Ist Landflucht gut oder schlecht?

Der Osten Deutschlands ist eine der von Überalterung der Gesellschaft am stärksten betroffenen Regionen Europas. Junge Leute ziehen in wirtschaftlich erfolgreichere Regionen - vor allem Städte - und lassen alte, frustrierte AfD-Wähler zurück.

Neben der politischen Dimension gibt es natürlich eine wirtschaftliche und ökologische Dimension. Investitionen in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte und wenig Industrie lohnen sich nicht. Besonders junge, gebildete Menschen ziehen weg und nehmen den Regionen die Grundlage aus der Abwärtsspirale heraus zu kommen. WLAN in den Dörfern, wie es laut diesem Guardian Artikel vom März 2020 die EU anstrebt, wird das nicht umkehren können.

Politisch ist es ein Problem, dass ganze abgehängte Regionen ihr Heil in rechten Populisten suchen.

Wirtschaftlich ist es ein Problem, da Investitionen in diese Regionen sehr teuer (pro Einwohner) und wenig erfolgversprechend sind.

Aber was ist mit der ökologischen Perspektive? Macht es überhaupt Sinn sich gegen diesen Trend zu stemmen? Warum sollte man viel Geld dafür ausgeben, die Bevölkerung möglichst gleichmäßig über das Land zu verteilen?

Ich bin kein Experte aber es scheint mir aus jeglicher Hinsicht sinnvoller zu sein, die Urbanisierung sogar zu unterstützen und statt der Förderung ländlicher Regionen lieber nachhaltiges Leben für alle in Ballungszentren zu fördern. Gibt es hierzu Studien? Ich wäre an einer Diskussion hier im Forum oder in der Lage sehr interessiert.

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Den gesamten Themenkomplex in einem Absatz zu bearbeiten bekomme ich nicht hin, mir gehen zu viele Gedanke dazu durch den Kopf.

Den Osten aufgrund seiner Landflucht zur AfD-Hochburg zu machen greift wesentlich zu kurz. Selbst das würde hier den Rahmen sprengen.

Ich persönlich halte halte die Landflucht für sehr problematisch. Er ist aber in Zeiten der Effizienz-Steigerungen ein logischer Effekt. Es ist wesentlich einfacher Dinge in Ballungszentren zu bekommen und zur Verfügung zu stellen, als alles über das gesamte Land zu verteilen. Gerade in strukturschwachen Regionen wird es immer schwieriger adäquate Arbeitsplätze zu finden und zur Verfügung zu stellen. Tesla baut nicht umsonst in Brandenburg anstatt im Pfälzer Wald.

Mit der Landflucht einher geht eine Flächenversiegelung, die kein Ende nehmen wird. Bis zum heutigen Tag werden deutschlandweit über 50ha am Tag versiegelt. Die jetzige (noch)-Regierung wollte dies ich glaube auf 30ha runterbringen, selbst das ist noch zu viel. Und viele Menschen wollen das nicht mehr. In meiner Region fanden am 26.09. drei Bürgerentscheide statt, in denen es um Baugebiete und Industriegebiete ging. Alle 3 wurde von von der Bevölkerung abgelehnt. Aber es existiert auch kein Wohnraum mehr in diesen Regionen. Das ist für mich einer der Hauptgründe die Bevölkerung gleichmäßig über das Land zu verteilen, auch wenn das nicht mehr funktionieren wird.

Einfach immer weiterzubauen und woanders Betonwüsten zu hinterlassen ist für mich keine Lösung. Aber leider wird sich dieser Trend vermutlich fortsetzen.

Hi OHB,

Ich verstehe das Problem in den Städten schnell genug bezahlbaren, attraktiven und nachhaltigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Irgendwie verrückt auf der anderen Seite ganze Siedlungen auf dem Land einfach verfallen zu lassen. Aber nüchtern betrachtet erscheint es mir unausweichlich.

