Interview Volt

Ich würde sagen, weil Volt allem Anschein nach aktuell - wie einst die Piratenpartei und die AfD - das Potenzial hat, es langfristig zumindest auf europäischer Ebene zu schaffen, sich zu etablieren. Immerhin hat Volt es im Europaparlament auf 5 Sitze gebracht, was schon ein Achtungserfolg ist.

Dass kleine Parteien in einer Demokratie gefördert werden müssen, um die Chance zu haben, sich zu etablieren, ist glaube ich unbestritten. Die Frage ist dann in der Tat, welche Parteien man fördern sollte. Die ÖDP oder die Tierschutzpartei existieren schon seit Jahrzehnten und machen keine ernsthaften Fortschritte, was vermutlich auch daran liegt, dass die Parteien keine eigene Nische haben, so lange die GRÜNEN existieren und nicht ganz unglaubwürdig sind.

Volt steht - wie einst die Piraten - für ein moderneres Demokratie-Verständnis und vertritt eine klar pro-europäische Linie. Die Partei ist anschlussfähig an gemäßigte Liberale, Linke, Grüne und vor allem auch Sozialdemokraten. In diesem Sinne wünsche ich der Partei, dass sie nicht die Fehler der Piraten wiederholen (Kaperversuche durch Rechte/Neoliberale, internes Zerstreiten, Versinken in der Bedeutungslosigkeit). Daher halte ich Volt aktuell für die „relevanteste“ Kleinpartei, die die beste Aussicht hat, sich langfristig etablieren zu können. Vor diesem Hintergrund würde ich mich auch über ein Interview freuen.

Auf der anderen Seite sehe ich das Risiko, dass Volt den sozial-progressiven Parteien bei der BTW 2024 wichtige Stimmen kosten könnte, im schlimmsten Fall machen die Stimmen, die Volt bekommt und die damit an der 5%-Hürde scheitern, den Unterschied zwischen einer Sperrminorität für AfD/BSW und keiner Sperrminorität für AfD/BSW. Das spricht natürlich aus strategischen Erwägungen gegen ein Interview vor der Bundestagswahl. Da kann Volt natürlich nichts für, das liegt schlicht an unserem Wahlsystem, bei dem ein auf mehrere Parteien zersplittertes politisches Lager bestraft wird.

Wo man hier die Prioritäten setzt ist eine offene Frage, die man definitiv legitim in beide Richtungen beantworten kann. Dennoch: Wenn ein Kandidat einer Kleinpartei zum Interview geladen wird, würde ich mich vor allem über einen Kandidaten von Volt freuen.

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Auch wenn ich dem allen zustimme und das tatsächlich der Unterschied von Volt zu den anderen Kleinstparteien ist - dass sie noch auf dem Weg nach oben ist und nicht in der Stagnation gefangen - muss man sich bewusst sein, dass die Berichterstattung aus diesem Grund dann der Grund für die selbsterfüllende Prophezeiung sein kann, was ich widerrum kritisch sehe, unter anderem mit Blick auf AFD und BSW.

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Also ich würde sagen, beides kann positiv sein und es kommt auf die Umsetzung an. Aber dennoch erinnert mich dieses Bild zu sehr an die FDP von 2021. Und die Tatsache, dass das Bild oben in Englisch geschrieben ist, weckt Assoziationen zu dem neuen „Amt“ von Elon Musk. Zufall?

Und Volt fordert u.a. (Quelle)

Steuermehreinnahmen ohne Steuererhöhungen

Finde da ist der FDP-Vergleich nicht unangebracht.

Kommt wohl aus einer Bankerfamilie und aus Frankfurt Main und hat nach seinem Studium schon für eine Beratungsfirma gearbeitet. Dadurch habe ich schon eine sehr gute Vorstellung von dessen Sozialisation.

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Eine Möglichkeit wäre doch schlicht erhöhter Kontrollruck auf Steuersünder sowie das abschaffen undurchsichtiger Schlupflöcher bei denen ein Graubereich entsteht.

Ich erkenne in den bloßen Aussagen keine Ähnlichkeit zur FDP und erst recht nicht wenn wir die generellen Positionen gegenüberstellen.

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Aus zwei Gründen:

  1. Volt ist die einzige Partei, die intraeuropäisch verankert ist.
  2. Volt hat das Zeug, die Partei der enttäuschten GRÜNEN-Wähler zu werden.

Oh Mann, :person_facepalming:… Schublade auf, Mensch rein, Schublade zu.

