Kann man von einer Anschlagsserie sprechen?

Natürlich spielen bei solchen Taten viele Faktoren eine Rolle. Das ist unstrittig. Radikalisierung ist ein komplexes Zusammenspiel aus individuellen, gesellschaftlichen und strukturellen Bedingungen.

Aber die entscheidende Frage ist: Welche Faktoren können wir mit vertretbarem Aufwand und hoher Wahrscheinlichkeit beeinflussen?

Die psychologischen Mechanismen, die zu Extremismus führen, sind schwer zu greifen. Eine flächendeckende „Prävention“ ist schwer zu messen und oft ineffektiv.

Soziale Integration kann helfen, ist aber nicht bei allen Tätern möglich und wirksam.

Harte Sicherheitsmaßnahmen sind eine Option, aber nur begrenzt wirksam, weil sie oft reaktiv statt präventiv sind.

Im Gegensatz dazu ist die Vermeidung von Risikogruppen im Land ein Faktor, der klar zu beeinflussen ist. Wenn ein straffälliger Migrant gar nicht mehr hier ist, kann er hier keine Tat begehen. Das ist keine 100%-Lösung, aber es eliminiert eine Risikogruppe, die in anderen Faktoren ohnehin schwer kontrollierbar ist.

Würde man das wissenschaftlich analysieren, müsste man die Wirkungsstärke jedes Faktors modellieren. Deswegen bleibt es letztlich eine Frage der Plausibilität: Welcher Hebel hat realistisch die größte Wirkung? Und da liegt eine konsequentere Migrations- und Abschiebepolitik zumindest auf dem Tisch.

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Das mag so sein. Aber handelt es sich dabei nicht eher nur um eine eher temporäre Teil-Lösung, die die aktuellen Problempunkte nur verschiebt?

Um das dauerhaft zu lösen, müssen wir auch grundsätzliche Defizite angehen. Die europäische Zusammenarbeit in der Migration? Psyiatrische Hilfsangebote? Personelle Ausstattung der Polizei? Etc.

Oder lassen wir diese Punkte beiseite, weil sie uns zu aufwändig sind und beschränken uns auf die schnellen medienwirksamen Lösungen?

Risikogruppe? Wie definieren wir die denn? Wenn pauschale Reduzierung der Zuwanderung die Lösung sein soll, wäre die Risikogruppe ja Zuwanderer allgemein. Der Anteil von Menschen aus dieser Gruppe, die in Deutschland schwere Straftaten begehen liegt deutlich unter 5% Terroristen aus dieser Gruppe wären nicht mal im Promillebereich. Also macht es total Sinn, Familiennachzug zu stoppen. Weil die Mütter, Frauen, Kinder ja die „Risikogruppe“ vergrößern? Würden wir solche Zuschreibungen und Maßnahmen auch für andere Gruppen dulden?

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Hallo zusammen,
Ich bin neu hier, aber die traurige Nachricht hat bei mir den Impuls ausgelöst, ein paar Gedanken hier loszuwerden.

Ich bin halb Mexikaner, habe aber in München studiert und bin daher mit der Stadt verbunden .
Was ich aber durch meine Kindheit und Jugend in Mexiko gelernt habe ist misstrauisch zu sein und versuchen, Menschen mit bösen Absichten zu erkennen und auch diese schnell zu deuten. Ich möchte hier keine Verschwörungstheorien verbreiten und werde versuchen, auch keine anzufangen und sachlich zu bleiben, aber mein mexikanisches Gefühl sagt mir ganz klar, dass die Serien an Attentate kein Zufall sind (zumindest ein Teil davon):

In Solingen reklamiert der IS die Tat für sich, aber ich Frage mich warum sollte der IS so einer Tat vor einer Landtagswahl verüben, wo es klar ist, das stärkt einer rechtsradikale Partei, und feuert eine ausländerfeindliche Debatte. Und beim traurigen Attentat jetzt in München Frage ich mich wieder: warum ausgerechnet jetzt kurz vor der Bundestagswahl. Dass ein Attentat ca. 1 Woche vor einer Wahl passiert, dass lass ich als Zufall gehen, dass es 2 mal passiert, dss ist für mich kein Zufall mehr (zumindest hätte ich Gründe dafür, dies anzunehmen).

Bei solchen schwerwiegenden Themen wie Mord ist es oft schwer, die gesamte Wahrheit zu erfahren (zumindest Stelle ich es mir so vor), weil es große Motive gibt, diese zu untergraben. Falls jemand der Film „Anatomie eine Falls“ gesehen hat wird wahrscheinlich diese Paraphrasierte Aussage in Erinnerung haben: wenn wir die Wahrheit nicht herausfinden können, dann müssen wir nach dem Motiv suchen.

