Es gibt sicher breiten Rechtsextremismus in der AfD, der auch offen kolportiert wird.
Jeden AfD-Wähler aber pauschal als überzeugten Rechtsextremist abzutun erscheint mir irgendwie zu einfach.
Es muss ja eine Erwartung geben, was sich mit einer AfD in Regierungsverantwortung ändern soll.
Ihr habt ja dankenswerterweise schon vieles genannt, von „Back to the 50‘s“ bis Denkzettel für die da oben oder „Ich finde alles einfach doof und will es kaputt machen“.
Aber die AfD hat ja auch durchaus viele Mitglieder mit dreistelligem IQ. Ist das bei denen reiner Opportunismus? Gier nach Macht?
Das mit dem IQ ist wie mit einem Sportwagen: Der tolle Motor und die super Straßenlage bedeuten ja nicht, dass jeder Fahrer auch in jeder Situation etwas damit anzufangen weiß Grade bei AfDlern sind grundlegende Defizite im Charakter und/oder Persönlichkeitsstruktur mMn Hindernisse, die man mit dem tollsten IQ nicht überwinden kann.
Ich finde es immer etwas billig, Menschen, die (politisch) komplett anders ticken, einfach eine gewisse Intelligenz oder positive Charaktereigenschaften abzusprechen. Das macht es einem selbst vielleicht sehr viel leichter, sich abzugrenzen und besser zu fühlen, ändert aber leider überhaupt nichts daran, dass Menschen zum Beispiel rechtsextreme Positionen vertreten und erklärt auch nicht mal im Ansatz, warum sie das tun.
Na da gab es doch dieses Triangel: Intelligenz, Anständigkeit und Rechtsextremismus. Es ist nicht von mir, aber ich kenne die Quelle nicht. Du kannst nur zwei von den Dreien haben, die Dritte schliesst sich immer aus. Na klar gibt es anständige Rechtsextreme und es gibt auch intelligente Rechtsextreme. Aber jetzt zu diskutieren welcher AfD Wähler heutztage nicht als rechtsextrem zu bezeichnen ist, geht mir zu weit. Wer sich heute mit dieser Partei, mit diesen Parteianhängern, mit den Aushängeschildern dieser Parte gemein macht, bekommt von mir nicht den extra Aufwand geschenkt überprüft zu werden, ob nicht doch ein Funken Demokratie im Innersten glüht. Wenn Du Hufe hörst, denk an Pferde nicht an Zebras und wenn einer „Deutsch grüsst“, ist’s eben auch kein Demokrat.
Falls die Unterstellung zutrifft, erklärt das aber, warum Demokraten seit Jahren auf der ganzen Welt mit verschiedenen Strategien unter komplett unterschiedlichen ökonomischen, demographischen, gesellschaftlichen Bedingungen nichts daran ändern können. Weil sie halt (als gute Demokraten) davon ausgehen, dass die andere Seite vielleicht zu anderen Meinungen kommt, aber im Grunde eben doch innerlich genauso funktioniert, wie wir. Also glauben wir bspw., dass es nicht mieser Rassismus ist, sondern ernstzunehmende, vielleicht sogar begründete Bedenken gegenüber Migration wären, die Leute zu AfDlern machen. Dann versuchen wir, denen soweit nachzulaufen, dass mittlerweile die Grünen, in vielen Punkten rechts von Seehofer stehend, als Bremser dastehen. Hat das irgendeinen AfDler zurück gewonnen? Nein. Es ist Appeasement nach innen und dem liegt der gleiche, fundamentale Irrtum eben nicht nur über die Interessenlage, sondern auch über den Charakter der anderen Seite zugrunde, verbunden mit fehlender Kampfbereitschaft.
Warum sollte er das tun? Kannst du das vielleicht mal näher erläutern?
Ich verstehe solche Gedanken wirklich in keiner Weise, deswegen finde ich es schon fast amüsant, wie so gut wie jeden Monat hier im Forum immer wieder dieses Fass aufgemacht wird.
Wie @MaBre schon gesagt hat: Ich denke, dass v.a. die Spitzenpolitiker in der Union ganz genau wissen, dass eine Koalition mit der AfD politischer Selbstmord ist. Spätestens 4 Jahre danach wird man sicher abgewählt, maßlos abgestraft und hat das für immer an sich kleben. Ich kann es mir unter keinen Umständen vorstellen, wie das zustande käme.
Sieht man ja in Thüringen, wie gut sich Wähler nach 4 Jahren noch daran erinnern/daran stören, wenn die Union mit der AfD kollaboriert. Und hat man in den USA auch geglaubt, dass ein Kandiat nach einem gescheiterten Putschversuch keine Chance mehr bekommen würde.
