Ich habe eine vierköpfige Familie. Allein das Trinkwasser ist also schonmal 120 Liter. Um dazu noch den nötigen Kalorienbedarf ohne zusätzlichen Wasserverbrauch zu decken, muss man eigentlich Dosennahrung wählen. Am Beispiel Baked Beans wären das knapp 200 Dosen. Und auch wenn du es nicht glauben willst: dafür wäre in unserer Wohnung kein Platz gewesen, es sei denn wir hätten das Zeug als Wohnzimmertisch verwendet. Und das will ja nun auch keiner.
Diese Vorräte müssen natürlich auch rotiert werden. Niemandem hilft eine Dose Baked Beans, die vor 10 Jahren abgelaufen ist. Und Wassergallonen sollen höchstens 6 Monate gelagert werden. Ich muss also nicht nur 120 Liter Wasser und 200 Dosen Baked Beans lagern, sondern sie auch regelmäßig verbrauchen und neu beschaffen. Das ist doch für die meisten Haushalte eine illusorische Annahme.
Das ist so weit von der Lebensrealität in einer Großstadt entfernt, dass es an Absurdität grenzt. Allein wegen der vielen Umzüge in einem durchschnittlichen Mietblock lässt sich sowas schon nicht koordinieren.
Berlin hat 5.500 km Straßen. Wenn ich die 20 Fahrzeugen bei 20 km/h abfahre, brauche ich 11 Stunden um jedes Haus in Berlin einmal abgefahren zu haben. Bei 2.850 Kraftfahrzeugen im Polizeidienst in Berlin scheint mir das doch extrem machbar. Bei uns im Ort könnte die Feuerwehr (oder ein Freiwilliger im Privat-PKW) alle Einwohner so innerhalb einer Stunde informieren.
Es gibt natürlich gute Alternativen. Der Staat könnte auch sicherstellen, dass das System der Notfall-SMS auch im Falle eines großflächigen Stromausfalls noch senden kann (z.B. über Notaggregate an wichtigen Funktürmen). Zumindestens die ersten zwei Tage lang sollte man damit noch die Mehrheit der Bevölkerung erreichen, bevor die meisten Handys mangels Strom nicht mehr funktionieren. Wenn die erste Nachricht lautet, dass alle ihre Handys ausschalten sollen und nur zweimal am Tag neue Meldungen abrufen sollen, vermutlich erheblich länger.
Aber dass sich jeder Haushalt ein antiquiertes Stück Technik anschafft, das für nichts anderes als den Notfall zu gebrauchen ist, für diesen Notfall aber gepflegt werden muss (regelmäßig Batterien erneuern usw.)? Keine Chance.
Glaube ich sofort. Darum sollten sich die damit beauftragten Stellen des Staats über solche Dinge Gedanken machen, Planspiele durchführen und Vorkehrungen treffen, damit die wirklich wichtigen Funktionen der Gesellschaft erhalten bleiben. Wenn es dafür mehr Generatoren braucht, dann müssen die beschafft werden. Wenn es andere Lösungen gibt, umso besser.
Habe gerade mal zum Spaß auf der Seite meines Landkreises geschaut. Über die normale Navigation findet man nichts zum Katastrophenschutz, da muss man die Suche bemühen. Auf einer der relevanten Unterseiten findet sich dann ein Link zur Broschüre „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Der Link geht aber zu einem Error 404, offenbar hat das BBK die Seite verlegt. Nach ein wenig Suchen finde ich die Broschüre. Die Hinweise darin sind schon interessant und in Ordnung, aber natürlich nicht für jede/n auch umsetzbar (siehe oben).
Was ich überhaupt nicht finde: spezifische Informationen für meine individuelle Situation. Bin ich von Überschwemmungen gefährdet? Oder eher Waldbränden? Wie soll ich mich in diesen Unterschiedlichen Situationen konkret verhalten, wie auf sie vorbereiten? 120 Liter Wasser im Keller helfen mir nicht viel, wenn ich eigentlich das Haus verlassen müsste. Aber wenn ich es verlassen muss, wo muss ich dann hin? Gibt es vorgesehene Fluchtrouten oder Sammelstellen und Notunterkünfte? Keine Ahnung, sowas findet man nicht raus.