Ist das der Anfang vom vorläufigen Ende?

Der Abschnitt der aktuellen Folge (223) über die Corona-Mutation inkl. der zwei Drosten-Snippets hat mich irgendwie etwas sprachlos sitzen lassen. Und ich hatte zum ersten Mal seit der Pandemie den Gedanken: was ist eigentlich, wenn wir™ das nicht gebacken kriegen?
Wenn die Mutationen wirklich richtig abgehn? Wenn die noch möglichen Maßnahmen nicht ausreichen? Ein kompletter Lockdown nicht durchzusetzen ist, die Marktwirtschaft temporär in die Knie geht. Kann das eine Inflation bedeuten? Massenarbeitslosigkeit?

Ich hatte zum ersten Mal bzgl. der Pandemie den Gedanken, dass vielleicht kein Stein mehr auf dem anderen bleiben könnte. Aber das ist doch wie vor einem Jahr. Als die Nachrichten über eine evtl. Pandemie anfingen und keiner es so recht wahrhaben wollte.

Hat die Passage nur mich so getroffen?

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In einer der ersten Folgen vom Corona Update hat Drosten das mal erklärt… Viren mutieren wohl grundsätzlich so, dass sie zwar ansteckender, aber niemals tödlicher werden, sondern eher harmloser.

Evolutionsbiologisch ist es für einen Virus ja ein Nachteil, wenn der Wirt stirbt.

Außerdem glaube ich, dass unsere Wirtschaft da unterm Strich ziemlich resilient ist. Und ich glaube, viele unterschätzen da, WIE gut es uns hier im Westen geht und wie viel Kohle im Zweifelsfall zur Verfügung steht…
Ja, es mögen viele Firmen pleite gehen und viele wirklich hart treffen. Würde mir also über eine potenziell anstehende Apokalypse erstmal keine Sorgen machen.

lg, Dave

Ich würde das nicht so schwarz/weiss sehen. Wir verstehen langsam, was mit „es wird nie mehr so wie vor der Krise“ oder dem „neuen Normal“ gemeint war. Diese Aussagen gibt es ja schon lange.

Die Sorgen bzgl. komplettem Lockdown, Inflation, Massenarbeitslosigkeit etc. teile ich persönlich nicht - zumindest nicht langfristig. Aber die Menschheit hat schon ganz andere Krisen erlebt und sich davon erholt. Nimm bspw. die Situation nach dem 2. Weltkrieg - da gab es nicht mal mehr Fabriken, die man hätte nach einem „Lockdown“ wieder hochfahren können und trotzdem hat man es geschafft, alles wieder aufzubauen.

Sicher ist nur, dass es nicht sicher ist - daran hat sich aber auch durch Corona nichts geändert. In meiner Wahrnehmung ist jetzt nur vielleicht krasser als jemals für „unsere Generation“, die keinen Krieg, Naturkatastrophen etc. erleben musste, dass die Sicherheit, in der wir uns wägen, schon immer eine Illusion war und dass wir nicht alles selbst in der Hand haben. Es ist eben doch nicht alles „weit weg“

Auf die Frage nach der Wirkung der Mutationen kann ich auch keine abschließende Antwort geben, aber ich versuche die Herausforderungen etwas anders zu beleuchten:
Wir in Deutschland versuchen gerade allen Erkrankten so gut wie irgend möglich zu helfen, auch mit solchen Maximaltherapien wie einer Sauerstoffanreicherung und CO2 Abreicherung des Blutes außerhalb der Lunge, weil letztere das unter Corona bei manchen Patienten nicht mehr schafft.
In den meisten Ländern der Welt stehen nicht mal hinreichend Intensivbetten zur Verfügung, um eine künstliche Beatmung (wie bei jeder Anästhesie) leisten zu können.
Wir sind in Deutschland also sehr gut versorgt und eben wie maximal möglich.

Aber was passiert in Ländern, in denen diese medizinischen Dienste nicht zur Verfügung stehen: die schweren Verläufe sterben innerhalb weniger Tage, die Patienten mit keinen oder geringen Symptomen genesen recht schnell und sind danach für eine gewisse Zeit immun, Patienten mit mittelschweren Verläufen bekommen oft langfristige Schäden und werden kaum rehabilitiert.

Was wird in Deutschland passieren, wenn die Mutationen den R-Wert deutlich steigern: es besteht das Risiko, dass die Intensiv Kapazitäten (derzeit grob 1 Bett je 3000 Menschen) nicht reichen und dann stellt sich eine Situation ein, die der in den niedrig entwickelten Ländern nahezu entspricht: viele Sterbefälle, besonders bei den Alten und Vorerkrankten.

Ich spekuliere, dass Bolsonaro in Brasilien mit der Nicht-.Bestellung hinreichender Impfdosen letzteres Szenario bewußt herbeiführt und eben auf eine Nach-Corona Situation spekuliert, in der der Anteil der Alten und Vorerkrankten in der Gesellschaft dann erheblich zurückgegangen ist. Mir erscheint das ethisch inakzeptabel und es ist ein Experiment, denn wenn die Durchseuchung von Brasilien recht lange dauert muß man eben auch neue und gefährliche Mutationen erwarten, die einen hohen Kontrollverlust bedeuten können.

Danke dir - und erstmal hoffe ich, dass dich diese Gedanken nicht allzu sehr runterziehen!

Und natürlich weiß ich genauso wenig wie du, was die Zukunft bringt, aber zu diesem Punkt möchte ich etwas sagen: [quote=„Grllle, post:1, topic:4905“]
Wenn die noch möglichen Maßnahmen nicht ausreichen?
[/quote]

Ich glaube, dass wir da noch lange nicht sind. Allein der Blick nach Frankreich, Spanien, Irland und Italien in den letzten Monaten zeigt, wie viel härter die Maßnahmen sein können (harte Ausgangssperren, 1-2km Radius um den Wohnort (nicht die Grenze), etc. etc. Gleichzeitig wird diesen Monat der dritte Impfstoff in der EU zugelassen und auch bei Medikamenten zur Behandlung von Covid kommen wir dieses Jahr hoffentlich ein gutes Stück weiter. Das Virus braucht uns als Wirt - und alle pharmazeutischen und nicht-pharmazeutischen Maßnahmen sind auch gegen die neuen Mutationen wirksam. Ich denke wir haben eine Chance!