhaft Kinder adoptiert werden würden, die Familien nicht einfach mehr Kinder bekommen.

Aber ich denke sinnvoller wären halt so Sachen wie die Wirtschaft zu fördern, am besten direkt in „grünen Bereichen“, wie die Bereitstellung von Solarzellen. Dann die Bildung zu fördern. Und was auch helfen kann ist Aufklärung über Verhütungsmethoden und dem Bereitstellen von Verhütungsmitteln

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Ich habe jetzt nicht noch einmal extra nachgeschaut, hatte das Thema vor 5 Jahren im Erdkunde LK. Ich meine das in der Hinsicht, dass man für ein wirtschaftlichen Aufschwung, der für die Senkung der Geburtenrate notwendig ist, jede Arbeitskraft in den Ländern gebrauchen könnte.

Bildung und Fortschritt führen zu weniger Kindern jo. Man muss nur drauf achten dass man nicht Wirtschaftszweige fördert und Verhalten das dem Umweltvorteil zu wieder läuft.
Viele Chinesen essen mehr Fleisch als Statussymbol und man hat dann ganze Schweine-Hochhäuser mit Farmen um das notwendige Fleisch zu produzieren.
Ähnliches gilt natürlich für Mobilität. Autos sind auch Statussymbole.
Insofern muss man wenn man andren Ländern hilft ihren Lebensstandard zu verbessern auf Nachhaltigkeit achten.

Was veraltete und traditionelle Rollenmuster angeht, viele Kinder können auch Statussymbol sein oder Abtreibung und Verhütung und Familienplanung , muss man behutsam sein und nicht als westliche Welt zu missionarisch reinplatzen. Da macht man sich auch keine Freunde.

Nach derzeitigem Wissenstand erübrigt sich doch diese Diskussion. Das 1,5 Grad Ziel ist bereits verfehlt und es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Welt es hinbekommt, die 2 Grad Marke nicht zu reissen. Gerade sieht es eher so aus, dass in den nächsten 45 Jahren eine Erderwärmung von bis zu 4Grad angesteuert wird. Dann werden 80% der bisher bewohnten Erdoberfläche unbewohnbar sein. Und wer lebt gerade in den Gebieten, die das in erster Linie betrifft? Richtig, die mit den hohen Geburtenraten. Die Kinder die da vielleicht trotzdem noch geboren werden, werden schlicht und einfach das zeitliche segnen, bevor sie auch nur 10t CO2 erzeugt haben. Das ist mal die traurige Wahrheit. Und selbst im reichen Deutschland fragen sich die jungen Menschen doch jetzt schon, ob man Kinder überhaupt noch in diese Welt setzen kann.

Das denke ich mir auch. Ich möchte es niemand antun in einer solchen Welt aufzuwachsen die wir grade mit voller Kraft gegen die Wand fahren.
Da nutze ich lieber die Zeit die da ist mit aller Kraft auf die Bremse zu treten und etwas zu ändern. Das ist wie Eckart von Hirschhausen, der seinen Bühnenjob an den Nagel gehängt hat um sich um die Klimakatastrophe vollzeit zu kümmern.

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