Ist Ungleichheit zu wenig diskutiert?

Aber verstehen Sie den Vermögensaufbau bei genau dieser Gruppe nicht als Umverteilung? Es gibt nur begrenzt viele Immobilien und wenn ein kleiner Teil der Bevölkerung den Großteil besitzt und den Markt so krass bewegen können (Beispiel Berlin), wann könnte jemand überhaupt Einsteigen (ohne Darlehn von Reichen)? Oder wie könnte man mit seinem Vermögen aussteigen (also Haus Verkaufen mit Gewinn) wenn das Alternativ eh teuer gemacht war (Mieten in gleiche Gegend)? Hier sehe ich wieder die fehlende Besitzquote eher als ein Resultat statt Ursache.

Hinter jeder extremen Bereicherungsstory (egal ob Tellerwäscher zu Millionär oder Millionär zu Milliardär) stehen doch Strukturen, die eher für eine ungleiche Gesellschaft stehen, oder? Es würde ja auch niemand behaupten, dass es in Russland nach der Sowjetunion wenig Ungleichheit gab, da es ja so viele Rags to Riches Stories gibt.

Die Ungleichheit in Deutschland würde sich doch nicht deshalb verringern, wenn wir mehr megaerfolgreiche Startups hätten. Ist für mich ein ganz anderes Thema, das nicht so viel mit Ungleichheit zu tun hat.

Auch da greift das Vermögen essenziell. Wenn du viel Geld hast kannst du dir teure Hobbys leisten, eigene Lehrer und was wichtiger ist: Zeit. Meine Frau und ich kümmern uns mit allem was wir haben um unsere Kinder (2 und bald 4), aber eben neben einem nun mal existenten Haushalt und zusammen 73 Stunden arbeiten in der Woche. Und weniger geht nicht, weil es sonst finanziell zu knapp wird. Und wir fahren nicht zig mal in Urlaub oder fliegen gar oder kaufen dauernd Autos. Von daher hat @TilRq da zu 100% recht und du machst es dir da sehr einfach.

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Die Tellerwäsche-Geschichte war schon immer ein Mythos.

Das liegt daran, dass Menschen aus einem ärmeren Elternhaus einen schlechteren Zugang zu Bildung haben und weniger stark zum Risiko neigen.
Bevor du an Umverteilung denkst, sollten wir schauen, wie wir das Schulsystem durchlässiger machen können und Zugang zu modernen Techniken wie ein 3-D-Drucker nicht nur in Internaten, damit viele Kinder daran spielerisch herangeführt werden.

Nebenbei ist Scheitern die Regel, Erfolg der Ausnahmefall. Vielleicht sollte viele Erfolgreiche mal schildern, wie oft sie auf den Weg gescheitert sind.

Genau. Dafür könnte man das Vererben großer Vermögen massiv besteuern und damit die Startchancen für Gründer verbessern. Ziel sollte sein, das alle 10 neu Milliardäre Gründer sind. (die Kritik daran, dass es überhaupt Milliardäre gibt mal außen vor gelassen)

Was sind denn die Bedingungen dafür dass Menschen das Risiko einer Gründung (mehrmals) eingehen bis sie letztendlich erfolgreich sind? Mir scheint in den USA ist es die Herkunft aus einer wohlhabenden gut vernetzten Familie.

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Soweit ich weiss sind Steuern, die beim Kauf einer Immobilie anfallen, ja „nur“ die Grunderwerbssteuer, danach dann die Grundsteuer. Die Grunderwerbsssteuer liegt zwischen 3% und 6% des Kaufpreises. Ob das jetzt einem Durchschnittsverdiener einen Kauf einer Eigentumswohnung ermöglicht halte ich doch für eine mutige Aussage.

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Ein Beispiel:
Für die erste selbstgenutzte Immobilie entfallen die Grundsteuer und die Kosten für den Grundbucheintrag. Damit senken wir die Kaufnebenkosten, die in der Regel aus dem Eigenkapital kommen sollten. (Haltepflicht: 10 Jahre – sonst fallen die Kosten nachträglich an.)

