Gesundheitsversorgung vs. Beitragszahlung

Ist es denkbar den Krankenkassenbeitrag zu kürzen wenn die Versorgung nicht gewährleistet werden kann? Ähnlich der Versorgung mit dem Internet, findet keine oder eine eingeschränkte Versorgung statt kann ich beim Provider meinen Rechnung kürzen. TKG von 2021. Ab 2024 wird der höchste Krankenkassenbeitrag erhoben trotzdem nimmt die Versorgung ab. Hausarztbesuche, Facharzttermine, ambulante Versorgung, ect. Vielleicht könnt Ihr recherchieren wohin das Geld geht oder warum es diese diskrepanz gibt? Danke Gruß Marc

Hallo,
ohne die Antwort zu wissen, würde ich dazu raten die Krankenkasse wechseln.

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Nein, das ist im Sozialgesetzbuch V (das die gesetzliche Krankenkasse/GKV regelt) nicht vorgesehen.

Das ist eine Frage der Perspektive. Beim Internet schließt man einen Vertrag für eine konkrete Versorgung ab - also zum Beispiel 100.000Mbit/s. Das ist bei der GKV nicht so - hier besteht nur grundsätzlich ein Anspruch auf Versorgung, deren zeitliche Erbringung mit Ausnahme von lebensbedrohlichen Notfällen wenig vorgeschrieben ist. Außerdem geht man in der GKV ja eben gerade keinen rein privatrechtlichen Vertrag ein wie beim Internet.

Der höchste Beitrag in Relation wozu? Bei deiner Krankenkasse durch eine Erhöhung des Zusatzbeitrages oder bei allen?

Ich kann zumindest Denkanstöße bieten… Disclaimer: Ich arbeite selbst als Arzt in einem kommunalen Krankenhaus, beschäftige mich aber auch wissenschaftlich mit Gesundheitsökonomischen Fragestellungen.

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  1. Unsere Bevölkerung wird immer älter und damit grundsätzlich auch kränker - Erkrankungen, die früher binnen weniger Jahre zum Tode geführt haben, sind heute chronische Erkrankungen, mit denen man gut und gern mehrere Jahrzehnte leben kann. Das bedingt aber, dass chronisch Erkrankte logischerweise regelmäßig zu Kontrollterminen einbestellt werden müssen, um die Behandlung der chronischen Erkrankung zu überwachen und ggf. neu einzustellen. Dadurch reduziert sich bei gleicher Anzahl an Ärzten die für Patienten mit akuten Problemen zur Verfügung stehende Terminanzahl - in einigen Regionen sogar soweit, dass neue Patienten im Prinzip fast nur noch beim Versterben eines vorher betreuten chronisch Kranken aufgenommen werden können.

  2. Die jüngeren Ärztegenerationen sind nicht mehr bereit, 80 - 100h pro Woche zu arbeiten, um mit ach und krach ein völlig dysfunktionales System zu stützen. Daher benötigt es zur Erbringung der selben Versorgung von vor sagen wir 30 Jahren heute mehr Ärzte. Ironischerweise bilden wir seit Jahren zunehmend weniger Ärzte aus - das kann also kaum aufgehen.

  3. Therapien, insbesondere von chronischen Erkrankungen, werden immer teurer, unter anderem da immer wieder neue Therapien auf den Markt kommen, mit denen die Hersteller gutes Geld verdienen wollen. Dementsprechend steigen Ausgaben hierfür massiv an, was sich dann in Beitragserhöhungen niederschlagen kann.

  4. Durch immer stärkere gesellschaftliche Veränderungsprozesse kommt es dazu, dass immer mehr Pflegeleistungen professionell und nicht mehr durch Angehörige erbracht werden (die aber immer noch den überwiegenden Teil der Pflegebedürftigen versorgen!). Hierdurch steigen dann Kosten für das Gesamtsystem.

Das sind erst einmal Denkanstöße - und ich möchte sie als reine Beschreibung der Sachlage wissen, nicht als irgendeine Form von Wertung!

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