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Zum Thema „Bürokratie(abbau)“ bitte hier weiter:

Die Sozialisierung dürfte er trotzdem ganz gut getroffen haben. Es ist schon ein Jammer, dass die Unterschicht politisch unterrepräsentiert ist und damit viele Probleme der ärmeren Menschen schon aufgrund der persönlichen Erfahrungen gar nicht verstanden werden.
Letztendlich werden die Mitglieder entscheiden, wo die Reise mit Volt hingeht. Da kann man nur hoffen, dass es anders läuft als in anderen Parteien lief.

Ist hart, aber wenn ich eine HartzIV-Empfängerin wählen will, muss ich in meinem Landkreis AFD wählen.

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Nö. Das ist einfach so dahin behauptet und durch nichts belegt.

Weil mir da echt die Galle hochkommt, auch wenn‘s OT ist:
Lassen wir uns mal Deinen Beitrag in Gänze vor Augen führen:

Also: Aus

wird

Jetzt sind wir schon bei der Sippenhaft angekommen.

Aus all dem folgt:

mit Verweis auf (vermutlich libertäre) FDP-Positionen.

So, wie ich „sozialisiert wurde“, stecke ich bei Dir sehr wahrscheinlich in einer ganz ähnlichen Schublade. Ich bin schon immer sehr privilegiert, in wohlhabenden Elternhaus geschützt und geborgen aufgewachsen, und das auch noch in Franfurt am Main. Studium der Volkswirtschaftslehre und Business Administration (MBA), jahrelang als Unternehmens- und Managementberater gearbeitet dann jahrelang Unternehmer im Mittelstand gewesen. Jetzt als freiberufliche Unternehmensberater im deutschen Mittelstand unterwegs.

Wer hier mitließt, weis, dass ich in Deine Schublade ganz sicher nicht gehöre. Denn viele, die Deiner Meinung eigentlich in diese Schublade gehören, würde mich „grün-links-versifft“ bezeichnen (worin ich mich auch nicht richtig gelabelt fühle).

Also, mein Petitum: Bleib differenziert und sachlich und „don‘t judge the book at its cover“

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Das würde jetzt arg off-topic, aber wir beide sind mit der Grund, warum in sozial schwachen Regionen die Wahlbeteiligung seit 50 Jahren immer weiter zurück geht. Natürlich schreiben wir uns auf die Fahnen und die soziale Belange einzusetzen haben aber keine Ahnung was diese Leute wirklich bewegt und was ihre wahren Probleme sind. Vielleicht lesen wir ab und zu mal eine Studie zum Thema, aber wie oft warst du in solchen Regionen zum Klingelwahlkampf? Würdest du so eine Person in eine Führungsposition im einer Partei hieven? Auch wenn andere wesentlich selbstbewusster auftreten, besser reden können und viel besser vernetzt sind?

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Das alles hat mit dem, was Du vorher insinuiert hattest, wenig zu tun und ist tatsächlich viel zu viel off-topic. Können wir gern per PN weiterführen

Also mal ganz blöd gefragt: es wird ja immer (wohl zurecht) behauptet, dass Bürgergeldempfänger ja deshalb nicht arbeiten, weil ernsthafte Probleme, sei es familiär oder gesundheitlich, sie daran hindern.

Ein Amt in einer Partei wäre doch dann ebenso nicht durchführbar.

Aber der eigentliche Fehler in deiner Argumentation ist ja, dass diese Person ausgerechnet bei einer Partei ist deren Positionen zum Bürgergeld von nicht belegbaren Vorurteilen geprägt sind. Es ist also offensichtlich eben nicht so, dass man aus der eigenen Erfahrung heraus direkt Rückschlüsse auf die Position und die Expertise zu einem Thema ziehen kann.

Wie gut man sich in die Lage anderer reinversetzen kann ist ja mehr eine Frage der Empathie und die ist individuell sehr unterschiedlich vorhanden.

Ein Arbeiterkind als Kind eines Arbeiters bei VW oder Co. Z.B. hätte auch kaum die Erfahrungen gemacht wie z.B. das Kind einer alleinerziehenden Mutter die stets aufstocken musste.

Ich finde also in diesem Fall aus der Herkunftsgeschichte eines hochrangigen Mitglieds auf die Positionen der kompletten Partei zu schließen schon ziemlich weit hergeholt bis hin zu völlig aus der Luft gegriffen.

Warum unterhalten wir uns nicht auf Basis der konkreten bekannten Positionen dieser Partei?

