Zu den hier immer wieder diskutierten Themen Klimaschutz, Regulierung Fernwärme, Energieversorgung:
Die stadteigenen Hamburger Energiewerke erhöhen die Preise für ihre Fernwärmekunden um 30 % auf 14,2 Cent pro kWh, für Neukunden ab Mai, für Bestandskunden (260.000 Wohnungen) ab Juli.
Damit liegen diese Preise über 30 % höher als deren günstigsten Preise für Gas von 10,81 % [3].
Für einen Durchschnittshaushalt steigen die Kosten um 300 € p.a.
Grund für den Anstieg seien Investitionen in die Wärmewende, die zwischen 2022 und 2028 mit rund 2,85 Milliarden Euro zu Buche schlügen. Dadurch soll die Wärmeerzeugung bis spätestens 2030 kohlefrei und bis 2045 klimaneutral sein [1].
Das Unternehmen hatte 2023 angekündigt, bis 2027 rund 1,9 Milliarden Euro in die Energie- und Wärmewende der Hansestadt investieren. Zahlreiche Projekte seien in 2022 angeschoben worden, zahlreiche Wärmewende-Projekte seinen im Bau oder, wie die Wind-zu-Wärme-Anlage in Wedel, bereits fertiggestellt [2].
Die Hamburger Energiewerke beenden das Geschäftsjahr mit einem Ergebnis von 86,2 Millionen Euro - Zahlen für 2024 liegen noch keine vor.
Wie die 300 € zusätzlich die ärmere Bevökerung der Stadt wird bezahlen können? Klimageld im Koalitionsvertrag? Fehlanzeige
Wie man so die Bevölkerung beim Klimaschutz mitnehmen will, ist mir schleierhaft.
Natürlich wurde diese Ankündigung erst nach der Bürgerschafts-, Bezirksrats- und der Bundestagswahl veröffentlicht … [Hamburg wurde bis zur Bürgerschafts rot-grün regiert und aktuelle verhandeln SPD und Grüne wieder über eine Regierung]
Quellen:
Mittel KI (Perplexitiy) nachrercheriert, jedoch ausschließlich aus den Originalquellen zitiert:
Ja, das ist genau das Problem, wenn man zwar ein sinnvolles Ziel verfolgt (Wärmewende) und bereit ist, dafür maßgeblich Geld zu investieren (2,85 Mrd), aber diese Investitionen dann direkt von denjenigen, die Betroffen sind, gezahlt werden sollen, statt von der Allgemeinheit.
Der einzelne Hamburger, der dadurch irgendwann klimaneutral heizen kann, hat letztlich nichts davon (außer einem guten Gewissen), bittet man ihn dafür nun zur Kasse wird die Akzeptanz der Wärmewende dadurch natürlich massiv leiden.
Wenn wir das mal durchrechnen kommt es durch die Erhöhung alleine für die Bestandskunden zu Mehreinnahmen in Höhe von 78 Millionen Euro im Jahr. Damit amortisieren sich die Investitionen bei einem hypothetischen Zinssatz von 6,5% bereits in 3,4 Jahren. Das ist zu kurz gedacht und führt zu dieser entsprechend sehr hohen Kostenspitze, die natürlich dann nach Amortisierung der Investitionen wegfallen sollten. (Betonung auf „Sollte“)
Sinnvoller wäre bei diesen Summen aber eine Amortisierung über 10 oder gar 20 Jahre gewesen. Bei 20 Jahren wären es nur 21,25 Millionen pro Jahr (im Schnitt 81 Euro pro Jahr pro Haushalt), bei 10 Jahren wären es 32,36 Millionen pro Jahr (im Schnitt 124 Euro pro Jahr pro Haushalt). Das wären Zahlen, die man wesentlich besser verkaufen könnte.