Zusätzlich gibt es eine Förderung durch ein KfW-Darlehen in Höhe von 50–80 % des Kaufpreises mit einer Zinsbindung von 20-30 Jahren zum Leitzinssatz, ohne Risikoaufschlag. Damit könnten sich viele Ihre Wohnung leisten in der sie selbst wohnen und heute Miete zahlen.

Gegenfinanzierung:
Die Steuerfreiheit auf Gewinne mit Immobilien, die 10 Jahre gehalten wurden entfällt für Investoren.

Effekt:
Wenn gleichzeitig die Steuerfreiheit für Investoren entfällt, sinkt die Nachfrage in diesem Bereich stark. Dadurch gleicht sich der Anstieg der Nachfrage auf der Selbstnutzer-Seite aus – wir müssen also nicht mit hohen Preissteigerungen rechnen.

Damit hätten wir die größte Umverteilung, die durch ein einzelnes Instrument möglich ist. Es wird nicht nur Vermögen umverteilt, sondern auch Verantwortung („Eigentum verpflichtet“) und die künstlich staatlich angefeuerten Spekulationen würden stark eingedämmt.

Anmerkung: Neubau würde ich nochmal anders behandeln, weil die Investorengelder hier einen Nutzen entfalten können.

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Weil angesichts des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage Wohneigentum in den Lagen, in denen dringend welches benötigt wird, weil dort eben auch die Jobs sind, so teuer ist, dass Steuern schlicht das geringste Problem eines Mittelschichtlers ohne Erbe ist.

Wenn eine Dreizimmerwohnung in okayem Zustand und nicht eingeklemmt zwischen Stadtautobahn und Mülldeponie nördlich einer halben Millionen Euro zzgl. Maklergebühr kostet, dann kannst Du die Steuern auf null senken: Die allermeisten Menschen werden ohne familiäres Vermögen dennoch nie einen Kredit in solcher Höhe bekommen, insbesondere dann nicht, wenn ihr aktuelles Gehalt zu einem so hohen Anteil für ihre aktuelle Miete draufgeht, dass sie nicht in der Lage sind, nennenswertes Eigenkapital anzusparen.

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Und an - extrem teuren - Eliteuniversitäten Netzwerke aufgebaut haben, über die sie an Finanzierung gekommen sind.

Stanford, Yale, MIT kosten 80.000 Dollar im Jahr und mehr. Das sind definitiv nicht die Kinder von Tellerwäschern, die dort den Grundstein für ihr künftiges Tech-Unternehmertum legen.

EDIT: Habe ein doppelt vorkommendes Wort gelöscht

Deine Behauptung deckt sich nicht mit der weithin bekannten Empirie, dass Kinder aus wohlhabenden oder gebildeten Familien deutlich bessere Startchancen im deutschen Bildungssystem haben:

Mehrere aktuelle empirische Studien belegen, dass Kinder aus wohlhabenden oder gebildeten Familien deutlich bessere Startchancen im deutschen Bildungssystem haben:

Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)

Diese Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass die Arbeitslosigkeit der Eltern während der Grundschulzeit ihrer Kinder langfristige negative Auswirkungen auf deren Bildungserfolg hat[1]:

  • Kinder mit einem arbeitslosen Vater erreichen mit 30 Prozentpunkten geringerer Wahrscheinlichkeit das (Fach-)Abitur.
  • Die Wahrscheinlichkeit eines Studienabschlusses sinkt um fast 9 Prozentpunkte.

Expertise der Wübben Stiftung Bildung (2024)

Diese systematische Überblicksarbeit kommt zu dem Schluss, dass sich der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbenachteiligung in den letzten Jahren nicht verringert, sondern teilweise sogar verstärkt hat[5]:

  • Bildungschancen sozial benachteiligter Schüler sind über die gesamte Bildungsbiografie eingeschränkt.
  • Strukturelle Faktoren wie der erschwerte Zugang zum Gymnasium verstärken die Benachteiligung.