Die Landversiegelung ist tatsächlich in urbanen Gebieten durch die höhere Bevölkerungsdichte geringer als auf dem Land. Also auch eher ein Grund für Urbanisierung wegen effizienterer Landnutzung.

Dass diese Regionen zu AfD Hochburgen werden, ist kein Automatismus aber scheinbar aktuell nicht zu verhindern. Man wird den zurückgebliebenen Alten nicht mehr Bildung beibringen. Das Wahlsystem sollte dann aber sicherstellen, dass die Politik die tatsächlichen Mehrheiten in der Bevölkerung repräsentiert und nicht wie in den USA eine radikale Minderheit in der Lage ist die Regierung zu stellen.

Viele Menschen bevorzugen aktuell noch das „ruhige“ Landleben. Man sieht aber aktuell eine starke Entwicklung hin zur autofreien Stadt, wodurch es hoffentlich bald passieren wird, dass Kinder in den Städten wieder auf den Straßen spielen, während sie in den vom Auto abhängenden Regionen weiterhin auf Spielplätzen eingesperrt werden. Das wird die Attraktivität der Städte weiter erhöhen und die Landflucht weiter verstärken.

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Ich komme gebürtig vom Land und lebe derzeit noch städtisch. Ich persönlich finde eine Stadt, selbst autofrei, kann für Kinder nie die Attraktivität des Ländlichen bieten. Kinder werden doch in der Stadt in oft verschmutzte Spielplätze gesperrt weil es draußen nur Beton gibt. Auf dem Land gibt es Wälder, Wiesen, Bauernhöfe und Bäche und somit viel mehr zu entdecken und zu erleben für Kinder.

Und die AfD hat speziell im Osten Erfolg weil sie dort nicht nur zurückgelassene abholt sondern weil der Osten einfach insgesamt seit der Wiedervereinigung nicht wirklich gewürdigt und gut behandelt wurde.

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Starker Tobak und extrem komplex dein Thema.

Grundsätzlich solltest du erstmal festlegen wenn du mit ‚ländlichem Raum‘ eigentlich meinst.

Ich wohne in einem Dorf mit gut 5000 Einwohnern, der Nachbarort hat ungefähr das doppelte. Nach der hier gebräuchlichen Definition sind wir ländlicher Raum.

Oder redest du von den noch kleineren Bauerndörfern die nichtmal mehr einen Dorfladen haben?

Was die reine Landversiegelung angeht dürftest du Recht haben, da es effektiver ist in der Stadt zu ‚stapeln‘ als Einfamilienhäuser.

Grundsätzlich glaube ich aber nach meinen Erfahrungen in Berlin und jetzt hier, dass man nicht zu doll auf Urbanisierung setzen sollte, da die damit einhergehende Anonymisierung nicht unbedingt zur Lebensqualität beiträgt.

In Berlin kannte ich deutlich mehr Leute als hier nur ist man diesen nie begegnet, wenn man nicht gezielt hingefahren ist.
Hier kenne ich zwar weniger, aber trotzdem treffe ich dauernd jemanden den ich kenne und mit dem ich ein paar Worte wechsle bevor ich weiter ziehe.

Für mich steht fest: nie wieder Großstadt.

Dazu braucht es aber Infrastruktur und Arbeitsmöglichkeiten, denn irgendwovon will man ja auch leben.
Das die Wahlmöglichkeiten im ländlichen begrenzter sind ist auch klar, aber trotzdem lässt sich hier in Schweden in Teilen eine Stadtflucht beobachten bei denen die Großstädte die Verlierer sind und gerade junge Familien der Kinder wegen auf’s Land ziehen.

Eigentlich fast ein Kreislauf als Jugendliche gehen sie dann in die Städte um als junge Eltern wieder raus auf’s Land zu ziehen.

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Hallo SevLu und Community,

spannendes Thema, das mich (wie viele andere auch) direkt betrifft. Du schreibst, dass die Urbanisierung für dich in jeglicher Hinsicht vorteilhaft erscheint. Welche Vorteile siehst du denn da? Du hattest in deinem ursprünglichen Post da keine konkreten Gründe genannt.

