Man kann die Automobilbauer zweifelsohne für die von ihnen verursachten Skandale kritisieren. Meinetwegen kann man ihnen auch vorwerfen, dass sie zu große Autos bauen, auch wenn man es sich da aus den genannten Gründen m.E. etwas zu einfach macht.
Was ich aber hochproblematisch finde ist, daraus abzuleiten, dass pauschal ein gesamter Industriezweig grundsätzlich nicht mehr vertrauenswürdig ist. Genau wie ich es problematisch fände, wenn Menschen nach politischen Skandalen propagieren, dass Politiker nun generell nicht mehr vertrauenswürdig seien. Das ist eine Form von Destruktivität, die wir in dieser Klimakrise als letztes gebrauchen können.
E-Mobilität ist sicher nicht die einzige, aber eine unverzichtbare Säule der Mobilitätswende. Diese Säule kann nicht von Jugend forscht bedient werden, weshalb wir eine leistungsfähige, aber transformierte Automobilindustrie dazu brauchen werden.
Man muss doch die Fa. Mercedes nicht toll finden, um deren Ankündigung in Bezug auf CO2-reduzierten Stahl als gute Nachricht für das Klima zu begreifen, die auch anderen Branchen im Sinne einer Blaupause helfen könnte. Warum diese Ankündigung per se nicht vertrauenswürdig sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Zum einen bezieht Mercedes schon heute geringe Mengen an CO2-armen Stahl z.B. von SSAB, zum anderen haben sie bereits konkrete Schritte im Sinne ihrer Ankündigung eingeleitet, z.B. eine Unternehmensbeteiligung beim schwedischen Stahlhersteller H2 Green Steel und entsprechende Lieferverträge. Wer zudem derart konkrete (quantifizierbare) Ankündigungen macht, muss sich in der Zukunft auch daran messen lassen – ganz im Gegenteil zu manch anderen Wischi-Waschi-Ankündigungen, die es in diesem Zusammenhang auch häufig gibt.
Sogar RWEs Webseite ist voll von Hinweisen auf ihre tolle Nachhaltigkeit.
Man nennt es greenwashing.
Großspurige Ankündigungen von denjenigen, die gar nicht daran denken, kleinere Wagen zu bauen und die Ewigkeiten lang kein bisschen Rücksicht auf Klimaschutz und auf die Gesundheit der Menschen (siehe Abgaswerte) genommen haben, müssen ihre guten Absichten erst einmal unter Beweis stellen.
Ich sehe bisher nur das Ziel, Profite zu machen.
Du offenbarst hier den selben Destruktivismus wie die LG oder große Teile der Grünen. Du bewertest Versprechen und Taten nicht nach ihrem Effekt, sondern nach historisch gewachsener Sympathie bzw. Ablehnung. Und daran machst du dann fest, wessen Ankündigung glaubhaft und unterstützenswert sind.
Was wenn Mercedes es wirklich ernst meint und so tatsächlich eine große Veränderung lostritt? Und auch RWE investiert seit Jahren in Erneuerbare Energien. Klar, könnte da mehr gehen. Sicher sollte es schneller gehen. Aber so zu tun, als passieren gar nichts, ist halt auch Quatsch.
Das was du hier an den Tag legst, ist für mich typisch Deutsch. Immer muss alles zu 100% perfekt sein, ansonsten ist es nichts wert.
Aber lasst uns lieber über gute Klimanachrichten sprechen.
Wovor hast du Angst? Wenn Mercedes auf ein neues Produktionsverfahren für Stahl setzt (also bzw. einkauft), dass signifikant CO2 einspart und dass sich dafür bereits historisch erprobt hat, was könnte aus deiner Sicht dann kritisch sein?
Böse gesagt, die Nutzung von CO2 reduziertem Stahl bei Mercedes spart bereits weit mehr CO2 ein als alle Maßnahmen der LG bisher zusammen. Deren Blockaden produzieren leider eher zusätzliches CO2 durch die laufenden Motoren im Stau.
Wenn deutsche Firmen nachweislich (siehe oben) ihre Investitionen in grünen Stahl erhöhen, ist es fair das als gute Nachricht für’s Klima zu bewerten. Was genau ist daran Greenwashing? Selbst wenn es dabei rein ums Image geht ist es solange kein Greenwashing, wie dabei echter Klimaschutz betrieben wird – ist also nicht besser oder schlechter als wenn die Kirche ihre Investitionen in fossile Unternehmen streicht. Im einen Fall zu sagen, das ist eine tolle Nachricht für’s Klima und im anderen Fall, das ist bestimmt gelogen und nur Werbung für die Firma erweckt den Eindruck von Doppelmoral.
Wer dabei wie viel Profit macht, finde ich dabei im Übrigen völlig irrelevant. Jedes privatwirtschaftliche Unternehmen handelt gesellschaftlich gewollt vor dem Hintergrund der Profitmaximierung. D.h. Mercedes verkauft mehr SUVs, weil sie sich davon mehr Profit erhoffen und sie investieren in grünen Stahl, weil sie sich davon mehr Profit erhoffen. Dem Klima sind die Beweggründe von Mercedes aber völlig egal.
