Innovationen gegen Klimawandel 2: Minister Habeck plant unterirdische CO2 -Speicherung in Deutschland

Inzwischen sprechen sich sogar WWF und NABU für die Abschaffung des Verbots von CCS in Deutschland aus:

NABU:

Man müsse heute aber zur Kenntnis nehmen, dass man zur Begrenzung der Erderwärmung „einfach alle Hebel in Bewegung setzen“ müsse und „zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine andere Option für die Dekarbonisierung einzelner Industrien besteht“. Denn auch mit 100 Prozent erneuerbaren Energien blieben etwa in der Kalkindustrie oder auch der Landwirtschaft noch Emissionen übrig. Mit der Zustimmung zur CCS-Nutzung öffneten Umweltschutzverbände „dieser Technologie also nicht Tür und Tor, sondern erkennen die Tatsache an, dass uns nach heutigem Wissensstand schlichtweg die Alternativen fehlen, um zu verhindern, dass die sogenannten unvermeidbaren Restemissionen in die Atmosphäre entlassen werden.“

Jetzt allerdings sei es an der Industrie, den CO₂-Ausstoß auch zu senken, sagte Rieger weiter. Dafür brauche sie die richtigen Rahmenbedingungen, an denen das Wirtschaftsministerium in Form einer Carbon-Management-Strategie derzeit arbeitet. Im Übrigen gelte, dass auch eine Naturschutzorganisation wie der Nabu ein Interesse daran habe, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten und gemeinsam mit Unternehmen und Beschäftigten eine Transformationsperspektive zu erarbeiten. „Eine Abwanderung ganzer Industriezweige oder ungeordnete Strukturbrüche in den Regionen kann jedenfalls nicht unser Bestreben sein“, betonte Rieger.

WWF:

… braucht es eine Carbon-Management-Strategie, die deutlich macht, dass das Abscheiden und Speichern von CO₂ für die Industrie ein wichtiger Baustein sein wird - aber nur für Prozesse, in denen sich Emissionen aktuell nicht vollständig vermeiden lassen", sagte sie. Die Reduktion müsse immer Vorrang haben.

Letztlich ist dem Klima nicht geholfen, wenn die Produktion von Zement, Kalk und alle sonstigen Produkte, die aktuell nicht klimaneutral hergestellt oder durch klimaneutral Subtitute ersetzt werden können, ins Ausland abwandern und dort weiterhin klimaschädliche produziert werden.

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Hier würde ich darauf setzen, Behörden und unabhängige Wissenschaftler:innen mit (Zugang zu) entsprechender Satelliten-Infrastruktur auszustatten, die Gas-Emissionen erkennen. Das wird mittlerweile nicht mehr nur mit Methan gemacht, sondern auch mit CO2, und auch mit ausreichender Genauigkeit für die Überwachung einzelner Anlagen: https://www.reuters.com/business/environment/new-satellite-will-detect-share-co2-data-individual-facilities-2023-11-11/
Ich würde sogar davon ausgehen, dass es heutzutage unabhängig von aktiver Überwachung vonseiten des Staates durch Wissenschaftler:innen schnell aufgedeckt würde, wenn jemand aus einem solchen Speicher massenhaft CO2 abließe. Aber um es verantwortungsvoll zu machen, sähe ich den Staat in der Pflicht, Satellitenüberwachung bzw. die nötige Infrastruktur einzurichten und zu erhalten. Das kostet aber natürlich Geld. Muss man vielleicht als Förderung der deutschen Luftfahrtindustrie verkaufen, dann ist auch die FDP Feuer und Flamme.

Was mich an solchen Themen immer ärgert: Es wird nicht angegangen, wenn es dafür ein politisch freundliches Umfeld gibt, sondern Druck ausgeübt, um erst mal so weiter machen zu können wie bisher.
Jetzt, wo das politische Umfeld in Richtung totaler Umsteuerung geht, wird es plötzlich als weniger drastische Lösung aus dem Hut gezaubert. Übergangstechnologien sind aber vor allem verlorene Zeit, da sie begrenzte Ressourcen binden, die in die totale Transformation gesteckt werden sollten.

