Forderung nach Resilienz Deutschlands = Kriegstreiberei?

Heute morgen in unserer Tageszeitung regte Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, Kommandeur Landeskommando NRW, an, das die Bevölkerung sich besser auf Katastrophen wie längere Stromausfälle vorbereiten soll, also u.a. Gaskocher, Batterieradio und Lebensmittelvorräte.

Dazu ähnliches Thema im Podcast Sicherheitshalber:

Auch hier ging es primär um Zivilschutz, Katastrophenschutz, aber auch um Zivil-militärische Zusammenarbeit und eine allgemeine Dienstpflicht.

Dabei fiel der Satz, das bei einem Hinweis auf Krisenvorbereitung der Bevölkerung gleich der Vorwurf im Raum steht, man wolle einen Krieg vorbereiten (AfD und BSW unterstellen gern auch die Vorbereitung eines Angriffskrieges).

Hängen geblieben ist mir da der Satz von Frank Sauer: „Erstens haben wir da einfach keinen Bock drauf, die Politik hat da keinen Bock drauf, und außerdem kostet das alles viel Geld!“
Was also die Krisenvorbereitung allgemein angeht, vom Hochwasser über Stromausfall bis zu kriegerischen Akten.

Ist das so? Ist da kein Bewusstsein mehr in der Bevölkerung, auch weniger Bereitschaft selbst etwas zu tun oder beizutragen?

Wollen wir bei einem Stromausfall einfach nur bei der Feuerwehr anrufen, die sollen sich fix kümmern, die Vorabendserie fängt gleich an?

Im Podcast war auch die Rede von einer gewissen Demenz, wir vergessen negative Dinge schnell, anstatt Schlüsse daraus zu ziehen.

Sind wir noch krisenfest oder einfach zu bequem?

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Die Frage ist doch, auf welche Krise sollten wir uns vorbereiten? Und wer sollte diese Vorbereitungen sinnvollerweise treffen?

Ich habe länger in einer Großstadt in einer Mietwohnung gelebt. Da gab es schlicht keinen Platz zur Lagerung eines Gaskochers plus Gasflasche, größerer Lebensmittelvorräte usw. Und anstatt darauf zu hoffen, dass sich jeder Haushalt ein Batterie-Radio zulegt wäre es in solchen Situationen vermutlich einfacher, einen Polizeiwagen mit Lautsprecher durch die Straße fahren zu lassen.

Jetzt lebe ich auf dem Land im Eigenheim, hätte also theoretisch die Möglichkeiten um zu „preppen“. Aber auf was soll ich mich vorbereiten? Auf einen dreitägigen Stromausfall oder 10 Jahre Krieg mit Russland?

Wer von privaten Haushalten Krisenvorsorge einfordert, der sollte klar kommunizieren, was das bedeutet. In Deutschland sind die Landkreise für den Katastrophenschutz zuständig. Warum kriege ich nicht einmal im Jahr ein kleines Infoblatt vom Kreis, in dem steht welche Katastrophen in meiner Gemeinde am wahrscheinlichsten sind und welche Maßnahmen ich treffen kann, um darauf vorbereitet zu sein?

Wenn ich in einer Flutebene am Rhein lebe, dann sollte ich vermutlich ein paar Sandsäcke parat haben und darauf achten, dass ich Lebensmittel und Wasser für ca. 5 Tage so positioniert habe, dass ich auch bei einem Rekordpegelstand noch rankommen (also z.B. Dachboden). Vielleicht sollte ich mir auch Gedanken machen, welche Route ich im Notfall möglichst Flutsicher mit dem Auto auf höheres Gelände nehmen kann, oder wo mich ein Hubschrauber sieht und aufsammeln könnte.

In manchen Gegenden Ostdeutschlands werden dagegen Waldbrände zunehmend eine echte Gefahr. Dafür gibt es ganz andere sinnvolle Vorkehrungen, denn „Shelter in Place“ kommt da meistens nicht in Frage. Da geht es eher um ein extrem schnelles Flüchten.