Meinen wir: können wir bei einem Terroranschlag die volle Wahrheit herausfinden? Ich glaube nicht (selbst bei kleine Delikte ist es sicherlich schwer). Dies lässt jetzt viel Spielraum für Hypothesen und Verschwörungstheorien, aber vielleicht wäre es gut zu thematisieren, wer hätte das größte Interesse, einem Anschlag zu machen und dadurch ein Land politisch zu destabilisieren.

Mehr Fakten habe ich leider nicht und wenn ich Journalist wäre hätte ich großen Respekt, solche Fälle aufzuklären (in Mexiko kommt es immer wieder vor, dass Journalisten ermördert werden).
Was ich mir wünschen würde ist, dass wir hier als Gesellschaft kollektiv hinterfragen: sind die Opfer des Attentats das Ziel der Täter, oder Kollateralschaden und das Ziel sind wir als Gesellschaft? (Mir tut es weh, so was wegen den Opfern zu schreiben, aber das ist meine mexikanische Art, den bösen ein Schritt voraus zu sein).

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Du stellst eine wichtige Frage: Wer genau ist die „Risikogruppe“? Und genau hier liegt das Problem der aktuellen Debatte: Es wird oft nicht unterschieden zwischen denen, die bereits hier sind, und denen, die noch kommen.

Gruppe 1: Diejenigen, die hier sind.

Hier geht es nicht um pauschale Abschiebungen, sondern um konsequente Maßnahmen nach Gefährdungsgrad. Ein Vorschlag, den es zB bereits gibt: Die zweite Straftat führt automatisch zur Abschiebung, wenn rechtlich möglich. So verhindert man, dass bekannte Mehrfachtäter immer weiter Straftaten begehen. Scholz hat heute auch wieder mal die konsequente Abschiebung nach Afghanistan benannt.

Gruppe 2: Diejenigen, die noch kommen.

Hier geht es darum, die Zahlen zu reduzieren, damit die Maßnahmen für Gruppe 1 überhaupt umsetzbar sind. Wenn immer neue Fälle hinzukommen, überlasten wir unser System. Das hat nichts mit pauschaler Diskriminierung zu tun, sondern mit einem realistischen Umgang mit Kapazitäten.

Das ist ein Kompromiss:

Maximale Härte gegen Gefährder und Kriminelle.

Gleichzeitig Steuerung der Zuwanderung, damit notwendige Maßnahmen realistisch bleiben.

Denn wenn man beides ignoriert, weder abschiebt noch die Zahl neuer Fälle begrenzt , wird das Problem nur größer. Das ist keine populistische Forderung, sondern schlicht eine Frage der Machbarkeit.

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Genau das war ja meine Eingangsfrage.

Drei afghanische Männer verüben Mordanschläge in der Wahlkampfphase und überleben allesamt.

Profitieren wird eine dem Kreml passende Partei.

Eine Verschwörung zu wittern ist nicht völlig Abstrus, ich hoffe unsere Behörden sind so aufgestellt, dass sie auch so einer Spinnerei nachgehen können.

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Ich finde es braucht einen konsequenteren Vollzug von staatlichen Maßnahmen. Gerade in Bayern gibt es 38.000 offene Haftbefehle zum Teil von Schwerkriminellen und auch von den beiden Attentätern aus Aschaffenburg und München. Diese Menschen hätten nicht auf freiem Fuß sein dürfen. Dabei ist erstmal egal, ob in der Psychatrie, im Gefängnis oder im Abschiebeflieger. Aber den 95% oder mehr Migranten, die einfach nur dankbar sind aus einer lebensbedrohenden Situation entkommen zu sein künftig die Einreise zu
Verweigern ist keine Lösung und schon garnicht für unsere Probleme in Deutschland.

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Hallo zusammen,
In diesem Zusammenhang würden mich drei Fragen interessieren.

  1. Nach Solingen wurden Grenzkontrollen eingeführt. Danach kam Magdeburg, Augsburg und jetzt München.
    Kann es also sein dass wir die Polizisten, die aktuell an der Grenze stehen, vielleicht besser im Land benötigen?

  2. Die Huhn oder Ei Frage.
    Kann es sein dass Menschen mit nichtdeutschem Pass und ungewisser Perspektive in Deutschland auf Grund der politischen Lage nervös werden und sich dadurch radikalisieren. Natürlich sind diese Straftaten nicht überproportional (außer in den Medien), aber dennoch medienwirksam.

