Europawahl Ergebnisse

Naja, in der Schweiz, wo ja viele Deutsche gerne hinwollen regieren die Rechten ja schon. Die Lösung ist: Wählen gehen und selber teilhaben an der Politik.

Ich glaube das tatsächlich nicht. Meines Erachtens gibt es einen gesellschaftlichen Missstand, der darin begründet liegt, dass die „progressive Linke“ nicht repräsentiert wird. Die SPD wird von Seeheim gekapert, die Grünen vom wirtschaftsliberalen Flügel, die Linke war vorher vom linksautoritären Flügel beherrscht,

Es gibt das Potenzial, aber es fällt schwer den Konsens zu finden.

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Du missverstehst mich: Ich bin völlig damit einverstanden, Klimaschutz nach dem Verursacherprinzip zu betreiben (CO²-Preis + Klimageld/Kopf). Das würde zwingend eine erhebliche Umverteilung nach sich ziehen. Ich würde mal vermuten, wenn es eine Rot-Grüne Koalition gäbe, in der die SPD eine soziale Steuerreform zur Bedingung für 1,5 Grad kompatiblen Klimaschutz machen würde, würden auch die grünen Realos nicht sagen „Dann lassen wir es lieber“. Nur solange die Grünen die einzigen sind, die überhaupt wirksamen, hinreichenden Klimaschutz im Ansatz verfolgen, werden die schon das nicht durchsetzen und noch weniger gleichzeitig noch ein zweites Thema durchbringen, bei dem möglicherweise auch mit Gegenwehr zu rechnen sein wird und bei dem sie nach meiner Wahrnehmung auch ziemlich einsam in der Parteienlandschaft stünden.

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Dass wir in Deutschland offensichtlich auch ein Problem bei der Eliten-Rekrutierung haben :wink:

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Was ich an der Forderung nach Neuwahlen seitens der Union nicht verstehe: Sie hat keinen Kanzlerkandidaten, keine Aussicht auf eine echte Abwahl (keine Mehrheit ohne mind. eine der bisherigen Regierungsparteien) und auch kein programmatisches Profil (zurück zum Merkelianismus oder weg davon weiß die Union immer noch nicht). Die Unionswählenden in meiner Bubble können jedenfalls nicht sagen, wofür sie Union wählen, wen sie da wählen oder welche Regierung sie sich nach der nächsten BTW wünschen. Irgendwie wollen sie die Union mit einer bürgerlichen Koalition der Mitte und weder Merz noch Söder, aber auch nicht Merkel II.

Ja, in der Realpolitik spielen diese (außer bei Randthemen) keine große Rolle. Verbal sind sie aber m.E. sehr präsent und prägen auch das Bild, das die Bürger von diesen Parteien haben.

Ich bin aber dennoch überzeugt, dass sich eine Mehrheit der Wähler keine deutlich progressivere Politik wünscht. Wie könnte man sonst erklären, dass die linken Parteien aktuell Stimmanteile verlieren, während die konservativen massiv Stimmanteile gewinnen? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein frustrierter Linker, der eigentlich mehr progressive Politik möchte, aus Frust plötzlich sein Kreuz bei CDU oder AfD setzt.

Im Gegenteil würde ich sogar sagen, dass der Wahlerfolg der SPD bei der letzten Bundestagswahl im Wesentlichen darin begründet lag, dass mit Scholz ein eher konservativer Vertreter das Zugpferd war. Mit Esken, Kühnert und Co hätten die doch niemals dieses Ergebnis eingeholt. Auch Pistorius als beliebtester SPDler ist meines Erachtens jetzt auch kein progressiver Linker.

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Ich teile dazu nochmals die schöne Abb. von CB87 von weiter vorn in der Diskussion, die für mich zeigt, wie recht du hast. An Platz 2 der Sorgen vieler Menschen steht nach wie vor der Klimawandel, ein Steilpass für die Grünen sollte man meinen. Ein marktwirtschaftliches Instrument mit dem CO2-Preis bei gleichzeitiger Einführung des Klimageldes wäre evtl. sogar mit der FDP machbar gewesen. Statt dessen setzte man auf Dirigismus und Bevormundung wie beim GEG - und die Springerpresse nahm diese Vorlage gerne an.
Die anderen Ängste der Bevölkerung, wie die Angst vor Islamismus, damit einhergehender Kriminalität und Veränderungen auf unser Leben in Deutschland, die viele nicht möchten, kommen im Multi-Kulti-Bullerbü der Grünen nicht vor.
Dazu kommen viele Dinge, mit der die Mehrheit der Bevölkerung nichts anfangen kann, bzw. es ablehnt - Gendern in jedem Satz, Cannabis-Legalisierung und Selbstbestimmungsgesetz sind nichts, mit dem man Mehrheiten holt, sondern Klientelpolitik.
Und was ist bitte „feministische Außenpolitik“?
Nach vielen Jahren, die ich grün gewählt habe, bin ich nun auch „weitergezogen“. Könnte mir jederzeit vorstellen, eine grüne Partei mit einer Linie, wie sie Boris Palmer fährt, zu wählen, aber das ist wahrscheinlich nur mein Traum. Jede Partei hat einen Markenkern, der der Grünen war mal Klima- und Umweltschutz, leider ist dieser inzwischen total verwässert.

