Feedback zu nicht hilfreichen Korrekturen (LdN 384)

Liebes Lage Team,

Danke für die neue Folge. Ich finde wirklich, dass ihr sehr gute Arbeit leistet, auch im Berichten über kontroverse Themen. Gerade wenn es um juristisches geht könnt ihr komplexe Themen wie kaum andere für mich verständlich erläutern.

Ich habe aber den Eindruck, dass ihr, gerade beim Thema Nahost-Konflikt öfter vor der großen Menge an teilweise rechtsnationalistischen Kommentaren hier im Forum einknickt und korrigiert, was eigentlich gar keiner Korrektur bedarf.

Natürlich war die kurze Zusammenfassung der Entstehung Israels in der Folge letzter Woche offensichtlich nicht allumfassend und hoffentlich baut niemand sein Wissen auf allein diese verkürzte Version der Geschichte auf. Insofern war die Kritik nicht ganz falsch. Das Problem ist nur, dass das genau so zutrifft auf die Version der LdN384. Man kann den „Angriffskrieg“ (was ja an sich schon keine neutrale Bezeichnung ist) der arabischen Länder historisch nicht verstehen, ohne ihn in den Kontext des Kolonialismus zu setzen. Die Geschichte so verkürzt darzustellen, wie es in Deutschland oft rechtsnationalistisch im Sinne Israels passiert: „Israel wird nach UN-Beschluss gegründet, dann greifen die Araber an, im Verteidigungskrieg besetzt Israel weiteres Gebiet.“ erweckt oft den rassistischen Eindruck, die arabischen Staaten hätten aus Boshaftigkeit oder Antisemitismus angegriffen.

Natürlich wäre es genau so Quatsch, da jetzt noch eine Korrektur anzuhängen (und dann könnte man noch weiter zurück gehen, und noch weiter). Ich glaube nur, dass ihr durch diese Korrektur eigentlich eher verschlimmbessert habt und hoffe, dass ihr in Zukunft etwas selbstbewusster seid.

Danke fürs Lesen und ein schönes Wochenende.

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Klarer Widerspruch. Die Korrektur fand ich gut, weil sie kurz und prägnant eine möglich missverständliche Interpretation vom Tisch räumte. Die Tage erst wieder 1984 gesehen. Geschichte beliebig zu verkürzen oder zu verändern, nur damit es in heutige Erzählungen passt, ist ein höchst gefährliches Spiel.

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Das stimmt absolut nicht. Im Gegenteil wird tendenziell sogar ehr wohlwollender auf die palästinensische Seite des Konflikts geschaut. Ebenso werden die, wie ich finde zu recht,viel kritisierten propalästinensischen Proteste ehr positiv dargestellt. Also kann ich deiner Kritik absolut nicht folgen.

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Frage: „erweckt oft den rassistischen Eindruck,“ → u. U. falschen Eindruck, aber ich verstehe den zusatz rassistisch nicht?
Aber im Kern hast du sicher Recht dass es glaueb am Ende unmöglich ist den definitiven Anfangspunkt und damit den schuldigen festzusetzen.

Das zeigt doch nur wieder, wie unterschiedlich es aufgefasst wird. Du solltest hier nicht mit Begriffen wie „das stimmt absolut nicht“ operieren, weil das bedeutet, dass es eine „objektive Wahrheit“ gäbe. Passender statt „Das stimmt absolut nicht.“ wäre hier ein „Ich sehe das anders.“

Aber die Tatsache, dass jede Seite in dem Konflikt davon überzeugt ist, „im Recht“ zu sein (und damit der Gegenseite unterstellen zu können, „im Unrecht“ zu sein) ist genau der Kern des Problems, den du hier sehr schön aufzeigst.

Alle Diskutanten sollten sich darüber im Klaren werden, was Fakten und was Meinungen sind - und nicht Meinungen als Fakten verkaufen.

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Dabei beziehe ich mich auf das rassistische Stereotyp des aggressiven Arabers sowie das Narrativ, das von unter anderem AfD, Bild, CDU gepusht wird, das Antisemitismus in Deutschland importiert wird.

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Ich gebe dir da ja Recht, nur finde ich, dass die korrigierte Version das genau gleiche Problem hat und durch die „Korrektur“ eher den Eindruck macht, es sei jetzt ein vollständiges Bild gezeigt. Passender für einen Podcast wie die LdN wäre es vermutlich, das Thema kurz (wie zB letzte Woche) anzureißen und zu betonen, dass das wirklich die Punkte seien, die für das Verständnis des aktuellen Themas wichtig sind und empfehlen, bei Interesse sich anderswo einzulesen.

Die Geschichte der Entstehung Israels steht ja in der aktuellen Folge immer noch beliebig gekürzt da - was auch gar nicht anders geht in einem Format wie diesem Podcast.

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Die objektive Wahrheit ist, dass die Reaktion auf die inhaltliche Kritik an der Darstellung nicht durch Druck einer großen Menge rechtsnationaler Kommentare entstanden ist.