Da wo ich wohne, stellen sich solche Fragen dagegen gar nicht. Am relevantesten sind hier vielleicht noch lange andauernde Stromausfälle. Soll ich mir dafür jetzt einen Generator anschaffen? Oder macht es vielleicht mehr Sinn, dass der Landkreis in Absprache mit den Versorgungsunternehmen die Voraussetzungen schafft, dass man im Notfall an zentraler Stelle Generatoren aufstellt und so „Inselsysteme“ weiterbetreiben kann? Wie lange sollte ich für solche Situationen Nahrungsmittel vorhalten? Eine Woche oder 6 Monate?

In der Summe finde ich es schwierig Menschen Bequemlichkeit vorzuwerfen, wenn man ihnen keinerlei Informationen zukommen lässt, welche Art der Vorbereitung in ihrem spezifischen Fall eigentlich sinnvoll wäre.

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Dafür gibt es ein eigenes Bundesamt und man muss das Rad nicht neu erfinden.

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Es geht nicht darum das jeder einen Generator zu Hause hat.
Sondern darum, bestehende Strukturen wieder arbeitsfähig zu machen oder fehlende Strukturen aufzubauen.
Und vieles läuft aktuell noch vorwiegend ehrenamtlich (freiwillige Feuerwehr, THW,…).

Worauf man sich vorbereiten soll? Ob die Menschen im Ahrtal da eine Idee haben?

Witzig ist dabei: die Deutschen sind quasi Weltmeister im Versicherungen abschließen. Weil ja was passieren könnte….

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Nehmen wir doch mal das Beispiel Ahrtal. Wussten die Menschen dort denn überhaupt, dass sie grundsätzlich hochwassergefährdet leben? Gab es Berechnungen, welche Häuser bei welchen Pegelständen betroffen wären?

Und wie hätten sich die Menschen individuell vorbereiten können, wenn die Flutkatastrophe dort als mögliches Szenario bekannt gewesen wäre? Das Problem im Ahrtal war ja nicht etwa, dass dort jemand über lange Zeit von der Aussenwelt abgeschnitten gewesen wäre und deshalb Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamente hätten eingelagert werden müssen. Das Problem war die Zerstörung ganzer Häuser, Brücken, Straßen und anderer Infrastruktur.

Auch für solche Szenarien kann man Vorkehrungen schaffen. Allerdings nur kollektiv, nicht individuell. Die Gemeinde muss dafür sorgen, dass Häuser nicht in flutgefährdeten Gebieten errichtet werden. Feuerwehren, THW und Bundeswehr müssen Kapazitäten vorhalten, um zerstörte Infrastruktur schnell wieder für Rettung und Versorgung nutzbar zu machen. Der Staat muss sicherstellen, dass Kommunikation gewährleistet ist, auch wenn das normale Mobilfunktnetz zusammenbricht (was gerade im Ahrtal wohl ein Problem war).

Das ist doch zwangsläufig so. Es ist finanziell und politisch nicht machbar, einen durchgängig professionellen (im Sinne der Beschäftigungsverhältnisse) Katastrophenschutz vorzuhalten. Dass über freiwillige Feuerwehren und THW flexible, gut ausgerüstete und zahlenmäßig starke Institutionen zum Katastrophenschutz bereitstehen ist meiner Meinung nach eine Stärke des deutschen Systems.

Was nicht heißt, dass ich es für grundsätzlich unnötig halte, dass auch Privatmenschen sich auf bestimmte Katastrophenfälle vorbereiten. Aber dann muss der Staat dafür sinnvolle Anleitungen und Empfehlungen bereitstellen, die sich sinnvoll in das staatliche Krisenvorsorgesystem einfügen.

Das ist primär meine Frage: müssen wir nicht die kollektiven (staatlichen wie ehrenamtlichen) Hilfsorganisationen und Einsatzkräfte zu einer wirksamen Einsatzfähigkeit stärken?

Aber individuell zumindest das Bewusstsein stärken, das diese „offiziellen“ Kräfte aufgrund naturgemäß begrenzter Ressourcen nur priorisiert tätig werden und nicht jedem sofort helfen können? Also das der Einzelne jetzt keinen Generator kauft, aber sich zumindest Gedanken macht „Was kann ich selbst im Rahmen meiner Möglichkeiten tun?“
Selbst wenn es nur darum geht, an wen ich mich im Notfall wenden kann.

