Gesetzesentwurf EEG wird PV Ausbau bremsen?!

Hat das Thema schon jemand auf dem Schirm?
Es scheint so als ob das BMWK mit einem Gesetzesentwurf für Neuerungen im EEG potenziell massive Einschränkungen für den PV Sektor plant. Und das unter einem Grünen Minister?
Gleichzeitig wartet der PV Sektor eigentlich auf das angekündigte Solarpaket II das meines Wissens nach für Ende diesen Jahres angedacht war.

Siehe auch zb hier:

1 „Gefällt mir“

Also mein letzter Stand von Youtube war:
Einspeisevergütung wird zwar ausgesetzt in Zeiten negativer Strompreise an der Börse weil sonst die Allgemeinheit zuviel draufzahlen muss, du bekommst sie dafür länger. Am Ende soll es keinen Unterschied machen.

1 „Gefällt mir“

Vorab: Mit dem seit der Ampel wieder in Fahrt gekommenen Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der PV, werden inzwischen leider auch einige Baustellen an anderer Stelle im Stromsystem ersichtlich. In Deutschland liegt ein sehr starker Fokus auf dem Ausbau dezentraler PV im sehr kleinen Leistungsbereich (Aufdachanlagen). Diese sind in den meisten Fällen schlicht nicht gesteuert und speisen bei vorhandener Sonne stumpf in das Netz ein (sofern da kein Heimspeicher etc.) besteht. Das Problem ist nun, dass mit dem Ausbau der PV in den letzten Jahren immer öfter der Fall besteht, dass wir quasi zu viel Storm haben, weil wir einerseits die Abnahme nicht so ohne weiteres erhöhen können und es andererseits auch eine gewisse konventionelle Kraftwerksleistung gibt, die nicht einfach mal abgeschaltet werden kann (es gibt z.B. KWK-Prozesse in der Industrie, die müssen weiterlaufen und können nicht unterbrochen werden).

Das war bislang noch nicht so kritisch, aber mit der wachsenden Anzahl an PV muss (leider) eine Lösung für das Problem gefunden werden und mehr Last (unbeachtet lokaler Engpässe) können wir nicht so schnell herbeizaubern, wie es notwendig wäre. Wir haben in Deutschland eine Grundlast von 40-60 GW und inzwischen eine PV Kapazität am Ende diesen Jahres von über 100 GW (Energy-Charts). Historisch bedingt ist davon der überwiegende Teil ungeregelte PV (und weiter ansteigende ungeregelte Kapazität. Ergo, es gibt Zeitpunkte, wo es ohne Abschaltungen ein Problem für die Stromnetze gibt.

Nun zu der Fragestellung: Auf der Webseite des BMWK ist leider immer noch der veraltete Referentinnenentwurf zu finden und nicht die neue Version vom Oktober. Von daher beziehe ich mich auf die Stellungnahme des BDEW (BDEW-Stellungnahme zum 2. Referentenentwurf EnWG-Novelle (Endkundenmärkte, Netzausbau, Netzregulierung) | BDEW), die aus meiner Sicht etwas breiter auf die Aspekte eingeht, als die hier eingangs genannte Einordnung des DGS.

Aus meiner Sicht sind zwei Aspekte relevant: Zum einen, dass die Vergütung bei negativen Preisen entfällt. Das ist von Expertinnen schon länger als eine Option angesehen worden, das Problem durch einen regulatorischen Anreiz zu verringern. Es soll nicht mehr um eine fixe zeitliche Förderdauer gehen, sondern um eine Förderung der Strommenge. Der Zeitraum wäre also variabel. Das setzt einen Anreiz die Anlagen entsprechend anderes zu vermarkten, bedarf aber weiterhin die Technik die Einspeisung in diesen Stunden auch abzuregeln. Ohne diese Technik kommt es schlicht zu weiterer Einspeisung es gibt in den Momenten nur kein Geld (das eigentliche Problem ist aber nicht behoben).

