Freiheiten für Geimpfte - Die übersehene Gefahr der Ansteckungsfähigkeit

Danke der Lage für die ausgesprochen unaufgeregte und aufschlussreiche Übersicht der Argumente pro und contra Freiheiten für Geimpfte!

Ich möchte aber noch ein Argument in die Diskussion einbringen, das in der öffentlichen Diskussion leider gar nicht (mehr) vorkommt. Mittlerweile ist es sehr klar, dass Geimpfte schon nach kurzer Zeit ihren Schleimhautschutz verlieren (durch schnelles Absinken des IgA-Titers). Das bedeutet, dass das Virus sich bei Geimpften einnisten und sehr wahrscheinlich auch von ihnen weitergegeben werden kann, auch wenn sie selber durch andere Schutzmechanismen des Abwehrsystems (IgG und zellulär) nicht mehr erkranken. Kurz: Geimpfte können das Virus auch weiterhin verbreiten.

Es ist also nicht so, dass die Freiheiten für Geimpfte für niemanden eine Gefahr darstellen können, wie Philip und Ulf argumentieren! Es bleibt eine Abwägung von Rechten und Risiken.

1 „Gefällt mir“

Das scheint mir nicht korrekt zu sein, hast du da eine seriöse Quelle?

Nach dem Corona-Update von NDR Info reden wir hier eher von einem kleinen Restrisiko von einigen wenigen Prozent.

Ich denke da spricht ein bisschen die letzte Drostenfolge „gegen“ die letzte Ciesekfolge.

Geimpfte unter sich stellen gegenseitig ein sehr geringes Risiko füreinander da, weil ein beidseitiges Impfversagen zustandekommen muss: einer muss infektiös infiziert sein und der andere muss sich auch infizieren und infektiös plus krank werden, damit es ein Problem ist - das ist zu vernachlässigendes Restrisiko.

Was auch von Prof. Ciesek in dieser Woche gesagt wurde: Ein geimpfer Mensch kann durchaus ein Risiko für ungeimpfte darstellen, was zum einen für die Personalfrage auf dem Seniorenfestival und zum anderen für Regeln wie „Geimpfte zählen bei Zusammenkünften nicht mit“ zumindest bedacht werden sollte.

Darüber hinaus spricht tatsächlich einiges dafür, dass der Schutz mit der Zeit nachlässt, sowohl der eigene als auch der für fremde. Für den kommenden Sommer wird das wohl eher nicht relevant, hinterlässt aber Fragezeichen für den nächsten Winter.

1 „Gefällt mir“

@vieuxrenard, das ist schon im Grunde korrekt, das Problem ist nur, dass das schwer messbar ist und covid19-Impfungsspezifische Studien noch ausstehen. Mangelnder Schleimhautschutz ist aber der Grund für die Begrenzung bei Genesenen auf 6 Monate, dort haben wir nämlich bereits Daten.

Nach Impfungen kennen wir nur Ansteckungswahrscheinlichkeiten, die sehr kurz nach diesen Impfungen gemessen wurden, aber haben keine langfristigen Studien (weil wir noch nicht lang genug impfen).

Was wir wissen ist das Schleimhautschutz generell nicht von Dauer ist und dass die meisten Verläufe nach der doppelten Impfung asymtomatisch sind. Die meisten Infektionen bei doppelt Geimpften fallen daher zufällig auf, weil beispielsweise ein Test bei einer Krankenhausaufnahme aus einem anderen Grund Pflicht war. Das ist wahrscheinlich nicht repräsentativ oder mit anderen Worten: Wir wissen so gut wie nichts darüber. Zu einer seriösen Quelle die das auseinander nimmt:

Korinna Hennig:
„IgGs bleiben stabil und die IgAs, die den Durchseuchungsschutz liefern, die hauen ab im Laufe der Zeit.“
Christian Drosten:
„Genau. Also nach einem Dreivierteljahr hat gerade noch ein Viertel der damals IgA-positiven Patienten jetzt noch IgA nachweisbar. Gleichzeitig sinkt die Höhe des IgAs. Beim IgG sehen wir das nicht.“
https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript290.pdf

Der Auszug ist deutlich länger, das ist nur eine Aussage aus der Mitte dieses Blocks. Generell ist das ein Fall bei dem sich Wissenschaftler*innen aus Mangel an Daten eher bedeckt halten und dieses Vakuum bereits politisch gefüllt wird. Es wird immer mal wieder in einer Diskussion oder Talkshow angesprochen, aber immer beiseite gewischt.