Im Podcast fiel das Beispiel Ahrtal. Von 180 Toten hätten ggf 80 nicht ertrinken müssen, weil die Idee im Hochwasserfall in den Keller zu gehen um vermeintlich wichtige Dinge zu retten nicht zielführend war.
Sich zumindest, wenn mit solchen Gefahren grundsätzlich zu rechnen ist, zu informieren. Was kann mir am Fluss passieren, was in den Alpen, was am Waldrand im trockenen Sommer.

Sinnvolle Anleitungen und Empfehlungen gibt es ja.

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Das ist seit Jahren bekannt und im unten verlinkten Ratgeber des BBK auch sehr ausführlich kommuniziert und dokumentiert.

Das Problem ist, dass große Teile unserer Bevölkerung in der Überzeugung leben, dass schon die Feuerwehr/das THW/der Rettungsdienst kommen werden und ihnen hilft - und das nach Möglichkeit in jeder Lage. Die harsche Realität ist allerdings, dass die Hilfsorganisationen in keinster Weise die Manpower haben, um in einer Flächenlage wirksam in alles Einzelfällen wirken zu können. Zugespitzt gesagt: wenn es wirklich schlimm ist (langanhaltender Stromausfall, Extremwetter großen Ausmaßes, etc.) wird sehr wahrscheinlich niemand kommen, wenn Du Hilfe brauchst.
In Deiner Planung solltest Du Dich also darauf konzentrieren Dir zu überlegen, was in Deiner persönlichen Lebenssituation die größten Risiken sind und wie Du Dich am besten dafür sorgen kannst, dass Du für einen definierten Zeitraum (bspw. die genannten 10 Tage) mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit eben nicht auf externe Hilfe angewiesen sein wirst.

Das halte ich - mit Verlaub - für ein Gerücht. Die Wasservorräte nehmen nicht viel Platz weg und man kann sich durchaus eine ganze Weile ernähren ohne zu kochen, bzw. ohne jeden Tag zu kochen.

Im Übrigen ist es wesentlich effizienter, für mehrere Personen vorzusorgen, hier wäre es beispielsweise eine Idee, sich mit Familie/Freunden/Nachbarn zusammenzutun - da reicht dann ein Gaskocher, und irgendeiner hat wahrscheinlich Platz dafür.

Das klappt für eine Ortschaft und ein paar Straßenzüge vielleicht - aber für eine Großstadt? Außerdem hat die Polizei unter Umständen andere Dinge zu tun, als Durchsagen zu machen.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wohnst Du nur wenig Minuten von einem Feuerwehrstützpunkt entfernt. Das wäre eine Anlaufstelle im Fall eines länger andauernden Notfalls. Ansonsten kannst Du Dich sicherlich an Deine zuständige Gemeindeverwaltung wenden, die Dir mitteilt, wie die Planungen für diese Fälle aussehen.

Aus eigener Erfahrung nach über 30 Jahren im THW kann ich Dir allerdings mitteilen, dass die Nachfrage für Netzersatzanlagen die vorhandenen Kapazitäten im Fall eines länger andauernden Stromausfalls (ich spreche von > 48 Stunden) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein vielfaches übersteigen werden.
Während beispielsweise Krankenhäuser eigene Generatoren vorhalten, ist dies bei Verwaltungen längst nicht überall der Fall. Die müssen aber zumindest rudimentär weiter funktionieren, wenn man Strukturen halbwegs aufrecht erhalten will. Gleiches gilt beispielsweise für Wasserwerke und Kläranlagen, Tankstellen, die die Einsatzfahrzeuge versorgen, Kühlhäuser und noch vieles mehr.

Die Informationen sind frei verfügbar sehr leicht zu erhalten. Der private Vorsorgeaufwand hält sich m.E. auch in sehr überschaubaren Grenzen - da muss niemand zum Hardcore-Prepper werden.

