Das Thema wurde vor über 10 Jahren bereits diskutiert und sollte bereits umgesetzt werden. Damals wurde es von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik befürwortet. Eingestellt wurde es aufgrund des breiten Widerstandes aus der Bevölkerung. Dieser Widerstand war aus meiner Sicht primär emotional fundiert und nicht faktenbasiert.
Viel gefährlicher ist aus meiner Sicht genau das Gegenteil. Wir könnten jetzt einige Kohlekraftwerke mit CCS haben. Ich fände das extrem positiv für das Klima und weniger Schadstoffe in der Atmospähre. Haben wir aber aufgrund genau dieser Argumentation nicht. CCS ist auch kein Wunschkind. Wir speichern seit Jahrzehnten Erdgas untertage, das ist aus meiner Sicht deutlich gefährlicher.
CCS ist ein technologiegetriebener Pfad zur Lösung der Misere - er wird noch sehr große Bedeutung bekommen. Es gibt verschiedenen Technologieoptionen und es ist noch unklar, welches Konzept sich final durchsetzt - aber CCS wird kommen. Extrahiert man CO2 aus der Luft dann ist der Energieaufwand aktuell mit bis zu 4000 kWh/t noch sehr hoch, allerdings sind 1000 kWh/t nicht unrealistisch. In Saudi-Arabien wird der Solarstrom seit kurzem für 1 ct/kWh verscherbelt, also sind 10 EU/t Energiekosten plus Margen strategisch nicht unplausibel. Lassen wir in einem Szenario CCS aus der Aussenluft im eingeschwungenen Zustand inkl. CAPEX/OPEX 50-100 EU/t für den Endkunden kosten (Aus Industrieabgasen ist das ganze noch wesentlich günstiger). Da man für 2035 von einem CO2-Preis von über 150 EU/t ausgehen kann, wird CCS aus der Luft ein Riesengeschäft - der Economist & Co. schätzen es wird sogar eines der größten Geschäfte der Menschheitsgeschichte.
CCS soll vor 10 Jahren schon wegen breitem Widerstand aus der Bevölkerung eingestellt worden sein? Hast du da Quellen zu?
Das ist es doch sowieso. Und CCS soll ja eben nicht nur für sog. unvermeidbare Emissionen wie Zementherstellung eingesetzt sondern auch für vermeidbare CO2 Emissionen wie bei der Energiegewinnung eingesetzt. Kohlekraftwerke mit CCS z.B. sind, sorry, einfach Unsinn, quasi der Versuch uns ein perpetuum mobile auf zuschwatzen.
Die unterirdischen Speicher für Gas sollten wir lieber für saisonale EE-Speicherung über Power-to-X nutzen.
Ich weiß es aus persönlicher Erfahrung, weil es eben kein Industrieunternehmen gab, das bereit war sich dabei zu engagieren aus Angst vor Protesten. Findet sich aber auch eine ganze Menge darüber im Internet, z. B. CO2-Lager: Angst vor Bürgern blockiert Klimaschutztechnik - DER SPIEGEL. Die Regierung hat damals auch sehr lange gebraucht das Gesetz zu verabschieden in dem die CO2-Speicherung geregelt wird. Ich meine, dass sie letztendlich es jedem Bundesland überlassen haben und da haben dann alle Bundesländer gesagt, „Nicht bei uns!“. Und damit war CCS in Deutschland de facto tot.
Wir haben mehr als genügend Speicher so dass es hier zu keiner Konkurenz kommen sollte.
Stimmt, den ganzen HickHack wegen dem alten Gesetz für die unterirdische Speicherung hatte ich tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm. Aber damit ist das ganze Thema eigentlich auch eh abgeräumt, oder? Wir wollen keine unterirdische Speicherung (die btw. ohnehin keine 100 % sichere Lösung ist) also können wir eigentlich eh kein CCS machen, außer wir drücken unseren „Müll“ mal wieder anderen Ländern auf.
Komisch, beim Abbaggern ganzer Ortschaften oder bei Castor-Transporten waren Energieunternehmen in der Vergangenheit erstaunlich resistent, was schlechte PR anging, solange die Gewinne gestimmt haben. Ich habe eher den Eindruck, dass einige Industrieunternehmen ganz froh waren, dass sich das Thema durch die Ablehnung der Bevölkerung selbst erledigt hatte.
Das wird wohl eher der größte Selbstbetrug der Menschheit. Ungefähr so wie mit dem CO2-Kompensieren beim Fliegen, nur größer.
Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Einlagerung von Erdgas im Boden zu CSS. Denn das Co2 soll ja im Gestein verbleiben, das Erdgas nicht. Ausströmen über die Zeit passiert aber üblicherweise in unseren Erdgasspeichern. Das ist auch der grund weswegen einige Länder nun nach entsprechend geeignete en Gesteinsformationen suchen.
Es war nicht nur dieser Streit um die Speicherung, die das Thema abgeräumt hat. Ja, das Gesetz und die Umsetzung der Länger hat es dann erst mal komplett auf Eis gelegt. Ein Fehler in der CCS-Forschung und den Unternehmen bestand darin, sich stark auf die Energiewirtschaft zu konzentrieren. Bereits damals war klar, dass die Technologie benötigt wird, jedoch wurde der Fokus hauptsächlich auf Kohle und Gas gelegt, obwohl es bessere Alternativen gab und gibt. Einer der Gründe für das Scheitern der CCS-Projekte ist die Attraktivität erneuerbarer Energien (EE) in der Energiewirtschaft im Vergleich zu fossilen Kraftwerken mit CCS. Der Rückzug von Vattenfall aus der CCS-Forschung, wie z.B. hier berichtet (Rückzug: Vattenfall gibt Forschung zu CCS weitgehend auf - DER SPIEGEL), erfolgte nicht nur aufgrund von Widerständen aus Politik und Gesellschaft, sondern auch aufgrund der schlichten Kostenproblematik
Der Widerstand gegen CCS war daher nicht immer unbegründet, sondern resultierte auch aus einer unzureichenden Fokussierung der Industrie. Abgeräumt ist das Thema aber eben nicht. Es gibt inzwischen wieder mehr Interesse daran. Aufgrund der Gesetzeslage ist es allerdings so, dass sich erst mal auf Netze konzentriert wird. Das wird sich denke ich aber auch demnächst noch mal ändern. Wobei zunächst wohl auf den Forschungsergebnissen aus dem Ausland aufgebaut werden muss. Z.B. in Dänemark wird da gerade recht umfassen dran gearbeitet: Projects - INNO-CCUS. Schaut man dann mal hier (https://ens.dk/sites/ens.dk/files/CCS/markedsanalyse_af_co2-lagring_i_danmark.pdf) auf S. 36 ist zu sehen, dass es aber auch in Deutschland ein Potenzial zur Speicherung von CO2 gäbe.
Was machen wir denn dann mit dem CO2 das aktuell zu viel in der Atmosphäre ist? Es dahin packen wo es herkam erscheint mir erstmal nicht so verkehrt.
Äh, die Integrität ist das wichtigste bei so einem Speicher. Ja, es gab Mal Unfälle, aber brennende Wasserhähne oder Quadratkilometer versuchte Landschaft sind mir in Deutschland bisher nicht bekannt. Deshalb ist Erdgas ja schwieriger zu speichern, denn es ist deutlich gefährlicher als CO2.
Es geht nicht um Unfälle oder „brennende Wasserhähne“, sondern dass man nicht 1:1 die unterirdischen Gasspeicher hernehmen kann, sondern eben andere Gesteinsformationen braucht. Und die muss man erst einmal haben bzw finden. Nicht ohne Grund hat die Suche in Norwegen gedauert, und auch ordentlich Geld gekostet (und wird es noch). Und sie speichern es eben 2600 Meter unter dem Meer. Denn nur da gab es Gesteinsschichten, die geeignet sind (plus der natürliche Druck des Meeres).
Also scheitert es letztendlich sowieso am Standort.
So wie Bayern unbedingt weiter Atomkraftwerke möchte, aber extrem verschnupft reagiert, wenn im „schönsten Bundesland der Welt“ Standorte für Endlager geprüft werden. Also Deckel drauf. Hat sich erledigt.
Was die Speicherung in Deutschland angeht hast du vermutlich Recht. Was CCU angeht sieht es aus den hier genannten Gründen anders aus. Das gilt allerdings allerdings genaugenommen für CCS, da es wohl exportiert wird. Hier ist laut BMWK zumindest die Evaluierung des bestehenden Gesetzes so ausgefallen, dass es Anpassungen geben soll: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/weitere-entwicklung-ccs-technologien.html.