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CCS dürfte keine Übergangstechnologie sein. Beim vorhandenen Kraftwerkspark weltweit sowie bei den nicht vermeidbaren Emissionen kann ich mir vorstellen, dass CCS dauerhaft zur Anwendung kommt.
Zum Erreichen des 1,5° Ziel dürfte diese Technik zwingend erforderlich sein. Dies bedeutet nicht, dass wir unter 1,5° C bleiben, sondern nach dem Überschießen dieser Gradgrenze wieder von oben uns dieser Grenze annähern.

Ärgerlich eine Diskussion ist aber wie von dir angemerkt, dass man sie zuerst verteufelt und dann doch später einführt.

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Dazu gibt’s bei der ESA ein paar mehr Informationen:

Der enorme Aufwand, Satelliten ins All zu schießen, um die Emissionen von Industrieanlagen zu überwachen, die wir auch einfach am Schornstein messen könnten, lässt irgendwie schon ahnen, dass es später auch mit dem Überwachen von CO2 Transporten kompliziert werden dürfte.

Die haben irgendwo halt kapituliert. Was sollen sie auch machen. Es geht, mMn, auch gar nicht mehr um CO2-Vermeidung sondern um das Abmildern der Folgen.

An dieser Stelle sehe ich es so, dass WWF und NABU ihre Position an den Stand der Forschung angepasst haben. Das vorherige komplette Ablehnen von CCUS war aus wissenschaftlicher Sicht schon lange nicht mehr so fest. Ich würde sagen, dass es in der Wissenschaft nie den Punkt gab, dass CCS komplett unnötig ist, der Fokus liegt nun aber auch darauf, dass es einige Prozesse gibt, wo sich CO2-Emissionen nicht vermeiden lassen.

Die Verbände sagen auch nicht, dass es als Technologie für die breite Anwendung steht, sondern eben für die Prozesse, wo es aktuell keine andere Lösung gibt. Vermeidung und Reduktion geht immer noch vor CCUS. Insofern ist CCS hier auch keine Übergangstechnologie, sondern Teil der Transformation.

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…, verstanden… würde es vielleicht besser treffen

Viel besser als der Plan zum Mars zu emigrieren ist das nicht.

Die Gefahr besteht nur, dass anstatt CO2 einzusparen das Wunschkind CCS angeführt wird, ob das nun so skaliert wie erhofft bzw überhaupt in dem Maßstab funktionieren kann. Und nach X Jahren zuckt man dann mit den Achseln und kann sagen: „Die Wissenschaft hat uns das als Alternative vorgeschlagen“.
Ich finde das generell gefährlich.

Schon die Quelle zeigt doch, dass es schon funktioniert:

In 2022, this resulted in over 500,000 potentially emitting sites being observed over 2 million km2 of land from which 179 MTCO2e of methane emissions were detected.

Die Satelliten sind da oder andere werden demnächst zu kommerziellen oder Forschungszwecken ohnehin ins All geschickt. Das funktioniert doch alles schon und sieht mir eher so aus, als würde es zukünftig eher noch einfacher werden durch verbesserte Raumfahrttechnik und Datenaustausch und -auswertung.
Satelliten in die entsprechenden Umlaufbahnen zu bringen, ist heute ja auch kein so riesiger Aufwand mehr.

Es gibt sicher gewichtige Kritikpunkte an CCS, wenn es von der eigentlich wichtigen THG-Reduzierung ablenkt, aber die Überwachung scheint mir nicht das große Problem zu sein.

Die Satelliten werden irgendwann stillgelegt, kollidieren oder gehen einfach kaputt. Vielleicht schießt sie sogar jemand vom Himmel.
Sind also entweder Weltraumschrott oder landen in unserer Atmosphäre. Wenn Satelliten zur Massenware werden (und es stimmt, wir sind auf dem besten Weg dahin), braucht es auch dafür Regeln.

Ne, die haben eingesehen, dass es ohne CSS völlig unrealistisch ist, bis 204x klimaneutral zu werden. Und das mit man mit absoluten Maximal-Forderungen einfach nicht weiterkommt.