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Ahrtal ist nicht das beste Beispiel. vl eher das Münsterländer Schneechaos: Münsterländer Schneechaos – Wikipedia

Wenn ich in den Katastrophenschutzbedarfsplan unserer Stadt rein gucke gibt es da folgende Szenarien: Extremwetterereignis, Sturmflut, Totalausfall Trinkwasserversorgung, Blackout und Gefahrstofffreisetzung. Letztendlich läuft das meisten darauf hinaus: Notfallstrom, Notwasserversorgung, Wärmeinseln und „Katastrophenschutzleuchttürme“ (für Notruf oder Erste Hilfe vor Ort). Dazu noch Detaillösungen wie Handpumpen um Einsatzfahrzeuge betanken zu können.

Und man muss jetzt nicht zwingen einen Gaskocher mit 11kg Flasche in der Wohnung haben. Mann muss ja nicht eine Woche lang ein 3 Gänge Menü kochen. Aber ein Campingkocher um Nudeln zu kochen oder mal einen warmen Tee zu machen, wäre schon hilfreich.

Ich durfte im Urlaub an der Ostsee mal einem zweitägigen Stromausfall aufgrund eines Brandes beiwohnen.
Der Toaster in der Ferienwohnung geht nicht? Doof.
Der Bäcker hat keine Brötchen, weil der Ofen nicht geht?
Die Restaurants haben zu? Die Findigen verbrutzeln ihr auftauendes Fleisch auf Gasgrills.
Apropos Auftauen: Netto und Aldi haben große Augen, weil grade die Inhalte der Kühltruhen weggamneln. Kassen gehen übrigens auch nicht. Geldautomaten sowieso nicht.
Ampeln und Parkplatzschranken ruhen.

Der THW hält die Wasserversorgung aufrecht und einige notwendige Anlagen.
Abends zwar kein TV, Aber ein Buch. Gut, kein Licht. Wir mussten reden. :joy:

Und das waren nur zwei Tage….

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Ich habe eine vierköpfige Familie. Allein das Trinkwasser ist also schonmal 120 Liter. Um dazu noch den nötigen Kalorienbedarf ohne zusätzlichen Wasserverbrauch zu decken, muss man eigentlich Dosennahrung wählen. Am Beispiel Baked Beans wären das knapp 200 Dosen. Und auch wenn du es nicht glauben willst: dafür wäre in unserer Wohnung kein Platz gewesen, es sei denn wir hätten das Zeug als Wohnzimmertisch verwendet. Und das will ja nun auch keiner.

Diese Vorräte müssen natürlich auch rotiert werden. Niemandem hilft eine Dose Baked Beans, die vor 10 Jahren abgelaufen ist. Und Wassergallonen sollen höchstens 6 Monate gelagert werden. Ich muss also nicht nur 120 Liter Wasser und 200 Dosen Baked Beans lagern, sondern sie auch regelmäßig verbrauchen und neu beschaffen. Das ist doch für die meisten Haushalte eine illusorische Annahme.

Das ist so weit von der Lebensrealität in einer Großstadt entfernt, dass es an Absurdität grenzt. Allein wegen der vielen Umzüge in einem durchschnittlichen Mietblock lässt sich sowas schon nicht koordinieren.

Berlin hat 5.500 km Straßen. Wenn ich die 20 Fahrzeugen bei 20 km/h abfahre, brauche ich 11 Stunden um jedes Haus in Berlin einmal abgefahren zu haben. Bei 2.850 Kraftfahrzeugen im Polizeidienst in Berlin scheint mir das doch extrem machbar. Bei uns im Ort könnte die Feuerwehr (oder ein Freiwilliger im Privat-PKW) alle Einwohner so innerhalb einer Stunde informieren.

Es gibt natürlich gute Alternativen. Der Staat könnte auch sicherstellen, dass das System der Notfall-SMS auch im Falle eines großflächigen Stromausfalls noch senden kann (z.B. über Notaggregate an wichtigen Funktürmen). Zumindestens die ersten zwei Tage lang sollte man damit noch die Mehrheit der Bevölkerung erreichen, bevor die meisten Handys mangels Strom nicht mehr funktionieren. Wenn die erste Nachricht lautet, dass alle ihre Handys ausschalten sollen und nur zweimal am Tag neue Meldungen abrufen sollen, vermutlich erheblich länger.

Aber dass sich jeder Haushalt ein antiquiertes Stück Technik anschafft, das für nichts anderes als den Notfall zu gebrauchen ist, für diesen Notfall aber gepflegt werden muss (regelmäßig Batterien erneuern usw.)? Keine Chance.