  3. Gibt es Hinweise, dass ausländische Geheimdienste dahinter stecken könnten. Gerade Kräfte östlich von Europa haben ein Interesse an instabilen Verhältnissen im Herzen Europas

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Es wird einfach konsequent an der Realität vorbei diskutiert. Wenn die Forderung ist, Menschen anhand von ihrer Zugehörigkeit zu „Risikogruppen“ zu kategorisieren, kann man ja mal schauen, welche Faktoren statistisch am meisten mit Kriminalität korrelieren. Und das sind dann Aspekte wie

  1. Männliches Geschlecht
  2. Junges Alter
  3. Geringe formale Bildung und geringes Einkommen

Ich würde wetten, dass diese Faktoren signifikanter sind, als ein Migrationshintergrund. Trotzdem fordert in der Union keiner Präventivhaft für alle Männer unter 40, sondern lieber, Geflüchtete pauschal in Abschiebehaft zu nehmen.

Dazu kommen dann bei Geflüchteten noch potentielle vergangene Traumata und die mit unserem Asylsystem und Duldungen einhergehende Perspektivlosigkeit und Frustration.
Mögliche Lösungen wie schnelle Arbeitserlaubnisse werden aber abgelehnt, weil man die Personen dann ja schwieriger abschieben könne und Gelder für Sozialarbeit und Sprach- und Integrationskurse werden auch gekürzt.

Es ist schlicht falsch, so zu tun, als wäre maximale Härte gegen alle ohne deutschen Pass die einzige oder angemessenste Lösung.

Da klingt ein bisschen der liberal-konservative Teufelskreis raus: Zuerst die staatlichen Institutionen kaputtsparen und dann auf deren angebliche Unfähigkeit verweisen und so tun, als wäre die gewählte Politik deshalb völlig alternativlos.

Wenn du dir die Zahlen an Geflüchteten anschaust (insbesondere die nicht-ukrainischen, denn mit weißen Geflüchtete hat die Union ja weniger ein Problem :slight_smile: ), dann ist einfach kein Notstand erkennbar. Deutschland wird nicht überrannt.


Ergänzung: Es gibt selbstverständlich spezifische Faktoren, die zum Beispiel islamistische Gewalt fördern. Dagegen muss auch vorgegangen werden. Die Lehre aus den Anschlägen sollte natürlich nicht sein, dass schon alles okay ist und man nichts tun muss.
Aber auch hier: Ich höre von der Union nicht, dass Aussteigerprogramme, Integration und Deradikalisierung gefördert werden sollen. Ich hab auch nichts davon gehört, dass die sehr oft unions-geführten Innenministerien die scheinbar völlig dysfunktionale Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Sicherheitsbehörden verbessern wollen. Schnelle Arbeitserlaubnisse und Finanzierung von Sprach- und Integrationskursen und Sozialarbeit fordert auch keiner.

Gerade die aktuelle Stimmung in Deutschland führt auch dazu, dass die gesellschaftlichen Räume, in denen Integration funktionieren kann, kleiner werden. Und Isolation und Perspektivlosigkeit sind selbstverständlich auch Faktoren, die einen anfälliger für Radikalisierung machen.

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Wenn ein Muster auffällt, gibt es zwei Möglichkeiten:

Die naheliegende Erklärung:

Die Täter sind radikalisierte Einzeltäter oder Kleingruppen, die in einer gesellschaftlichen Spannungslage agieren.

Radikalisierung passiert oft wellenartig, besonders durch Nachahmungseffekte.

Wahlkampfzeiten bedeuten maximale mediale Aufmerksamkeit, also sind sie für Täter „attraktiver“

Die Verschwörungsannahme:

Es gibt eine gezielte Steuerung durch „irgendwen“, der genau diese Anschläge „will“.

Diese Akteure setzen gezielt auf Anschläge, um eine bestimmte Partei zu stärken.

Warum sollte man sich für Option 2 entscheiden, wenn Option 1 schon eine völlig plausible Erklärung bietet? Behörden sollten natürlich jedes Szenario prüfen, aber nicht, weil ein Bauchgefühl sagt: „Das wirkt irgendwie inszeniert.“

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Natürlich brauchen wir langfristige Lösungen wie europäische Zusammenarbeit, Prävention und mehr Polizei, aber das dauert Jahre. Was tun wir bis dahin?

