FAlK-Patentfaltung vs. GPS-gestützte Navigation

Liebe Lage,
selbstverständlich nutze ich GPS-Navigation - beim Radfahren, in der Stadt, einfach so - und als Geograph kenne ich mich auch ein wenig damit aus. In LdN 433 verheddert sich Phillip verbal in einer FALK-Patenfaltung :wink: Ja, die war Mist. Und ja: Navigation und Openstreetmap sind geil. UND: Sprecht doch mal über die Ressourcen- und Energieseite, die es braucht, um GPS aufrecht zu erhalten. Das hat mich ganz schön erschreckt. Wenn ich nicht irre, sind es 27 Satellitten und noch ein paar Ersatzgeräte in Hangars, die permanet im Orbit sind, nur dafür. Auf Dauer nachhaltig ist das siche rnicht - davon abgesehen, dass Papierkarten wegen des besseren Überblicks auch weiterhin gebraucht werden :wink:
Liebe Grüße und Ddanke für Eure Arbeit von
Stefan Padberg
(Ein Geogrpah fährt Fahrrad)

Demnach sind es 38 Satelliten für Galileo von denen der erste jetzt nach 12 Jahren ersetzt und abgeschaltet wurde.
Das kommt halt auch noch dazu. Weil immer wieder einzelne Staatschefs meinen, quer treiben zu müssen, werden Projekte plötzlich eingestellt oder müssen redundant aufgebaut werden.

Die so häufig „gescholltenen“ Babyboomer beherrschen u. a. auch zwei wichtige Schlüsselkompetenzen :sweat_smile::

  1. Sie können einen Falk-Plan entfalten und wieder zusammenfalten :wink:, weil sie damit groß geworden sind. Es war (über-)lebenswichtig in dieser Zeit, um sich in einer Großstadt zu orientieren. Ich habe diese Pläne geliebt und habe heute noch welche - antiquarisch. :sunglasses:

  2. Und sie können sich auch heute noch mit einer Offline-Karte orientieren. So eine (Wander-)Karte hat den ganz großen Vorteil, dass man damit eine viel bessere Übersicht hat und sich viel einfacher und schneller orientieren kann.

Also bitte Vorsicht, wenn man über „gute alte Kulturtechniken“ lästert. :crazy_face:

P. S.: Auch ich nutze natürlich Navigationssysteme, bin aber froh, auch „Offline-Karten lesen“ zu können. :nerd_face:

Und wenn ich also kein Google-Maps nutzen soll, welche Navigations-App ist unter Android die Beste? OSM ist ja nur das Kartenmaterial, aber keine Navigationsapp. OSM-Material nutze ich schon für Wanderungen.

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Glaubst du wirklich, der Stromverbrauch der Papierherstellung, Farbenherstellung, Bedruckung der Karten, Entsorgung alter Karten, Transport der Karten usw. verbraucht weniger Strom und Ressourcen pro Kopf als die Nutzung von GPS?

Und selbst wenn: GPS ist eine absolute technische Notwendigkeit in vielen Bereichen, der Overhead muss daher ohnehin gezahlt werden - und das ist der Großteil der (Strom)Kosten. Die flexiblen Kosten pro zusätzlichem Nutzer dürften minimal sein. Insofern sehe ich das Argument der Nachhaltigkeit beim besten Willen nicht.

Karten zu lesen hat man zumindest zu meiner Zeit (2002-2003) auch bei der Bundeswehr noch in der AGA gelernt. Ich könnte es sicherlich auch noch, aber ganz ehrlich: die letzten 22 Jahre gab es nicht eine einzige Situation, wo ich es hätte tun müssen oder wollen. Und das, obwohl ich viel durch teils sehr technisch rückständige Länder gereist bin…

Klar kann man Papier-Karten noch nutzen, wenn man daran Freude findet. Aber ich sehe beim besten Willen keinen realistischen Anwendungsfall mehr, außerhalb von Weltuntergangsszenarien…

Jetzt mal unabhängig von den Papierkarten halte ich es für eine gute Idee, sich bzgl. Orientierung etwas unabhängig von GPS zu machen. Das gilt sowohl im privaten (ich gehe in Schweden wandern und mein GPS streikt) als auch im professionellen (GPS Spoofing z.B. im Flugverkehr). Eine zu starke Abhängigkeit von einem System wie GPS kann langfristig auch jenseits von Weltuntergangsszenarien zu ernsthaften Problemen führen.

