Atomkraftwerke und Energiewende

Das ist einfach falsch!
Sowohl Photovoltaik als auch Windkraft werden seit Anfang der 1980-er Jahre ausgebaut. Die durchschnittliche Lebensdauer liegt für beide Anlagearten bei 10-20 Jahren. Das heißt, dass heute bereits zwei bis vier Generationen an Anlagen zurückgebaut bzw. ausgetauscht worden sind. Damit gibt es mehr als genug Daten für die CO2 Bilanz und für die weitere Umweltbelastung.

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Genau deshalb frage ich ja, wofür interessiert die CO2-Bilanz von Atomkraft? Die Dinger wurden 1960er bis 1980er Jahren erbaut. Zu dieser Zeit hat man überhaupt nicht auf CO2-Bilanzen geachtet und auch der Klimawandel war noch „unbekannt“. Die Rahmenbedingungen haben sich während des Betriebs dramatisch geändert. Einmal wegen zunehmendem Erkenntnisgewinn und zum anderen wegen der politischen/gesellschaftlichen Situation. Ja, die Endlagerung mit ihren ganzen Irrwegen kostet CO2, aber in Bezug auf die gesamte erzeugte Energie ist das nicht so wirklich viel, aber das ist ein politischen/gesellschaftliches Problem, kein technologisches. Es macht daher aus meiner Sicht keinen Sinn überhaupt so eine CO2 Bilanz von Atomkraft zu erstellen.

Sinnvolle CO2-Bilanzen wären, z. B. die CO2-Bilanz der Stromerzeugung, wenn die Atomkraftwerke, die aktuell in Deutschland noch in Betrieb sind, weiter am Netz bleiben (und eine sicherer Betrieb gewährleistet werden kann). Diese schätze ich als sehr niedrig ein. Denn die Baukosten sind Null, bei der Endlagerung kommt es auf das bisschen mehr Müll auch nicht wirklich an und im Betrieb sind die Kosten auch sehr niedrig.
Eine weitere Frage wäre, wie es aussieht neue Atomkraftwerke zu bauen. Aufgrund der langen Bauzeit kommt der Nutzen zu spät, aber man kann es ja trotzdem betrachten. Erbauen kann man die Dinger im Prinzip CO2 neutral, wir müssen die Bauindustrie eh umstellen und bis zur Genehmigung eines Atomkraftwerkes ist noch Zeit um das zu realisieren. Bergbau geht auch rein elektrisch und wird eh gerade umgestellt, von daher ist die Gewinnung der Rohstoffe und die Entsorgung auch CO2 neutral möglich. Insgesamt also eine extrem niedrige CO2 Bilanz, die in Bezug auf Klimawandel leider erst zu spät was nützt.

Diese Aussage macht mich doch sehr stutzig. Sie widerspricht allem was ich bisher gehört habe und muss schon in einem sehr speziellen Zusammenhang sein, um nicht falsch zu sein.

Ja einzelne Anlagen wurden bereits entsorgt. Aber so ein Offshore Windpark soweit ich weiß noch nicht. Vermutlich gibt es da auch keine großen Probleme, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass sich Vorschriften ändern. Und auch bei

kann sich da was ändern. Und diese Änderungen können eine ganze Menge nach sich ziehen. Z. B. wäre es ja denkbar beim Bau eines Offshore-Windparks zu planen, dass die Fundamente einfach im Meer belassen werden nach Nutzung. Wenn sich dann aber zeigt, dass da dauernd Wale dagegen schwimmen, müssen sie vielleicht an Land entsorgt werden. (Ja, das Beispiel ist bewußt doof gewählt). Somit gilt für jede Energieform, dass die CO2 Bilanz nur anhand des aktuellen Kennnisstandes und der aktuellen Rahmenbedingungen prognostiziert werden kann, aber ein exakter Wert eigentlich immer erst im Nachhinein ermittelt werden kann.