Zumindest kann man damit lernen, dass es für bestimmte Gruppen komplett irrelevant ist, was andere Gruppen oder Einheiten tun, wenn sie mal auf den Index geraten sind.
Man muss halt darauf achten, dass dadurch die Transformation in die Dekarbonisierung nicht nachhaltig beschädigt wird.
Ein schönes Thema für die Lage wäre es allemal.
Im Podcast Treibhaus hatten sie gerade den Wissenschaftlern Reto Knutti im Interview. Der ist auf diese Themen sehr schön eingegangen und hat das sehr ruhig erklärt.
Und die Moderatoren von Treibhaus sind auch eher „hardcore“
Fände ich eine gute Idee. Sobald ein Beitrag kommentiert wird, an damit in einen neuen Thread. Dann sind hier wirklich nur Nachrichten und wenn etwas diskussionswürdig ist, kann sich die Diskussion abseits entwickeln.
Und auch gar halte ich für einen guten Ansatz. Nur Artikel und keine Firmenwebseiten. Auch wenn Artikel natürlich auch auf Presseerklärungen von Firmen beruhen können ohne dass das in irgendeiner Weise ersichtlich ist.
Viele (alle?) Ölfirmen haben auch EE irgendwie im Programm. Ein paar Windräder aus der Portokasse gebaut und daraus wird ohne gelogen zu haben Hochglanzwerbung, aber leider Greenwashing. Wenn sie es ernst meinten, müssten sie viel mehr machen, ihre Mittel würden überall hin reichen; aber sie würden dem eigenen Öl- und Gasgeschäft mit der weniger profitablen EE Konkurrenz machen. Diese Entscheidung könnte auch ein Praktikant treffen. Aber wie @TilRq schon schrieb, freiwillig macht das niemand, und auch nicht die Konsumenten könnten ein Umsteuern bewirken; nur der Staat kann regulieren, und er muss es bald tun.
Nein, das ist das Ergebnis von Langzeitbeobachtung. Ein BWLer kann und muss nur rechnen können (sonst ist er raus), und geltende Gesetze müssen eingehalten werden. Die Gesetzgebung ist allerdings bisher von den Interessensvertretern stark beeinflusst worden, was zu beklagen ist von seiten aller, die damit keine Geschäfte machen oder sonst Vorteile davon haben. Idealismus gibt es da nicht.
Welche „grosse“ Veränderung sollte das sein? Weniger und kleine Autos ist, was ich darunter verstehen würde. Und so werden sie ohne Zwang sicher nie entscheiden.
Wo soll die LG CO2 einsparen? Deine weithin rationale Argumentation kommt bei der LG leicht ins Schleudern …
Aber, mit dem eingesparten CO2 durch EE-Stahl ist es so wie mit E-fuels fliegen. Denn die Hälfte des Stahls pro Auto und den ganzen Stahl für die 2 Drittel der zukünftig nur noch nötigen Autos (Verkehrswende) könnten eingespart werden - und entsprechend alle übrigen Materialien, die nicht weniger problematisch sind. CO2 Einsparung und allgemein Umweltschutz ist dann effektiv, wenn unnötige Dinge gar nicht produziert bzw. Dienste angeboten werden - wie gesagt eine Frage der Regulierung, nicht die Sache der Anbieter.
Ich glaube hier sind wir beim Kern dessen, was ich an der Kritik nicht verstehe. Denn nur weil sich nicht alle Dinge gleichzeitig verbessern, heißt das doch nicht, dass die einzelne Entwicklung nicht gut ist. Ich würde es genauso als positive Nachricht auffassen, wenn der Anteil an E fuels im Luftverkehr zunimmt, ohne dass der Anteil der Flüge abnimmt.
Ich gebe dir Recht, dass beides passieren muss. Um am Ende die Klimaziele zu erreichen müssen wir sowohl kleinere und weniger Autos bauen, als auch deutlich weniger fliegen. Aber da wir als Gesellschaft realistisch betrachtet weder unsere Autos noch auf Flugreisen auf ein vernachlässigbares Maß reduzieren werden, sind die Schritte E-fuels und CO2 arme Produktion ein essentieller Teilschritt, den ich - sofern er stattfindet - klar als positive Nachricht begreifen würde. Man darf und muss anmerken, dass der zweite Schritt notwendig ist, aber deswegen ist der erste nicht unwichtig. Und genau dieser zweite Schritt, nämlich die Nachfrage nach Flügen oder (bestimmten) Autos ist etwas, dass am besten gesellschaftlich / politisch gesteuert werden kann.
Dann wäre aber trotzdem ein journalistischer Bericht wünschenswert, der die Ankündigung einschätzt. Bei einer Werbenachricht auf der Firmenhomepage ist leider nicht wirklich ersichtlich, ob das nicht alles schön gerechnet wurde.