Hier wurden einfach massive Investitionen in die Zukunft gemacht (was sinnvoll ist!), aber nicht darüber nachgedacht, wie man diese Finanzierung sinnvoll gestalten und vor allem dem Bürger vermitteln kann. Genau für solche Investitionen sollte der Klima- und Transformationsfonds eigentlich da sein… ich wäre nicht überrascht, wenn die Investition noch vor dem BVerfG-Urteil von SPD und GRÜNEN mit Geldern aus diesem Fonds geplant war, dann aber doch auf die Bürger umgelegt werden musste, weil plötzlich das Geld an allen Ecken und Enden fehlte.
Ich kann die Legitimität der Preiserhöhung nicht einschätzen. Aber bevor man Bereicherung vermutet, die Hamburger Energiewerke sind in 100%igem Besitz der Stadt Hamburg. Überdimensionierte Gewinne fließen im Zweifel in den Landeshaushalt. Oder in Projekte, die viel teurer werden als geplant.
Außerdem werden die 1,9 Mrd. wohl auch noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Man wird noch Jahrzehnte viele Milliarden investieren müssen und vielleicht baut man dafür auch vor.
Dabei hätte man die Probleme auch anders lösen können. Die Stadt Hamburg müsste die benötigten Milliarden in die Energiewerke schießen, um die bestellte Transformation zu bewältigen. Oder man hätte Vertrieb und Netz trennen können.
Danke @TilRq zunächst mal für den Hinweis. 30 % Preissteigerung klingt natürlich erstmal viel, in dem Rechenbeispiel war es eine Steigerung von 25 € auf ca. 105 €.
Andererseits reden wir hier über den Kampf gegen die Klimakatastrophe. Deswegen wäre für mich die Frage: Wie effektiv werden die Maßnahmen, die man aus dieser Preissteigerungen finanzieren will, bei der CO2-Reduzierung sein?
Wenn dadurch wirklich ein substantieller Beitrag geleistet wird, finde ich den Preis, anhand der Beispielrechnung, jetzt nicht als zu hoch.
Stimmt, hätten wir das Klimageld, ließen sich diese Maßnahmen besser verkaufen. Aber kann man wirklich so lange warten, bis das Klimageld kommt?
Hier liegt doch des Pudels Kern: als Fernwärme Kunde kann man nicht einfach mal den Energieversorger wechseln. D.h. Man ist an den Wohnort gebunden. Ähnlich wie Mieter darauf angewiesen sind, dass der Vermieter die Heizungsanlage tauscht oder in bspw. bessere Fenster investiert. Am Ende entscheidet das Einkommen oder die Lebensumstände (ein Single muss weniger heizen als ein Familie) ob man sich das noch leisten kann. In günstigere Gebiete umziehen, ist dann aber mit anderen Nachteilen verbunden. Der Staat muss hier für einen Ausgleich sorgen. Anders funktioniert es nicht.
Nach meinem Verständnis ist das ein Trugschluss. Durch die steigenden CO₂-Preise rentiert sich die Investition schon relativ zeitnah auch für die Kunden. Aber ausfallende oder geringere Preiserhöhungen in der Zukunft (falls es die geben wird) sind natürlich weniger spürbar, als der Preissprung in der Gegenwart.
Das wird mMn zynischerweise genau deswegen nicht kommen, weil es funktionieren würde. Mehr Akzeptanz für Klimaschutz und sozialer Ausgleich sind eben nicht unbedingt ein Ziel aller Parteien im Bundestag, um es möglichst neutral zu formulieren. Aber eigentlich würde andersrum ein Schuh draus. Diese Projekte dauern und müssen deswegen jetzt beginnen und mit gleicher Dringlichkeit sollte ein Klimageld kommen.
Das ist legitim. So ist das halt. Nichts ist für umsonst. Wenn ich immer höre, Fernwärme ist super… erstmal ist das volles Monopol. Dubiose Preiserhöhungen, seltsame Herleitungen… Stadtwerke, die das einfach ausnutzen.
Eigentlich ist Fernwärme super, aber die Umsetzung bei uns…
Und du weißt es ja nicht. Erst ist alles ok, und dann zack massive Preiserhöhung und durchs Monopol Pech…
Klar, Gas oder Wärmepumpe ist man auch abhängig. Aber zumindest kann man den Anbieter wechseln…
Beschwerden bitte an die Stadt Hamburg. Ich bin mir sicher, dass man sich bei einer solchen Erhöhung mit der Stadt via Aufsichtsrat ausgetauscht hat.