Habe ich was verpasst und Mario Vogt regiert(e) mit der AfD?
Vergleiche mit der USA machen aus meiner Sicht wenig Sinn, weil zum einen es sich nur um ein Zwei-Parteien-System handelt und das Wahlrecht auch ganz anders ist. Zum dritten erklärt das in keiner Weise, warum eine Koalition CDU-AfD im Bund wahrscheinlich ist oder die CDU irgendeinen Vorteil daraus hätte.
Ich schrieb ja auch „kollaborieren“ nicht: koalieren. Die Empörung darüber war groß genug, um das Experiment schnell abzubrechen, aber sie hielt keine ganze Legislaturperiode.
Im Grunde erklärst du es selbst: die wenigsten Spitzenleute der Union wollen mit der AfD koalieren. Es sei denn das wäre eine (scheinbare) Möglichkeit, eigene Ziele durchzusetzen. Auf unteren Ebenen sieht man das regelmäßig und da tritt auch längst ein Gewöhnungseffekt ein.
Genauso bei den Republikanern. Dass Trump nach ein par Monaten als Geächteter wieder von den Republikanern übernommen wurde, kam daher, dass dieser Schritt nicht von Wählern abgestraft, sondern belohnt wurde. Es handelt sich bei deiner Beruhigungsformel nur um den Verweis auf Opporunitäten und die können sich sehr schnell ändern. Angeblich soll es dafur auch historische Vorbilder geben. Just in der politischen Vorfahrin der Union.
Das ist richtig und wenn ich mir angucke, was die CSU/CDU so macht, kommen mir da Zweifel. Seit langem führt das was von Unionspolitikern gesagt wird dazu, dass die AfD stärker wird. Herr Merz hat die AfD nicht halbiert, sondern verdoppelt. Die CxU hat dem ersten AfD Landrat den Weg bereitet indem sie einen Rechtsextremen zur Wahl in diesem Landkreis aufgestellt hat. Bei dem Geheimtreffen waren auch CDUler mit dabei. Und das sind nur ein paar Beispiele. Seit Jahren versucht die CxU die AfD rechts zu überholen. Es gibt seit längerem genügend Belege und Stimmen, die das festgestellt haben und trotzdem macht die CxU nicht nur weiter, sondern wird auch noch extremer (die Grünen sind der Feind).
Ja es ist Selbstmord, aber Merz macht trotzdem weiter. Alle Erklärungen, die ich mir hier denken kann, sind keine guten.
Diese Ableitung kann ich Dir nennen: Wem die Demokratie die kalte Schulter zeigt, der zeigt der Demokratie die kalte Schulter. Es ist den amerikanischen Wählern egal, dass sie die Demokratie abwählen, denn die Demokratie hat ihnen nichts gegeben. Damit ist es kein Verlust für sie.
Damit schließt sich auch der Kreis zum ersten Teil. Denn die CxU hat seit Jahrzehnten dafür gesorgt, dass hier Menschen einfach so im Regen stehen, siehe Bürgergeld, Migration, Bildung, usw. Dieses demokratieschädigende Verhalten stört dort anscheindend niemand.
Ich fürchte 1. Dass viele Trumpisten (besonders Latinos und Frauen) schon nächstes Jahr um diese Zeit ziemlich deutlich vor Augen geführt bekommen haben werden, was die Demokratie ihnen gegeben hat, weil es bis dahin verloren sein wird.
Ausserdem: vieles, was man in Analysen lesen kann, was die Menschen zur Wahl von Trump getrieben haben soll (ökonomische Ungleichheit und Unsicherheit), ist in Deutschland völlig anders. Schon von daher kann ich deiner Aussage wenig abgewinnen. Wenn man dann noch sieht, dass die AfD eigentlich an keiner Stelle mehr Sicherheit und Ausgleich zu bieten hat, schließt sich für mich der Kreis. Wer sich von der Union abwendet, weil die zu wenig für sozialen Ausgleich tut und deswegen bei der AfD landet, der handelt dermaßen unbedacht, dass ich ihn als Erwachsenen kaum ernstnehmen kann.
Ich weiß nicht genau, was du mit „die Unterstellung“ meinst, aber ich bin eben nicht überzeugt, dass sich mit „Intelligenz“ oder „Charakter“ irgendwelche politischen Haltungen wirklich erklären lassen, erst recht nicht, wenn völlig unbestimmt bleibt, wie beide Begriffe definiert sind und wenn nicht schlüssig erklärt werden kann, warum diese nicht eher mit „klassischen“ Faktoren wie den Bildungsgrad, den sozioökonomischen Status oder soziodemografische Merkmale (Geschlecht, Alter etc.) korellieren.
