Keine gemeinsame Elternzeit mehr?

Und Vätern zu verbiete Monat 13 und 14 alleine zu nehmen hilft jetzt genau wie?

Ich vermute ja, dass es sich hier keineswegs um eine verbesserte Incentivierung für Väter zu mehr Care-Arbeit handelt, sondern um eine reine Sparmaßnahme - mit Kollateralschäden, insbesondere für die Eltern, die sich die Elternzeit fair aufteilen und sich die Last insbesondere direkt nach der Geburt teilen wollen. Wenn man diejenigen Väter nicht mehr finanzieren will, die „nur“ die Partnermonate am Ende parallel nehmen - von mir aus. Ich fürchte nur, dass die Pläne wie sie hier diskutiert werden dazu führen, dass viele keinen einzigen Monat mehr nehmen - und die, die sich das fair aufteilen wollen unter die Räder kommen. Aber wenn es das Ziel ist zu sparen, wird das eine erfolgreiche Maßnahme sein.

Wie das aber eine sinnvolle Maßnahme für Frauen sein soll - die Erklärung würde ich wirklich auch gerne hören, @Tris.

Das Problem dabei ist (wenn ich deine Aussage richtig verstehe), dass man nur einen einzigen Partnermonat gar nicht nehmen kann. Natürlich kann man einen gemeinsamen Monat Elterngeld beziehen, insgesamt bezieht man dann als Paar aber trotzdem nur 12 Monate Elterngeld und nicht 13. Und dann viel Spaß bei der Betreuungssuche ab Monat 12.

Die FDP- Abgeordnete Ria Schröder ist vor einigen Wochen in einem LinkedIn-Post [1] mit einem Vorschlag publik gegangen, der sich ähnlich zu dem hier diskutierten liest (woanders kann ich dazu leider gerade nichts finden). Es ging vor allem darum, die von Lisa Paus anvisierte Reduzierung der Einkommensgrenze zu verhindern und trotzdem zu sparen. Dafür wurde ein meiner Meinung nach sehr FDP-untypischer Eingriff in die Freiheit von Eltern in Kauf genommen - das hatte mich damals schon verwirrt.

Quellen:
[1] https://www.linkedin.com/posts/riaschr%C3%B6der_update-elterngeld-familienministerin-activity-7120100583058939904-uO_s?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

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Die Begrenzung der Partnermonate ist am Freitag als Gesetz beschlossen worden.

Die Entscheidung ist fatal, denn das Ziel ist offensichtlich Geld zu sparen indem Väter in Zukunft weniger und kürzer Elternzeit nehmen.

Ehrlich gesagt sehe ich das Problem nicht wirklich. Da die Mutter in den acht Wochen nach der Geburt Mutterschaftsgeld bekommt, kann der Mann die kritische Zeit problemlos zusammen mit der Frau zu Hause bleiben und trotzdem Elterngeld beziehen.

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Sehe ich nicht. Vielleicht sollten Väter schlicht anfangen endlich mal mehr als 2 Monate zu nehmen und vor allem allein. So müssten diese sich mehr um die Kinder kümmern und können die Care Arbeit nicht so einfach wieder zur Mutter schieben.

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Wenn das möglich wäre, dann hätten wir 16 Monate bezahlte Elternzeit gehabt. 2x Mutterschaftsgeld + 14x Elterngeld.

Nein, das geht natürlich nicht. Mutterschaftsgeld ist Elterngeld. Bloß kompliziert gegengerechnet.

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Also nach meiner Erinnerung an den Online-Elterngeldrechner des Ministeriums muss die Mutter für die Dauer des Mutterschaftsgeldes Elterngeld beantragen, das dann verrechnet wird. Damit ist dann nach dem ersten Monat mit dem Knirps Schluss mit Elterngeld für den Vater.

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Ich sehe spontan mindestens mal die folgenden Probleme: Selbstständige, privat versicherte oder geringfügig beschäftigte Mütter bekommen kein Mutterschaftsgeld. „Hausfrauen“ auch nicht (alle genannten bekämen aber Elterngeld). Die dürfen sich ab April 2024 dann wieder (wie früher) alleine um ihre Kinder kümmern. Wer im April ein Kind erwartet ist jetzt übrigens bereits im 5. Monat schwanger und hatte vielleicht schon Pläne zur Elternzeit gefasst.
Als Vater von drei Kindern kann ich dir im übrigen versichern, dass die kritische Zeit nicht nach 8 Wochen endet, sondern vielleicht nach 4-6 Monaten.
Seit Jahren nehmen nur 10% der Väter mehr als zwei Monate Elternzeit, das dürfte sich dann in Zukunft halbieren. Und das wo immer so viel von gleicher Arbeitsteilung Care/Erwerbsarbeit gesprochen wird.

