Gibt es Chancengleichheit in Deutschland?

Das ist ein starkes Stück. Armes Deutschland.

absurd. Am besten löschen

Verstehe ich nicht ganz.

Nein, allein nicht. Erbschafts- und Vermögenssteuer. Umverteilung wäre wichtig. Die Chancengleichheit ist damit zwar leichter zu erreichen, aber man kann auch beides unabhängig voneinander verfolgen.

Ich finde es einigermaßen absurd und erschreckend (wenn auch nicht überraschend), was hier so alles ins Feld geführt wird, um den eklatanten Widerspruch zwischen dem Anspruch einer der demokratischen Bildungsgesellschaft und der Realität zu nivellieren. Erst die 100-Prozent-Nummer (als ob es in irgendeinem Politikbereich um etwas 100%iges ginge), dann der Verweis, dass hohe Bildungsabschlüsse ja eigentlich gar nicht so gut oder wichtig sind und nun allen Ernstes das „Argument“, dass es ja sowieso immer Ungleichheit geben wird, weil Menschen nicht alle gleich aussehen(sic!). Da fehlt jetzt wirklich nur noch, dass sich die nicht so erfolgreichen halt einfach nur etwas mehr hätten anstrengen müssen…
Ich fürchte, dass die Ideoligie der Ungleichheit inzwischen auch weit jenseits der FDP mehrheitsfähig ist. Vermeintliche „Gründe“ dafür lassen sich bei Bedarf immer finden.

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Aber dafür muss doch auch die Ausgangslage schon besser sein. Wenn die Grafik sagt von 100 NAK schaffen es 2 zur Promotion und das obwohl nur 27 NAK überhaupt ein Studium angefangen haben. Das heißt, 7.5% der NAK-Studienanfänger machen eine Promotion, während es bei den AK 7.6% sind. Das ist schon eine sehr gute Quote.

Die Anzahl NAK Studienanfänger nun blind hochzuskalieren wäre aber auch nicht so doll. Das geht nur wenn wir gleichzeitig die Anzahl bei AK reduzieren, sonst sind wir bald alle studiert und die Ausbildung können wir abschaffen. Oder wollen wir das sogar?

Ergo, müssten AK und NAK sich irgendwo in der Mitte treffen. Das heißt, mehr NAK ins Studium bringen und gleichzeitig bei AK für die Ausbildung werben.

Meine Güte. Ich verwehre mich dagegen, hier eine „Ideologie der Ungleichheit“ unterstellt zu bekommen, nur weil ich das Konzept der Chancengleichheit hinterfrage. Menschen können leider wohl nicht ausreichend differenzieren, um nicht in eine affektive Abwehrhaltung zu verfallen.

Ich bin gegen Ungleichheit. Setzt die Erbschaftssteuer auf 100%, bin ich dabei. Ich will nur mal anmerken, dass Chancengleichheit ein neoliberales trojanisches Pferd ist. Da sehe ich einen Obdachlosen auf der Straße, aber so lange ich mir einreden kann „der hatte aber zumindest die gleichen Startchancen wie ich“, kann ich das als Ausrede verwenden. Passiert ja andauernd mit dem Geschwätz von „Eigenverantwortung“.

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Nein Chancengleichheit hieße, dass die Eltern oberen 10% gleichmäßig aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen müssten. Dem ist aber nicht so. Die Wahrscheinlichkeit den sozioökonomischen Status gegenüber der Herkunftsfamilie stark zu erhöhen eher gering.

Wenn es zwei Lotterien gibt, eine mit 10% Nieten und eine mit 90% Nieten, wird es in beiden Leute geben, die Gewinnen. Chancengleichheit ist es dennoch nicht. Daher bringen Einzelfallbeispiele nichts.

