Genderdiskussion LdN 375

Am erziehungswissenschaftlichen Fachbereich der Uni Köln ist das die Vorgabe. Ob das irgendwo schriftlich festgehalten ist, spielt keine Rolle. Wenn deine BA/MA-Betreuung dir das in der Sprechstunde sagt, wirst du dem folgen, weil du nicht riskieren willst, dafür eine schlechtere Note zu bekommen.

Dass das „nicht Ungewöhnliches“ ist, trifft bei der Stiftung so nicht zu, weil sie sich aufgrund ihrer staatlichen Eigentümerschaft als „weltanschaulich neutral“ bezeichnet. Allerdings muss man sagen, dass Hauptgeldgeber das Auswärtige Amt ist und der Leitfaden wurde in der laufenden Legislaturperiode eingeführt…

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Im beruflichen Kontext wird es immer ein Stück weit auf die Einstellung des Arbeitgebers ankommen, egal ob im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft. Wenn ich im öffentlichen Dienst z.B. in einer Gleichstellungseinrichtung arbeite sollte klar sein, dass die Einrichtung ein Interesse daran haben kann, nach Außen möglichst integrativ zu wirken und deshalb den Mitarbeitern im Außenkontakt das Gendern vorschreibt. Also wenn das Büro des Gleichstellungsbeauftragten der Uni plötzlich in Werbung für LGBTQI-Veranstaltungen nicht mehr Gendern darf, um gezielt die LGBTQI-Community zielgruppengerecht anzusprechen, ist das einfach albern. Und wenn ein Unternehmen sich z.B. besonders offen geben will, weil es dieses Image vertritt, muss das Unternehmen auch das Recht haben, nach Außen so aufzutreten, wie es auftreten will - was zur Pflicht für Mitarbeiter führt, zu gendern. Wenn hingegen ein Unternehmen explizit konservativ wirken will, muss es natürlich auch das Recht haben, in der Außenwirkung einheitlich konservativ aufzutreten, also den Mitarbeitern zu untersagen, zu gendern. Die Interessen der Unternehmen und Behörden sollten hier durchaus berücksichtigt werden.

Im privaten Bereich ist ohnehin klar, dass niemand irgendwem vorschreiben kann, zu gendern oder nicht zu gendern. Es kann dir im privaten Bereich auch niemand vorschreiben, überhaupt korrektes Deutsch zu verwenden - oder überhaupt Deutsch zu sprechen. Aber die Frage, ob du genderst oder nicht, ob du korrektes Deutsch oder einen Soziolekt (Kiezdeutsch, Jugendsprache, Denglish) verwendest oder ob du überhaupt Deutsch sprichst wird natürlich verändern, wie dein Umfeld auf dich reagiert. Hier gilt das gleiche wie für die Meinungsfreiheit: Du darfst zwar (fast) alles so sagen, wie du willst, aber das heißt nicht, dass alle Menschen das, wie du es sagst, toll finden müssen.

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Ich weiß nicht, ob ich dem so zustimmen kann. Grundsätzlich sehe ich das Bedürfnis von Unternehmen, ein gewisses Image zu vertreten und deswegen gendern vorzuschreiben.

Ich finde es aber etwas verkürzt, gendern mit offener Haltung und nicht-gendern mit konservativer Haltung gleichzusetzen.

Bei privaten Unternehmen kann ich das Genderverbot zumindest nicht verbieten. Bei öffentlichen Ausschreibungen finde ich das schon schwieriger, da es sich zumindest für den Moment um Sprache handelt die politisch aufgeladen ist und insofern nicht einfach einer neutralen Sprache entspricht. Finde ich für Ausschreibung durchaus kritikwürdig.

Grundsätzlich finde ich es aber auch in Unternehmen und anderen Einrichtungen schwierig, gendern vorzuschreiben. Von Steffen Mau wissen wir, das gendern ein Triggerpunkt ist, bei welchem sich Gemüter erhitzen und der sonst breite Konsens plötzlich entfällt. Um die Debatte um das gendern also zu beruhigen und auch Menschen daran zu gewöhnen, finde ich die Gängelung durch das Diktat von oven strategisch nicht sinnvoll. Viel besser wäre es doch, wenn sich gendern einfach in Betrieben durchsetzt, dadurch, das freiwilliget mehr Menschen in der Belegschaft das gendern benutzen.

Das Problem ist hier in den Köpfen derjenigen, die sich davon „triggern“ lassen, denn Gendersprache richtet sich eben nicht gegen diese Menschen, diese Menschen sind keine Minderheit, die sich hier gegen eine sie benachteiligende Sprache wehren würden, sondern eine Mehrheit, die eine andere benachteiligende Sprache beibehalten wollen. Das ist in etwa so, als würde der amerikanische Südstaatler sich aufregen, nicht mehr das N-Wort benutzen zu dürfen (was ja auch durchaus passiert!).

Natürlich ist Freiwilligkeit immer besser, aber wenn man auf freiwillige gesellschaftliche Veränderung setzt kann das Ganze eben sehr, sehr lange dauern - auch deutlich zu lange.

Das ist ja immer das Absurde an der Diskussion: Bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eine Gendersprache vorschreiben, wird auf „Freiwilligkeit“ gegen das „Gender-Diktat“ gepocht, aber wenn Behörden das Gendern verbieten, also hier ein Anti-Gender-Diktat verhängen, wird das von den gleichen Leuten, die anderswo auf Freiwilligkeit pochen, plötzlich begrüßt.

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