Mfg
Matder

Hi Matder,

Ich hatte in meinem ursprünglichen Post über die Aspekte Politik (vernachlässigte Regionen tendieren dazu sich zu radikalisieren), Wirtschaft (Infrastruktur auf dem Land zu fördern ist ineffizient) und Umwelt (Weite Wege und Abhängigkeit vom Auto sind nicht ökologisch) sinniert.

Ich finde es immer spannend Extrempositionen zu betrachten (es gibt nur noch Städte und zwischendrin Natur und Landwirtschaft). Am Ende wird es natürlich nie extrem aber es hilft bei der Diskussion.

Ich selbst bin auch Dorfkind und wohne im Eigenheim in der Vorstadt. Ich kann mir auch gut vorstellen in Zukunft in einem autarken Haus am See zu wohnen und gelegentlich mit dem mit PV geladenen Elektroauto zum Einkaufen zu fahren. Die Frage ist aber, ob die Politik das Landleben fördern sollte. Ist es für die Gesellschaft sinnvoll, sich möglichst gleichmäßig über das Land zu verteilen?

Hi SevLu,

spannendes Thema das du da anstößt.
Wie und wo will ich wohnen betrifft ja jeden, meist mehrfach in einem Leben, dazu kommt dann die auch die Frage wie und wo kann ich es mir leisten zu wohnen (beruflich & finanziell, wobei die beiden ja meiste stark korrelieren).

Auch kurz meine „Wohnhintergund“ um auch die Argumente besser einordnen zu können.
Bin in einem Dorf in Bayern aufgewachsen, der Auszug aus dem Elternhaus hat mich in zwei kleine Städte getrieben, darauf folgte eine mittelgroße Stadt mit ~500k Einwohnern (das war bis Anfang 30) und von da ging es dann steil bergab bis heute in einem kleinen Dorf (mit Eigenheim) mit ~200 Einwohner, ohne jegliche Geschäfte, Gaststätten und landwirtschaftliche Betrieb - ein reines Wohnidyll :wink:
Zum nächsten Ort haben wir aber auch nur 5 Autominuten (15min mit dem Rad), wo man mit Supermärkten, Apotheken, Baumarkt - alles was man für den Alltag braucht - versorgt ist.

Ich bin absolut dagegen, die Urbanisierung weiter voran zu treiben - es werden nur beide Seiten verlieren.
Sicherlich ist gerade auch für junge Menschen attraktiv in Städten zu wohnen, zumindest für eine gewissen Lebensabschnitt, sowohl was die Möglichkeiten des beruflichen Werdegangs angeht, wie auch die Freizeit gestalten. Am Land ist halt oftmals wirklich sprichwörtlich der Hund begraben.

Was die Landflucht heute schon für die Städte und die Bewohner bedeutet ist ja weitestgehend bekannt:

  • exorbitant steigende Wohnkosten
  • hohe Verkehrsdichte
  • teils kritische Versorgung mit Trinkwasser, aber auch die Entsorgungsbetriebe für Müll stoßen immer wieder an Grenzen
  • Städte erhitzen sich im Sommer deutlich stärker wie auf dem Land
  • Luftverschmutzung/Feinstaub
  • hoher permanenter Lärmpegel

Das sind ein paar der strukturellen Probleme die man sicherlich mit hohen finanziellen Aufwand auch in griff bekommen kann, durch mehr Einwohner wird es aber sicher nicht einfacher
Dazu kommen auch aber auch noch zwischenmenschliche Aspekte wie

  • hohe Anonymität
  • höhere Kriminalitätsrate
  • Ghettobildung nimmt zu

Sicherlich gibt es auch Vorteile was Freizeitgestaltung etc. angeht, aber rein aus meiner Lebenserfahrung und Wahrnehmung können viele dieser Punkte auf Dauer krank machen.