Forsa-Umfrage für den Studienkreis (2025)

Diese aktuelle Elternbefragung unterstreicht die Wahrnehmung ungleicher Bildungschancen[7]:

  • 97% der Eltern fordern, dass die Bundesregierung für eine bessere Förderung unabhängig vom Elternhaus sorgt.
  • 78% der Eltern geben an, dass Schulen nicht ausreichend individuell fördern.

Expertise „Woher und Wohin“ (2024)

Diese Studie belegt die anhaltende und sich teilweise verstärkende Bildungsungleichheit in verschiedenen Kompetenzbereichen[8]:

  • Im Lesen liegen sozial benachteiligte Schüler am Ende der Pflichtschulzeit rund zwei Lernjahre zurück.
  • In Mathematik ist der Anteil der Schüler, die Mindeststandards nicht erreichen, in zehn Jahren von 18% auf 30% gestiegen.
  • In den Naturwissenschaften beträgt der herkunftsbedingte Kompetenzunterschied zwei bis dreieinhalb Lernjahre.

Diese Studien zeigen deutlich, dass der Bildungserfolg in Deutschland nach wie vor stark von der sozialen Herkunft abhängt und Kinder aus privilegierten Familien signifikant bessere Startchancen haben.

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Quellen

[1] Studie von Wirtschaftsforschern: Arbeitslosigkeit der Eltern prägt … https://www.news4teachers.de/2023/03/studie-von-wirtschaftsforschern-arbeitslosigkeit-der-eltern-praegt-spaetere-bildungskarriere-schon-von-grundschuelern/
[2] Migrationshintergrund: Doppelt benachteiligt im deutschen … - Nifbe Migrationshintergrund: Doppelt benachteiligt im deutschen Bildungssystem? - nifbe e.V.
[3] Für mehr Bildungsgerechtigkeit: das Startchancen-Programm Für mehr Bildungsgerechtigkeit: das Startchancen-Programm | DLR Projektträger
[4] [PDF] 5 2024 VORABDRUCK Ungleiche Bildungschancen - dpaq.de https://dpaq.de/EZ5tkCp
[5] Wübben Stiftung Bildung veröffentlicht Expertise zum … https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/pressemitteilung-woher-und-wohin-2024/
[6] Startchancen-Programm - BMBF Startchancen-Programm - BMBF
[7] Forsa-Umfrage: Bildung und Chancengleichheit - Studienkreis Forsa-Umfrage: Bildung und Chancengleichheit
[8] Der Effekt der sozialen Herkunft - Das Online-Magazin für Schulen … Der Effekt der sozialen Herkunft - Das Online-Magazin für Schulen im Brennpunkt
[9] Praxis und Forschung gemeinsam für bessere Startchancen Praxis und Forschung gemeinsam für bessere Startchancen | Universität Mannheim
[10] [PDF] Investitionen in Kinder wirkungsvoll gestalten https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2024/Gutachten_Investitionen_in_Kinder__UNICEF_2024.pdf
[11] Wie sehr hängen Bildungsverläufe von der sozialen Herkunft ab? Bildungsbiografie: Wie sehr hängen Bildungsverläufe von der sozialen Herkunft ab?
[12] [PDF] Das Startchancen-Programm. Los geht’s. - Wübben Stiftung https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/wp-content/uploads/2024/09/WSB_imapaktmagazin_DasStartchancen-Programm_September_2024.pdf
[13] TIMS-Studie: Kinder aus armen Familien werden immer krasser … TIMS-Studie: Kinder aus armen Familien werden immer krasser benachteiligt! - News4teachers
[14] [PDF] Woher und wohin 2024 – Soziale Herkunft und Bildungserfolg https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/wp-content/uploads/2024/11/WST-47-001-WOHER-UND-WOHIN-WEB_final.pdf
[15] Wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms Wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms
[16] [PDF] BESSERE BILDUNG 2035 - Wübben Stiftung https://www.wuebben-stiftung-bildung.org/wp-content/uploads/2025/01/WuebbenStiftungBildung_BessereBildung2035.pdf
[17] [PDF] Ungleiche Bildungschancen - SVR Migration https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2025/01/SVR-Fakten-zu-ungleichen-Bildungschancen-2025.pdf
[18] Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder“ - Deutscher Bundestag Deutscher Bundestag - Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder“
[19] [PDF] Nationalen Aktionsplanes „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ https://www.bmfsfj.de/resource/blob/231862/4e3eada93af3956e68861c92e3b88c0f/nationaler-aktionsplan-neue-chancen-fuer-kinder-in-deutschland-data.pdf
[20] Bildungsgerechtigkeit? - (K)eine Chance! - Analytik NEWS Bildungsgerechtigkeit? - (K)eine Chance!