Glaube ich sofort. Darum sollten sich die damit beauftragten Stellen des Staats über solche Dinge Gedanken machen, Planspiele durchführen und Vorkehrungen treffen, damit die wirklich wichtigen Funktionen der Gesellschaft erhalten bleiben. Wenn es dafür mehr Generatoren braucht, dann müssen die beschafft werden. Wenn es andere Lösungen gibt, umso besser.

Habe gerade mal zum Spaß auf der Seite meines Landkreises geschaut. Über die normale Navigation findet man nichts zum Katastrophenschutz, da muss man die Suche bemühen. Auf einer der relevanten Unterseiten findet sich dann ein Link zur Broschüre „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Der Link geht aber zu einem Error 404, offenbar hat das BBK die Seite verlegt. Nach ein wenig Suchen finde ich die Broschüre. Die Hinweise darin sind schon interessant und in Ordnung, aber natürlich nicht für jede/n auch umsetzbar (siehe oben).

Was ich überhaupt nicht finde: spezifische Informationen für meine individuelle Situation. Bin ich von Überschwemmungen gefährdet? Oder eher Waldbränden? Wie soll ich mich in diesen Unterschiedlichen Situationen konkret verhalten, wie auf sie vorbereiten? 120 Liter Wasser im Keller helfen mir nicht viel, wenn ich eigentlich das Haus verlassen müsste. Aber wenn ich es verlassen muss, wo muss ich dann hin? Gibt es vorgesehene Fluchtrouten oder Sammelstellen und Notunterkünfte? Keine Ahnung, sowas findet man nicht raus.

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Wir hatten zu dem Zeitpunkt sogar einen kleinen Multifuel-Campingkocher gehabt. Aber aus Sicherheitsgründen sollte man eigentlich tunlichst vermeiden, die für diesen Kocher nötigen Brennstoffe dauerhaft in der Wohnung zu lagern. Wenn alle Menschen in der Mietwohnung Camping-Gaskartuschen oder Kerosinflaschen lagern würden, wäre die daraus resultierende Zunahme an Wohnungsbränden vermutlich schlimmer, als die Folgen wenn einmal alle 30 Jahre eine Stadt 3 Tage lang nicht kochen kann.

Will sagen: Auch (unsachgemäße) Vorbereitung auf den Katastrophenfall hat reale Kosten.

Wie gesagt, es geht hier nicht um die lang anhaltende Zombie-Apokalypse wie in Hollywood.

Mit bequem meine ich die Erwartung, wenn was schief geht, kommt der Staat und erklärt mir kleinteilig was ich wo wann zu tun habe und löst das Problem immer innerhalb von 24h.

Überspitzt formuliert.

Gedanke ist, sich selbst um grundlegende Informationen zu kümmern, auch mal über einmal googeln hinaus.

Es sollen schon Leute direkt am Süßwasser-See verdurstet sein, weil sie den Wasserhahn nicht gefunden haben. :wink:

Zudem die Überlegung, derartige ehrenamtliche Tätigkeiten wohlwollend zu unterstützen und ggf. zu fördern.
Wenn irgendwann keiner mehr Lust hat weil es keiner wertschätzt, wird es im Notfall nicht besser.

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Das ist ein so vielschichtiges Thema und am meisten Angst machen mir die Szenarien, auf die wir uns noch nicht vorbereitet haben.

Das Thema Resilienz heißt ja erstmal, dass man in der Lage ist auf etwas zu reagieren. Und das im besten Fall noch effizient und angemessen. Und grade dabei gibt es so viele Fallstricke.

Das Ganze ist ja eine Kette von einzelnen Aktionen. Je nachdem was los ist, muss ja auch erstmal den Leuten gesagt werden was los ist. Bei Hochwasser ist das offensichtlich. Was machen wir, wenn in einem europäischen Land doch mal ein Kraftwerk hochgeht und das das Stromnetz ins Wanken bringt. Keine Push-Benachrichtigung mehr, weil Internet tot. So, wie informiert man jetzt 84Mio Menschen (oder auch mehr oder weniger). Das kann dann von Naturereignis über Sonnensturm bis zu einer feindlichen Sabotage alles sein.