Das kann der Threadersteller ja gerne meinen, macht es aber nicht zu einer Interpretarion der Realität, die man in seine Überlegungen einbeziehen muss.

Genauso muss ich nicht auf seine Behauptung eingehen, dass die Klarstellung seinerseits den Arabischen Angreifern Boshaftigkeit unterstellt. Die Wahrheit liegt nicht immer in der Mitte.

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@JanLaep sagt, ich zitiere, „Ich habe den Eindruck“. Er nimmt gerade nicht für sich in Anspruch, dass das die Wahrheit ist, sondern macht klar, dass es sein Eindruck, daher seine Interpretation der Situation ist.

Es ist wirklich ein Problem, dass dieser Tribalismus beim Thema Nahost sogar dazu führt, dass man sich nicht einmal auf die absoluten Grundlagen von Logik und Sprache verständigen kann, weil es den Diskutanten wichtiger ist, „Recht zu haben“.

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Mein Eindruck war, dass die Moderatoren auf Kritik eingegangen sind und ihre Darstellung nicht revidiert, sondern ergänzt haben. Die Wertung als „Einknicken“ kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Allerings ist die „Lage“ ja durchaus nicht allein betroffen von dem doppelten Vorwurf „viel zu israelfeundlich“ und gleichzeitig „viel zu palästinenserfreundlich“ (je nachdem aus welcher Sicht) zu berichten. Das geht allen (deutschen) Medien so, die sich nicht absolut einseitig positionieren.

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Ich war einer der ersten Kritiker des Pods, hatte mich dafür extra hier angemeldet und fühle mich entsprechend angesprochen. Ich bitte dich darzulegen, welcher Post aus welchem Grund aus deiner Sicht „rechtsnationalistisch“ ist. Ich würde mich zB nicht mal als pro-israelisch bezeichnen.

Das habe ich weder implizit noch explizit zum Ausdruck gebracht. Auf die ganz unterschiedlichen Motivationen der verschiedenen Kriegsparteien wurde nicht eingegangen, schon garnicht in den 3 (!) Kriegen, die in den Zeitraum fallen.

Ich habe einmal Kritik geübt und zwei Korrekturen vorgeschlagen, eine wurde vorgenommen (Nennung von Krieg als Kontext), die andere nicht (Khartum-Resolution). Damit kann ich leben, ich habe mich bedankt, ich fand die kurze Korrektur im Podcast der Sache angemessen.

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Vielen Dank! Das war auch mein Eindruck, ohne dass ich hier Korrekturen zur Korrektur fordern möchte. Wer einen Einblick in die Geschichte rund um die Staatsgründung Israels gewinnen möchte, der/dem empfehle ich den Vortrag von Prof. Ilan Pappé “History is relevant”, den dieser 2018 an der Case Western Reserve University, Department of History and Social Justice Institute gehalten hat: https://youtu.be/SuvUo3Ub1aY?si=UnuejkqV-HCDLMxJ. Prof. Pappé ist ein jüdisch-israelischer Historiker und lehrte lange Zeit in Israel. Heute ist er Professor an der Universität Exeter. Er und andere Historiker, wie auch Prof. Avi Schlaim, konnten nach Ablauf der Geheimhaltungsfrist durch Akten u.a. aus den israelischen und britischen Militärarchiven belegen, dass bereits vor der Staatsgründung im Mai 1948 und vor dem dann folgenden Krieg zahlreiche palästinensische Dörfer zerstört, Bewohnerinnen getötet und gewaltsam vertrieben wurden. Aus dem israelischen Militärarchiv sowie den Akten des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (ICRC; Reference G59/1/GC, G3/82) konnte auch die Vergiftung der Bewohnerinnen der palästinensischen Stadt Acre im April 1948 mit Typhus belegt werden. Aktenkundig wurde dies, da auch ein britischer Arzt und mehr als 50 britische Soldaten von der Vergiftung des Trinkwassers betroffen waren. Dieses Verbrechen wurde von dem israelischen Militärhistoriker Urin Milstein als Operation „Shlach Lachmecha“ bezeichnet [Wendy Barnaby’s " The Plague Makers: The Secret World of Biological Warfare", London, Vision Paperbacks, 1997, S. 114-116]. Prof. Pappé und andere Historiker kommen zu dem Ergebnis, dass die arabischen Staaten nicht von Antisemitismus getrieben waren, sondern auf diese Verbrechen und Massenvertreibungen reagierten, die bereits vor der Staatsgründung erfolgten. Ich kann mir vorstellen, dass Prof. Pappé gerne für ein Lage-Interview zur Verfügung stehen würde, falls dies gewünscht wäre. Da er Sohn deutscher Juden ist und Deutsch versteht, könnte das Gespräch möglicherweise in deutscher Sprache geführt werden.

Hier zwei Einschätzungen zu Pappés Büchern von Fachkollegen:

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