Kommt der Punkt der Technik ins Spiel. Das ist wohl auch einer der Knackpunkte, weil dadurch (und was an Technik von Regulierung und Netzbetreibenden gefordert wird) die Anlage deutlich teurer wird. Daher auch die Regelung (quasi bekannt aus der Vergangenheit), dass ohne Technik die Einspeiseleistung am Netzverknüpfungspunkt reduziert sein muss (früher mal die 70% Kappung). Persönlich finde ich die Regelung an sich sinnvoll, nur die Anforderungen an die Steuerungstechnik zu hoch. Da schlägt mal wieder die deutsche Umsetzung der Digitalisierung durch (ähnlich wie bei Smart Metern und intelligenten Messeinrichtungen), es würde einfacher und günstiger gehen.

Der DGS bringt auch noch weitere Optionen ins Spiel, wie Fassaden-PV oder eine andere Ausrichtung der Anlagen stärker zu fördern. Allerdings wäre das wieder nur kurzfristig hilfreich. Langfristig ist es notwendig das ganze System auch auf der Einspeiseseite mehr zu flexibilisieren. Es soll ja nicht bei 100 GW Pv stehen bleiben und auch bei besser ausgerichteten PV Analgen wird es das grundsätzliche Problem auch in Zukunft und auch mit einer wesentlich flexibleren Nachfrage geben.

1 „Gefällt mir“

Dass die Erneuerbaren mit den Ausbauzielen der BR zunehmend auch mehr ins Netz einspeisen ist trivial und sollte keinen überraschen. Dass man neue Modelle der Vermarktung und Vergütung finden muss, geschenkt. Was ich nicht verstehe ist warum man es nicht schafft das Thema ganzheitlicher anzugehen und stattdessen augenscheinlich eher denkt mit stolpersteinen und Abregeln von Anlagen das Problem zu lösen wobei man gleichzeitig in Kauf nimmt alle Ausbauzielen zu reißen. Ich hätte eigentlich gehofft dass wir mittlerweile aus den Altmeierzeiten gelernt hätten.
Dass der Netzausbau (auch der der Verteilnetze!) nicht viel stärker vorangetrieben wird verstehe ich nicht. Das ist ja nichts das nicht absehbar gewesen wäre. Das Thema muss mMn auch viel mehr sektorenübergreifend gedacht werden. Stichwort Wärmepumpe. Oder warum sind BHKWs grundsätzlich nicht mit dem GEG kompatibel? Diese würden insb in den solarärmeren Wintermonaten einen erheblichen Anteil zur Entlastung des Stromnetztes leisten wenn viel WP Strom notwendig wird.
Ich habe die perfekte Lösung auch nicht adhoc parat aber die aktuelle Vorgehensweise erscheint mir wenig zielführend.

Ja inzwischen sind wir da angekommen, dass die Förderung geändert werden muss um technischen Problemen zu begegnen. Die Physik lässt da leider nicht mit sich verhandeln.

Wenn man die vorhandenen Heimspeicher steuern könnte und Netzdienlich einsetzten würde wäre ein großer Teil des Problems gelöst. Leider fehlt es dafür an den finanziellen Anreizen, da müsste die Förderung hin.

Zusätzlich darf natürlich der Bau von Langzeitspreichern und der Netzausbau Nord-Süd nicht vergessen werden.

Hierzu ein kürzeres Video:

Und für die die etwas mehr Zeit haben die Aufzeichnung eines Austausches auf der Platform Europe Calling mit Staatssekretären des BMWi. Die Veranstaltung war etwas langatmig jedoch aus meiner Sicht positiv, dass sich Ministerien solchen Veranstaltungen stellen bzw. Von dort Input mitnehmen.

Ist das nicht aber mal wieder ein Planungsfehler? Mehr Last ließe sich doch relativ easy herbeizaubern wenn man nur wollte. Power2X Anlagen könnte man relativ schnell aufbauen. Auch Wärmespeicher sind keine 10-Jahresprojekte. Pumpspeicherbecken kann man auch in 5 Jahren bauen und muss daraus nicht 20 Jahre machen wenn mal alle anfassen und sich vor allem von ihrer NIMBY Attitüde verabschieden.