Es soll also einfacher möglich werden Capture- und Pipelineprojekte anzugehen, sowie Exporte von CO2 angestoßen werden. Hier ist eher die Frage, ob die aktuelle Bundesregierung mit all ihren externen und internen Problemen noch soweit kommt, diese Punkte auch umzusetzen. Was die Speicherung angeht ließt es sich in der Tat so, dass die Verantwortung weiter einfach auf die Bundesländer abgewälzt wird, ob Speicher zugelassen werden. Der Bund also sagt, dass geht doch prinzipiell, aber wir können da nichts machen. Das finde ich insgesamt dann scheinheilig, weil sich einfach über die Exporte freigekauft wird. Im Gegensatz zu dem aufgeworfenen Atom-Endlager ist das hier wesentlich einfacher möglich. Die genannten Länder wie Norwegen oder Dänemark sind bereits dabei, dass sie unser CO2 gegen Gebühr einlagern können (Dänemark bei CO2-Speicherung weit vorn – energate messenger+).
Nachdem sich NABU und WWF in einem seltenen Bündnis mit der Industrie und dem DGB hinter die (begrenzte, Anm. Mod.) Nutzung von CCS gestellt haben, schießen nun Greenpeace und BUND quer.
Dabei ist der wissenschaftliche Konsens eindeutig. Die Menschheit braucht leider zumindest zeitweise CCS um die Erderwärmung einzubremsen (der schnelle Ausstieg aus fossilen Energieträgern bleibt unabhängig davon unheimlich wichtig) und risikoarm[1].
Mir ist völlig unverständlich, wie einzelne(!) Verbände immer wieder für sich reklamieren streng auf die Wissenschaft zu hören und dann die klare Position der Wissenschaft so mit Füßen treten können. Das ist Hybris.
Wenn wir ehrlich sind, dann ist für diese Organisationen die Wissenschaft doch noch nie etwas gewesen an der man sich orientiert, sondern schon immer nur etwas was man für sich nutzt wenn die Wissenschaft einen bestärkt aber von sich weist sobald die Wissenschaft eine andere Meinung vertritt.
Es geht hier dann auch oft gar nicht darum die beste Lösung, den besten Kompromiss oder die praktikabelste Lösung zu finden, sondern einzig darum einen Weg den man von Anfang an vorgeschlagen hat als die einzige Lösung zu verkaufen.
Abweichung von veralteten Meinungen, Schließen von Kompromissen etc. wird von Mitgliedern und Spendern als „Einknicken“ empfunden und deshalb bleibt man bei dem was man schon immer sagte.
Oftmals frage ich mich bei all den Risiken von denen immer gewarnt wird, ob es dafür auch immer fundierte Erkenntnisse dazu gibt oder ob da jedes Bedenken egal wie fundiert gleich zum Risiko erklärt wird.
Was heißt den hier quer schießen? Die waren von Anfang an dagegen und sind es weiterhin. Es haben lediglich WWF und NABU ihre Position geändert, wie @TilRq oben geschrieben hatte.
Ich bin kein Experte für Parlaments- und Ausschußarbeit aber der Satz:
Der CDU/CSU bleibt es überlassen, wie es mit dem Antrag weitergeht, aber, ich glaube, wir haben alle viel gelernt.
klingt für mich erst mal nicht so, als wenn es bei dem Thema CCS allzu viel Eile geben würde. Aber vielleicht kann das ja jmd. einordnen, der sich da auskennt.
Eile im Sinne von öffentlichen Ergebnissen scheint es in der Tat nicht zu geben. Wobei das bei der aktuellen Koalition vielleicht auch ganz positiv ist, wenn nicht andauern alles nach draußen dringt.
Der Dialog hat aber auch schon im März des letzten Jahren angefangen. Er hat also nicht die höchste Priorität, allerdings ist es auch nicht so, dass gar nichts passiert.
Da hat mich anscheinend die TAZ an der Nase herumgeführt, da sie Neuigkeitswert suggeriert hat, wo die Nachricht schon in Würde gealtert ist. Danke für den Hinweis, @matder.
Nun bleibt es aber dabei, dass Greenpeace und BUND sich weiterhin dem wissenschaftlichen Konsens gegenüber verweigern oder ist das falsch?
Und ja beim Thema CCS kommt es sicher nicht auf 1-2 Monate an. Aber wir brauchen hier definitiv langsam Bewegung. Deutschland ist gerade das Land der EU, dass mit Abstand am meisten CO2 emittiert, dank Kohleverstromung. Und CCS kann für Deutschland ein Kassenschlager werden, denn Technologie und Know-how zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid wird ein weltweites Geschäft.