Da es für nicht wenige auch ein Eigenheim zum Lebensmodell gehört, die aber Innerstädtisch für die meisten kaum bezahlbar sind, wird auf die Speckgürtel ausgewichen.
Ich kenne einige die am Tag zwischen 2-3Stunden pendeln. Reine Arbeitswege pro Woche zwischen 10-20 Stunden sind nichts außergewöhnliches mehr.
Ich wenn mal ins Büro fahre, was in etwa 50km sind (kommt auch wegen Homeoffice) nur noch 2-4 pro Monate vor, hab ich auf der gesamten Strecke 4 Ampel, die haben die meisten Städter schon hinter sich, bevor der Motor warm ist :wink:

Für die Dörfer und kleinen Städte auf dem Land wäre eine forcierte und geförderte Landflucht mindestens genauso verehrend, weil es die oft schon schwachen Strukturen weiter schädigen würden.
Auch wenn bei uns im Dorf viele junge Familien dazu gekommen sind, besteht die ländliche Bevölkerung überwiegend aus älteren Menschen, die brauchen genauso funktionierende Strukturen.
Gut erreichbare Einkaufsmöglichkeiten (bei uns liefert mittlerweile Edeka & Rewe aus), medizinische Versorgung etc. pp.
Damit aber die Gemeinden nicht mit leeren Kassen dastehen, braucht es Arbeitgeber, nur mit denen kommen auch die Ärzte, Handwerker und alles was dazu gehört.
Und die leeren Kassen sind ja vor allem im Osten ein Problem, damit ist es den Ortschaften praktisch alleine unmöglich, die Orte für Investoren interessant zu machen wenn die Infrastruktur schon völlig am Boden ist. Wer schon mal im Osten ländlich unterwegs war, weiß was ich meine.

Sorry das Thema ist so komplex, da schlittert man von einem Punkt zum nächsten.
Ergänzend zum politischen Aspekt mit der AfD, das sind nicht die einzigen die sich im ländlichen Bereich ausbreiten, Spiegel TV berichtet immer wieder über verschiedenste völkisch nationale Gruppierungen die sich im ländlichen Bereich aktiv sind.

Abschließen noch auf ein Blick auf die größte Metropolen, im Großraum Tokio leben 39Millionen Menschen, auf einer Fläche von 13.556m², das sind mehr Menschen als in Hessen, Bayern und NRW zusammen leben auf der gut der halben Fläche Hessens.
Wir sind in D natürlich davon noch gut ein Stück weg, aber das wäre die Richtung in die es gehen würde und ich kann mir das einfach nicht als wünschenswert vorstellen.
Persönlich halte ich so eine Lebensumgebung für toxisch und in gewissen Maße für unmenschlich.

Wir haben in Deutschland die wirtschaftlichen Möglichkeiten, beide Lebensräume für die Menschen gut zu gestalten, und nur wenn wir beide erhalten, können sie überhaupt beide noch lebenswert bleiben.
Den eine aufzugeben würde aus meiner Sicht dem anderen nicht helfen.

Ich bin nicht im Thema Länderfinanzausgleich, aber ist das der richtige Hebel um allen ein vernünftiges Lebensumfeld zu erhalten, in dem man die schwächeren Regionen noch mehr stärkt?
Sind die Veränderung durch die Pandemie an den Arbeitsplätzchen vielleicht eine Chance, jetzt Anreize zu setzten um mit Homeoffice-Arbeitsplätzen Arbeitgeber in schwachen Regionen zu holen?

Grüße

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Das halte ich für den Kern der Illusion vom günstigsten Landleben und der “Abhängigkeit” vom eigenen KFZ. Unter Einbeziehung aller Kosten und des Zeitaufwands ist es weder günstiger noch sinnvoll, aus der Stadt wegzuziehen.

In einer anderen Diskussion hier habe ich das schon einmal ausgeführt, grundsätzlich befürworte ich eine noch radikalere Landflucht als der Threadersteller.

