Gleichwertigkeitsbericht 2024 – Geht es uns tatsächlich so, wie wir uns fühlen?

Die Bundesregierung hat den ersten Gleichwertigkeitsbericht vorgestellt, der die Unterschiede in den Lebensrealitäten zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands dokumentieren und analysieren soll: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/gleichwertigkeitsbericht-der-bundesregierung-2024.pdf?__blob=publicationFile&v=40

Der Bericht sammelt Daten aus allen 400 Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Deutschlands. Ein paar aus meiner Sicht interessante Erkenntnisse:

  • Das regionale BIP/Einwohner ist in wirtschaftliche schwachen Landkreisen in den letzten 10 Jahren deutlich stärker gestiegen als in den wirtschaftlich starken (+30% vs +22%), es gab also im Durchschnitt eine Angleichung
  • Besonders die ländlichen Gebiete Ostdeutschlands, aber auch ein paar Westdeutsche Kreise werden bis 2045 massiv an Bevölkerung verlieren, während die städtischen und stadtnahen Kreise weiter an Bevölkerung zunehmen.
  • Die Lebenserwartung eines Neugeborenen ist geographisch erstaunlich gleichwertig verteilt. Es gibt ca. 1 Jahr Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten und ca. 2 Jahre zwischen den wirtschaftlich schwächsten und stärksten Landkreisen.
  • Dagegen unterscheiden sich die Zahlen zur vorzeitigen Sterblichkeit (Todesfälle unter 70 Jahren pro 1000 Einwohner) teilweise recht deutlich.
  • Die Zahl der Straftaten ist überall deutlich zurückgegangen, am stärksten in Großstädten (aber dort auch vom höchsten Status Quo).
  • Deutlich mehr Väter beziehen Elterngeld, allerdings mit einer recht seltsamen geographischen Unterscheidung: In BaWü, Bayern, Sachsen und Berlin plus Speckgürtel sind es mehr als der Median, ansonsten weniger. Es gibt da also eine Süd-West - Nord-Ost Grenze, die ich mir nicht so richtig erklären kann.
  • Der Anteil der Menschen, die auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen sind, ist fast überall (und insgesamt) deutlich zurückgegangen.
  • Ich kann keine geographischen Unterschiede bei der persönlichen Zufriedenheit erkennen und insgesamt ist die Zufriedenheit recht hoch.
  • Eine große Mehrheit der Menschen fühlt sich in ihrem Wohngebiet „durchschnittlich“ oder „überdurchschnittlich“ sicher.
  • Das Urteil der Befragten zur Qualität des ÖPNV ist außerhalb der Großstädte vernichtend.

So, mache erstmal Schluss, aber der Bericht und die Daten sind interessant. Bin gespannt, was ihr so entdeckt.

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Ich könnte mir vorstellen, dass in Süddeutschland und Sachsen die Arbeitgeber schlicht offener sind, was das Thema Elternzeit für Väter angeht. Außerdem denke ich sind die Gehaltsunterschiede in großen teilen Süddeutschlands bei den Paaren nicht so gravierend. Und in Berlin sind eben viele progressive Menschen, das erhöht natürlich den Anteil. Wäre zumindest für mich die wahrscheinlichste Annahme. Ich bin selbst Vater, der beiden Kindern jeweils 9 und 8 Monate der Elternzeit genommen hat und somit natürlich in meinem Umfeld in Rheinland-Pfalz direkter über das Thema ins Gespräch komme mit anderen Müttern und Vätern. Die meisten anderen Väter, die es so ähnlich sehen wie ich, verdienen meist weniger oder genauso viel wie die Partnerin. Dadurch wird dies ermöglicht. Bei den meisten, die es nicht gemacht haben, war der Grund einfach finanziell, da der Mann immer noch oft wesentlich mehr verdient.

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