Der Aufsichtsrat besteht aus zwölf Mitgliedern. Von der Freien und Hansestadt Hamburg werden
acht Mitglieder berufen/abberufen, von denen zwei Mitglieder von der mehrheitlich zuständigen
Gewerkschaft vorgeschlagen werden.
Ich halte Fernwärme trotzdem für eine tolle Sache. Nur besteht aktuell massiver Investitionsbedarf in Netze und Technik und wenn die Kommunen hier nicht helfen wollen oder können, dann ist man möglicherweise auf die Kunden angewiesen.
Die Banken werden alternativ auch nicht zu Nullkonditorei die Transformation finanzieren.
Banken nicht. Aber gibt Pensionsfonds die auf langfristige aber sichere Geldanlage angewiesen sind. Die sind mit wenig Prozenten glücklich, gleiches bei Geothermie. Solche Netze müssen sich nicht in wenigen Jahren rentieren.
Fairerweise musst du bei Gas den Wirkungsgrad des Kessels berücksichtigen, wenn du die kWh Preise vergleichen willst. Bei FW wird die kWh abgerechnet, die als Wärme übergeben wird. Bei Gas die kWh, die im Gas steckt, aber noch nicht in Wärme umgewandelt wurde.
Ich denke hier braucht es auch sowas wie Regulierung. Das sind ja Monopole. Entweder sie müssen klar transparent machen, wie die Preise zustande kommen oder man muss Netz und Energielieferung trennen wie beim Strom.
In einer ersten Reaktion begrüßte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Fortschritte für private Verbraucher, bemängelte jedoch, dass keine zentrale Preisaufsicht bei einer Bundesbehörde vorgesehen ist.
Das ist für sehr viel Menschen mehr als „ein großer Schluck aus der Pulle“.
Ja, die Transformation, um den Klimanwandel wenigstens noch zu bremsen, wird teuer und ist unumgänglich („alternativlos“ hätte Mutti gesagt). Aber diese Kosten ungebremst auch auf die ärmere Bevölkerung loszulassen, halte ich für eine Anleitung zum garantierten Scheitern.
Danke für den Hinweis. Um das zu berücksichtigen, musste ich Perplexity.ai bemühen - kann jemand, der sich damit auskennt, das Folgende bitte kritisch prüfen:
Um die Preise von Fernwärme und Gas vergleichen zu können, muss berücksichtigt werden, dass einekWh Gas nicht vollständig in Wärme umgesetzt wird, während bei Fernwärme die kWh direkt als übertragene Wärme abgerechnet wird.
Gasheizung: Die Umwandlung von Gas in Wärme geht ein Teil der Energie verlogen. Sie erfolgt mit einem Wirkungsgrad von etwa 85–95 % [hierfür habe ich keine Quelle gefunden!].
Fernwärme: Die angegebene kWh entspricht der tatsächlich gelieferten Wärme, da diese direkt ins Heizsystem eingespeist wird. [Ist das richtig? Wird die Wärme nicht über einen Wärmetauscher ins System übertragen, bei dem doch sicherlich auch Energie verloren geht?]
Bei einem angenommen Wirkungsgrad der Gasheizung von 90%, müssen für 1 kWh Wärme ca. 1,1 kWh Gas verbrannt werden. Bei dem o.g. Gaspreis von 10,81 Cent/kWh netto ergibt sich ein effektiver Preis von ca. 12 Cent netto pro kWh Wärme. Dies ist im Vergleich zur Fernwärme (14,2 Cent/kWh netto) immer noch günstiger.