Meine These dazu: wenn nicht so viele Mitmenschen darauf bestehen würden, vom “günstigen” Land im sauberen Grünen mit dem eigenen KFZ jeden Tag in die Stadt zu pendeln, am besten nach der Arbeit nochmal um die Kinder zu einer Freizeitaktivität zu bringen, gäbe es weit weniger Beton und genug Platz zum spielen auch in der Großstadt. Und selbstständig zu Freunden oder zum Vereinstraining geht in der Stadt auch leichter für alle unter 18.

Moin SevLu,

stimmt darüber hattest du geschrieben. Mich würde halt interessieren, was deiner Meinung nach die Vorteile einer stärkeren Urbanisierung sind. Speziell was die Gesellschaft insgesamt angeht.
Die offensichtlichen Punkte wie Arbeit und Freizeitmöglichkeiten sind ja, denke ich allen klar.
Aber du scheinst da ja noch mehr Argumente zu haben, klang jedenfalls so. Oder anders gefragt, was fehlt dir in den Großstädten heute, das durch mehr Menschen dazu käme oder besser würde?

Ansonsten kann ich mich im wesentlichen der Meinung von AlexS anschließen.

Mfg
Matder

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Dafür ist aber auch Lebensumfeld, dass sicher nicht für alle die erste Wahl ist.
Ich habe zwar keine Zahlen die das Belge könnten, aber das was man aus den Gesprächen mit nimmt, ist das nicht alle die in der Stadt leben es tun, weil sie es da so toll finden, sondern die berufliche/finanzielle Situation sie dazu nötigt.

Warum ich das nicht gut finde, hab ich ja oben doch recht ausführlich erläutert und persönlich halte ich es für dystopisch, wenn sich Ballungszentren immer weiter ausdehnen würden.
Das ist aber nur meine Meinung, ich würde eine überzeugten Städter nicht davon abbringen wollen, da zu leben. Deswegen war es mir ja auch so wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich es für unsere Gesellschaft für unerlässlich halte beide Lebensumfelder aufrecht zu erhalten.

Ich glaube @SevLu ging es dabei aber auch um einen politisch gewollten und forcierten Rückzug der Gesellschaft aus dem urbanen Raum?

Beziehen Sie sich auf das hier?

Drei der sechs Punkte werden zu einem nicht unerheblichen Anteil durch Landbewohner verursacht. Feinstaub, Lärm, Verkehrsprobleme - wären ohne Pendler nicht im selben Maß vorhanden. Der Anteil der Haushalte mit eigenem KFZ ist in den Großstädten deutlich niedriger als auf dem Land. Die Idee weswegen Verstädterung umweltfreundlicher ist, ist nicht, das alle in der Stadt weiter alleine mit dem KFZ zur Arbeit fahren, sondern durch die höhere Bevölkerungsdichte und kürzere Wege der ÖPNV, das Fahrrad, oder die eigenen Füße besser funktionieren. Und wenn dann für viele die 8000-15000€ Kosten im Jahr für ein KFZ wegfallen, sind auch die Wohnungen wieder bezahlbar. Das Trinkwasserproblem löst sich nicht durch die Besiedelung von Trinkwasserschutzgebieten, und ein Leitungssystem zu erneuern ist in einem verdichteten Siedlungsraum ebenfalls leichter als in der Fläche.

Das ergibt als Argument nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass das Leben in der Stadt einem zum Kriminellen macht?

Ich kann deiner Argumentation nicht ganz folgen, ist nicht böse gemeint aber ich hab kein Bild davon wie du dir leben in der Stadt vorstellst, wenn auch noch so wie du oben geschrieben hast, eine radikalere Landflucht befürwortest.
Wenn wie gewünscht ein nicht unerheblicher Teil in die Städte migriert, mögen mögliche negative Auswirkung der Pendler nachlassen, aber wo sollen z.B. die ganzen benötigten Güter produziert werden? Für die Fabriken wird in den Innenstädten kein Platz sein und wie kommt dann die Stadtbevölkerung zu den Produktionsstätten außerhalb? Pendelt die dann?