Gehen wir dann mal davon aus, es rollen die Hilfen an. Auch Feuerwehrleute, BRKler und THWler haben Familien. Was macht man mit denen? Würde ich ausrücken ohne zu wissen, dass es meiner Familie gut geht? Wo gibt es Anlaufstellen? Wer muss zur Arbeit? Wohin mit Opa, der einen Herzinfarkt hat, wenn kein Telefon mehr geht? Wie kann ich bezahlen, wenn meine Kreditkarten nicht mehr gehen?
Die Fragen steigen exponentiell, je länger die Lage anhält.

Und dann natürlich wenn wieder Strom da ist, der Schnee geschmolzen oder der Waldbrand gelöscht ist: wie räumt man auf. Wohin mit all dem aufgetauten Zeug aus den Tiefkühltruhen, wohin mit dem Sperrmüll?

Es gibt schon viele Antworten auf Fragen, aber oft auch nur regionale.
Die Katastrophenschutzeinheiten sind regional oft unterschiedlich aufgestellt, das heißt Kooperationen in überörtlichen Lagen haben immer mehr Reibungsverluste als nötig. Das THW hat zwar einheitliche Einheiten, aber Finanzierungslücken finden sich auch hier. Die Vorbereitung der Privatpersonen im Sinne von Vorräten aber auch in Bezug auf Informationen und „Ausbildung“ sind - wenn überhaupt - regional.

Also kurzum: ja ein bisschen resilienz ist da, aber wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir mehr noch nicht gebraucht haben.

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Das Bewusstsein wächst:

Das ist sehr relativ. Wenn man Platz dafür schaffen will, findet man den i.d.R. auch. Im Notfall auch im Keller. Also ich habe hier in meiner Mietwohnung immer vier bis sechs 6er-Träger 1,5 Liter-Flaschen, die permanent durchrotieren (also „lebender Vorrat“), das sind 36-54 Liter, also mehr als für die 10 Tage benötigt. Das nimmt auch nicht viel Platz weg, die stehen halt in der Küche in einer Ecke.

Lebensmittelvorräte haben wir eigentlich auch immer mehr genug, in Form von Konserven und Sojagranulat (vegatarischer Haushalt) ist definitiv auch für genug Protein gesorgt. Der Kühlschrank ist auch immer prall gefüllt (auch wieder „lebender Vorrat“), der Inhalt das Kühlschranks würde bereits die ersten drei Tage überbrücken (muss halt als erstes weg, wenn der Strom weg ist…).

Also Hexenwerk ist das alles wirklich nicht - auch in Mietwohnungen. Vor allem ein Gaskocher und eine (idealerweise zwei) Gaskartuschen passen in jede kleine Schublade - wir reden hier nicht über komplette Gastanks und Gaskocher in Herdgröße, sondern über Standard-Campingkocher, die darauf ausgelegt sind, selbst beim Backpacken nicht zu viel Platz einzunehmen.

Also die Lagerung von Standard-Gaskartuschen ist absolut sicher und ungefährlich. Klar, wenn die Wohnung brennt ist es eine zusätzliche Gefahr, weils irgendwann knallt, aber von den Kartuschen selbst geht keine Brandgefahr aus, wenn man sie nicht völlig katastrophal falsch lagert.

Ich persönlich glaube nicht, dass es hier in Bochum in absehbarer Zeit zu einem Fall kommen wird, in dem ich auf die Vorräte angewiesen bin, aber grundsätzlich ist es einfach kein Nachteil, Vorräte zu halten - wenn man einmal ein sinnvolles Rotations-Lager-Prinzip etabliert hat ist es echt keine Arbeit mehr.

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Für dich alleine vielleicht. Aber nicht für mich mit meiner 4-köpfigen Familie.

Das kostet mich dann aber zwischen 150 und 200 Euro im Monat und ich muss Trinkwasser für vier Personen nach Hause schleppen. Beides Dinge, die ich nicht will/kann. Wir trinken (ausgezeichnetes) Kranwasser. Man sollte bei der Diskussion nicht so tun, als ob diese Art der Vorbereitung keinerlei Kosten hätte.

