Das Verrückte an der Sache finde ich, dass Precht in vielen Themen bis vor etwa 3-4 Jahren echt gute Perspektiven hatte.
Ich habe mich eine ganze Zeit lang intensiv mit seinen Thesen befasst, einige seiner Bücher gelesen und finde noch heute, dass viele seiner Überlegungen gut sind. Das erste Mal als mich seine Einstellungen wirklich gestört haben, waren die Unwahrheiten, die er über Batterie-Elektroautos erzählt hat. Trotz anderslautender Faktenlage stellte er sich hin und propagierte offen eine unkorrekte Faktenlage.
Sein eigener Selbstanspruch ist es, die Inseln aus Expertise zu verbinden und damit ein stimmiges Gesamtbild zu erstellen. Dies gelingt ihm aus meiner Perspektive seit einigen Jahren nicht (mehr). Ich frage mich, ob er einfach ein Problem mit seinen Quellen hat und daraus falsche Rückschlüsse zieht. Precht begründet seine Thesen praktisch immer, kommt aber irgendwie seit dem besagten Zeitraum zum „falschen“ Ergebnis. Im Falle des Elektroautos ist es klar, dass seine Ausgangslage, also die Zahlen, die er für seine Schlussfolgerung verwendet hat, falsch waren. Schlimm ist insbesondere, dass er so unsouverän ist, dass er trotz Hinweise auf seine Fehleinschätzung seine Meinung nicht korrigiert.
Vereinfacht gesagt ist meine Wahrnehmung: Er spricht mittlerweile von Dingen, von denen er zu wenig versteht und redet dann einfach mal eine These heraus, die dann aber so sein muss, weil er ja lange darüber nachgedacht hat.
Da der Artikel im Spiegel hinter der Paywall liegt, hier ein Zitat von Wikipedia:
Im Podcast mit Markus Lanz vom 29. Oktober 2021 kritisierte Precht bisherige staatliche Coronamaßnahmen. Er würde Kinder niemals mit den neuartigen Imfpstoffen impfen lassen, weil ihr sich „im Aufbau begriffenes Immunsystem“ nicht „manipuliert“ werden dürfe. Es gehe nicht darum, „dass jeder Deutsche geimpft ist und das Corona-Virus im nächsten Jahr aus der Welt ist“. Er sehe keine rechtliche Basis, die Impfung einzufordern. Jeder Einzelne müsse „mit sich selbst frei entscheiden können, ohne dass da ein gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird“. Precht sprach sich für einen vorsichtigen Umgang mit den „gentechnischen“ Impfstoffen aus, da Wirkungen, die nach längerer Zeit sichtbar würden, noch nicht bekannt sein könnten. „Die Nebenwirkungen einer Impfung können wir genauso wenig abschätzen wie die Gefährlichkeit oder die Wirkung des Coronavirus“. Seine Sicht der Maßnahmen belegte Precht teilweise mit eigenen Erfahrungen. Nach der Zweitimpfung habe es ihn „für eine Woche umgehauen“. Precht forderte, die Pandemie politisch zu beenden und den Gesundheitsschutz wieder in die Verantwortung der Bürger zu stellen. Er behauptete, in der Grippesaison 2017/18 wären mehr Menschen gestorben als an COVID-19 und zog damit indirekt die offiziellen Zahlen zu den Todesfällen in Zweifel
Um mal einfach meine Argumentatsionskette sichtbar zu machen:
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mrna-Imfpstoffe basieren auf Gentechnik, machen aber nichts mit den eigenen Genen.
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Anekdotische Beweisführung ist keine Quellenlage
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das Argument mit der Grippesaison ist wissenschaftlich wiederlegt.Zudem sind ja eben viele Menschen auch nicht an Grippe gestorben, weil es einen Lockdown gab.
Coronavirus - Tägliche Todesfälle im Vergleich zur Grippe | Statista
Es scheint also, dass Herr Precht sich (mittlerweile?) mehr auf sein Bauchgefühl, als Fakten verlässt, was ihn eigentlich ein Bisschen zu einem typischen „Boomer“ macht.
Ich möchte jedoch @fsmaus recht geben, es gibt gute und faktenbasierte Argumente, die er gerade in gesellschaftlichen Themen vorbringt und über die man mal nachdenken kann. Es gibt aber durchaus auch andere, eventuell besser geeignete Vordenker in den betreffenden Bereichen.