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Im professionellen Bereich, wenn es um Leben geht, okay. Da mag es eine sinnvolle Redundanz sein, auf die man hoffentlich nie angewiesen ist - wobei ich auch da technische Redundanzen bevorzugen würde. Aber klar, dafür wird Karte-Kompass im Militär ja auch noch unterrichtet - weil es dort sinnvoll sein kann, völlig analog unterwegs zu sein (Funksignale können aufgespürt werden…). Im Flugverkehr hingegen kann ich mir schwer vorstellen, dass Piloten mit Karten hantieren - und dass die Papierkarte jemals die sinnvollste Redundanz sein wird.

Und generell: Wenn GPS streikt, wird in der Regel keine Papierkarte verwendet, sondern das digitale Kartenmaterial. Dann halt ohne GPS. Auch beim Wandern in Schweden (wie gesagt, ich war in zahlreichen osteuropäischen Ländern backpacken) würde ich nie auf die Idee kommen, eine Papierkarte einzupacken, für die absolute Off-Chance, dass das GPS-Netzwerk down ist (was einem Weltuntergangsszenario schon ziemlich nahe kommt, wenn man den wirtschaftlichen Schaden eines längeren GPS-Ausfalls betrachtet…).

Generell gibt es ja nicht nur GPS, sondern GPS, Glonass, Galileo und BeiDou als weltweite Systeme. Alle modernen GPS-Empfänger können Signale aller dieser Systeme verwenden. Also es müssten schon sämtliche Systeme ausfallen (was fast nur im Rahmen einer globalen Katastrophe denkbar ist), damit GPS plötzlich weg ist.

Und ja, als Redundanz für mein Smartphone, falls es verloren geht oder es beschädigt wird, habe ich mein altes Smartphone (und eine Powerbank) dabei. Die Redundanz des GPS-Empfängers ist daher ein weiterer GPS-Empfänger und sicherlich kein Kartenmaterial.

Eine zu starke Abhängigkeit von jedem technischen System (Computer, Automobil, Strom oder Internet ganz allgemein…) kann zu ernsthaften Problemen führen, aber niemand von uns käme auf die Idee, dafür einen Abakus, eine Pferdekutsche, eine Dampfmaschine oder ein Morse-Gerät als Redundanz vorzuhalten. Das moderne Leben geht damit einher, dass wir unseren Wohlstand gewissen neuen Technologien anvertrauen und alte Technologien in Vergessenheit geraten. Die Papierkarte ist eine solche alte Technologie. So lange es noch genug Karten-Enthusiasten gibt, dass sich die Produktion von Faltkarten lohnt, können die natürlich weiterhin Papierkarten nutzen - aber so zu tun, als sei dies in irgendeiner Form sinnvoll oder gar nützlich, halte ich für fragwürdig. Es ist eine auslaufende Technologie mit begrenztem Nutzen in Ausnahmesituationen (wie dem Militär).

Die hier für Papierkarten vorgebrachten Argumenten überzeugen mich jedenfalls nicht. Der Strom- und Ressourcenverbrauch ist wegen der generellen Notwendigkeit von GPS für die Wirtschaft und den geringen Zusatzkosten der privaten Verwendung nicht relevant, die angeblich bessere Übersicht mit (Wander-)Karten hängt meines Erachtens mit Gewohnheit zusammen und der Nutzen von Papierkarten als Redundanz ist ausgesprochen begrenzt.