Gleichzeitig wird ein Windpark abgerissen, weil er bei der Kohleförderung im Weg steht.
Stimmt, wenn man annimmt, dass die „einzelne Entwicklung“ für sich steht und keine weitere Wirkung hat als auch nur die kleinste Reduktion von CO2. Aber das tut sie nicht, die an sich positive Nachricht (wie hier ja vielfach besprochen bis beschworen) wirkt wie ein Beruhigungsmittel. Die Entwickler tun was, Politiker verweisen auf den Erfolg, und die Konsumenten atmen auf, als wäre ein wichtiges Problem gelöst, und konsumieren mit gutem Gewissen noch mehr, was die einzelne Einsparung vermutlich um das Mehrfache auffrisst. Von diesem Gleis herunterzukommen ist dann schwer, vermutlich erst nach einem disruptivem Ereignis.
Anders gesagt: rein technisch hast du recht, aber die Psychologie und ihre Dynamik in der Masse spricht dagegen.
Verstehe diesen Satz nicht so ganz, aber das mit dem Disruption kommt schon ganz gut hin. Und zwar deshalb, weil es eine Signalwirkung für die Branche und die Lieferkette hat. Jeder Zulieferer kann sich jetzt ausrechnen, dass Mercedes bereit ist für weniger Carbon Footprint Geld zu zahlen.
Du meinst also Mercedes ist durch De-Carbonisierung verantwortlich, dass dein Nachbar sich einen noch größeren SUV kauft?
Was wäre denn aus deiner Sicht das richtige für die 170.000 Mitarbeiter von Mercedes. Sollten sie die Arbeit niederlegen und für die Auflösung des Unternehmens kämpfen? Ihr Einsatz für die Umwelt wird ja von dir verurteilt.
Das, denke ich, ist nicht ganz richtig. Denn es ist natürlich eine Wette auf die Zukunft, dass CO2-reicher Stahl zukünftig teurer wird. Da kann es Sinn machen, die Zulieferer schon jetzt anzuhalten, in entsprechende Öfen zu investieren.
Und das, denke ich, ist die wirklich gute Nachricht. Dass, wie bei Sonnenenergie, den Unternehmen immer mehr bewusst wird, dass naturschonendere Produktion und Kostenersparnis sich nicht zwangsläufig ausschließen.
Das ist womöglich etwas zu kurz gesprungen. Die Kritik an der mangelnden Vertrauenswürdigkeit von Unternehmen wie Politikern kann ja durchaus von konstruktiven Vorschlägen begleitet sein, wie man dem Problem begegnen kann.
Bei Politikern zB bessere Lobby-Register und bei Unternehmen Rahmenbedingungen in denen korrektes Handeln auch wirtschaftlich ist, sodass es gar nicht notwendig ist etwas vorzutäuschen.
Anzunehmen dass das Täuschen aufhört, wenn wir einfach mehr vertrauen erscheint mir da wesentlich riskanter.
Ich möchte nochmal nachfragen, wer da gemeint ist?
Alle Unternehmer und deren Mitarbeiter als Verbrecher zu verurteilen geht vielleicht etwas zu weit.
Sprichst du auch so mit deinem Bäcker?
Sorry für diese Überspitzung.
Ich bin ja ehrlich gesagt auch kein Fan der Automobilindustrie. Und ich verstehe auch, dass man da nichts glaubt wenn man keinen Einblick hat.
Liest sich, wie wenn korrektes Handeln per se unwirtschaftlich sei. Da kann ich dich beruhigen, so ist es nicht.
Was meinst du wie lange es dauert, bis ein Hüttenwerk auf Direkt-Reduktion umgestellt ist? Was glaubst du, um wieviel sich die t Stahl dadurch verteuert? Warum glaubst du, das sind Habeck diese Umstellung mit Milliarden fördert?
CO2 armer Stahl ist heute schon knapp und wird es bleiben. Der Grund ist a) Kontingente einer knappen Ressource zu sichern und b) die Kosten im Zaum zu halten.
Der CO2 Preis ist da nur Nasenwasser, da sorgt schon die FDP dafür
Puh, nach dieser Logik können wir den „positive Klima-Nachrichten“ Thread dann aber schließen. Denn auf disruptive Änderungen können wir lange warten, wenn wir schon beim Heizungsgesetz an der Toleranzgrenze der Bevölkerung angelangt sind. Die o.g. Logik bzgl. kleiner Erfolge im Klimaschutz, die den eigenen Lebensstil kaum beeinflussen kann man wiederum auf fast alle bisherigen Erfolge im Klimaschutz übertragen. So z.B. auch auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Ist der deshalb nicht gut?
Daher überzeugt mich das nicht. Mal abgesehen davon, dass es der beste Weg ist, tausende Ingenieure zu entmutigen, die aus Überzeugung Innovationen im Kampf gegen den Klimawandel entwickeln.