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Dass das sehr wohl eine Rolle spielt, sieht man an den Diskussionen in diesem Forum, wenn es um Bürgergeldempfänger geht. Die wenigsten können sich in diese Situation wirklich reinversetzen, so wie ich mich nicht in die Situation von Familien reinversetzen kann.
Und warum die Linke keine HartzIV-Empfängerin aufstellt, könnte gerade daran liegen, dass die meisten dann doch lieber denjenigen aufstellen, der großzügig für den Wahlkampf spendet und gerade eine fesselnde Rede für eine „überzeugende Friedenspolitik“ abgeliefert hat.

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Oder schlicht daran, dass man leider(!) davon ausgeht, dass der durchschnittliche Wähler den Abgeordneten, der als „Bürgergeldempfänger“ auf dem Wahlzettel steht eher weniger wählen wird als den Abgeordneten, der als „Anwalt“ auf dem Wahlzettel steht. Das gilt vermutlich selbst in linken Kreisen… Selbst viele Bürgergeldempfänger wollen vermutlich lieber von NGO-Aktivisten und Anwälten als von anderen Bürgergeld-Empfängern vertreten werden, weil sie schlicht von einer höheren Kompetenz dieser Personen ausgehen. Das ist schade, aber nicht wirklich überraschend, oder? Sich in die Lage einer Wählergruppe hineinversetzen zu können ist eben nur ein Aspekt, der einen Politiker ausmacht - man muss dieses empathische Wissen aber auch in Politik umsetzen können.

Ein weiterer Punkt ist natürlich, dass in der Tat unter denen, die „Langzeitarbeitslos“ sind, die Wenigsten psychisch in der Lage sind, den Stress des Berufspolitikeralltags zu meistern, eben weil es in der Regel einen Grund für eine Langzeitarbeitslosigkeit gibt. Und wer nur kurz arbeitslos ist, wird sich nicht als „Bürgergeldempfänger“ auf dem Wahlzettel oder der Partei-Website präsentieren, sondern im Gewand seiner vorherigen Beschäftigung. Ich halte es daher für relativ normal, dass i.d.R. keine Partei einen „Bürgergeldempfänger“ zur Wahl stellt (was nicht bedeutet, dass ich es gutheiße - ich denke in der Tat, dass es für die Arbeit im Bundestag oder einem Landtag sinnvoll ist, Menschen aus allen Bereichen zu haben, daher sollten auch ein paar Langzeitarbeitslose, psychisch Kranke und sogar ehemalige Gefängnisinsassen im Bundestag vertreten sein, um all diese Perspektiven auch in der Entscheidungsfindung zu haben. Realistischerweise haben diese drei Gruppen aber keine Chance auf direkte Repräsentation, sondern allenfalls auf indirekte Repräsentation durch Aktivisten und Anwälte, die sich deren Problemen annehmen…)

Diese Diskussion hier spricht mMn für ein Interview. Die hier aufgeworfenen Fragen könnte man dann nämlich nicht lediglich theoretisch diskutieren, sondern sie tatsächlich stellen.
Die Länge dieses Threads zeigt, dass durchaus Interesse besteht.

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Das ich oben einen der Parteigründer heraus gegriffen habe von seiner vermuteten Sozialisation auf die Partei geschlossen habe, war nicht fair.

Bei seiner beruflichen Laufbahn (Beratungsunternehmen) finde ich die Sache schon anders. Es wird ja z.B. auch öfter diskutiert, inwieweit Merz bei seiner Politik die Interessen seines ehemaligen Arbeitgebers Blackrock berücksichtigt. Die berufliche Vita eines Politikers zu betrachten, finde ich daher nicht falsch, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt.

Und insgesamt bleibe ich bei meiner Einschätzung der Partei. Es gab z.B. mal ein Volt-Mitglied, dass sich explizit für fairere Besteuerung von Erbschaften und Vermögen ausgesprochen hat, diese Position finde ich in jüngeren Programmen nicht wieder.

Auch der zentrale Ansatz beim Klimawandel scheint bei Volt die CO2 bepreisung zu sein. Das erinnert mich ebenfalls stark an die FDP, die diese Linie gefahren ist, um echte Verbote zu vermeiden.
Sobald CO2-Preise, wie bei den Autobauern aktuell, aber tatsächlich anfangen zu wirken, wird sofort, mit Verweis auf die Wirtschaft, über deren Entschärfung diskutiert.

Und einen ähnlichen Fokus auf die Wirtschaft lese ich bei Volt auch heraus. Daher meine Skepsis.