Priorisierung – Mit 20% Aufwand 80% Wirkung erzielen?

Wir können nicht alles auf einmal umsetzen, also müssen wir die effektivsten Maßnahmen priorisieren:

Abschiebung von Mehrfach-Straftätern („Zweite Straftat = Abschiebung, wenn möglich“).

Gezielte Grenzkontrollen, um illegale Einreisen zu reduzieren.

Schnellere Asylverfahren, um Klarheit zu schaffen.

Diese Maßnahmen sind relativ einfach umsetzbar und haben eine große Wirkung Im Gegensatz zu langfristigen Reformen, die Zeit und Ressourcen erfordern.

Pragmatismus statt Ideologie

Zuerst das umsetzen, was sofort Wirkung zeigt.

Grenzkontrollen flexibel und gezielt einsetzen. Nicht als Symbolpolitik.

Mit minimalem Aufwand die größten Effekte erzielen, das ist kluge Politik.

Sie beseitigt aus jeden Fall die Ursache aus Deutschland, aber nicht die Ursache an für sich.

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Was mich an dem Prinzip etwas stört: wir sprechen nur über die vermeintlich schnelle und vordergründige „Lösung“, die notwendigen langfristigen Dinge, die die Problematik dauerhaft entschärfen könnten, werden erst gar nicht thematisiert, weil sich damit niemand beschäftigen wird.
Meine Einschätzung: nach der Wahl wird das Thema Migration und Abschiebung spürbar an Relevanz und Dringlichkeit einbüßen.

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Und genau deshalb sollten wir mit voreiligen News und Bekanntgabe von Details sehr vorsichtig sein
Er war eben nach aktuellem Stand kein Straftäter. Was CSU Innenminister Herrmann da gesagt war falsch.

Der junge Afghane, der in München mit seinem Auto in eine Menschenmenge gefahren ist, hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig“, sagte Herrmann am Abend der Nachrichtenagentur dpa. Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war. Vielmehr habe er stattdessen als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet. Weil er in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei, habe es Missverständisse gegeben. „Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge“, stellte Herrmann klar. Dies widerspricht den vorherigen Aussagen Herrmanns. Dieser hatte zunächst nach der Tat gesagt, der Mann sei polizeibekannt und wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen. Herrmann hatte am Mittag auch gesagt, dass es sich um einen abgelehnten Asylbewerber handele. Im BR sagte der CSU-Politiker nun: „Insofern war die zeitweilige Mutmaßung, er wäre ausreisepflichtig gewesen und hätte abgeschoben werden sollen, nicht richtig.“

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Und das ist exakt das, warum ich diese frühen Spekulationen ablehne. Bei den meisten wird jetzt hängen geblieben sein, dass es wieder ein „straffälliger Asylant“ war, und die Richtigstellung bekommt kaum jemand mit. Und damit hat der tolle Herr Innenminister höchstpersönlich Öl ins Feuer gegossen.

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Hätten wir doch mal auf Merz gehört, mit Grenzen dicht hätten wir sicherlich verhindert, dass jemand der seit 8 Jahren legal hier ist keinen Anschlag begeht.

Woher kommen eigentlich immer diese Gerüchte, die die Medien immer so fleißig nachplappern?

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Man könnte an Putin denken. Kurz vor der Wahl den Demokratiezerstörern noch einen Schub geben. Grosse Wirkung mit eher wenig Aufwand: Sich an einen verzweifelten, radikalisierten Flüchtling heranmachen und ihn mit Geld für die daheimgebliebenen Angehörigen oder radikale Gruppe locken, Mund halten, am besten tot sein, sonst gibt es Nichts. An Putins Skrupel würde es nicht scheitern.

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Naja die Medien plappern in dem Fall irgendwelche Aussagen vom Innenminister wieder, wo man von ausgehen kann, dass der sich ordentlich informiert hat und keine Halbgaren Infos raushaut. Auch wenn ich mich schon Frage wie bei solchen Aussagen zweimal man so komplett falsch liegen kann. Also so schwer ist das doch nicht nen Aufenthaltstitel und Straftaten abzufragen oder?!

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Vielleicht wäre es mal eine Idee, eine Art Übereinkommen zwischen Presse, Polizei und Politik zu zu vereinbaren, dass über solche Taten in den ersten 24 Stunden nur minimal berichtet wird bzw. generell keine Aussagen zum Täter und Tathergang gemacht werden. Für die Öffentlichkeit ist es doch völlig irrelevant, ob man heute oder morgen davon erfährt.

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