Jülich Broich

Hallo zusammen,

hier mal eine Frage in die Lage Runde.
In meinem Heimatort (~1100 Seelen kaff) gibt es aktuell eine große Empörungswelle. Es soll eine Flüchtlingsdurchgangsunterkunft mit maximal 500 Personen errichtet werden.
Die Gegenargumente klingen für mich wie die typischen, rassistisch motivierten, Dorfmenschen Scheinargumente.
Angebliche Überfremdung, angebliche Kriminalität…
Die harmloseren Aussagen findet man in dieser Petition:

Meine Frage ans Forum ist folgende:
Ist das nur meine persönliche Abneigung gegen rechtskonservative Meinungen oder hat die Petition tatsächlich auch sinnvolle Argumente?

Viele Grüße
Hans

Das zeigt ganz gut die zentralen Probleme der Flüchtlingsunterkünfte auf. Egal, wo man sie bauen wird, es gibt Widerstand. Zugegeben, dass ein 1100 Einwohner-Ort ein Problem mit einer Erstaufnahme-Unterkunft für 500 Menschen hat, ist erstmal nachvollziehbar, da das natürlich das Leben vor Ort deutlich ändern wird. Aber eine Petition wie diese sollte niemals den Sprachgebrauch der Rechten („Überfremdung“) verwenden, das ist einfach ein Wort, mit dessen Verwendung man sich schon abseits stellt.

Auch andere Forderungen sind hoch-problematisch, z.B. die Forderung, eine Unterkunft stattdessen abseits der Wohnbebauung einzurichten. Hier werden die Interessen der Flüchtenden an Teilhabe am Leben einfach mit Füßen getreten, es wird quasi keine Unterkunft, sondern ein Lager gefordert - am besten noch bewacht (und zwar nicht gegen Nazis, sondern wie ein Gefängnis…).

Andere Forderungen gehen an den Realitäten vorbei. Eine dezentrale Unterkunft, am besten in angemieteten Wohnungen ist natürlich generell vorzuziehen, aber hier wird über eine Erstaufnahmeeinrichtung geredet, also gerade eine temporäre Unterkunft für die erste Zeit. In diesen ZUEs (die Macher der Petition sollten sich mal über das Konzept informieren!) geht es gerade um die Registrierung, Ersterfassung und ärztliche Untersuchung auch zum Schutz der Bevölkerung vor Infektionskrankheiten (ein Thema, das den Rechten sonst immer so wichtig ist…). Es geht gerade um all die Dinge, die vor einer dezentralen Verteilung auf die Kommunen geschehen müssen und die am besten in zentralen Einrichtungen bewältigt werden können. Nach einer (im Idealfall sehr kurzen!) Unterbringung in einer solchen Einrichtung sollte dann die Verteilung auf die Kommunen, idealerweise in Mietwohnungen, erfolgen. Der beste Weg, solche zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen „klein“ zu halten wäre daher auch hier eine Beschleunigung der Verfahren, denn auch die Flüchtlinge wollen nicht länger als nötig in diesen Einrichtungen bleiben. In einem idealen System würde diese Erstaufnahme-Unterbringung keine Woche dauern, in der Realität dauert es in der Regel Monate und kann im schlimmsten Fall bis zu 24 Monate dauern. Daran muss gearbeitet werden, dann bräuchte so eine Einrichtung auch keine 500, sondern nur 50 Plätze…

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