Wie gesagt, wer Papierkarten nutzen möchte - bitte. Aber man sollte sich nicht wundern, dass man, mit der Papierkarte in der Hand, wie ein wandelnder Anachronismus auf seine Umwelt wirkt…

Lieber Daniel K.,

in der Tat ist Papier ein nachwachsender Rohstoff - im Gegensatz zu den Ressourcen und auch der immensen Menge an fossiler Energie, die es braucht, um Satelitten zu bauen, instand zu halten und immer wieder zu ersetzen.
Auch die Rechnung, ob es mehr Energie und Ressourcen braucht, wenn alle Ipads, Smartphones oder Smartwatches (oder alles drei) immer wieder neu kaufen und zur Navigation nutzen - im Gegensatz zu doch recht langlebigen Papierkarten - diese Rechnung habe ich noch nicht gesehen und ich bin alles andere als sicher, dass sie zu gunsten der GPS-Nutzung ausgeht.

Davon abgesehen: Selsbtverständlich nutze ich auch GPS und Navigation.
Mir ist es nur wichtig, sich erhlich zu machen - und auch zu kapieren, dass es mit dem GPS historisch ein Ende haben wird, wenn die fossilen und extraktivistischen Rohstoffe, die es ddafür braucht (s.o.) erst teuer und dann knapp werden. Und das ist bei vielen dieser Rohstoff (z.B. seltene Erden, Öl) nicht irgendwann in ferner Zukunft der Fall, sondern durchaus noch im 21. Jh.

Viele Grüße von Stefan

Noch eins lieber Daniel:

Der didaktische Nutzen von Übersichtskarten, die größer sind als ein Monitor, steht außer Frage.
Das ist in der Geographiedidaktik keine Frage - und zwar gerade dann, wenn es darum geht, Orientierung zu lehren, die darüber hinaus geht, zu kapieren, dass ich da bin, wo der blaue Punkt in GoogleMaps ist.

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Du scheinst das zentrale Argument zu ignorieren:

GPS ist sowohl für die Wirtschaft als auch für das Militär und zahlreiche andere Zukunftstechnologien eine zwingende Notwendigkeit. Die Satelliten werden daher in jedem Fall in den Himmel geschossen, völlig egal, ob Otto-Normalbürger Papierkarten oder GPS bevorzugt. Deswegen argumentiere ich mit den Grenzkosten. Mit den absoluten Kosten des „Satelliten in den Himmel schicken“ zu argumentieren verkennt die Tatsache, dass das zwangsläufig geschehen wird.

Ebenso verkennst du die Tatsache, dass all die Smartphones, Smartwatches und co, die GPS verwenden, auch produziert und gekauft würden, wenn es kein GPS gäbe. Niemand kauf ein Smartphone oder eine Smartwatch nur wegen GPS. Auch hier ist es einfach keine faire Berechnung, sämtliche Kosten dieser Geräte als „Kosten von GPS“ den Kosten der Kartennutzung gegenüberzustellen.

Da sind wir bei Weltuntergangsszenarien. Sorry, aber das wird nicht passieren. Mit der Argumentation müsste man sämtliches modernes Leben zurückfahren und nur noch in der Blockhütte im Wald leben. Es ist absolut unrealistisch, anzunehmen, dass es jemals wieder aus Kostengründen keine Satelliten-Navigation geben wird. Wenn dieser Punkt erreicht wäre, wären wir literally in einem Endzeit-Szenario.

Seltene Erden sind nicht wirklich selten, sie kommen häufiger vor als Blei oder Kupfer. Bevor seltene Erden (der Name ist ein Trugschluss!) so knapp werden, dass sie uns technologisch begrenzen, werden viele andere Ressourcen ausgehen. Aber nochmal: Wenn wir über solche Szenarien reden, dass diese zentralen Rohstoffe zu knapp werden, um Satelliten-Navigation betreiben zu können, haben wir ganz andere Probleme. In dieser Situation würde es um’s blanke Überleben gehen, jeder Wohlstand wäre passé, dass in dieser Situation GPS wegfallen würde wäre wirklich das Geringste unserer Probleme.