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Also aus meiner Perspektive würde ich das nochmal anders sehen. In den ersten zwei Monaten kommt es auch drauf an wie es der Mutter geht. Was die Kinder angeht waren die bei uns aber die ersten Monate bei zwei Kindern komplett entspannt. Generell die ersten 6 Monate waren recht einfach, wenn man von einer spezifischen gesundheitlichen Problematik bei K2 mal absieht.

Bei K1 war bei uns gar keine längere schwierige Phase dabei, bei K2 waren/sind es eher die Monate 14 bis heute (21), wo wir aufgrund eines schwierigen Schlafverhaltens langsam ans Limit kommen.

Planbar ist das ja aber überhaupt nicht. Pauschal Empfehlungen zu geben welche Monate die besten sind ist daher unmöglich. Beim ersten Kind sind sicher die Monate 1&2 gut um gemeinsam eine Routine zu finden die für alle passt.

Ich selbst war gar nicht alleine zuhause sondern habe alles über Elterngeld plus gemacht. Und ich sehe es auch gar nicht als nötig an, dass Väter unbedingt alleine zuhause bleiben, vor allem wenn es der ausdrückliche Wunsch der Mutter ist ein Jahr (oder länger) zuhause zu bleiben.
Viel wichtiger ist die Bereitschaft sich auch wirklich in den Alltag zu integrieren und nicht einfach die Mutter machen zu lassen.

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Ja, Eltern zu verbieten, dass der Vater nach der Geburt zwei Monate unterstützt, wird sie sicher dazu animieren mehr Monate alleine zu nehmen.

Zumindest relativ wird die Rechnung aufgehen, da der häufige Fall „die ersten zwei Monate gemeinsam“ wegfällt und damit der andere häufige Fall „Vater macht 13. und 14. Monat“ relativ häufiger wird. Vielleicht entscheidet sich der eine oder andere auch dafür, den verbotenen 2. Monat dann alleine als 13. Monat zu nehmen. Wenn das Kind dann nicht mehr gestillt wird und man es sich leisten kann, warum nicht.

Eine weitere tolle Förderung der gemeinsamen Carearbeit ist die Unfähigkeit des Staats, den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu erfüllen. Da haben Familien dann die Wahl: ohne Geld zuhause bleiben oder man reizt die 14 Monate aus. Weniger Kitaplätze = mehr väterliche Carearbeit. Was haben wir für eine tolle Regierung (und hatten sie in den letzen X Jahren…).

Ich finde es schade, als Bürger für Dumm verkauft zu werden. Jetzt soll ich diese Sparmaßnahme als Sieg für die Gleichberechtigung feiern? Sorry, das beleidigt mich. Seit doch einfach ehrlich mit dem Bürger.
Und wenn man Elterngeld an einem Ziel ausrichten will, dann sollte man das formulieren und dann es auf eine Art reformieren, die tatsächlich dazu geeignet ist, das Ziel zu erreichen.

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Als Vater von 2 Kindern, die nur 18 Monate auseinander sind, kann ich dir sagen, dass die kritische Phase völlig individuell ist. Das ist absolut nicht planbar. Unser Großer hat gerade krasse Entwicklungsschübe und ist mit 2,5 Jahren jetzt heftiger als davor. Also ist das absolut kein Kriterium.

Wieso? Vorher haben sie mit der Frau Elternzeit genommen und da hat dann doch die Frau sicher oft die meiste Care Arbeit gemacht. Die sonnigste Regelung wäre das Modell Norwegen:

Gehalt wird bis zu einem Deckel voll gezahlt, aber nur wenn es paritätische Elternzeit ist. Sonst wird reduziert.

Wieso? Weil der Vater dann das Kind nicht der Frau abgeben kann wenn es wild wird? Ich kann da auch von sprechen, da ich 9 und 8 Monate Elternzeit pro Kind genommen habe und wir sogar paritätisch unsere Arbeitszeiten reduzieren.

Wir hatten bei Kind 1 drei Monate kein Elterngeld bis er in der Kita eingewöhnt war und wir wieder beide arbeiten konnten. Wird bei unseren Zweiten auch so sein. Muss man planen.

Das war das site und ist das jetzige nicht. Dafür muss das Elterngeld an die paritätische Elternzeit geknüpft werden.

Nur ist Kinder kriegen kein Hausbau. Das Kind kann aus diversen Gründen komplett ungeplant sein oder zumindest der Zeitpunkt.

