Home Office in der Automobilindustrie

Hallo zusammen,
Von einer Freundin, die im Leipziger BMW-Werk tätig ist, habe ich gehört, dass es den Beschäftigten dort aktuell nicht gestattet ist, von zu Hause aus zu arbeiten. Der Grund dafür ist hier (für mich überraschend) laut inoffiziellen Aussagen der Kolleginnen der Betriebsrat. Er sieht eine Ungleichbehandlung und befürchtet Unmut, da die Mitarbeiterinnen an den Produktionsbändern beispielsweise nicht von zu Hause aus arbeiten können.
Da sie über einen Dienstleister beschäftigt ist, möchte sie auch nicht da weiter nachhaken, um nicht ihre Beschäftigung zu gefährden.
Kann irgend jemand etwas dazu beitragen? Irgendwie erscheint mir die Argumentation sehr fragwürdig, zumal der BR eigentlich ein Interesse haben sollte, so viele MA wie möglich zu schützen und gleich behandeln kann man eben nur vergleichbares (Arbeit am Fahrzeug/Band ist eben vom physischen Arbeitsplatz her nicht vergleichbar mit einer Stelle, die sich komplett am Laptop abspielt).

Würde mich hier über mehr Infos und eine Thematisieren in der Lage freuen.

Viele Grüße

Ich arbeite bei einem Automobil Zulieferer. Bei uns gibt es aktuell keine Anstellungen von Externen, Leiharbeiterinnen oder Dienstleisterinnen. Es gibt nur den Unterschied zwischen Tarifangestellten und Außertarifangestellten. Es sind alle angehalten, soweit möglich, im HO zu bleiben. Somit ist für mich und meine Kollegen*innen der einzige Grund in die Firma zu kommen, wenn Tests betreut werden müssen. Die Büros sind nur zu 10% belegt, da manche dann doch auch mal von Zuhause ,ausbrechen, wollen. Die Angestellten im Testbereich sind jedoch täglich an den Prüfständen. Was verständlich ist, weil es handwerkliche Arbeit ist. So sind in den Testbereichen auch öfters mehrere Personen in den Räumen, die aber belüftet sind.
Unterschiede zwischen Tarifangestellten und Außertarifangestellten gibt es in der HO Umsetzung nicht. Jedoch müssen die Vorgesetzten, häufig AT’ler, auch keine Tests betreuen.

Bin ebenfalls über einen Dienstleister bei einem deutschen OEM beschäftigt und bin seit April uneingeschränkt im HomeOffice. Teils auch im Testgelände, allerdings unter Einhaltung recht strenger Vorschriften (Auslandstests fallen ja aktuell eher aus).
Gab erst so die Vermutung, dass die Dienstleister keine Erlaubnis fürs Homeoffice bekommen, einfach aus Hierarchie-Gründen. Hatte sich dann aber auch ne Woche später erledigt, als auch wir die Freigaben bekommen haben. Ging alles ziemlich einfach und unbürokratisch.

Ich fürchte, wir können das Thema sogar erweitern. Ich kenne ein ähnliches Beispiel und das hat nichts mit Automobil zutun, ist aber genauso fragwürdig meiner Meinung nach.

Eine gute Freundin von mir ist in einer ähnlichen Situation. Sie arbeitet bei einem großen Bauunternehmen und dort gestaltet sich die Situation auch eher fragwürdig.
Nachdem der Betriebsrat darauf gepocht hat, dass die Leute nach Möglichkeit alle ins Homeoffice geschickt werden sollen hat sich ihre Chefin hingestellt und gesagt, dass das ja nicht fair gegenüber den KollegInnen auf der Baustelle sei. Die könnten ja nicht ins Homeoffice. Also hat sie sich so lange wie irgendwie möglich gewehrt und zitiert jetzt noch immer wieder mal Mitarbeiter ins Büro.

Mein persönlicher Funfact: Es handelt sich um die Personalabteilung, die ja eigentlich für die ganzen Angestellten da sein sollte - und auch ihre gesundheitlichen Belange. Stattdessen kommen fadenscheinige Argumente á la „Aber wir müssen ja auch das Gefühl von Betriebszugehörigkeit stärken, das geht nun einmal nicht aus dem Homeoffice…“.

Ahja, danke euch! Dann ist das entweder eine Ausnahme-Erscheinung oder der Flurfunk über die Gründe des Home-Office-Verbots entspricht einfach nicht der Wahrheit.

Danke in jedem Fall für eure Erfahrungen.