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Die Reichweite von Uran kannst du in beliebigen Quellen nachlesen. Die statische Reichweite ist heute nur noch 20 Jahre, die dynamische 200. Wenn du jetzt den Anteil an der Stromerzeugung von aktuell 10% auf 50% anheben würdest, dann ist in 5 respektive 40 Jahre Schluss. Man kann das Thema also einfach nur noch „beerdigen“, wenn man denn ein Endlager hätte :slight_smile:

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Die neuen Reaktoren benötigen nur 1/30 des Brennstoffs von den alten (in Deutschland aktuellen) Reaktoren. Heißt 150 bis 1200 Jahre und danach kann man den ganzen Atommüll auch noch verwenden. Reicht also noch ein ganzes Weilchen. Das ist kein Grund der gegen Atomkraft spricht, den wesentlichen habe ich oben bereits genannt.

Kleiner Hinweis, da das gerne vergessen wird: Wir haben in Deutschland bereits mehrere Endlager. Und da lagern wir sogar Zeug, dass nicht nach 1 Million Jahre unschädlich wird. :wink:

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Hallo,

vielen Dank für die interessante Diskussion.
Ich für mich halte fest, dass es legitime Argumente für und Gegen Atomenergie gibt.

Mit der CO2 Bilanz zu argumentieren ist jedoch unseriös und dem Niveau der Lage nicht angemessen.

Gruß,
Hendrik

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Ein gutes Beispiel dass man die Laufzeit bestehender Atomkraftwerke nicht beliebig verlängern kann ist die Materialermüdung unter Strahlenbelastung.

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Wo steht denn so ein neuer Reaktor? Oder gibt es den nur auf Papier?

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Wo?
Mein Kenntnisstand ist dass dieses eine Endlager in D noch gesucht wird.
Was es gibt sind „Zwischenlager“.

Um beim Thema zu bleiben wird es für ein Endlager Erkundungen und Probebohrungen geben müssen. Auch wird man einen Schacht und Stollen anlegen müssen.
Wie hoch da allerdings der CO2 Ausstoß ist (sein wird) entzieht sich meiner Kenntnis müsste aber in eine CO2-Kalkulation mit einbezogen werden.

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Sehe ich ähnlich… Atomstrom ist zwar eine riesige Umweltsaurei, aber CO2 ist nunmal nicht das Problem. So ehrlich muss man bei der Diskussion auch sein…

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Wir hatten so einen in Karlsruhe aufgebaut, allerdings nie in Betrieb genommen. Die neueste Generation baut Bill Gates gerade irgendwo meine ich. Davor und danach gibt es diverse Zwischenstufen.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mich inzwischen durchaus über diese Diskussion etwas wundere. Die CO2-Bilanz von Atomkraft ist ziemlich gering und das obwohl das nie das Ziel von Atomkraft war. Es ist auch unstrittig, dass uns die Atomkraft nicht viel beim Klimawandel nützen wird, wenn überhaupt. Von daher reden wir über eine Energieversorgung für die wir im Moment keine Verwendung haben. Von daher habe ich den Eindruck, dass es eher darum geht, der Atomkraft einen Nachteil anzuhängen, den sie gar nicht hat, vermutlich mit dem Ziel, dass diese nie wieder verwendet wird.

Eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke, halte ich für sinnvoll zu diskutieren, doch sehe ich das in Deutschland nicht. Dabei müsste

selbstverständlich berücksichtigt werden, genau wie man das Risiko eines Zwischenfalls gegenüber dem eingesparten CO2 (und anderen Gefahrstoffen) abgewägen müsste. Das ist in Deutschland politisch nicht durchsetzbar.

Was bleibt ist die Zukunft. Da sollte aus meiner Sicht z. B. dringend überlegt werden, ob man Atomkraft nicht weiter in kleinem Maßstab erforscht, um am Ball zu bleiben. Denn die Form der Energiegewinnung ist so einzigartig, dass man sie sich als Option in der Hinterhand behalten sollte. Was anderes sehe ich momentan nicht als Anwendung. Von daher sind die Befürchtungen von der Wiederkehr der Atomkraft aus meiner Sicht unbegründet.

Hallo,

Auch wird man einen Schacht und Stollen anlegen müssen.
Wie hoch da allerdings der CO2 Ausstoß ist (sein wird) entzieht sich meiner Kenntnis

Wenn die LDN behauptet, dass ein AKW viel CO2 erzeugt, dann erwarte ich, dass die LDN das auch weiß und dies nicht sagt, weil es ja so sein könnte man es aber nicht weiß.

