Hohe Durchfallquoten bei der TREI Prüfung: Wird so die Energiewende behindert?

Wenn man die Energiewende aktiv gestalten will, dann muss man Solaranlagen an das öffentliche Stromversorgungsnetz anschließen.
Dies darf jedoch nicht jedermann, sondern nur ein Elektriker, der über einen sogenannten TREI (Technische Regeln der Elektro Installation) Schein verfügt. Mittlerweile ist es sogar so geregelt, dass sogar ein Elektro-Meister nicht automatisch die sogenannte Zuschalterlaubnis hat, sondern auch dieser Meister muss die separate Prüfung des TREI Scheines machen, um die Zuschalterlaubnis zu bekommen. Daran kann man erkennen, wie wichtig dieser TREI Schein ist, um aktiv an der Energiewende teilzunehmen.
Da gerade zur heutigen Zeit überall Handwerkermangel besteht, ergibt sich ein riesiger Bedarf an Elektrikern mit TREI Scheinen. Umso unverständlicher ist es, das von Fachverband der Elektrotechnik Prüfungen abgehalten werden, bei der über 90% der Teilnehmer durchfallen.
Um möglichst hohe Durchfallquoten zu produzieren, wird in der Prüfung ein extrem hoher Zeitdruck erzeugt, da zuviele Fragen und Rechenaufgaben gestellt werden, die in 120 min gelöst werden müssen.
So werden junge aufstrebende Elektriker in ihrer Existenz gefährdet und Ausgaben von über 2000€ und viele Wochenende in Vorbereitungskursen waren umsonst.

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Woran liegt denn diese Durchfallquote?

Haben sich die Verbände wirklich als Ziel gesteckt diese so hoch zu halten? Wenn ja, gerne mit Quellen unterfüttern.

Ansonsten kann es halt auch sein, dass viele einfach zu schlecht sind, so bitter das klingt. Ich würde erstmal grundsätzlich von ausgehen, dass das schon seine Gründe hat, wieso die Prüfung so schwer ist. Strom ist nunmal verdammt gefährlich und im schlimmsten Fall gefährdet sich der Installateur nicht nur selbst.

Zeitdruck wird in jeder Prüfungsleistung erzeugt. Staatsexamen sind auch nicht locker easy runtergeschrieben. Wie gesagt, „citation needed“ ob es sich wirklich um extrem übermäßigen Zeitdruck handelt.

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Das stimmt zwar, aber es erscheint mir als Elektriker mit über 20 Jahren Berufserfahrung doch durchaus übertrieben.
Bei uns in Berlin hieß das Äquivalent früher Technische Anschluss Bedingungen, die wir für unsere Netzersatzanlagen einhalten mussten.

Ich war zwar nicht im Bau, sondern im Service, aber die TABs waren eigentlich keine großartige Sache, denn dort war nur detailliert beschrieben wie etwas anzuschließen ist, also quasi eine techniklastige Bauanweisung.

Anschließend kam eine Abnahme durch einen Techniker des EVU und hat das Okej zum zuschalten gegeben.

Warum jetzt plötzlich eine extra Prüfung für den ausführenden Handwerker nötig sein soll erschließt sich mir nicht.

So einen Blödsinn haben sie nichtmal im AKW betrieben und die hatten einiges an Zulassungsaufwand und Pflichtkursen zu bieten.

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Erstmal danke, dass du das Thema bzw. den Hinweis hier aufmachst. Ich bin kein Elektriker, daher korrigiere mich, wenn ich etwas falsches schreibe.

Bei Solaranlagen können große Teile der Montage von „normalen“ Monteuren gemacht werden, einige Firmen bieten dafür sogar schnelle Lehrgänge an (z.B. Enpal, Sonnvolt) für Quereinsteiger zum „Dach-Monteur“ an.

Der Meister mit der TREI-Zulassung oder VNB-Techniker (Verteil-Netz-Betreiber) muss die Anlage eigentlich nur gegenüber dem VNB anmelden und dafür sorgen, dass diese den gängigen VDE Vorschriften entspricht.