Es sind eigentlich nur irgendwelche Prepper, die ersthaft auf dieser Basis argumentieren, warum Karte und Kompass ein wichtiger Skill sei.

Bestreite ich nicht. Wie gesagt, beim Militär wird es weiter unterrichtet, unter Geologen ebenso, ich hätte nicht mal was dagegen, es in der Schule zu unterrichten. Aber eben nur aus didaktischen Gründen, nicht, weil Papierkarten noch in irgendeinem Sinn sinnvoll wären. In diesem Sinne sind Papierkarten hier auf einer Ebene mit überkommenen Skills wie „Kalligraphie“ - ist auch super im Hinblick auf Didaktik und die Ausbildung bestimmter Fertigkeiten, hat aber eben keinen Alltagsnutzen mehr.

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Postwachstumsszenarien als Weltuntergang zu sehen - das tue ich nicht.
Ich stelle lediglich fest, dass Wachstum, dass auf extraktivistischen Ressourcen beruht
a.) jetzt schon einen unverantwortlichen Anteil an der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen hat und
b.) in dieser Form mit Sicherheit nicht ewig anhalten wird.
Diese Beständigkeit materiellen Wachstums anzunhehmen ist aus meiner Sicht eine Ignoranz der Faktenlage und dass dies eine Mehrheitsmeinung ist, macht ddie Ignoranz nicht wett.

Und was ich eben sagen will: Die Technologie, die GPS zur Verfügung stellt, von der Raktete, die ddie Satelliten ins All schießt über die Server, die Karten und Programme hosten bis zu den Endgeräten in unseren Händen - diese Technologie ist nicht nachhaltig. Und das meine ich schlicht wirtschaftlich. Die Rohstoffe werden knapp - und sie sind ja jetzt bereits lediglich unter extremen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen zu dem Preis zu haben, zu demwir sie kaufen. Und was knapp ist, wird im Kapitalismus nun einmal teuer werden.

Und ich sage lediglich, dass wenn das deine Befürchtung ist, GPS der denkbar schlechteste Aufhänger für diese Befürchtung ist. Denn die Bedeutung von GPS für die Wirtschaft ist wie gesagt so groß, dass wir bei Ressourcenknappheit etliche Sachen eher abschalten würden, als das GPS-System. Sachen, die uns noch wesentlich stärker betreffen.

Das Argument „Wir werden irgendwann keine Rohstoffe mehr für GPS haben, deshalb sollten wir Karten lesen können“ trägt halt nur sehr begrenzt, denn wenn wir wirklich davon ausgehen, dass Ressourcen so knapp werden, dass es nicht mal für die Computer-Infrastruktur genügt, reden wir quasi darüber, wieder in einer Gesellschaft von Jägern und Sammlern zu leben, wir reden von einer Welt, die maximal noch in der Lage wäre, ein Zehntel der aktuellen Weltbevölkerung langfristig zu erhalten, kurzum: Wir reden von einer Welt, in der der Wegfall von GPS unser absolut geringstes Problem ist.

Daher der Vergleich mit den Preppern: Wer ernsthaft meint, wegen dieser Bedenken weiter Karte und Kompass nutzen zu müssen, sollte auch Jagen und generelle Überlebensfähigkeiten lernen. Denn an dem Punkt, an dem die Ressourcen nicht mehr für GPS reichen, ist die Gesellschaft, wie wir sie kennen, bereits zusammengebrochen. Das ist einfach keine sinnvolle Argumentation, auch wenn wir uns einig sind, dass die Ressourcen irgendwann enden werden. Für dieses Szenario muss global umgedacht werden.

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