Na, da buddeln ein paar Jahre lang ein paar Bagger.
Zusätzlich wird ein bisschen gesprengt. Dabei wird aus 1t ganz grob 2t CO2.

Nehmen wir an: 10 Bagger, 10 Jahre, 8h pro Werktag → 3400t CO2.
Nehmen wir an 1000t Dynamit (ganz sicher konservativ) → 2000t CO2.

Macht 5400t CO2.

Alleine Biblis hat bisher 462000 GWh erzeugt. 1GWh sind 1Mio kWh. Das sind also 462*10E9 kWh

Müssten wir jetzt o.g. Endlager nur für Biblis bauen, dann wären die 5400t CO2 auf die o.g. 462*10E9 kWh zu verteilen.
Das sind dann 0.012kg/kWh.

Vielleicht brauchen wir 20 Bagger. Vielleicht mehr Dynamit. Vielleicht brauchen wir länger. dann nimm den Wert mal 10. Oder mal 100.
Es ist immernoch NIX. Und es ist nur für Biblis.

Jetzt hab ich in meiner Rechnung noch den Beton nicht berücksichtigt, der hier und da gebraucht wird. Das ändert aber nix. Der Punkt ist einfach der: Wir teilen durch die Gigawattstunden. Der Nenner ist einfach unvorstellbar groß. Da kann der Zähler noch so groß sein: Das macht nix.

Damit man auf eine relevante Größenordnung zu kommen, z. B. 50g/kWh, müsste die 8-fache Weltproduktion an Zement in diesem Endlager verbauen.

Ja, wir wissen nicht, wieviel CO2 durch die Endlagerung erzeugt wird. Aber wir können abschätzen, dass es nicht relevant ist.

Gruß,
Hendrik

Quellen:

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Hallo Hendrik, ich denke, dass du mit dem CO2-Argument richtig liegst.

Warum es trotzdem keinerlei Sinn macht gegen den Klimawandel auf Atomkraftwerke zu setzen, hat Volker Quaschning und seine Frau in voll Wissen-gepackten 33 Minuten in ihrem Podcast erklärt.

Wenn man sich das mal zu Gemüte führt, macht die Diskussion um Atomkraft keinen Sinn mehr, auch nicht für Klimazwecke. Spoiler: zu unwirtschaftlich, zu zeitaufwändig, zu unsicher, zu wenig Brennstoff, …

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Ich habe mir die ersten 3 Minuten angehört und dann aufgehört. Da wird von sachlicher Betrachtung geredet, aber es ist ein reines Atomkraftbashing. „Kann die Kernenergie das Klima retten?“ - Ist eine rein rhethorische Frage. Kann sie nicht, genau so wenig wie es Windenergie kann oder Solarenergie. Eine Energieform reicht nicht. Das ganze Intro geht auch nur in eine Richtung. Bei den Angaben zum Energieanteil habe ich auf Anhieb deutlich höhere Zahlen gefunden, siehe Stromerzeugung – Wikipedia. 1990 war es knapp ein Drittel an Strom, das wir mit Kernenergie erzeugt haben. Und wir rechnen ja auch nicht den Anteil an Erneuerbaren Stromerzeugern auf den Gesamtenergieverbrauch um.

Fazit ist, dass Atomkraft im Prinzip eine super Möglichkeit ist Energie klimaneutral zu gewinnen, aber es dauert einfach zu lange, die Kraftwerke zu bauen. Die restlichen Argumente treffen jedoch nicht zu, auch wenn die Kernkraftgegner sich dies noch so sehr wünschen.

Sorry, @FlorianR 3 Minuten anhören und sich dann rausnehmen es als reines Atomkraftbashing abzutun ist es sich aber ein wenig einfach gemacht. Und die Zahlen die du gefunden hast gelten eben nicht für den Gesamtenergieverbrauch sondern nur für den Stromverbrauch. Ist doch vollkommen legitim diesen zu nutzen, denn CO2 wird ja nicht nur bei der Stromerzeugung freigesetzt und natürlich sollte man diese Gesamtbetrachtung immer auch für erneuerbare Energien anwenden. Machen Medien und Politik nur selten, da dann rauskommen würde, dass wir doch noch nicht so sauber Energie erzeugen, wie wir gern tun.

