Gerade aufgrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels sollte Deutschland eigentlich seinen Nachwuchs so gut wie irgendwie möglich ausbilden. Dazu zählt auch die digitale Bildung. Welche Fort- oder Rückschritte es dabei gibt, könnte in diesem Thread von Lehrerinnen, Eltern und Schülerinnen dargestellt werden.
Als Lehrer aus NRW möchte ich direkt ein Beispiel für einen Rückschritt bei der Digitalisierung von Schulen aus meinem Arbeitsalltag nennen:
An meinem Gymnasium wurden während der Corona-Pandemie, wie meiner Kenntnis nach im ganzen Landkreis Neuss, iPads für alle Schülerinnen angeschafft. Damit sollte zunächst gewährleistet werden, dass alle Lernenden ein Endgerät besitzen, auf dem die Teilnahme am Fernunterricht möglich ist. Natürlich hat die Existenz der persönlichen iPads für alle Schülerinnen die Digitalisierung des Unterrichts auch über die Pandemie hinaus enorm nach vorne gebracht.
Nun stelle ich aber fest, dass immer mehr Schülerinnen kein iPad mehr besitzen, da es kaputt gegangen ist und vom Schulträger kein Ersatzgerät angeschafft wird. In einer meiner Klassen sitzen inzwischen vier Schülerinnen, die über kein iPad mehr verfügen, obwohl mein gesamter Unterricht auf die Nutzung der Geräte ausgerichtet ist. Ich gehe also wieder schwarz-weiß kopieren.
Zudem werden in den 8ten Klassen demnächst Lernstandserhebungen geschrieben, die inzwischen digitalisiert auf den iPads geschrieben werden. Ohne iPad kann man also nicht an der Lernstadserhebung teilnehmen.
Alle Schülerinnen mit defektem iPad stehen auf einer Warteliste für Ersatzgeräte, die aber nicht in Sicht sind. Die Liste wird, so teilte es mir die zuständige Kollegin mit, vom Schulträger nicht abgearbeitet, sondern bisher keine Geräte angeschafft. Manche Schülerinnen warten bereits seit einem halben Jahr auf ihr Gerät und es scheint offen zu sein, ob überhaupt eins kommen wird.
Die Anschaffung von digitalen Engeräten für alle Schülerinnen und Schüler war sicher ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Geräte natürlich nicht in allen Fächern und zu jedem Zweck eingesetzt werden sollten. Für mich sieht es aber inzwischen so aus, als sei die Anschaffung damals wirklich nur der Notsituation geschuldet gewesen, dass während des Lockdowns die Schülerinnen digitale Endgeräte benötigten. Eine nachhaltige Digitalisierung des Unterrichts kann nicht funktionieren, wenn die Endgeräte der Schülerinnen mit den Jahren kaputt gehen und nicht ersetzt werden. (Digitale) Bildung ist ein stetiger Prozess und keine Episode.
Wie sieht es an anderen Schulen diesbezüglich aus?
Beste Grüße!