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Offenbar, so kristallisiert sich das hier etwas raus, wissen die Wähler bei den „bekannten“ Parteien nicht mehr wofür diese eigentlich stehen, Parteiprogramme haben wenig Aussagekraft bzw verwässern in der Realpolitik sehr stark, es fehlen die glaubwürdigen Persönlichkeiten vielmals, und keine Partei scheint eine wirkliche Lösungskompetenz auszustrahlen.

Wie kommt man aus diesem Dilemma raus, wenn es aktuell für fähige Menschen nicht wirklich attraktiv ist, in die Politik zu gehen?

Das musst du mir erklären. In was für jedem Satz?

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Ich habe auch die Schweiz, obwohl naheliegend, gar nicht angesprochen, aus eben genau diesen Gründen. Ich habe gar kein Land angeführt, denn es wird, wie gesagt, schwierig ein Land zu finden, welches schon heute dem generellen Rechtsdrall noch wiederstehen kann.

Tue ich seit ich wählen darf.

Nein danke, weder bin ich dafür bereit noch mag ich die gängigen Strukturen (ich habe damals mal versucht bei den Piraten, als die gerade aufkamen, teilzunehmen und mich einzubringen, das war leider ein totales Desaster).

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Ich kann ja nur aus meinem Bekanntenkreis berichten. Das ist Dorfbevölkerung, Mittelschicht. Hier besteht grundsätzlich Bereitschaft und Interesse an der Energiewende, nur kann Sie sich keiner leisten. Weder Elektroautos, noch Solar und erst Recht keine neue Heizung. Sie sehen sich alle als Verlierer der Energiewende und subventioniert werden die, die es sich eh leisten konnten. Dazu strukturschwache Gegend mit Angst um den Job und die Kinder zieht es alle weg. Da hat die Regierung kein Standbein mehr.

Ein schöner Gedanke der mir gestern kam… Bei einem Interview das ich gehört habe von vor den Wahlen bezeichnete Klingbeil die SPD immer wieder als Volkspartei. Ist man das noch mit 10% der Leute die überhaupt gewählt haben? Ist die SPD nicht endlich an dem Punkt das Sie wieder Klientelpolitik machen kann und wieder zu einer sozialen Arbeiterpartei wird? Ja…ein wenig Sarkasmus ist enthalten :wink:

Ich denke auch, das man es Sicht der Parteien ggf zu einfach macht, wenn man es darauf reduziert, das die Wähler einen nur nicht verstanden haben oder die bereits erreichten Erfolge nicht erkennen.

Natürlich soll man nicht jeder Stimmung oder aufgebauschten Themen nachlaufen oder sein Fähnchen im Wind drehen.

Aber eine klare Position vertreten, damit die Menschen wissen was sie da wählen, und die Nöte der Menschen ernst nehmen. Und da auch nicht mit populistischen Schnellschüssen kommen, sondern sich dann schon ernste Gedanken um tragfähige Lösungen machen.
Und diese dann breit und verständlich kommunizieren und erklären, auch die unangenehmen Dinge, aber auch die langfristigen Vorteile.

So schlicht gestrickt sind Wähler nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Aktuell scheint es tatsächlich primär um Macht und Machterhalt zu gehen.

„Das freie Unternehmerinnentum, die Gründerinnen und Start­ups sind die Trei­ber*innen für Innovation.“
Erklärt es dieser Satz aus dem grünen Grundsatzprogramm?
Um es zu konkretisieren, in der Lage wird auch gegendert (was ich eigentlich störend finde) und ich höre sie trotzdem, weil ich viele Denkanstöße mitnehme.
Eine Partei, die um Wählerstimmen wirbt, ist meiner Ansicht nach klug beraten so zu sprechen und zu schreiben, wie es die Mehrheit der Menschen, um deren Stimme sie wirbt, es möchte und auch handhabt (Da sind die Umfragen recht eindeutig und im Alltag in der Kneipe oder im Stadion höre ich Gendersprache nie). Ansonsten nimmt man es als potentieller Wähler evtl. als bevormundend und besserwisserisch wahr.

Ach du meinst das Wahlprogramm. Ich dachte es ginge wieder um sowas wie „Genderpflicht“ oder so.

Ich bezweifle, dass die Mehrheit der Leute für die die Grünen als Partei in Frage kommt Gendern generell ablehnt. Ich denke einigen ist es sogar wichtig, vielen egal und nur wenige werden die Grünen nicht wählen weil im Wahlprogramm gegendert wird.