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Das Thema wurde vor über 10 Jahren bereits diskutiert und sollte bereits umgesetzt werden. Damals wurde es von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik befürwortet. Eingestellt wurde es aufgrund des breiten Widerstandes aus der Bevölkerung. Dieser Widerstand war aus meiner Sicht primär emotional fundiert und nicht faktenbasiert.

Viel gefährlicher ist aus meiner Sicht genau das Gegenteil. Wir könnten jetzt einige Kohlekraftwerke mit CCS haben. Ich fände das extrem positiv für das Klima und weniger Schadstoffe in der Atmospähre. Haben wir aber aufgrund genau dieser Argumentation nicht. CCS ist auch kein Wunschkind. Wir speichern seit Jahrzehnten Erdgas untertage, das ist aus meiner Sicht deutlich gefährlicher.

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CCS ist ein technologiegetriebener Pfad zur Lösung der Misere - er wird noch sehr große Bedeutung bekommen. Es gibt verschiedenen Technologieoptionen und es ist noch unklar, welches Konzept sich final durchsetzt - aber CCS wird kommen. Extrahiert man CO2 aus der Luft dann ist der Energieaufwand aktuell mit bis zu 4000 kWh/t noch sehr hoch, allerdings sind 1000 kWh/t nicht unrealistisch. In Saudi-Arabien wird der Solarstrom seit kurzem für 1 ct/kWh verscherbelt, also sind 10 EU/t Energiekosten plus Margen strategisch nicht unplausibel. Lassen wir in einem Szenario CCS aus der Aussenluft im eingeschwungenen Zustand inkl. CAPEX/OPEX 50-100 EU/t für den Endkunden kosten (Aus Industrieabgasen ist das ganze noch wesentlich günstiger). Da man für 2035 von einem CO2-Preis von über 150 EU/t ausgehen kann, wird CCS aus der Luft ein Riesengeschäft - der Economist & Co. schätzen es wird sogar eines der größten Geschäfte der Menschheitsgeschichte.

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CCS soll vor 10 Jahren schon wegen breitem Widerstand aus der Bevölkerung eingestellt worden sein? Hast du da Quellen zu?

Das ist es doch sowieso. Und CCS soll ja eben nicht nur für sog. unvermeidbare Emissionen wie Zementherstellung eingesetzt sondern auch für vermeidbare CO2 Emissionen wie bei der Energiegewinnung eingesetzt. Kohlekraftwerke mit CCS z.B. sind, sorry, einfach Unsinn, quasi der Versuch uns ein perpetuum mobile auf zuschwatzen.

Die unterirdischen Speicher für Gas sollten wir lieber für saisonale EE-Speicherung über Power-to-X nutzen.

Ich weiß es aus persönlicher Erfahrung, weil es eben kein Industrieunternehmen gab, das bereit war sich dabei zu engagieren aus Angst vor Protesten. Findet sich aber auch eine ganze Menge darüber im Internet, z. B. CO2-Lager: Angst vor Bürgern blockiert Klimaschutztechnik - DER SPIEGEL. Die Regierung hat damals auch sehr lange gebraucht das Gesetz zu verabschieden in dem die CO2-Speicherung geregelt wird. Ich meine, dass sie letztendlich es jedem Bundesland überlassen haben und da haben dann alle Bundesländer gesagt, „Nicht bei uns!“. Und damit war CCS in Deutschland de facto tot.

Wir haben mehr als genügend Speicher so dass es hier zu keiner Konkurenz kommen sollte.

Stimmt, den ganzen HickHack wegen dem alten Gesetz für die unterirdische Speicherung hatte ich tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm. Aber damit ist das ganze Thema eigentlich auch eh abgeräumt, oder? Wir wollen keine unterirdische Speicherung (die btw. ohnehin keine 100 % sichere Lösung ist) also können wir eigentlich eh kein CCS machen, außer wir drücken unseren „Müll“ mal wieder anderen Ländern auf.