Schon gar nicht nachvollziehbar finde ich die Grenzziehung zwischen „uns“ und „denen“, die du vornimmst. Wie sind denn die beiden „Seiten“ da definiert?
Den Erklärungswert solcher Abgrenzungen infrage zu stellen hat übrigens nichts damit zu tun, rassistische Einstellungen nicht als solche benennen zu wollen, AfD-Wähler „zurückgewinnen“ zu wollen oder Appeasement gegenüber Rechtsextremen betreiben zu wollen.
Das die Wähler sich von der Union und SPD abwenden weil es zu wenig Sozialstaat gibt, halte ich für eine komplette Fehlanalyse.
Die wandern doch ab, weil immer mehr Menschen auf den Sozialstaat angewiesen sind, bzw. ihn ausnutzen.
Und ich kann in Teilen dieser Kritik zustimmen, v.a. wenn es um die SPD geht.
Was man oft vergisst: Die wenigsten wollen auf staatliche Leistungen angewiesen sein, und wenn dann nur in Notsituation. Also geht es doch im Kern darum, dass sich Menschen von ihrem Gehalt eine Wohnung leisten können, sich Mobilität leisten können, sich gute Lebensmittel leisten können.
Das Ziel muss es doch sein, dass möglichst wenig Menschen auf den Sozialstaat angewiesen sind.
Aber werben für noch mehr Sozialstaat bringt sicherlich keine Wähler zurück.
Und natürlich hat CDU und AFD auch keine wirklichen Lösungen.
Natürlich gibt es Unionspolitiker die ausloten, wie viel Kollaboration mit der AfD machbar ist - einfach weil es aus Sicht der Partei eine weitere Machtoption ist. Andere Parteien tun halt mit 12 oder 15 Prozent so, als würden sie das Land regieren können, ohne irgendeine Machtoption zu haben. Den nächsten großen Schritt in der Union wird Kretschmer in Sachsen machen, mit einer im Zweifelsfall auch von der AfD tolerierten Minderheitsregierung. Aber das bedeutet eben nicht, dass eine Koalition zwischen Union und AfD auf Bundesebene 2025 wahrscheinlich ist. Und wie schon richtig gesagt wurde, sind weder das politische System noch die gesellschaftliche Polarisierung in den USA 1:1 auf Deutschland übertragbar. Ich verstehe wirklich nicht, warum man bei diesem Thema völlig ohne Not jegliche Differenzierung aufgibt.
Wir sind uns denke ich einig, dass die AfD eine Gefahr für die Demokratie ist und dass sie wirksam bekämpft werden sollte. Dass aber derzeit keine der etablierten Parteien das wirksam tut, sondern sie alle stattdessen in unterschiedlicher Ausprägung Narrative der AfD übernehmen, spricht aus meiner Sicht nicht nur gegen die Union. Und ob z. B. die SPD im Zweifelsfall wirklich mehr Hemmungen hat, mit einer demokratiegefährdenden Partei zu kooperieren, wird sich in den nächsten Jahren in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zeigen.
Wenn ich das auf die USA übertrage, kannst Du die Trump-Wähler nicht ernstnehmen. Das kann ich verstehen und trotzdem haben sie Trump gewählt. Genau das wird uns auch in Deutschland passieren. So sehr ich Deine Argumentation für richtig halte und da inhaltlich voll mitgehe, sagt mir die Wahl von Trump, dass es hier trotzdem passieren kann.
Ich erkläre mir das so, dass wenn Du alleinerziehend bist oder irgendeine andere prekäre Situation hast oder allgemein arm bist, dann hast Du einfach andere Probleme. Diese Menschen haben keine Zeit hier in einem Forum zu diskutieren oder auch nur die Lage zu hören. Sie haben auch keine politische Vorbildung. Ich hatte mit knapp 30 keine Ahnung von Politik und kann Dir aus dieser Erfahrung sagen, dass es auch mit viel Zeit und dem Hintergrund eines Studiums kaum möglich ist ohne Vorbildung dem aktuellen Geschehen zu folgen.
Diese Menschen können die Parteien nicht einordnen, alles was sie wissen ist, dass für sie alles schlechter wird, egal ob CDU, SPD, FPD oder jetzt Ampel. Das alles hat diesen Menschen nichts gebracht. Sie wollen, das sich was ändert und da ist die AfD - so traurig es ist das festzustellen - die beste Option, dass sich etwas ändert. Wir sind in der privilegierten Situation, dass wir wissen, dass es sich nicht zum Guten wenden wird, doch diesen Weitblick haben Menschen in prekären Situationen leider nicht (Versagen der Medien).
