Inobhutnahmestellen gehen unter

Woher ich es weiß
Ich arbeite selbst als Sozialpädagoge in einer Inobhutnahmestelle für Kinder und Jugendliche (Alter 1 bis 18 Jahre) in Nordsachsen. Vorher habe ich mich ca. 4,5 Jahre lang auf die Arbeit mit psychisch kranken Erwachsenen, sowie Gewalt- und Sexualstraftätern spezialisiert.

Das Problem
Während das Personal immer knapper wird und die vom Kostenträger vorgegebenen Kriterien für eine Inobhutnahmestelle schon längst nicht mehr eingehalten werden können, steigen die Ansprüche des Klientels gewaltig: Massenweise werden die Plätze von psychisch kranken Jugendlichen belegt, die sich im Alter von 10 bis 15 Jahren bewegen und aufgrund von Gewalttätigkeit in keinen gewöhnlichen Wohngruppen geführt werden können. Andere Wohngruppen verlieren ebenfalls an Personal, während die Zahl an psychisch kranken Jugendlichen zu steigen scheint. Inzwischen sind über die Hälft der Anfragen für psychisch kranke gewalttätige Jugendliche. Dabei sollte die Inobhutnahmestelle vor allem Kinder schützen, die z.B. aufgrund von häuslicher Gewalt aus dem Haushalt der Eltern entfernt werden müssen. Dieser Schutzraum kann nun nicht mehr gewährt werden. Auch das Personal sieht sich neuen Gefahren ausgesetzt, da es sich gegen körperliche Angriffe nicht wehren kann bzw. darf.

Artikel
Dass meine Einrichtung kein Einzelfall ist, weiß ich aus Austauschtreffen mit anderen Inobhutnahmestellen, sowie durch Artikel wie diesen:

Recherche
Faktoren, die in diesem Kontext einer Recherche wert wären, sind:

  • Personalschwund im sozialen Bereich
  • Plötzlicher Anstieg der Anzahl gewalttätiger psychisch kranker Jugendlicher in Deutschland
  • Unterfinanzierung der Kinder- und Jugendhilfe
  • Veraltetes Konzept der Inobhutnahmestellen als Sammelbecken für alle, die „übrig bleiben“ → Vermischung von Opfern und Tätern in gemeinsamer Wohngruppe
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