Wie der Lehrgang und die Prüfung aufgebaut sind, kann man sich beim ZVEH ansehen:
221201_TREI_Verfahrensordnung_2023_final.pdf

Ich kenne jetzt die VDE-Normen, die hier gelehrt werden nicht, aber VDE-Normen, ganz allgemein, können schon sehr umständlich geschrieben sein, von den komplizierten technischen Inhalten mal ganz abgesehen. Ich kann aber auch nicht einschätzen wie sinnvoll die Inhalte sind, vielleicht kann @Olaf.K da eine zweite Meinung geben.

Dort wird aber z.B. auch erklärt, dass die Prüfung selbst 3 mal wiederholt werden kann, ohne das ganze Seminar noch mal zu durchlaufen. Das klingt eigentlich auch nach einer fairen Regelung. Bei einem Münchener Anbieter (Link) kostet die Prüfung selbst etwa 300 Euro. Ist kein Schnäppchen aber für den Aufwand (3 Prüfungsteile: Schriftlich, Praktisch, Mündlich) mMn auch kein Mondpreis.

So auf den ersten Blick wirkt es für mich als Außenstehenden daher nicht so, als wenn die Energiewende hier wirklich unnötig ausgebremst wird.

Dank diesem Link hier:

Ahne ich die Ursache.

Die Lehrgänge sind für die Handwerksmeister aus „Gas, Wasser, Sch…“ gedacht.
Fast alles was Elektromeister ist Brauch den Kenntnisnachweis nicht erbringen.

Das wiederum bedeutet, dass sie einfach 3 1/2 Gesellenausbildung+ Berufserfahrung+ Meisterlehrgang in die Schnellbeschulung gepackt haben um zu versuchen auch andere Handwerksmeister in die Installation zu bringen.
Nur dass man das halt eher selten in einem „so kurzen“ Lehrgang unterbringen kann, was man schon an Grundwissen mitbringen muss.

Das bedeutet einfach, dass die Leute die diese Kurse besuchen zu wenig Grundwissen um die Elektrik mitbringen und offensichtlich das ganze System ein falsches Versprechen ist.

Aber wenn das so ist, liegt es nicht an der Prufüng an sich (wie der initiale Post suggeriert hat) sondern daran, dass Leute etwas übereilt umgeschult werden.

Da muss dann einfach bisschen mehr (Zeit und Mühe) investiert werden um die Leute entsprechend gut vorzubereiten. Ich hoffe das wirkt sich dann auch positiv auf die Arbeitsleistung hinterher aus (kann dies aber keineswegs beurteilen).

Ein paar Anmerkungen zur Richtigstellung:

  1. Der Kurs ist nur für Elektriker, die schon eine entsprechende Praxiserfahrung vorweisen können. Fachfremde Gewerke haben hier keine Zulassung.
  2. Die Prüfung ist bezogen auf die Rechenaufgaben NICHT schwer, sondern nur zeitaufwendig. Die Rechenaufgaben waren sogar die, die im Unterricht besprochen wurden, exakt gleich… Da aber jeder Rechenschritt nach der klassischen Methode mit Pythagoras gerechnet werden soll, gab es so viele Rechenschritte, dass einfach die Zeit davon läuft.
  3. Es gab noch 25-30 Fachfragen, die aber sehr oft nach der entsprechenden Norm gefragt haben, z.B. wurde nach der Begriffsdefinition von „fremdes leitfähiges Teil“ gefragt UND in welcher Norm wird dieser Begriff definiert…das fand ich dann schon sinnlos und hatte ich auch nicht gelernt, meint ihr, man sollte die gesamte DIN/VDE0100 auswendig können? Ich kannte nur die wichtigsten Dinge auswendig, die man braucht, um die passenden Betriebsmittel auszuwählen. Klar man hätte auch in entsprechenden Büchern nachschauen können, aber bis man die passende Stelle im Buch gefunden hat, ist die Zeit davongelaufen.
  4. Es wurde immer angedeutet, man soll nicht komplex rechnen, es war aber eigentlich erlaubt, wie ich hinterher erfahren habe. Da hätte man nochmal 50% der Zeit sparen können.
  5. Grundsätzliches Problem könnte sein, dass die Prüfungsordnung genug Spielraum läßt, um unliebsame Kandidaten durchfallen zu lassen, oder?
  6. Das allergrößte Problem ist aber, dass im Handwerk die Gewaltenteilung fehlt, wie kann es sein, dass ein Interessensverband auch gleichzeitig die Prüfungen ausrichtet. Ein Techniker muß seine Prüfung vor einer staatlichen Stelle ablegen, das Handwerk darf sich selbst prüfen, warum??

