Ignoriert ihr die Kleinstparteien?

Ich muss euch sagen, dass ich etwas erstaunt bin, wie ihr mit den „Sonstige“-Parteien umgeht.

Erst macht ihr Negativwerbung gegen die kleinen Parteien und dann bei der Wahlanalyse erwähnt ihr diese Parteien nichtmal. Wir hatten 8% im Balken „Sonstige“, das ist mehr als die Linken hatten und mehr als wahrscheinlich je zuvor.

Ich würde mir wünschen, dass Ihr wenigstens über diese Parteien redet uns hier etwas differenzierter ran geht.

Sonst liefert ihr ja wie gewohnt super Sensungen ab.
Grüße Michael Spiegelhalter

Die „relevantesten“ Kleinstparteien sind die freien Wählen mit 2,4%, die Tierschutzpartei mit 1,5% und die dieBasis mit 1,4%. Alle drei liegen deutlich unter der 5%-Hürde. Damit finde ich die Behandlung der Kleinstparteien durchaus OK. Denn keine kommt nur im Ansatz an die 5%.

7 „Gefällt mir“

Ich glaube das Argument überzeugt mich nicht. Für mich ist jeder Wähler, der sein Kreuzchen nicht für die Etablierten Parteien gemacht hat ein Wähler zu viel, der nicht repräsentiert ist und da zähl ich sogar Basiswähler dazu, auch wenn ich da keine großen Sympathien habe. Es gab offenbar mehr als genug Wähler, die sich bei diesem Tauziehn zwischen antiCDU-Strategiewähler und antiGrüne-Strategiewähler nicht mitmachen wollte. Genau wegen dieser Tauziesituation glaube ich auch, dass die beteiligten Parteien (Grüne, SPD, FDP, cdu) unverhältnissmäßig viele Stimmen bekommen haben (was nicht böse ist oder so ist halt in dem System so vorgesehen). Ich glaube aber durch diesen Effekt sind Linken, und Sonstigen einige Stimmen flöten gegangen. sogar AFD hat dabei gelitten (meiner ansicht nach). Ich glaube eben auch, dass viele Wähler nicht das gewählt haben, was sie eigentlich repräsentiert, genau wegen diesem Strategieeffekt und ich halte es für fahrlässig diesen Strategieeffekt auch noch zu begrüßen wie es hier im Podcast passiert ist.

Alles nicht böse gemeint wir sind halt hier nicht ganz einer Meinung. Mir hat eben nur diese Reflektiertheit über den Rat sonstige nucht zu wählen gefehlt.

Grüße
Michael Spiegelhalter

Als ebenfalls Kleinstwähler möchte ich mal die Frage in den Raum stellen, was es gebracht hätte, diese 8% angemessen zu würdigen?
Natürlich möchte ich mit meiner Partei ernst genommen werden, da die Wähler uns aber nicht mal 0,5% der Stimmen gegeben haben, ist eher das Gegenteil der Fall. Und die Schuld dafür gebe ich nicht der Lage.
Die Würdigung muss von politischer Seite kommen.
Und da ist nur zu hoffen, dass die nächste Regierung kein Parteiverseuchtes Gremium zur Wahlrechtsreform sondern einen Bürgerrat einsetzt, der sich neutral mit all diesen Fragen (Verkleinerung des Bundestags, Wahlalter, Kleinstparteien) beschäftigt.

3 „Gefällt mir“

Tut mir leid, aber du spitzt mir das einbissl zu sehr darauf zu, dass alle „großen Parteien“ die kleinen Parteien mit ihrem Rumgetöse geradezu erdrücken und dass man als Wähler nur die Wahl hat, sich bei irgendeinem „Tauziehen“ zu beteiligen oder die Party gleich wieder unbeachtet zu verlassen.

Ich sehe auch nicht dass die (Grüne, SPD, FDP, CDU) unverhältnismäßig viel Stimmen bekommen hätten. Die Tatsache, dass die „Sonstigen“ größer sind als sonst, besagt ja sogar das exakte Gegenteil.