Das der Lärm durch einen nicht unerheblichen Teil die Landbevölkerung verursacht soll, halte ich für nicht plausibel.
Sicher ist ein Teil (als nicht Stadtbewohner) des Verkehrslärm den Pendlern zuzurechnen, aber die tun das je überwiegend zu bestimmten Stoßzeiten.
Den meisten Lärm verursacht der Mensch an sich, je mehr Menschen desto mehr Lärm

Geräusche sind im Alltag allgegenwärtig. Insbesondere in Städten ist die Lärmbelastung für viele Menschen groß. Die häufigste Ursache sind Verkehrsgeräusche. Im Rahmen einer Umfrage des Umweltbundesamtes (UBA) zum Umweltbewusstsein in Deutschland gaben etwa 60 Prozent der Menschen an, von Straßenverkehrslärm belästigt zu werden. Auch Gewerbe, Industrie und Baustellen stellen beträchtliche Lärmquellen dar. An zweiter Stelle der störenden Geräusche liegt jedoch weder Verkehr noch Industrie, sondern der Nachbarschaftslärm. Über 40 Prozent der befragten Personen fühlt sich durch Geräusche von Nachbarn belästigt.

Das Verhalten der Menschen kann viel Lärm verursachen, zum Beispiel durch private Feiern, aber auch durch Gaststätten oder öffentliche Musik- und Sportveranstaltungen. Dieser sogenannte Freizeitlärm ist für viele Betroffene aus mehreren Gründen problematischer als Verkehrslärm: Zum einen fällt er oft in die Abendstunden oder auf Wochenenden. Zum anderen besitzt Begleitlärm einer Sportveranstaltung starke Lautstärkeschwankungen. Fußball verursacht neben Tennis und Freibäder den meisten sogenannten Sportbegleitlärm, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Ich glaub du warst noch nie an einem Ort, der Nachts einfach wirklich ruhig ist, eine Stadt ist nie ruhig.

Die Wohnung sind nicht so teuer weil die Menschen Auto besitzen, sondern weil sie einfach ein limitiertes Gut sind. Allein durch eine weitere Zuwanderung in die Städte, wird diese Gut weiter verknappt, daran ändert aus meiner Sicht der ÖPNV nichts.

Also wenn es heute durch Hitze im Sommer zu Problemen bei der Trinkwasserversorgung wegen Knappheit kommt, wie beim besten Willen soll dass denn besser werden, wenn noch mehr Menschen auf kleiner Fläche noch mehr Bedarf an dieser Ressource haben?
Vielleicht haben wir ja bei diesem Thema an einander vorbei geredet, aber das ist für mich nicht schlüssig.

Teil teils, die Kriminalität ist in Städten heute schon höher als in ländlichen Gebieten, kommen noch mehr Menschen in die Stadt, wodurch die Besiedlungsdichte weiter zunimmt, ist anzunehmen das auch die Kriminalität weiter zu nimmt.
Mehr Menschen auf engen Raum hat in der Geschichte der Menschheit schon immer zu mehr Konflikten geführt.

Ich tu mich mit deinem Stadtbild einfach total schwer. Es wirkt auf mich einfach so, je mehr Menschen auf engen Raum zusammen leben, desto lustiger und harmonischer wird es. Arbeitsplätze für alle an der nächsten Kreuzung, Autos brauchen wir dann auch alle keine mehr, weil in die wilde urbanisierte alte Welt will oder kann eh keiner mehr, weil ist ja auch niemand der da Hotels z.B. für Urlaube betreibt.