Genau aus diesem Grund macht es für mich wenig Sinn durch die Einschränkungen bei den Partnermonaten Flexibilität aus der Gestaltung der Elternzeit und ihrer Bezahlung durch das Elterngeld zu nehmen. Es kann zig individuelle Gründe geben, die dazu führen, dass es Sinn macht, zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam Zuhause zu bleiben. Das kann mit der Situation des Kindes, des Vaters oder der Mutter zusammenhängen.

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Ich weiß, unsere Zweite war eine verdeckte Schwangerschaft und wir wissen von ihr seit meine Frau sie im Homeoffice geboren hat. Am Ende ist es eine Frage des Wollens, besonders der Männer. Viele machen sich da leider einen schlanken Fuß.

Es bedarf wie ich oben schrieb einer Reform nach norwegischem Vorbild um eben die Zahlungen an die paritätische Elternzeit zu knüpfen.

Worauf willst du hinaus? Es geht hier um eine Änderung die es Eltern verbietet, mehr als einen Monat gemeinsam zu nehmen. Wie führt das zu einer absoluten Erhöhung Zeit, die Väter alleine Elternzeit nehmen? Bitte erkläre mir den Mechanismus der dahinter steht.

Relativ, klar, aber absolut?

Und du hast davon mindestens 8 bzw. 7 Monate alleine genommen? Schön, dass das für euch gepasst hat?

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Ich halte von sturer Parität der Elternzeit gar nichts. Auch dafür sind die individuellen Voraussetzungen zu unterschiedlich. Ich z.B. habe als Selbstständiger ganz andere Voraussetzungen als meine Frau als Lehrerin.

In meinem Fall hatte ich zwar weniger Elternzeit (und die komplett als Teilzeit) übernommen dafür übernehme ich aber fast alles was zeitliche Flexibilität erfordert (Morgenroutine, Eingewöhnung, Krankenhausaufenthalte, 90% der Kindkranktage, etc.) seit meine Frau wieder arbeitet. Und auch wenn ich nur Elternteilzeit hatte, habe ich von Anfang an alles was es zu tun gibt mit gemacht.

Im Falle eines Freunds meiner Frau war es er, der 10 der 14 Monate übernommen hat weil sich für die Frau die Chance ergeben hat in eine Praxis einzusteigen, aber nur wenn die direkt die Nachfolge antritt.
Und im Falle einer guten Bekannten von mir war es sie, die nach 2 Monaten wieder nach und nach arbeiten ging, weil sie als Frisörin mit Angestellten nicht dauerhaft zuhause bleiben konnte/wollte.

Gleichzeitig kenne ich vom Land (habe viel Bekanntenkreis in Dörfern) die vielen Fälle wo die Väter die Elternzeit nutzen um zu renovieren, Haus zu bauen, etc. und die Großeltern kümmern sich ums Kind. Das ist aber nicht unbedingt weil sich die Väter um die Care Arbeit drücken wollen, sondern das wird auch so von ihnen erwartet, von Frau, Eltern etc.

Ich bin absolut der Überzeugung, dass sich insgesamt viel ändern muss. In meinem direkten Umfeld ist es zwar so, dass fast alle Väter voll in der Care Arbeit integriert sind und da ist auch jeder in der Lage alles außer Stillen zu übernehmen, aber ich kenne natürlich auch die Fälle wo die Frau von Kleinkindern, die nicht mal mehr gestillt werden, nicht mit anderen Essen gehen kann, weil der Mann daheim nicht alleine die Kinder ins Bett bringen kann.

Gerade bei selbstständigen geht nämlich ein Blick komplett verloren: 9 Monate Pause heißen nicht nur 9 Monate kein Einkommen, sondern man kann Aufträge die schon da sind nicht abarbeiten, keine neuen Annehmen und auch keine Angebote für Aufträge nach diesen 9 Monaten schreiben.
Mit Teilzeit die ich zudem sehr flexibel gestalten konnte war ich aber auch zu 100 % in den Alltag mit den Kindern integriert. Gerade in den ersten Monaten war ja alleine die Zeit in der das Kind schläft schon genug um einiges Abzuarbeiten ohne die Care Arbeit an die Mutter zu geben (Stillen natürlich habe ich immer abgegeben, Fläschchen nachts dafür habe ich nachdem das nicht mehr ging zu fast 100% übernommen).

Ich halte nichts von grundsätzlichem Misstrauen gegenüber allen Eltern. Warum sollte der Vater nicht lange Elternzeit nehmen können, wenn die Frau schnell zurück in ihre Selbstständigkeit muss oder umgekehrt?

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