Nach Auffassung von Piketty (dessen Meinung ich Teile) hat #inequality sehr viele Dimensionen die zu einer extrem ungleichen Kapitalverteilung bei wenigen Reichen führen.
In seinem Buch „Kapital und Ideologie“ wird sowohl die Geschichte, als auch die aktuellen Dimensionen von inequality analysiert.
U.a. Bildung, fehlende Daten über Vermögensverteilung und die gezahlten Steuern (Die 2009 beschlossene Steuerreform führte dazu, dass die Kapitalertragssteuer als Quellensteuer bei den Banken abgegolten wird und die Daten von den Banken nur anonymisiert an die Finanzämter übermittelt werden. Diese anonymisierten Daten können nicht mehr Personen zugeordnet werden und es ist nicht klar, wer wie viele Kapitalanlagen besitzt.) ungleiche Steuern, Steuerhinterziehung.

Piketty nennt als positives historisches Beispiel die Steuerreformen nach dem 2. Weltkrieg die zu einer erheblichen Reduzierung der inequality geführt haben. Verschiedenste Steuerreformen die unter dem Begriff „Lastenaufgleich“ zusammengefasst werden können und bis 1952 beschlossen wurden, sahen eine extrem hohe Besteuerung der Superreichen vor (bis zu 90%). Dies führte zu einem Wirtschaftswachstum („Wirtschaftswunder“) und nicht zu einer Abschwächung dieser. Dieses hielt bis in die 1980er Jahre. Dort erreichte die inequality ihren Tiefpunkt und stieg bis heute wieder auf ein hohes Maß an.

Als Lösung nennt Piketty eine gemeinsame europäische Besteuerung der reichsten Leute. Dabei sollte diese Besteuerung kritische begleitet werden und falls nötig angepasst werden. Dazu bedarf es dann natürlich möglichst viele Daten über vorhandenes Kapital und wie es verteilt ist.

Ein Versuch die inequality zu erfassen stellt die World Inequality Database (WID) (https://wid.world/) dar.

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@Tinifee - lies bitte nochmal mein Beitrag darüber, einige der Probleme, die du ansprichst, können dadurch gelöst werden.

In erster Linie wäre mein Anspruch, dass wir dafür sorgen, dass jeder finanziell in die Lage versetzt wird, die gemietete Wohnung auch kaufen zu können.

Siehe Beispiel:

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Right-to-buy hat man in Großbritannien nun ein paar Jahrzehnte lang ausprobiert. Hat leider auch nicht für eine gleichere Vermögensverteilung gesorgt. Das Problem ist ein massiver Mangel an Wohnraum. Solange Mangel besteht, gehen die Preise hoch. Oder zumindest nicht runter - und bleiben damit für zu viele unerreichbar.

Wer kein Geld für eine Eigentumswohnung hat, dem hilft es nicht, die eigene Mietwohnung hypothetisch kaufen zu können. Geht seine Mietwohnung in den Verkauf und die aktuellen Mieter können sie sich nicht leisten, dann wird vermutlich ein Unternehmen mit kommerziellen Interessen einspringen. Macht für den Mieter gar nichts besser. Schafft für Menschen auf der Suche auch keine einzige Wohnung mehr.