Nochmal Drosten aus derselben Quelle zu doppelt Geimpften:

„Ich will da absichtlich keine Zahlen nennen, weil das einfach laufende und zum Teil auch sehr kleine Untersuchungen sind. Ich will einfach sagen, rein qualitativ, alles andere wäre auch eine Überraschung, wenn nach einer auch doppelt durchgeführten Impfung der Schleimhaut-Schutz über das IgA lebenslang bleiben würde. Das ist nicht zu erwarten. Also das geht wieder weg. Das geht wahrscheinlich im Rahmen von Monaten wieder weg und nicht im Rahmen von Jahren“

3 „Gefällt mir“

Das letzte Coronavirus Update mit Sandra Ciesek relativiert ebenfalls mehr als es auf ein paar Prozent zu reduzieren. Zwei Beispiele:

„Sind geimpfte Menschen, die diese Durchbruch-Infektion hatten, auch ansteckend? Das kann die DCD nicht beantworten. Aber da haben wir viele Beispiele oder einige Studien, die sagen, dass das auch möglich ist.“
„Wir reden immer von Prozentzahlen. Die sind ja zu einem bestimmten Zeitpunkt nach der Impfung gemessen. Wir wissen nicht, wie lange die anhalten“
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript292.pdf

2 „Gefällt mir“

Ich weiß nicht, ob das gemeint ist, aber Karl Lauterbaxh hatte als Schätzung 90% Reduzierung der „Gefahr“ in den Raum geworfen: https://mobile.twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1386449207817539584

Letztlich wird es auch von Impfstoff, dem Impfabstand (Astra Zeneca soll Ja etwa bei 4 Wochen deutlich schlechteren Schutz bieten) und den zeitlichen Abstand bei Genesenen (innerhalb der 6 Monate) ankommen.

Bei 90% Reduktion ist ein doppelt geimpfter Lehrer wohl immer noch „gefährlicher“ als ein ungeimpfter, alleinwohnender Home-Office-Arbeiter, der alle seine sozialen Kontakte in Zoom und ins Lageforum verlegt hat.

1 „Gefällt mir“

Ich beziehe mich hauptsächlich auf die vorletzte Folge des NDR-Coronavirus-Updates mit Christian Drosten.(Folge 86). Dort gibt es ein eigenes Kapitel zu dem Thema::https://www.ndr.de/nachrichten/info/86-Coronavirus-Update-Das-Beispiel-Indien,podcastcoronavirus308.html#Geimpfte

Zitat Christian Drosten „Und ich muss jetzt hier leider etwas sagen, das viele wieder ein bisschen beunruhigen wird. Aber so ist es nun mal. Ich sage einfach nur, wie es ist. Auch nach einer Impfung ist das natürlich so, dass die IgA-Antikörper, die zunächst entstehen, auch wieder verloren gehen nach einer Zeit. (…) In Grenzen werden diese Personen dann auch trotz Impfung wieder zum Teil der übertragenen Population gehören, also der Population, die das Virus auch wieder weitergeben können. Aber was wir nicht wissen, ist, ob diese Weitergabe vollkommen effizient ist oder ob sie nur sehr eingeschränkt effizient ist. Also es kann gut sein, dass der Rest an IgA-Immunität, und übrigens auch die T-Zell-Immunität, die auf der Schleimhaut auch ihr Gutes tut an Verkürzung der Virusreplikation - diese beiden Effekte zusammen könnten tatsächlich weiterhin die Übertragungsfähigkeit in einen niedrigen Prozentbereich hoch bringen. Es kann aber auch sein, dass diese Personen dann viele Monate, aber weniger als ein Jahr nach der Impfung, wieder deutlich übertragungsfähig sind.“

Frisch Geimpfte werden das Virus nicht weitergeben können. Aber es gibt zumindest deutliche Hinweise darauf, dass sich das in einem Zeitraum von Wochen oder Monaten ändern kann. Wie lange es dauern wird, und wie ansteckend die Geimpften dann sein werden, das weiß man noch nicht.

Den Geimpften ihre Freiheiten zurückzugeben ist also eine Abwägung eines ziemlich unklaren Risikos, das sich sehr wahrscheinlich über die Zeit auch noch verändern wird.

1 „Gefällt mir“

Eine Studie dazu wird jetzt veröffentlicht. Siehe Berichterstattung bei mdr Wissen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die geimpfte Gruppe gut gegen die Viren geschützt war. (…) Allerdings fanden die Forscher diese Antikörper nicht im Speichel der Geimpften. „Das sogenannte Schleimhaut-Immunsystem wird durch die Impfung wahrscheinlich nicht so aktiviert, wie man sich das wünschen würde“, erklärt Stephan Borte im Gespräch mit MDR AKTUELL. Das Virus könnte sich also im Rachen von Geimpften weiterhin vermehren und so auch übertragen werden.

1 „Gefällt mir“