Ich kenne ehrlich gesagt nicht viele Menschen, die aus voller Überzeugung eine Partei wählen. Vielmehr ist es doch bei den meisten so, dass sie wählen, was sie zumindest am ehesten repräsentiert. Dabei gilt aber auch weiterhin zu beachten, dass es einen Unterschied zwischen dem gibt, was man denkt, was diese Partei für einen erreichen kann und was die Partei tatsächlich erreichen kann und will. Grad bei den Kleinstparteien finde ich den Teil mit „was die Partei erreichen kann“ nicht hinreichend erfüllt. Diese Abwägung kann man auch am Beispiel der SPD und CDU machen kann, bei denen zwischen dem, was sie bei den letzten Wahlen versprochen und am Ende wirklich umgesetzt haben eklatante Unterschiede klaffen. Das wäre dann eurer Defintition nach dann wohl auch schon wieder zu taktisch oder?

Alles was mMn man erreichen kann, indem man Kleinstparteien aber aktuell auch z.B. die Linke wählt ist doch den anderen Parteien einen Fingerzeig zu geben, welche Poltikfelder nicht ausreichend von ihnen gedeckt werden.
Dann können sie sich entscheiden, ob sie diese abdecken wollen oder eben nicht.

Was ist denn dann dein Gegenvorschlag? Keine 5% Hürde. Jeder darf rein, selbst wenn er mit seiner Partei nur die Stimme seiner Mutter bekommen hat? Dann kommen ganz neue Probleme. Soll dann der neue Bundestag 81 Mio Sitze haben oder ist es okay, dass dann eine Partei mit 0,01% einen Sitz bekommt und dann aber vollkommen überrepräsentiert ist?
Finde ich beides nicht tragbar.

Also ich weiß nicht, ich habe mit viel interesse das Thema mit den Kleinstparteien verfolgt und mich hat bisher kein Argument überzeugt, warum die Lage das Thema nicht angemessen behandeln würde.
Ich bin davon überzeugt, dass man mit der Wahl einer Kleinstpartei ein Zeichen setzten kann, wenn auch ein sehr kleines. Poltisch etwas bewegen, wird man aber nur mit einer Partei im Bundestag und noch besser einer Partei in einer Regierung.

Ist es zu schwierig, als Kleinstpartei die nötige Reichweite zu erlangen und genügend Wähler anzusprechen? Vielleicht.
Das ist dann aber nicht Schuld oder Aufgabe der Lage und nicht einmal der Poltik sondern ist den Mechanismen geschuldet, wie Menschen ihre Aufmerksamkeit verteilen und wie diese von den Medien ausgenutzt werden. Andererseit gibt es mit der AFD ein eher unschönes Beispiel dafür, dass es für neue Parteien sehr wohl möglich ist in kurzer Zeit in den Bundestag zu kommen. Ob diese Mittel (Polarisierung, Populismus, etc.) von anderen kleinen Parteien genutzt werden sollten sei mal dahin gestellt.

Also was solls, ja die Sonstigen haben zugenommen. Analysen dazu werden sicher bereits gemacht. Mir würden auf Anhieb neben dem „Tauziehen“ noch Themen wie der der Weggang von Frau Merkel, das etwas zu geringe Engagement der Grünen beim Klimawandel, das Ansteigen des poltischen Unmuts gegenüber der Regierung wegen Verschörungstheorien rund um Corona usw. einfallen. Auch ist es keine Neuigkeit dass unsere Gesellschaft aktuell sehr stark polarisiert ist, also mehr Menschen in poltischen Extremen denken. Dass so etwas dazu führt, dass mehr Kleinparteien am poltischen Rand gewählt werden, finde ich eine recht offensichtliche Folge und nicht unbedingt etwas, was jetzt sensationsheischend am Wahlabend ergründed werden müsste.