Der Mangel muss beseitigt werden. Mangel an Sozialwohnungen in staatlicher Hand einerseits – hier wären zur Finanzierung eine ordentliche Erbschafts- und Vermögenssteuer ein gangbarer Weg – aber eben auch der Mangel an Wohnungen insgesamt. Hier müsste man sich evt. mal anschauen, wie gebaut wird.

Ich beschäftige mich aktuell mit der Idee von Supply Side Liberalism und finde darin ein paar vielversprechende Ansätze.

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Das amerikanische Hochschulsystem könnnen wir aber in Deutschland nicht ändern, so ungerecht es auch ist.

Icjh finde, man solllte sich zu Piketty mal die Gegenstimmen anhören. Es ist interessant, dass wenige der reichsten Menschen von 1987 noch auf der aktuellen Liste ganz oben zu finden sind, der damals Tareichste Mann laut Forbes Tatsumi oder seine Erben, das sind die Menschen hinter Nitendo, befindet sich nicht mehr an der Spitze.
Wenn Musk so weiter macht, wird er in paar Jahrzehnten nicht mehr zu den reichsten Menschen gehören.

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Es geht nicht um ein „Right-to-buy“, sondern um eine „chance-to-buy“ - ganz vereinfacht, dass die Rate nach dem Kauf ungefähr der vorherigen Miete entspricht und dann einfach 20-25 Jahre durchläuft.

Das ist nochmal ein eigenes Thema. Der krasse Mangel in Berlin-Mitte, München oder Stuttgart wird sich damit nicht lösen lassen. Aber am Ende wird nicht jeder da wohnen können, egal wie man es verteilt.

Für die 85% die nicht in so einem extremen Ballungsraum wohnen, wäre das Modell allerdings hilfreich zum Vermögensaufbau.

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Darum geht es mir auch nicht.
Aber das Argument „schaut euch das amerikanische System an, da gibt es so viele Einhorn-Start-Up Gründungen, warum sind wir deutsche nicht so unternehmerisch? Pull yourself up by your bootstraps!“ geht nicht auf.

Diese erfolgreichen Gründungen sind keineswegs Belege dafür, dass es jeder schaffen kann, wenn man bloß gut genug/mutig genug/hart arbeitend genug ist. Bevor Leute in den USA Finanzierungen für ihre Start-Ups bekommen, sind sie durch zahlreiche Tore gelangt, durch die man meistens nur mit Geld kommt.

Chancengleichheit haben wir aktuell nicht. Weder hier, noch in den USA.

Naja, nur weil die gleichen Personen oder Familien nicht ewig ungebrochen auf den Top 10 der weltweit reichsten Menschen der Welt sitzen bleiben, ist das in meinen Augen keineswegs ein Argument für soziale Durchlässigkeit.

100 Leute, die darum konkurrieren, die reichsten Menschen der Welt zu sein, werden nicht plötzlich normalos, die normalen Spielregeln unterworfen sind, nur weil sie aus der Top-10 fliegen.

Die Erben von Musk und Kimishima werden auf Generationen nicht arbeiten müssen, egal was diese Männer oder ihre Erben anstellen. Sie werden sich auch nie Gedanken um Mittel zur Firmengründung, zum Zugang zu Bildung oder zum Kauf von Wohnraum machen müssen. Auch wenn es andere Menschen gibt, die noch reicher sind.

Ich verstehe nicht, wo in der Tatsache, dass in der Hierarchie der reichsten Menschen der Welt Bewegung ist, irgendein Argument für Chancengleichheit stecken soll?

Edit: Fehlendes Wort

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Polemik à la „es kann nicht jeder in Berlin-Mitte wohnen“ ist, finde ich, wenig zielführend.

Es fehlen Bundesweit etwa 550.000 Wohnungen, verteilt auf 77 Städte.

Laut der Hans Böckler Stiftung fehlen rund 1,9 Millionen günstige Wohnung.