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Hier habe ich eine etwas andere Wahrnehmung, ich habe nicht das Gefühl das der Staat viel Geld ausgibt um die Bevölkerung auf dem Land zu halten.
Wenn man das leidige Thema Mobilfunkempfang sieht, hinkt Deutschland trotz einer im Vergleich zu anderen Ländern gleichmäßig verteilten Bevölkerung im ländlichen Raum weit hinterher.
Hier wird dann immer (wie auch von dir) die Wirtschaftlichkeit als Argument vorgebracht. Das hier jedoch der Staat einem Teil der Bevölkerung einen extrem wichtigen Teil der Infrastruktur vorenthält halte ich für bedeutender als Wirtschaftlichkeit.
Komplette Netzabdeckung ist nicht wirtschaftlich, das ist korrekt. Wenn man jedoch allein in einem Wald steht und sich ein Bein gebrochen hat dann wäre es sicherlich echt hilfreich wenn man dann Hilfe holen könnte.

Zum Thema Rechtspopulismus ist dein Artikel ein sehr schön abschreckendes Beispiel. Die Bevölkerung möchte Netzabdeckung und schnelles Internet (und damit eigentlich nur das gleiche wie die Menschen in der Stadt), was bekommen Sie? Kostenloses WLAN. Das ist weder gefordert noch notwendig. Es ist eine gut gemeinte Maßnahme die wieder nur die Frustration erhöhen wird. Denn die Bevölkerung auf dem Land wird wieder nur sehen: „Dafür ist Geld da, aber die grundlegenden Probleme werden nicht angegangen.“

Umgekehrt könnte die Landbevölkerung argumentieren, dass man nicht so viele Autobahnen brächte wenn die Stadtmenschen in ihrer Freizeit und im Urlaub in ihren Städten blieben. Man kann sich ja mal überlegen, wie attraktiv dann noch ein Leben in der Stadt wäre, wenn man nicht mehr ans Meer oder in die Berge könnte.

Das ist aber unrealistisch. Du wirst es in Deutschland nicht schaffen das alle Stadtbewohner auf ein eigenes KFZ verzichten. Nicht mal ansatzweise. Deswegen ist das kein Argument sondern nur eine Idee.

In der Realität verbringen Stadtbewohner sogar relativ viel Zeit z.B. mit Parkplatzsuche, was ja so ziemlich die unsinnigste Art ist sein Auto zu nutzen. Hinzu kommt, dass Schäden an Fahrzeugen in Großstädten viel wahrscheinlicher sind. Das kann man an dem höheren Beiträgen zur KFZ-Versicherung erkennen. Ich bin mal aus Berlin-Spandau nach Berlin-Pankow umgezogen. Selbst das hat schon für eine Verteuerung ausgereicht. Und diese Schäden werden mit entsprechendem Aufwand ausgebessert.

Was ich damit sagen will ist, das man heute mMn keine radikale Landflucht befürworten kann, wenn die Probleme des Stadtlebens nicht gelöst sind.

Außerdem, wo hört eine radikale Landflucht denn auf? Wer soll denn überhaupt noch auf dem Land leben? Mir kommt die Forderung nach radikaler Landflucht jedenfalls sehr kurz gedacht vor.

Mfg
Matder

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Hi Olaf!

Ich kann dich gut verstehen und bin auch selbst kein echter Stadtmensch. Ich habe als Kind im Wald nebenan gespielt ohne, dass sich meine Eltern Sorgen machen mussten. Das ist heute in der Stadt sicherlich nicht der Fall, könnte aber in einer Autofreien Stadt, in der Parkplätze zu Parks werden vielleicht möglich werden.

Dass Städte so anonym sind, liegt erwiesenermaßen auch daran, dass Straßen und geparkte Autos keine Begegnungen mehr zulassen. Straßen sind laut und gefährlich. So sucht jeder Zuflucht in seinen eigenen vier Wänden und lernt seine Nachbarn nicht mehr kennen. Hier sehe ich durchaus auch Chancen, dass mehr Gemeinschaftsgefühl in Städten entstehen kann. Vielleicht sogar mehr als in vielen Dörfern (die echt kleinen), in denen öffentlicher Raum fehlt und jeder abends alleine vor seinem Fernseher sitzt.