Meine Unterstellung, dass bei einem guten Teil der AfD-Mitglieder- und Wählerschaft relativ schwer von außen veränderbare geistig-moralischen Eigenschaften den Ausschlag für ihre Wahlentscheidung geben und eher keine tatsächlichen politischen Entscheidungen oder materiellen Tatsachen.
Es gibt übrigens Forschungsdaten, die die These, dass es eher um Persönlichkeitsmerkmale und soziale Faktoren, als politische Inhalte gehen könnte, zumindest stützen. Wahlentscheidungen: Der Wähler, das irrationale Wesen | ZEIT ONLINE Wir müssen uns in dem Punkt auch nicht einigen.
Demokraten und Feinde unserer FDGO und ihre jeweiligen Wähler. Für mich eine klare Grenze. Wie bei Kindererziehung: Jeder hat seine eigenen Ideen, aber für mich gibt es eine klare Grenze zwischen denen, die Gewalt als Erziehungsmittel einsetzen und denen, die das nicht tun. So gibt es eben unter Wählenden auch einen fundamentalen Unterschied zwischen denen, die - egal mit welcher Begründung - bereit sind, offen rechtsextreme Parteien zu wählen und denen, die das unter keinen Umständen tun würden.
Meine diesbezügliche Aussage bezog sich konkret auf die Migrationspolitik seit 2015, nicht auf deine Kritik an meiner These.
Kannst du den Befund belegen? Insbesondere letzteres? Mein Wissensstand ist im Gegenteil, dass je nach Sozialleistung nur im niedrigen einstelligen Prozent, teilweise nur im Promillebereich Daten nachweisen, dass es sowas wie „Sozialbetrug“ gibt. Umgekehrt nehmen sehr viele Menschen Sozialleistungen, die keine Nettigkeiten oder Privilegien sind, sondern auf die sie ein verfassungsmäßiges Recht haben, nicht wahr, teilweise aus Unwissenheit, teilweise aus Überforderung, teilweise aus Stolz.
Und genau das macht Demokraten völlig zurecht nervös. Dass für weite Teile der Union eine gesichert rechtsextreme Partei einfach eine weitere Machtoption ist.
Das kann man kritisieren, aber das ist sicher nicht im Ansatz vergleichbar mit der Kollaboration mit Rechtsextremisten.
Genau. Und dann kommt der nächste und der übernächste, immer weiter Richtung Abgrund und schwups, konnte keiner ahnen, ist man reingefallen. Dass das für 2025 nicht extrem wahrscheinlich ist, ist für mich schon falsch. In Deutschland sollte eine Koalition einer demokratischen Partei mit Rechtsextremisten grundsätzlich ausgeschlossen sein. Da ist schon richtig was kaputt gegangen am demokratischen Konsens.
Wie sähe denn eine wirksame Bekämpfung deiner Meinung nach aus? Aus meiner Unterstellung ergibt sich für mich logisch, dass dieser Kampf politisch nicht zu gewinnen ist, sondern juristisch geführt werden muss, weil Rechtsextremisten eben keine Positionen vertreten, die ein Recht auf demokratische Repräsentanz haben. Siehst du Chancen auf eine politisch Bekämpfung?
Das ist nicht mein Punkt. Meine Aussage ist, dass ein Werben mit noch mehr Sozialleistung aktuell nicht zu funktionieren scheint. Linke Politik sollte sich mit guten Konzepten eher daraus konzentrieren, wie Menschen ein selbstbestimmtes Leben ohne finanzielle Unterstützung vom Staat führen können.
Das heißt nicht, dass Sozialleistungen abgebaut werden sollten, sondern dass wir Ideen für ein Deutschland brauchen, indem immer weniger Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sind.
Ich würde dagegenhalten, dass uns die Handlungen von Macron (selber Muster, Neuwahlen als die rechten Kräfte in den Umfragen stark waren) und Lindner ebenso erratisch wie selbstzerstörerisch wirken und es hat sie nicht davon abgehalten. Und ich würde sagen, Merz für bare Münze zu nehmen, in einem Wahlkampf, das ist naiv.
Ich denke nicht, dass Politiker eine große Angst davor haben, aus der Politik zu fliegen. Schröder gings hinterher doch auch super. Die machen dann halt Reibach in irgendwelchen Vorstandsposten.
Da liegt wohl das Skurrile an der Situation. Die Menschen wollen einfach nur das sich was ändert, egal was. Hauptsache keine Veränderung.
Und das sich ihre Situation mit der AfD eher verschlechtern wird, weil platter Populismus keine Probleme löst, scheint da völlig ausgeblendet zu werden.
Bildung ist echt eine Baustelle in Deutschland