Fehlerkultur: ARD Faktenfinder weigert sich Falschaussage zurückzunehmen

Der ARD Faktenfinder hat nachweislich Falschaussagen verbreitet (das ist bereits die überarbeitete Version des Artikels).

Eine stringente Analyse des Vorfalls (inklusive tatsächlichem Faktencheck) findet man bei Spektrum.de.

Der ARD Faktenfinder wurde auf den bzw. die Fehler hingewiesen. Der ARD Faktenfinder verbreitet die Falschaussage auch heute weiterhin.

Worum geht es mir?
Fehler passieren und Falschaussagen werden (auch unabsichtlich) getätigt. Sofern einem die eigene Glaubwürdigkeit wichtig ist, sollte man sich im Idealfall dafür bedanken, wenn man auf eine Falschaussage hingewiesen wird, und (ggf. demütig) versuchen möglichst allen Empfänger der Falschaussage die Korrektur zukommen zu lassen. Mindestens aber sollte man aufhören die Falschaussage weiter zu verbreiten. Das gilt für jede Privatperson, mehr noch für Nachrichtenmagazine und bedingungslos für Faktenchecks.
Mir ist schleierhaft, warum die ARD den Artikel nicht mindestens aus dem Netz nimmt oder besser noch als Vorbild in Fehlerkultur vorangeht.

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Vorab: als ich die Aussage im Radio gehört habe, war ich auch irritiert.
Allerdings: Das wird ja auch von den Corona-Leugnern gerne herangezogen: dass eben nicht validierbar ist, ob Menschen an oder mit Covid sterben.
Es darf also die Frage gestellt werden, ob der Faktencheck anders gewichtet hätte, wenn Frau Prien nicht so angegangen worden wäre.
Die ARD gibt korrekt an, dass sie die 47 aus dem letzten RKI-Bericht entnommen hat.
Nun kann man kritisieren, dass sie die 17 nicht hinreichend geprüft hat, eine Falschaussage ist daraus aber nicht herzuleiten.

Letztendlich komme ich zu dem Schluss:
Die Diskussionskultur, im besonderen auf Twitter und Facebook, die oft versucht, auf persönlicher Ebene zu verletzen, statt auf Argumente einzugehen, sorgt selbst dafür, dass die Argumente in den Hintergrund gedrängt werden.
So war auch Aufgabe des Faktenchecks nicht, die ursprüngliche, eigentlich wichtige, Ursprungsfrage zu prüfen, sondern ob Frau Prien zurecht derart angegangen wurde. Und kommt zum Fazit: Frau Prien hat nachvollziehbare Daten genutzt und damit keine Falschaussage getroffen.

Ich zitiere die Ergebnisse der oben verlinkten Analyse:

Zur handwerklichen Qualität des Artikels:

Kurz rekapituliert: Der Faktencheck hatte im Haupttext überhaupt nur zwei konkrete Aussagen genannt. Eine der Twitter-Nutzerin, eine in der Antwort von Karin Prien. Die Aussage der Twitter-Nutzerin wurde unvollständig gefactchecked. Und die konkrete Aussage von Karin Prien wurde überhaupt nicht gefactchecked.

Zur inhaltlichen Aussage:

Ein Faktencheck direkt der Aussage von Frau Prien kommt also gerade zum gegenteiligen Schluss als der ARD-Faktencheck, der das direkte Nachprüfen ja irgendwie generell umschifft hat. Die Aussage von Frau Prien ist mit ihrem Kontrast von “mit” und “wegen” Covid-19 verstorbener Kinder und Jugendlicher den verfügbaren Zahlen nach falsch.

Und selbst wenn Frau Prien mit ihrer Behauptung am Ende Recht hätte, weder Frau Prien noch der ARD Faktenfinder hat belastbare Fakten für diese Behauptung präsentiert. Bei Frau Prien mag das eben ein unreflektierter Tweet gewesen sein, passiert. Wenn aber der ARD Faktenfinder Behauptungen ohne faktische Basis als Fakten suggeriert (der Titel heißt bis heute „Kinder deutlich weniger gefährdet“ nicht „Es ist unklar, ob Kinder weniger gefährdet sind“ o.ä.), dann sehe ich hier einiges im Argen.

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