Denn wer Gendern auf seiner Prioritätenliste so weit oben hat, dass er allein deshalb eine Partei nicht wählt wird diese Partei auch mit ungegendertem Programm nicht wählen. Dazu sind andere Punkte zu Progressiv.

Und warum man ein Problem hat mit Cannabis-Legalisierung weil es Klientelpolitik sei verstehe ich auch nicht, immerhin entlastet die Legalisierung Polizei und Gerichte und sorgt somit für eine Verbesserung von der alle was haben. Mir z.B. ist es ziemlich egal ob Cannabis legal ist oder nicht, aber ich sehe die Argumente dafür und finde es ok, wenn sowas umgesetzt wird. Ist ja nicht so, dass die Leute die das Umsetzen ansonsten einen Fusionsreaktor gebaut hätten. Zu Politik gehören schließlich immer verschiedene Themen von denen viele nur einen Teil der Menschen betrifft.

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Völlig richtig.

Nur betreffen Gendern oder die Cannabis Legalisierung offenbar keine Mehrheiten, spielen daher bei Wahlentscheidungen kaum eine Rolle bzw werden nicht als Regierungserfolge wahrgenommen.

Das größte Problem der Grünen als progressive Partei ist, dass sie eigentlich alleine regieren müsste, um ihre Ziele und die ihrer Wähler durchsetzen zu können.
Kompromisse in Koalitionen verwässern diese Ziele und die Wähler wenden sich enttäuscht ab, weil die Ziele nur zu 95% (setze andere Prozentzahl ein) erfüllt worden sind.
So funktioniert Politik aber nicht.
Wenn man keine Partei findet mit der man zu 100% übereinstimmt und dann eine Protestpartei wählt oder gar nicht wählen geht, ist der falsche Weg.

Darauf wollte ich nicht hinaus. Hätte jede Partei die Position der Mehrheit, dann hätten alle Parteien das gleiche Programm.

Ich wollte darauf hinaus, dass diese Punkte nur Wähler abschrecken die so oder so nicht grün wählen würden. Für die Leute für die Grün grundsätzlich in frage kommt sind sie in der Regel nicht wahlentscheidend.

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Es ist nicht so einfach. Bei konkreten Themen gibt es sehr wohl progressive Mehrheiten. Ein paar Beispiele:

Mehrheit sogar der CDU/CSU-Wähler:innen ist für eine Vermögenssteuer

Mehrheit ist für einen Mindestlohn von 15 Euro

Mehrheit für bundesweiten Mietendeckel

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Ich weiß, dass ich die Grünen wählte, weil die die einzige Partei waren, die wenigstens ansatzweise Konsequenzen aus der laufenden Klimakatstrophe gezogen hatte. Grade in dem Bereich haben die aber zuletzt praktisch kapituliert und sich (in Person des von mir sonst oft geschätzten Habeck) fast schon selbst verleugnet. Jetzt wähle ich die weil andere unsere Demokratie abwählen wollen und deren Stimmen sonst noch mehr Gewicht bekämen, ansonsten wäre ich nicht wählen gegangen… Müssen die Grünen sich überlegen, ob sie mit ihrem aktuellen Kurs des Klima-Appeasements eher everybody’s Darling werden, oder everybody’s Depp. Ich vermute letzteres.

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Ich verstehe zwar das Argument, ich glaube aber, es ist genau umgekehrt. Solange wir keinen klaren Pfad eingeschlagen haben, der global für mehr Gerechtigkeit sorgt, werden alle Klimaschutz-Maßnahmen ein Tropfen auf den heißen Stein bleiben.
Allerdings ist ein Weg dahin, wie auch diese Wahlen eindrücklich zeigen, wohl dadurch verbaut, dass „Germany first“ die klare Mehrheit hat.

Das besonders ätzende daran: Auch mit den Folgen des Klimawandels - und die 2° halte ich für hinfällig nach dieser Wahl und mit den Aussichten in den USA - könnte einen Weltgemeinschaft, die sich auf einen Pfad zur globaler Gerechtigkeit gegeben hat, erheblich besser umgehen. Wenn man sich ansieht, was 3° mehr für Folgen hätte, wie die Welt dann aussähe, dem kann doch nur Angst und Bange werden, wenn in einer Welt mit schwindenen Lebensgrundlagen für ganze Nationenen, die in den Europawahlen sichtbare Grundhaltung zum Tragen kommt.

Ich kann auch diesen Scheißbegriff vom Wohlstandsverlust nicht mehr hören. Es geht um Konsummöglichkeiten, die ein Großteil der Weltbevölkerung sowieso nicht hat und die wir ja eigentlich eh zu großen Teilen abbauen müssten. Es ist ja nicht so, als ob Klimawandel das einzige Thema wäre. Nitratbelastung von Böden, Plastikmüll in seinen verschiedenen Formen, die enormen Belastungen durch den Transport des ganzen Wohlstandsmülls, etc. All das sind ja auch Themen die angegangen gehören.

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