Ich war etwas verwirrt ob der Tatsache, dass es absurd oder lustig sein könnte, eine Schule erst neu zu bauen und anschließend abzureißen. Das ist auf jeden Fall sinnvoll, denn irgendwo sollten die Schüler in der Bauphase unterrichtet werden. Meist ist das Schulgrundstück groß genug, dass man den Neubau auf einem anderen Platz unterbringen kann als das Bestandsgebäude. Dann braucht man keine Containeranlage als Interim, das spart Kosten und Ressourcen. Ein anderes als Schule funtionables Ausweichgebäude in der Nähe ist eigentlich nie vorhanden.
Dazu ist es aus verschiedenen Gründen oft wirtschaftlicher (aber nicht nachhaltiger), neu zu bauen statt zu sanieren. Wenn euch die Gründe interessieren, könnte ich sie näher erläutern.
Es gibt ein Schulgebäude z.B. aus den 1960er Jahren, das noch weitgehend im Ursprungszustand ist. Es ist also nirgendwo gedämmt, die Decken sind vielleicht niedrig, die Fenster sind verzogen und der Sonnenschutz kaputt, ständig sind Wasser- oder Abwasserleitungen kaputt und es tropft hinein durch ein immer wieder undichtes Flachdach. Die Raumaufteilung ist so, wie man sich Schule zu dieser Zeit vorstellte, also zum ausschließlichen Frontalunterricht gedacht. Die Beleuchtung ist etwas funzelig, innen und außen sieht es weitgehend schäbig aus. An der Elektrik kann nichts mehr verändert werden, ohne die Verteilungen auszutauschen, teilweise sind die Kabel spröde. Ein paar gesundheitsschädliche Materialien sind meist auch verbaut. Im Sommer ist es oft sehr heiß im Gebäude, im Winter zugig, der Energieverbrauch ist hoch.
Jetzt stellt sich die Frage, welche der beschriebenen Probleme man beheben möchte. Entscheidet man sich für viele davon - vor allem für die Sanierung maroder Leitungen - kommt eine Art „Rückbau auf Rohbau“ in Handarbeit heraus. Beton und Mauerwerk und ggf. Dachkonstruktion bleiben übrig. Wenn man dann alles neu macht, was man vorher zurückgebaut hat, sind die Gesamtkosten in der Regel (mindestens) so hoch wie für einen Neubau.
Der Vorteil bei einer Sanierung ist der Erhalt von „grauer Energie“. Der Nachteil ist, dass Raumstrukturen oft nicht gut geändert werden können - je nach statischen System - und sie nicht gut an heutige Vorstellungen von inklusivem Unterricht oder kooperativem Lernen anzupassen sind. Niedrige Geschosshöhen sind quasi gar nicht zu verändern. Man bekommt also für das gleiche Geld ein in mancherlei Hinsicht schlechteres Ergebnis.
Ein anderes Problem kann sein, dass die Schule größer werden muss, z.B. wegen mehr Schüler*innen oder der Transformation in den Ganztag. Hat man ein sehr kleines Schulgrundstück in Innenstadtlage, kann man oft nicht anbauen. Ein bestehendes Gebäude aufzustocken geht oft auch nicht, da es nicht ausreichend statische Reserven für die heutigen Anforderungen hat. Also reißt man den Bestandsbau ab und baut an gleicher Stelle ein größeres Gebäude. In diesem Fall käme dann tatsächlich Abriss vor Neubau
Ja so hab ich das auch verstanden. Aber mit der Erklärung von @Anke_Hagemeyer ist mir jetzt auch klar, was vermutlich der eigentliche Plan gewesen sein muss. Insofern danke für die Erläuterung.