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Das unterstütze ich. Ich finde es bezeichnend, dass es vorallem um die vorurteilsbehaftete Diskussion der Personals geht, aber das Programm in den Hintergrund rückt. Wenn wir Extremisten mit Inhalten begegnen wollen sollten wir uns auch mit diesen beschäftigen: denn richtige Argumente werden nicht dadurch falsch, weil sie von den (vermeintlich) falschen Personen getroffen werden.

Bei uns sitzt Volt im Stadtrat gemeinsam mit SPD und Grünen und macht dort eine sehr viel sozialer Politik als man von der FDP erwarten würde. Auch das Abstimmungsverhalten auf EU-Ebene bestätigt das.

Im Programm findet sich zB. ein klares Bekenntnis zum Abbau klimaschädlicher Subventionen und einer starken Besteuerung der fossilen Industrie

Generell finde ich es sehr erfrischend die Punkte zu lesen, weil sie viel klarer formuliert sind als bei anderen Parteien und sich anders als bei CxU nicht darauf konzentrieren, was man alles NICHT will.

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Die Vita zu betrachten ist erstmal legitim, feste Schlüsse zu ziehen dagegen schon wieder fragwürdig.

Was ist wenn die politische Überzeugung z.B. gerade eine Folge dessen ist, dass man im beruflichen Kontext mit Entwicklungen konfrontiert war die man nicht gutheißen will?

Diese Linie wird aber eben nicht nur von der fdp gefahren, sondern auch von Experten die auf diesem Weg eine schnellere Reduktion möglich sehen, weil es eben dort wo der Aufwand niedrig ist eine schnelle Substituiertion zur Folge hat, ohne dass man Gefahr läuft Regeln aufzustellen die gar nicht eingehalten werden können, weil z.B. Handwerker fehlen.
Verbieten kann man schließlich viel, aber wie das konkret umgesetzt werden könnte ist eine andere Frage was zur Folge hätte, dass sich niemand trauen wird Verbote so zu gestalten, dass die Gefahr besteht, dass dies zu einem Fiasko wird.

Mit entsprechend hohen co2 Preisen kann man Verbote sehr weit aufschieben und hat dennoch gute Chancen auf Reduktion der Emissionen. So könnte das z.B. zu einem schnellen Umstieg auf sehr viele E-Autos führen, auch wenn ein Verbot für Verbrenner erst für sehr spät in Betracht gezogen wird. Natürlich wäre ein Verbot zur Nutzung ab z.B. 2030 noch schneller, hätte aber eben viele Härtefälle zur Folge und ggf. Gäbe es 2030 gar nicht genug Angebot.

Edit: natürlich braucht es irgendwann auch Verbote oder einen utopischen co2 preis. Aber co2 preis gleichzusetzen mit „auf einer Linie mit der fdp“ ist doch viel zu sehr vereinfacht.

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Die Position von Volt an einem einzelnen Tweet von Damian Boeselager zu messen, ist ebenso unsinnvoll, wie die Position der Grünen an einem einzigen Tweet von Robert Habek zu messen.
Wenn man wissen will, was Volt wirklich macht und will, wäre es zum Beispiel sinnvoller, auf Kommunen zu schauen, in denen Volt bereits in den Stadträten sitzt und Teil hat an Projekten, oder eben (wie oben vorgeschlagen) die Spitzenkandidat*Innen zu interviewen.

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Fände ich als Lage-Hörer sehr spannend

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Das wäre hier im Forum wohl ein ziemliches Klein-Klein. Aber Du kannst ja mal Beispiele geben. Wenn ich mir die Fraktionsübersicht von Volt (Quelle) so ansehe, dann sind da Zusammenarbeiten mit praktisch allen Parteien aus dem demokratischen Spektrum von CDU bis Linke und sogar Exoten, wie z.B. Die Partei, vertreten.
Das bestätigt auch meine generelle Meinung, dass kommunale politische Arbeit sehr regional geprägt und pragmatisch ist. Das ist auch nicht Schlechtes aber das macht es mMn schwer daraus mögliche Linien für die Partei auf Bundesebene abzuleiten.

Eine zumindest mögliche Nähe zur FDP scheine aber, diesem Interview-Titel nach, nicht nur ich zu sehen (Das ganze Interview kann ich mangels Abo leider nicht lesen):

Auch der Gedanke, dass der soziale Hintergrund der Parteigründer bei der Programmatik eine Rolle spielen könnte, ist vor mir schon Anderen gekommen:

Auch wenn man gerne argumentieren darf, dass der Standpunkt dadurch nicht besser oder schlechter wird.

Das wäre dann Frau Koohestanian, wenn ich es richtig sehe (Quelle).

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