Das Handwerk rüstet m.M. nach mit immer subtileren Methoden nach, um sich unliebsame Konkurrenz vom Leib zu halten, oder? Für den einzelnen bedeutet dies aber, dass er viel Geld und Zeit investiert, um dann auf der Zielgeraden hart abgefangen zu werden. Unschöner geht es kaum.
Ehrlicher wäre es, unpassende Personen vorher zu warnen, das ist aber nach Gesetz nicht zulässig.

Schade in Deutschand machen sich die Deutschen selbst fertig…

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Also laut dem Link von @Matder müssen TREI nicht machen:
Meisterprüfung im Elektrohandwerk
bis einschließlich 1997

  • Elektroinstallateur x x x

1998 bis einschließlich 2003
(gemäß HwO/Anlage A, in Kraft seit 01.04.1998)

  • Elektrotechniker / Elektroinstallateur

2004
(gemäß ElektroTechMstrV, ElektroMbMstrV und Infor-
mationsTechMstrV, in Kraft seit 01.10.2002)

Da reicht Gewerbeanmeldung, Handwerkskarte und Qualifikationsnachweise (Meisterbrief/Diplom)

Die Sachkundeprüfung nach TREI ist für diese Gruppe nicht vorgeschrieben.

Das gilt für viele Prüfungen. Bei meiner Bilanzbuchhalterprüfung habe ich ein Blatt nach dem anderen vollgeschrieben und bin gerade so fertig geworden.

Was auch für alle Kammern gilt. Die Frage ist erlaubt, ob dieses System aus dem Mittelalter noch zeitgemäß ist.
Auf der anderen Seite sichert es eine verlässliche Qualität der Meister, um die uns andere Länder beneiden.

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Die Frage ist aber, ist es wirklich sinnvoll die Prüflinge unter so einen Zeitdruck zu setzen. Wenn jemand später Solaranlagen anschließt wird er/sie wohl eher nicht in die Situation kommen, dass er/sie unter extremen Zeitdruck Sachen mit Rechnungsweg nachrechnen muss. Von daher gerade bei so einem großen Fachkräftemangel, wäre es vielleicht besser Leute nicht einfach nur durch Zeitdruck auszusieben. Lieber genug Zeit geben und dann schauen, dass sie das Wissen haben Solaranlagen etc. vernünftig anzuschließen

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Ja, das stimmt schon.
Gerade bei handwerklichen Berufen stellt sich schon die Frage, ob eine schriftliche Prüfung den Anforderungen, die in der Berufswelt warten, gerecht wird.

Ich kann (leider aus eigener Erfahrung) den Ersteller nur 100% bestätigen.
Es ist erschreckend, mit welcher Arroganz diese Ergebnisse von den Verantwortlichen „gerechtfertigt“ werden.
Von unserem Kurs (15 Personen) haben es 3 geschafft. Beim letzten Kurs waren es 4 von 16 und davor 0 von 16.
Erklärung ist, das ja heute diejenigen, die sich anmelden ja auch nicht mehr so gut wären wie früher. Und immerhin gäbe es ja auch Ergebnisse von 86 und 83 Punkten (Das waren die 2 Besten von 16), das würde ja zeigen, dass die Prüfung machbar wäre ??
Wie will man da noch argumentieren
Auch wenn man bei einem der 3 Teilprüfungen durchfällt, muss man alle 3 wiederholen ?
Da ist es schon sehr fraglich, was hier die eigentliche Motivation ist?
Zumal ich ALLE Teilnehmer meines Kurses als durchaus geeignet einstufen würde ?

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