Impfpriorisierung - ein teurer Fehler?

Ich habe eine kleine Anmerkung zur aktuellen Lage.

An einer Stelle bezieht ihr die aktuellen Impfzahlen auf den Schutz der Alten.
Ich habe den genauen Wortlaut nicht mehr im Kopf, es ging im wesentlichen darum, dass ja schon ein relevanter Anteil der hochbetagten geschützt ist.
ich denke man muss an dieser Stelle einen wichtgen Fakt betonen:

Der Großteil der bisher verabreichten Impfungen ist NICHT an hochbetagte gegangen,
sondern an Menschen bei denen eine berufliche Indikation bestand.
Die Zeit hat die bisherigen Impfzahlen sehr anschaulich aufgearbeitet:

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/corona-impfung-deutschland-anzahl-impfquote-aktuelle-zahlen-karte

Zugegeben, die Zahlen haben sich in den letzten Tagen sehr angeglichen, sodass die beiden Impfgruppen inzwischen nahezu gleichauf sind.
Trotzdem bleibt festzuhalten: In der Gruppe der über 80-Jährigen haben im moment ca. 740.000 Menschen 2 Impfungen erhalten, und somit mutmaßlich eine Immunität.
740.000 von 6.000.000. Also etwas über zehn Prozent.

Diese Gruppe (und das ist ja nur ein Teil der Hochrisikopopulation) ist also noch weit davon entfernt durchgeimpft zu sein.
Selbstverständlich ist es auch wichtig die Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, zu schützen.
(Zumal der Aufwand hier geringer und die Organisation leichter sind)

Dennoch drängt sich mir die Frage auf ob die Impfpriorisierungen im Moment eine kluge Strategie sind.
Ich war als die Frage zuerst debattiert wurde ein vehementer Verfechter dieser Praxis, zumal anfangs der Impfstoff selbst der limitierende Faktor war.
Zur jetztigen zeitpunkt bin ich mir aber unsicher ob, wenn absehbar ist dass nicht mehr der Impfstoff den Flaschenhals darstellt, sondern die Logistik, nicht besser wäre die Priorisierung aufzugeben.
Jeder Mensch der zwei Injektionen erhält, ist Teil vieler potentzieller, und nun unterbrochener Infektionsketten.
Klar ist auch, dass junge, mobile Leute die ihren Termin auf dem handy machen, kurz zum impfzentrum fahren und sich schnell eine Impfung abholen, viel effizienter geimpft werden können als wenn man die Heime abklappert.
Schützen wir die vulnerablen Gruppen nicht am Ende besser, wenn wir schneller mehr Immune in der Herde haben, statt die Gesamtimmunität so auszubremsen?

Ich bin gespannt auf Meinungen.

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Es gibt andere Länder, die das so machen - die mit den meisten Kontakten zuerst. Ich finde den Artikel gerade nicht wieder, irgendwo hier im Forum hatte ich den schonmal gepostet, Indonesien hat z.B. mit den Fahrern der Sammeltaxis angefangen.

Dass wir diesen Punkt erreichen, möchte ich aber noch sehen.

Heime abklappern ist ja noch relativ einfach. Da kennt man die Orte und die Anzahl der Bewohner.
Ich sehe das Problem bei denjenigen, die zu Hause leben, den Termin entweder von Verwandten machen lassen oder in die Telefon-Warteschleife müssen und dann auch noch Probleme haben, den Impfort zu erreichen.