Wenn die Elektromobilität mal richtig ins Rollen kommt, dann entsteht dort auch einiges an Last.

Ach und was war nochmal mit Südlink? Da beginnt man gerade erst mit dem Verlegen der Kabel. Wenn man dort aber fertig ist, könnte auch dort einiges an Kohleverstromung substituiert werden können.

Aus meiner Sicht sollten wir zuerst an der Last-Seite ansetzen bevor wir auf der Erzeugerebene grünen Strom abregeln. Was wir aktuell sehen ist teilweise kein Problem von Überproduktion, sondern von schlechtem bzw. fehlendem Lastmanagement.

2 „Gefällt mir“

Netzbetreiber werden meistens ganz nervös wenn man (größere) Speicher anschließen will. Es ist noch ein langer Weg bis die dezentralen Speicher netzdienlich funktionieren.
Meiner Meinung nach sollte es besser Vorgaben und Verpflichtungen (und ggf finanzielle Unterstützung) für Netzbetreiber geben anstatt ihnen mehr Spielraum und „Macht“ für Abregelungen etc zu geben denn letztere wereen mEn viel zu oft missbraucht.

Das ist aber kein technologisches Problem. In Australien und Kalifornien passiert das längst.

Leider sind aus Privatanwendersicht kleine Speicher, 5-10kWh mit dem man durch die Nacht kommt, und vielleicht auch einen schlechten Tag überbrücken kann am Interessantesten.

Ergebnis davon ist, dass wir in Millionen Mini-Speicher investieren. Jeder individuell geplant, genehmigt, vom Elektriker gebaut und einzeln ins Marktstammdatenregister eingetragen und mit eingeschränktem Nutzen. Er hilft nur dem Besitzer. Ist der Besitzer im Urlaub, oder braucht der Nachbar Strom, so bleibt der Speicher ungenutzt. Netzdienlich wird das nur mit extremem Aufwand und Neulandtechnologie.

Volkswirtschaftlich viel sinnvoller wären Quartierspeicher. Die könnten in der Summe sogar etwas kleiner sein weil sie effizienter genutzt werden. Es wäre erheblich billiger, einen 200kWh-Speicher aufzustellen, anstatt 50 Heimspeicher mit 5kWh. Netzdienliche könnte der vom Netzbetreiber auch eingesetzt werden

Verhindert wird das durch die „Partikularinteressen der Marktteilnehmer“:
Für den Endkunden lohnt sich nur der eigene Speicher.
Der Netzbetreiber profitiert nicht, denn er darf nicht am Stromhandel teilnehmen. Passen Erzeugung und Verbrauch nicht zusammen, geht er in den Redispatch, die Kosten bekommt er erstattet.

Für die Stromversorger lohnt es sich auch nicht, denn letztlich verkaufen die weniger Strom, wenn der von Kunden erzeugte Strom besser genutzt wird.
So weit nachvollziehbar.

Was mich ärgert: Dass wir diese Konstellation bekommen werden ist seit 15 Jahren klar. Die Politik hat es versäumt, Rahmenbedingungen zu setzen, bei denen die individuell wirtschaftlichste Variante auch die volkswirtschaftlich günstigste ist.

1 „Gefällt mir“

Jain. Ja, es wäre möglich gewesen auf der Lastseite weiter zu sein. Nein, weil das grundsätzliche Problem langfristig irgendwann trotzdem eintreten wird. Auch mit mehr Speichern, EMobilität, Wärmepumpen, Elektrolyse wird es mit zunehmendem EE Ausbau die Situation geben, dass es Zeitpunkte gibt wo EE abgeregelt werden müssen.

Das heiß nicht, dass das nicht alles passieren muss und wie weiter sein könnten. Das sehe ich an der Stelle aber nicht als entweder das eine oder das andere. Neben diesen Aspekten muss auch auf der Angebotsseite die Digitalisierung erfolgen, um auf die von mir genannte Situation reagieren zu können. Hier sehe ich den Planungsfehler, dass es mal wieder zu kompliziert umgesetzt wird.

1 „Gefällt mir“