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Würde ich so nicht sagen. Denn das würde ja bedeuten, dass aus allen gesellschaftlichen Schichten die Chancen auch noch exakt gleich genutzt werden müssen. Aber ist dem so? Ich würde das verneinen. Selbst bei 100% Chancengleichheit würde ein Teil der Kinder den Weg gehen den schon die Eltern gegangen sind, da die Eltern ja auch ein Vorbildrolle haben.

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Kinder von armen Menschen wollen arm bleiben? kommt das nur mir zynisch vor?
Das würde ja heißen, die „besten“ 10% aus der untersten sozioökonomischen Schicht sagen alle. Ich könnte einen Platz bei den oberen 10% bekommen, entscheide mich aber in den untersten 10% zu bleiben, weil meine Eltern so gute Vorbilder sind. Ich hege Zweifel, dass man da viele finden wird.

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Kinder bekommen aber in Abhängigkeit ihrer Herkunftsfamilie bei gleicher Leistung unterschiedliche Noten und Schulempfehlungen. Die Chancen auf einen Studienplatz sind demnach schonmal unterschiedlich. Und dass ein Studium kostenfrei ist höre ich zum ersten Mal. Viele müssen sich verschulden um studieren zu können.

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Das habe ich so nirgends geschrieben!

Und die Diskussion nur zwischen den untersten 10% gegen die obersten 10% zu führen ist mir zu unterkomplex.

Aber trotzdem ein Beispiel wie es gemeint ist: Der Kind des Hilfsarbeiters bei Opel wird auch mit Abitur häufiger das Duale Studium bei Opel machen als das Kind der Zahnärzte. Damit bleibt man nicht arm, hat sich aber doch am Weg der Eltern orientiert.
Das Kind der Zahnärztin wird aber auch bei Chancengleichheit mit einem entsprechenden Abitur häufiger ein Zahnmedizinstudium machen als das Kind der Eltern die bei Opel arbeiten.

Hier wird wohl gerade nicht differenziert zwischen Kosten fürs Studium und Kosten für die Lebenshaltung während des Studiums.

Für die Chancengleichheit ein Studium erfolgreich zu beenden, ist es maßgeblich ob man die anfallenden Kosten bezahlen kann. Welcher Art diese Kosten sind ist dabei in meinen Augen nachrangig.

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Natürlich. …Ich finde es durchaus sinnvoll zu differenzieren, da das kostenlose Studium eben ein sehr positiver Punkt ist, vergleichen mit anderen Ländern. Das darf man auch mal also solches akzeptieren ohne zu vergessen, dass die Lebenshaltungskosten und zu wenig zu kompliziertes Bafög dennoch viele vom Studieren abhalten.

das ist interessant. Überspitzt gesagt möchtest Du demnach, dass die akademisch unbegabten Akademikerkinder trotzdem ihren Platz neben den akademisch begabten NAK bekommen? Wofür?

Wenn der Schuh Dir nicht passt, warum ziehst Du ihn Dir dann an? Ich habe ja deutlich erkennbar auf eine Reihe von Beiträgen reagiert, die in ihrer Gesamtheit aus meiner Sicht eine bestimmte Wirkung haben. Und ich verstehe beim besten Willen nicht, wie die Aufgabe des Ziels Chancengleichheit Ungleichheit bekämpfen soll.

Ich verstehe nicht genau, was daran das trojanische Pferd ist. Außerdem gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen der Behauptung, das wir bereits Chancengleichheit hätten - die tatsächlich dem Bereich der neoliberalen Ideologie zuzurechnen ist - und dem gesellschaftlichen Ziel bzw. der politischen Forderung, mehr tatsächliche Chancengleichheit zu erreichen. Was daran neoliberal sein soll, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft und wie gesagt, ich verstehe nicht, wie es irgendjemandem helfen soll, dieses Ziel aufzugeben.

Mir geht es ehrlich gesagt gar nicht so sehr um einen Ländervergleich. Und wenn würde ich mich lieber nach oben orientieren. Die Tatsache dass es ungerechtere Länder gibt, akzeptiere ich gerne. Dort ist nur eben nicht die wichtigste Baustelle, wenn es darum geht etwas zu verbessern.