Danke für Deine Quelle mit den Namen des Aufsichtsrat, darin einige Senatoren („Landesminister“). Ich werde diesen Thread noch eine Weile verfolgen, dann werde ich die mal anschreiben. Nicht primär wegen der Preiserhöhung (wobei ich Transparenz und Nachvollziehbarkeit in Bezug auf die Höhe einfordern werde), sondern wegen des fehlendem sozialen Ausgleich (was nicht Aufgabe der HEW, aber des Senats ist).
Ich hatte halt die monatlichen Kosten gemeint. Das ist vermutlich die unterschiedliche „intuitive“ Rechenweise von Hausbesitzern bzw. Wohnungs-Mietern. Der Hausbesitzer rechnet eher jährlich, der Mieter eher monatlich. Wir meinen aber das gleiche Beispiel.
Aber was willst du sonst machen? Und wenn wir jetzt erst mal mit solchen Maßnahmen, wie bei den Hamburger Energiewerken, anfangen, dann wächst eventuell der Druck auf die Regierung mit dem Klimageld gegenzusteuern.
Bei der Gaspreiserhöhung nach der Invasion der Ukraine hat sich die Bevölkerung ja auch an den Staat gewendet. Meine Hoffnung wäre, das die Bevölkerung das angesichts solcher Klima-Kosten auch tut.
Und diesmal gibt es ja sogar schon ein entsprechendes Werkzeug in der Schublade, nämlich das Klimageld. Es müsste halt nur genug Druck gemacht werden, dass man das auch endlich umsetzt. Und da interessiert es mich auch nicht, was im Koalitionsvertrag steht. Wenn ein bis zwei mal 500.000+ Menschen in Deutschland dafür demonstrieren würden, dann wäre das Thema ganz schnell ganz oben auf der politischen Tagesordnung.
Eben nicht. Im Vergleich zu einer WP ist das ein Verlustgeschäft für den Mieter.
Aber dazu müsste die Stadt erst mal die Stromleitungen ertüchtigen, was man nicht wirklich will und viel wichtiger, die Vermieter haben das Glück gar nicht an den Kosten beteiligt zu werden. Bei einer WP müsste der Vermieter die Installationskosten tragen und der Stromverbrauch wird vom Mieter getragen. Gut der Vermieter könnte die Miete erhöhen, aber das ist wesentlich schwieriger.
Erst einmal finde ich, dass die Diskussion unter falschem Vorzeichen geführt wird. Die Frage sollte nicht sein, warum die Fernwärme so teuer ist, sondern warum das Gas so billig ist. Offenbar ist der CO2-Preis nicht hoch genug.
Davon abgesehen finde ich den Vergleich etwas problematisch, weil er wichtige Faktoren ausblendet. Wenn das GEG jetzt nicht völlig umgeschmissen wird, müssen Hausbesitzer beim Heizungstausch in den kommenden Jahren einen steigenden Anteil von Erneuerbaren Energien zur Wärmererzeugung nutzen. Es ist aber noch überhaupt nicht klar, ob und zu welchem Preis es möglich sein wird, dass Gasheizungen massenhaft mit Erneuerbaren Energieträgern betrieben werden können. Es ist also ein großes finanzielles Risiko, jetzt eine Gasheizung zu kaufen. Da ist es vernünftiger, für einen kurzen Zeitraum die höheren Preise in Kauf zu nehmen.
Davon abgesehen bin ich auch der Meinung, dass die Umstellung der Wärmeerzeugung so subventioniert werden sollte, dass die Kunden nicht mit höheren Kosten „wegen der Wärmewende“ konfrontiert werden.
Das ist unzweifelhaft richtig (aktuell ca. 0,01 € pro kWh bei einem CO2-Preis von 55 €), könnte sich ändern, wenn 2027 der staatliche CO-Preis in Deutschland ersetzt wird durch den Preismechanismus des europäischen Emissionshandel. Aktuell liegen dort die CO2-Preise für die Industrie und Gewerbe zwischen 60-80 €. Es ist unsicher, ob sich der Preis im neuen EU ETS 2 (mit Verbraucher) auf einem ähnlichen Niveau einpendeln wird.
Nein, die Frage sollte sein und war auch, warum es immer noch kein Klimageld gibt.