In der neusten ZEIT findet sich ein interessanter Artikel [1] über die Gruppe der Ungeimpften, der nochmal eine andere Perspektive auf die Impfpflicht gibt.
Die ZEIT hatte schon vor einigen Wochen Ungeimpfte nach ihren Motiven befragt. Die Antworten waren – wie erwartet – sehr unterschiedlich. Für mich blieb da vor allem die Frage offen, wie groß die jeweiligen Gruppen sind. Dazu gibt es im neuen Artikel zwar auch keine belastbaren Zahlen aber einige Hinweise. Gespräche mit Ärzten, Gesundheitsämtern, Impfstrategen deuten doch stark darauf hin, dass wir nicht unbedingt ein Problem mit den lauten, sich radikalisierenden, sondern eher mit den leisen, nicht in Erscheinung tretenden Ungeimpften haben.
Das Problem bei diesen Menschen, die eine erhebliche Gruppe auszumachen scheinen, ist weniger, dass sie sich aktiv verweigern, als dass sie über die üblichen Kommunikationswege nicht erreicht werden. Das kann grob gesagt z.B. damit zusammen hänge, dass sie schlechte Deutschkenntnisse haben, kaum Nachrichten schauen oder zum Arzt gehen, eher geschlossenen Kommunen angehören, etc. In der Konsequenz sind es Menschen, deren besonderes Vertrauen nicht unseren zentralen Institutionen, sondern anderen Menschen, oder Gruppen gilt – ohne dass sie deshalb kein produktiver Teil der Bevölkerung wären.
Wichtig dabei ist: diese Gruppen lassen sich durchaus von der Impfung überzeugen, aber eben nicht durch ZENTRALE Ansagen z.B. von Politikern oder Behörden, sondern durch DEZENTRALE Überzeugungsarbeit in ihrem jeweiligen Umfeld. Unterstützt wird diese Erkenntnis m.E. durch die immer öfter zu hörenden Worte von Ärzten, die angeben, im persönlichen Gespräch die meisten Impfskeptiker überzeugen zu können. Die Gruppe der Unbelehrbaren hat sich da also als doch eher klein erwiesen.
Wichtig ist auch: zu den zentralen Maßnahmen gehört auch 2G, 3G und die Impfpflicht. Diese Maßnahmen werden also in diesen Gruppen viel zu spät oder gar keine Wirkung zeigen (da z.B. ein Brief von der Behörde erstmal weg gelegt wird, weil man ihn sprachlich gar nicht versteht). Die Lösung sind dezentrale Maßnahmen, also das „Mit-ins-Boot-holen“ von Vertrauenspersonen der jeweiligen Bubble auf lokaler Ebene.
Die Tatsache, dass wir diese Menschen tendenziell nicht bedenken hat nicht nur damit zu tun, dass sie keine Lobbyarbeit machen oder lautstark protestieren. Es hängt auch damit zusammen, dass sie aus vielen Erhebungen heraus fallen, weil sie z.B. nicht bei Umfragen (Comso, oder Covimo Studie) mitmachen oder die Sprache nicht verstehen.
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