Das wäre meiner Meinung maximal der Fall bei totaler Chancengleichheit. Aber gibt es in einem Land „Null“ Chancengleichheit wie anfangs behauptet nur weil die Gruppen nicht im gleichen Verhältnis stehen? Mögliche Gründe für Unterschiede in den Gruppen haben @pbf85 oder ich bereits genannt.
Und nochmal die Frage, auf welche Aspekte des Strebens für Chancengleichheit hat der Staat Einfluss?

Sollte er im Extremfall die Bildungskarriere vielleicht sogar zuteilen wenn aus der einen Gruppe aus versteckten Gründen vllt. nur 10% weniger als zu erwarten einen höheren Bildungsweg einschlagen?

Von dem Zustand, der nötig wäre um das bewerten zu können, sind wir natürlich noch weit entfernt.

Nein. Es heißt lediglich, dass Normschöne genauso wie reiche nach Möglichkeit nicht privilegiert werden sollen.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die eine Frage dreht sich darum, wer wieviel Einfluss darauf hat, an welche Position in der Ungleichverteilung zu gelangen. Die andere dreht sich darum wieviel Ungleichverteilung erwünscht oder sinnvoll ist.

Das eine schließt das andere demnach auch nicht aus. Im Gegenteil Chancengleichheit reduziert womöglich die Generationen überspannende Akkumulation von Macht und Reichtum.

@flixbus und @faust (exemplarisch, es trifft sicher auch andere) vielleicht hilft es dem Thread wenn nicht so heftig emotionalisiert würde. Versucht doch bitte sachlich und wertschätzend miteinander umzugehen. Ich bin sicher keiner von euch will dem anderen etwas böses. Also warum dann anderen etwas böses unterstellen?

Offenbar habe ich diese heftige Diskussion ausgelöst, indem ich überspitzt von Null Chancengleichheit statt „keine“ geschrieben habe. Sorry.
Aber Chancengleichheit gibt es im Wortsinne eben eigentlich ganz oder gar nicht. Da es sie aber vollständig nie geben wird, finde ich sie zumindest als Ziel erstrebenswert.

Für Chancengleichheit müsste man

  • Ganztagskindergarten und Ganztagsschule einführen
  • mit integrierten Sport und Musikkursen und echter Hausaufgabenhilfe (wenn es denn überhaupt noch Hausaufgaben braucht)
  • die Vermögensungleichheit abschaffen
  • die Kinderarmut abschaffen

Nur mal so als Gedankenanstoß. Damit fängt es schon bei den Kindern an.
Nicht jeder muss studieren, natürlich nicht. Aber wenn so viele Schüler am Ende der Grundschule nicht lesen können, ist das eine echte Katastrophe.

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Ich habe niemandem hier irgendetwas unterstellt, erst recht nichts „Böses“ - ich habe lediglich kommentiert, dass als Reaktion auf Forderungen nach mehr Chancengleichheit eben jenes Ziel der Chancengleichheit infrage gestellt wurde. Wenn das den Inhalt von Äußerungen kommentiere, ist das aus meiner Sicht nichts Persönliches - genau das wollte ich mit der Schuh-Metapher zum Ausdruck bringen.
Ob eine Diskussion über soziale Ungleichheit allerdings frei von Emotionen möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Emotionen sind m. E. auch in einer Diskussion per se nichts Schlechtes. Denn da ist im Zweifelsfall ist immer die Frage, wer denn auf welcher Grundlage und mit welchen Kriterien bestimmt, welche Aussagen „sachlich“ und welche „emotional“ sind. Kurzum: Emotional zu sein ist etwas ganz anderes, als persönlich zu werden, sprich: Man kann sehr wohl emotional und dennoch in der Sache argumentieren.