Und ich sage nochmal: In unserer Wohnung hätten diese sechs 6er-Träger dann irgendwo offen im Weg rumgestanden.

Wie gesagt: einen Campingkocher hatten wir in der Zeit sogar, aber mit kleinen Kindern im Haus reduziert man die Menge leicht erflammbares Material, wenn man irgendwie kann :wink:

Und auch hier: sowas kostet Geld. Genauso wie ein Radio, für das man auch noch alle zwei Jahre neue Batterien kaufen muss, damit es im Notfall auch funktioniert.

bei über 40 Millionen Haushalten in Deutschland redet man bei solchen Dingen über Milliardenbeträge, die wir kollektiv investieren müssen, um diese Art der Vorsorge zu treffen. Milliardenbeträge, die dann in Assets gebunden sind, die in praktisch keiner Situation produktiv genutzt werden können.

Ich bin wirklich nicht grundsätzlich gegen Katastrophenvorsorge. Aber die Konzepte dafür müssen für meinen Geschmack schon ein wenig weiter gehen als „dann soll sich halt jeder Essen, Wasser und ein wenig Schnickschnack, den man ansonsten nie wieder braucht und der im Notfall vermutlich nichtmal funktioniert ins Haus stellen“. Das kann ja durchaus Teil des Ganzen sein, aber es für sich noch keine Strategie, die diesen Namen verdient.

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Da wären wir wieder bei der Ausgangsfrage. :wink:

Ich würde aber die Frage nach „Katastrophenvorsorge“ anders stellen:

Wenn es jetzt zum Beispiel zu einem zweitägigen Stromausfall kommt, wie gut kommen wir mit dem über die Runden was wir aktuell so haben? Mit Kindern. Wo bekomme ich ggf Nachschub her? An wen wende ich mich in einem solchen Fall?

Also sich zumindest mal gedanklich damit beschäftigen.

Ich befürchte das in einem solchen oder ähnlichem Fall haufenweise Leute bei Feuerwehr und Polizei oder THW stehen, die Rettungskräfte von der Arbeit abhalten und fordern „ich zuerst“.

Das gemeinschaftliche Denken würde ich zumindest in Teilen in Frage stellen. Was aber wohl normal wäre in einem solchen Fall.

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4 6er im Halbjahr kosten doch keine 150 bis 200 Euro und sind auch für eine 4-Köpfige Familie ein paar Tage zur Überbrückung geeignet. Wahrscheinlich reicht es sogar die Flaschen etwas seltener als alle 6 Monate zu erneuern. Wahrscheinlich reden wir hier über Kosten von 10 Euro pro Jahr oder weniger.

Selbst mit nur 2 6er à 1,5 Liter wären 3 Tage Notversorgung zumindest zum trinken gewährleistet.

Auch sowas sollte man zumindest berücksichtigen:

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Ich denke es wäre zumindest ein Anfang, wenn jeder für 2-3 Tage selbst über die Runden kommen könnte und somit Zeit entstünde in der entsprechende Maßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung umgesetzt werden können.

Ich selbst saß mal im Urlaub 2 Tage auf einem Bergbauernhof fest, weil die Zufahrt zu dem Gebiet durch Unwetter, Hochwasser und Schlammlawinen teils verschüttet, teils Abgerissen war. Da war es Glück, dass die Höfe ausreichend Vorrat für sich und die Gäste hatten.

Es gehört aber auch zum Katastrophenschutz, dass dort binnen zwei Tagen eine Notbrücke für die abgerissene Brücke errichtet wurde, die Straße von Schlamm und Geröll befreit wurde und andere Bereiche der Straße abgesichert wurden, sodass der Zugang wieder möglich war. Da das Unwetter eine ganze Region betraf wäre eine schnelle Versorgung mit Essen und Trinken für alle wohl logistisch kaum möglich gewesen.

In meinen Augen muss es konkrete Pläne geben wie man binnen 2-3 Tage eine umfassende Versorgung und auch Unterbringung aufbauen kann. Und es müsste auch kommuniziert werden wo sich jeder Bürger im Notfall hinwenden muss. Z.B. entsprechende Stützpunkte.