Wohnungsnot in Deutschland - Zahlen, Fakten, Studien - Hans-Böckler-Stiftung.

Um zu schauen, warum „können halt nicht alle in xyz wohnen“ eben keine nachhaltige Politik ist, kann ich einen genaueren Blick auf San Francisco, bzw. halb Californien sehr empfehlen. Oder auch London. Oder Paris. Denn auch Großstädte brauchen Menschen, die sich um Dinge wie Kinderbetreuung, Müllabfuhr etc. kümmern und die halt irgendwo wohnen müssen, nicht remote arbeiten können und nicht zwei Stunden pro Strecke pendeln möchten.

Darüber hinaus: Es soll Ungleichheit adressieren, wenn ein Programm es Menschen, die einen gut bezahlten Job haben und ohnehin schon in begehrten Lagen leben ermöglicht, ihre Wohnung zu kaufen, während man denen, die einfach keine halbe Millionen plus abbezahlen können, sagt: Tja, sorry, kann halt nicht jeder teilhaben? Zieh halt nach Chemnitz oder Duisburg?

Ich sähe das Geld ehrlich gesagt lieber in Nachverdichtung und einer massiven Bauinitiative von sozialem/staatlichem Wohnungsbau angelegt. Außerdem müsste man an Dinge wie Traufhöhen und Baugenehmigungen mal ran. Und vielleicht wäre es in der Architektur mal an der Zeit, über den Bau von Hochhäusern irgendwo in der Mitte zwischen Gropius-Stadt und Luxusapartments nachzudenken. Es gibt sicherlich Möglichkeiten, sowas angenehm und bezahlbar zu gestalten.

Du bist (wie eigentlich immer) sehr um Zahlen, Daten, Fakten und Quellen bemüht, und all´ diese sind natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. Mir geht es um folgendes:

Ein Kind ist sozial benachteiligt, wenn seine seelischen und körperlichen Grundbedürfnisse wegen ungünstiger äußerer Lebensbedingungen nicht oder nur unzureichend befriedigt und dadurch seine Gesundheit und Entwicklung beeinträchtigt werden.
…. Soziale Benachteiligung ist deshalb kein schichtspezifisches und kein ausschließlich materiell bedingtes Phänomen. Allerdings nimmt das Risiko mit dem Grad der sozialen Stressbelastung signifikant zu und der sozioökonomische Status ist dafür ein aussagefähiger Indikator.

Quelle:

Natürlich haben es Kinder aus Familien mit mehr finanziellen Ressourcen an bestimmten Stellen leichter. Aber Bildungserfolg hängt eben nicht nur vom materiellen Hintergrund ab, sondern auch vom Kümmern ums Kind.
Meine Frau ist Grundschullehrerin und stellt seit Jahren fest, dass Kinder bei der Einschulung einen immer geringeren Wortschatz haben. Ohne Studie ist ihre Erklärung: mehr Fernsehen, mehr Tablet, weniger Vorlesen, weniger Bücher.
Laut Stiftung Lesen lesen über ein Drittel der Eltern ihren Kindern nichts mehr vor. Was Vorlesen bringt:

Vorlesen kann jeder, auch der in der ersten Studie genannte arbeitslose Elternteil.
Jedes Elternteil kann zumindest bis zur 8. Klasse bei den Hausaufgaben helfen. Jeder kann Vokabeln abhören.
Zu Vereinen: Mein Sohn spielte in der Schule Schach (kostenfrei) im Verein Fussball (35 € Beitrag im Jahr).
Tochter spielt Tischtennis (selber Vereinsbeitrag).
Da ich im Verein ehrenamtlich als Trainer arbeite, weiß ich, dass sozial schwachen Familien der Beitrag auf Antrag voll erstattet wird.
Daher ja - deine Studien zeigen sicher eine Tendenz, aber jeder kann sich dem mit eigenem Engagement auch mit geringeren finanziellen Ressourcen entgegenstellen.

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