Danke für die vielen Antworten und die wie immer gute Diskussionskuktur! Man erkennt schon den (auch bei mir) vorhandenen Wunsch auch außerhalb von Ballungszentren zu leben.

Die Frage ist daher einfach, inwiefern der Steuerzahler uns diese Vorliebe in Form von Infrastruktur und Pendlerpauschale finanzieren sollte, wenn das Geld in Ballungszentren viel effizienter eingesetzt werden kann und viel mehr Menschen erreicht.

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Ich kann hier keine gezielte Förderung des Landlebens erkennen. Zu deinen Beispielen

  1. Pendlerpauschale:
    Du hattest zu beginn Argumentiert, dass auf dem Land weniger gut ausgebildete Leute leben (die Einkommen demzufolge auch geringer sind). Auf der anderen Seite ist die Pendlerpauschale eine gezielte Förderung der mittleren und höheren Einkommen. Außerdem bekommt man auch Pendlerpauschale wenn man von Berlin nach Hamburg pendelt.
    Profitiert die Autoindustrie von der Pendlerpauschale? → Ja
    Profitieren mittlere und höhere Einkommen von der Pendlerpauschale? → Ja
    Ist es eine gezielte Förderung des Landlebens? → nein
  2. Ausgaben für die Infrastruktur:
    Auch hier würde ich erst einmal darüber diskutieren ob dem so ist. Anbei eine Studie der Bertelsmannstiftung:
    https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/NW_Zukunftswirksame_Ausgaben_Kurzfassung.pdf
    Auf Seite 18 ist hierzu eine interessante Grafik zu Infrastukturausgaben pro Einwohner.
    Zwar sind die Ausgaben des Stadtstaates Berlin gegenüber dem Flächenland Brandenburg deutlich geringer, jedoch sieht es in Hamburg gegenüber seinen Nachbarländern ganz anders aus.
    Auch Bremen investiert mehr pro Einwohner als das umgebende Niedersachsen.
    Wie du dort sehen kannst gibt es ein eindeutiges Nord-Süd Gefälle, ich kann jedoch keinen eindeutigen Trend erkennen, das die Bevölkerung in den Flächenländern pauschal mehr erhält als in den Stadtstaaten.
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Diese Überlegung greift mMn zu kurz. Wenn man die Pendlerpauschale z.B. kürzt wird das mehr Menschen dazu bewegen in die Stadt zu ziehen. Dadruch steigen als erstes die Mieten, noch mehr als jetzt schon. Dann brauchst du weitere Infrastruktur, da mehr Menschen auf engerem Raum versorgt werden müssen: Supermärkte, Schulen, Kitas usw. von all diesen Sachen brächtest du auf enger werdendem Raum immer mehr. Gut man kann in die höhe Bauen. Aber all diese EInrichtungen müssen von immer mehr Menschen besucht werden.

Wenn man das Szenario einer extremen Landflucht weiterdenkt arbeiten irgendwann quasi nur nich Bauern auf dem Land. Oder sollen die morgens aus der Stadt aufs Land pendeln? Und wenn nich, dann wird es irgendwann schwer Bauern zu finden die alleine mit noch 2 - 3 anderen Menschen in einem Dorf leben wollen.

Ich kann ja verstehen, dass man sich an Steuern stört, die einen selbst nur Kosten und nichts nützen, aber das geht glaube ich jedem so.

Mfg
Matder

Das Thema ist leider ein ziemliches Dilemma. Einerseits will man nicht noch mehr Menschen, die vom Land in die Stadt ziehen (wegen Mietpreisen, der jetzt schon bis an die Grenzen gefahrenen Infrastruktur, etc), andererseits will man auch nicht Pendeln weiterhin unterstützen (u.a. wegen Klima, aber oben wurde ja auch noch andere Gründe genannt).

Den einzigen Ausweg, den ich sehe, ist a.) in der Fläche wieder mehr Arbeitsplätze anzusiedeln und damit einher geht b. Heimarbeit wo es nur geht zu ermöglichen und zu fördern.

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