Du hattest weiter oben geschrieben:

Wenn du weiter gehört hättest, würdest du jetzt auch genauer wissen ob und wo, denn das Thema neuerer Reaktorgenerationen wird nämlich auch aufgegriffen.
Sicherlich ist die Titel-Frage rhetorisch gemeint (habe noch keinen Podcast/Video erlebt, der ein Inhaltsverzeichnis im Titel liefert ;-), aber es werden doch viele nachprüfbare Fakten geliefert (wenn man wirklich hinhört).

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Ja, das ist richtig. Aber wenn ich in den 3 Minuten nur gefärbtes zu hören kriege, dann brauche ich den Rest auch nicht mehr anhören. Da wird von Lobbyisten gesprochen, die Atomkraft zur grünen Energie erklären wollen. Das zielt auf die emotionale Ebene ab, nicht auf die sachliche, diese wird nur versprochen, findet aber nicht statt. Beide Podcaster sind von vornherein voreingenommen gegen Atomkraft und machen dies in den 3 min bereits mehr als deutlich. Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass sich die Einstellung plötzlich ändern sollte.

Das Argument ist doch, dass der Anteil an Kernenergie so klein ist, dass wir die Kernenergie gar nicht benötigen. Da kann ich doch analog sagen, Solarenergie brauchen wir für den Klimawandel auch nicht, da der Anteil noch kleiner ist als Kernenergie. Und wir brauchen doch Strom, sogar noch deutlich mehr Strom als bisher, also sind Stromerzeuger für den Klimawandel besonders wichtig. Da werden Zahlen also in besonders schlechtem Licht präsentiert, was nicht sachlich ist.

Dazu kommt Dein Spoiler

wo ich oben bereits dargelegt habe, dass alleine zeitaufwändig zutrifft. Heißt das Gesamtfazit des Podcasts stimmt zu großen Teilen nicht.

Wieso sollte ich mir das länger als 3 min anhören?

Aber wir kommen vom Thema ab. Der Faktencheck ist nach wie vor sehr eindeutig geklärt.

CO2 ist vielleicht geklärt; aber das war halt auch von Anfang an eine „Verirrung“.
Ansonsten sehe ich nur deine „Meinung“ über eine theoretische Studie. Auf dem Papier gibt es Klasse Reaktoren. Da du keine Lust hast dir die Zahlen eines renommierten Wissenschaftlers anzuhören greifen wir halt einfach ein Beispiel heraus. In UK wird die einzige neue Anlage weit und breit gebaut. Der von der Regierung zugesicherte Strompreis ist dreimal so hoch wie der jeder regenerativen Anlage. Wozu außer zu Gewinnung spaltbaren Materials sollte irgendwer so etwas bauen?

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Alle Interessierte wollte ich auf den Film „Thorium - Atomkraft ohne Risiko?“ bei Netflix hinweisen. Denn dieser Film liefert im Gegensatz zu dem was mir bisher so untergekommen ist nochmal neue Blickwinkel. Z. B. zur Erfolgsgeschichte von Druckwasserreaktoren oder dass beim Abbau von selten Erden (die brauchen wir u. a. auch für erneuerbare Energien) auch radioaktives Thorium anfällt.

Der Film ist von 2016 und hinter Paywall, aber hier gibt es etwas zu dem Thema.

Ja, richtig Netflix ist kostenpflichtig. Der von Dir genannte Film ist frei zugänglich, aber beleuchtet das Thema deutlich oberflächlicher (8min vs. über 1h) und hat einen etwas anderen Hintergrund. Mit Thoriumreaktoren ist die Verbrennung von radioaktivem Müll nicht möglich. Ob der Thoriumreaktor tatsächlich sich nicht bewährt hat, wie Lesch sagt, stimmt laut dem Film bei Netflix vermutlich nicht. Der Hintergrund war eine politische Entscheidung:

Ich möchte auch ergänzen, dass es bereits in den 1960er Jahren in Oak Ridge National Laboratory einen Flüssigsalzreaktor gab und das China auf diesen Reaktortyp zur Energieversorgung einsetzen will und auch einen Reaktor bereits betreibt.