Komisch, beim Abbaggern ganzer Ortschaften oder bei Castor-Transporten waren Energieunternehmen in der Vergangenheit erstaunlich resistent, was schlechte PR anging, solange die Gewinne gestimmt haben. Ich habe eher den Eindruck, dass einige Industrieunternehmen ganz froh waren, dass sich das Thema durch die Ablehnung der Bevölkerung selbst erledigt hatte.

Das wird wohl eher der größte Selbstbetrug der Menschheit. Ungefähr so wie mit dem CO2-Kompensieren beim Fliegen, nur größer.

Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Einlagerung von Erdgas im Boden zu CSS. Denn das Co2 soll ja im Gestein verbleiben, das Erdgas nicht. Ausströmen über die Zeit passiert aber üblicherweise in unseren Erdgasspeichern. Das ist auch der grund weswegen einige Länder nun nach entsprechend geeignete en Gesteinsformationen suchen.

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Es war nicht nur dieser Streit um die Speicherung, die das Thema abgeräumt hat. Ja, das Gesetz und die Umsetzung der Länger hat es dann erst mal komplett auf Eis gelegt. Ein Fehler in der CCS-Forschung und den Unternehmen bestand darin, sich stark auf die Energiewirtschaft zu konzentrieren. Bereits damals war klar, dass die Technologie benötigt wird, jedoch wurde der Fokus hauptsächlich auf Kohle und Gas gelegt, obwohl es bessere Alternativen gab und gibt. Einer der Gründe für das Scheitern der CCS-Projekte ist die Attraktivität erneuerbarer Energien (EE) in der Energiewirtschaft im Vergleich zu fossilen Kraftwerken mit CCS. Der Rückzug von Vattenfall aus der CCS-Forschung, wie z.B. hier berichtet (Rückzug: Vattenfall gibt Forschung zu CCS weitgehend auf - DER SPIEGEL), erfolgte nicht nur aufgrund von Widerständen aus Politik und Gesellschaft, sondern auch aufgrund der schlichten Kostenproblematik

Der Widerstand gegen CCS war daher nicht immer unbegründet, sondern resultierte auch aus einer unzureichenden Fokussierung der Industrie. Abgeräumt ist das Thema aber eben nicht. Es gibt inzwischen wieder mehr Interesse daran. Aufgrund der Gesetzeslage ist es allerdings so, dass sich erst mal auf Netze konzentriert wird. Das wird sich denke ich aber auch demnächst noch mal ändern. Wobei zunächst wohl auf den Forschungsergebnissen aus dem Ausland aufgebaut werden muss. Z.B. in Dänemark wird da gerade recht umfassen dran gearbeitet: Projects - INNO-CCUS. Schaut man dann mal hier (https://ens.dk/sites/ens.dk/files/CCS/markedsanalyse_af_co2-lagring_i_danmark.pdf) auf S. 36 ist zu sehen, dass es aber auch in Deutschland ein Potenzial zur Speicherung von CO2 gäbe.

Was machen wir denn dann mit dem CO2 das aktuell zu viel in der Atmosphäre ist? Es dahin packen wo es herkam erscheint mir erstmal nicht so verkehrt.

Äh, die Integrität ist das wichtigste bei so einem Speicher. Ja, es gab Mal Unfälle, aber brennende Wasserhähne oder Quadratkilometer versuchte Landschaft sind mir in Deutschland bisher nicht bekannt. Deshalb ist Erdgas ja schwieriger zu speichern, denn es ist deutlich gefährlicher als CO2.

Es geht nicht um Unfälle oder „brennende Wasserhähne“, sondern dass man nicht 1:1 die unterirdischen Gasspeicher hernehmen kann, sondern eben andere Gesteinsformationen braucht. Und die muss man erst einmal haben bzw finden. Nicht ohne Grund hat die Suche in Norwegen gedauert, und auch ordentlich Geld gekostet (und wird es noch). Und sie speichern es eben 2600 Meter unter dem Meer. Denn nur da gab es Gesteinsschichten, die geeignet sind (plus der natürliche Druck des Meeres).