Gegen Wahlen - Das Losverfahren für Deutschland

Immer noch nix, weil das Problem der Incentivierung zu maximaler Selbstbereicherung damit auch nicht gelöst ist.

Jeder, der an der Lotterie teilnimmt, hat unabhängig von seinem Verhalten bei früheren „Gewinnen“ dieselbe Chance, wieder an die Hebel der Macht zu gelangen. Das verschlimmert ein Problem, das wir auch jetzt schon in unserem aktuellen politischen System haben: dass die einzelnen Verantwortlichen sich jeglicher Verantwortung für die Folgen ihrer Aktionen entziehen. Wenn gewählt wird, besteht wenigstens die Möglichkeit, Personen einfach nicht mehr zu wählen, die zu dreist in ihrem eigenen Interesse agiert haben, und dadurch, dass die einzelnen Personen in Parteien organisiert sind, die mit für ihr individuelles Handeln verantwortlich gemacht werden, gibt es dauerhafte Folgen von Fehlverhalten, die nicht durch das Ende der individuellen Machtperiode der Einzelperson egalisiert werden.

Wenn gelost wird, wird hingegen die Nicht-Übernahme von Verantwortung zum grundlegenden Prinzip erkoren. Das ist genau das Gegenteil von dem, was zur Lösung der Probleme des aktuellen Systems erforderlich ist.

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Ich hätte es zwar anders formuliert aber JA :joy:

Und wir mache uns wegen einen über 700 Mandaten großen Bundestag Stress. :joy:
Das ein So großes Parlament effektiv arbeiten kann halte ich … ach siehe oben.

ja aber dennoch, damit hat man nur einen Faktor für eine repräsentative Menge abgefangen …

ähm nichts?

Interessante These, sehr auf den Punkt gebracht, dem würde ich so zustimmen

Das ganze Konzept der gelosten Mandate geht IMO an so vielen Stellen von falschen Voraussetzungen und ist an vielen stellen an der Praxis vieler Menschen vorbei gedacht.

Auch wenn ein Konstrukt in sich vl. Schlüssig ist, wird es nicht funktionieren wenn es auf falschen Voraussetzungen ausgeht.

Bestenfalls ist das alles ein theoretisch Philosophisches Konstrukt, ansosnten siehe oben.

Es ist dieselbe Fehlannahme, die auch den Kommunismus zur Dysfunktion verdammt. Menschen sind eben nicht frei von egoistischen Interessen. Menschen wollen sich selbst gegenüber ihren Mitmenschen besser stellen - in moralischer, materieller oder jeglicher anderer Hinsicht. Und wenn ihnen eine Chance unterkommt, genau das zu tun, ohne dass es für sie negative Konsequenzen hat, dann ergreifen sie die halt.

Jede gesellschaftliche Struktur, die diesen Fakt nicht berücksichtigt, ist dazu verdammt, eine Utopie zu bleiben, bzw. beim Versuch ihrer Umsetzung zur Dystopie zu degenerieren.

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Malcolm Gladwell hatte dazu in seinem Revisionist History Podcast eine Episode (The Powerball Revolution). Für diejenigen, die nicht gleich ein ganzes Buch lesen möchten…

Zwei Anmerkungen zu dem Konzept:

-Ein Problem an Wahlprozessen wie auch an in geringerem Maßen an Vorstellungsgesprächen etc. ist, dass in diesen Situationen nicht die Fähigkeit geprüft wird, die eigentlich erforderlich ist (ein Amt auszuführen, in einem Unternehmen eine Aufgabe zu erfüllen), sondern die Fähigkeit sich in dem entsprechenden Auswahlprozess gut darzustellen und diese Fähigkeit der Darstellung korreliert üblicherweise nicht sehr stark mit den eigentlich benötigten Fähigkeiten. Wenn das Wahlverfahren also eh relativ ungeeignet ist, „gute“ Politiker zu finden, dann kann man unter diesem Aspekt auch losen.

-Das Losverfahren könnte, so es Verfassungsrang hätte, zwar eine verfassungsrechtliche Legitimation der Amtsträger herstellen, die persönliche Legitimation, die insbesondere ein direkt gewählter Kandidat durch den Wahlprozess erhält, würde aber gänzlich verloren gehen.

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Das Argument würde ich schon fast als Cherry Picking bezeichnen. Grundsätzlich ist es nicht ganz falsch. Die Wahl selber ist jetzt nur bedingt ein Abprüfen der Fähigkeiten. Aber alle Parteien bereiten ihr möglichen Kandidaten auf entsprechende Aufgaben vor. Es gibt Schulungen, Vorträgen, Diskussionsabende für alle Parteimitglieder um benötigte Fähigkeiten aufzubauen. Das ganze fängt schon bei den Jugendorganisationen an. Somit ist jemand der aus einer Partei kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit besser vorbereitet und geeigneter als eine aus dem nichts geloste Person.

Das das Argument selber nicht ganz von der Hand zu weisen ist, merkt man ab und zu im Kommunalen, wenn parteilose Kandierten ohne Verwaltungserfahrung mit hohen Ambitionen (alles einfach und schneller und besser zu machen) Wahlkampf machen und dann im Amt an der von der deutschen Bürokratie und Verwaltung erst mal hart auf den Boden der Tatsachen geholt werden.

Aber wie gesagt das ist aus meiner Sicht Cherry Picking und vernachlässigt den ganzen Politischen Bildungsprozess von Parteien.

Es ging mir nur darum, zwei Dinge anzumerken, die meines Erachtens noch nicht genannt wurden. Cherry-Picking wär ein wenig sinnlos, wenn man gar keine eigene Haltung zu dem Thema hat.

Das Argument aufs Kommunale zu beschränken, finde ich ja eher witzig, wenn man sich die Liste unserer Verkehrsminister anschaut, Lambrecht, AKK, Maas etc. Also die Liste an Bundesministern bar jeglicher Eignung für ihr Amt ist nicht so kurz, wobei man in diesem Kontext natürlich auch sagen muss, keiner davon wird in Deutschland in sein Amt gewählt.

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Dieser Punkt das die Parteien sich nicht freiwillig ihrer Macht berauben wird auch von Ralph Boes (www.unsere-verfassung.de) so gesehen. Auf dem YouTube Kanal « Wir - Wissen ist relevant » hat er ein paar interessante Punkte zum Thema Parteienherrschaft/Demokratie zusammengetragen.