Liebes Lage-Team,
auf eure Bitte in der letzten Lage hin, folgt an dieser Stelle eine Schilderung unserer „Teststrategie“. Ich unterrichte an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Im Moment sind alle Abschlussklassen (Jahrgang 11 und 12) sowie die Klassen 5 und 6 im Haus. Die Kinder sitzen im nötigen Abstand in den größten Räumen, die wir haben, d.h. zum Teil auch in der Mensa oder der Aula. Wir haben 600 Schülerinnen und die Klassenstärke beträgt in den unteren Klassen etwa 30 Schülerinnen
Das Testen verläuft bei uns ganz gut, da wir alles selbst organisieren. Wir Lehrkräfte haben online und live eine Demonstration einer Apothekerin bekommen, wie die Schnelltest zu bedienen sind und haben alle zeitgleich zu Hause einen Schnelltest (Nasenabstrich) an uns vorgenommen. Zwei Tage darauf haben wir mit dem Testen in der Schule begonnen. Bei dieser ersten Testung haben wir Lehrkräfte den Test gemeinsam mit den Schüler*innen durchgeführt, das heißt vorgemacht. Die SuS führen den Test an sich selbst durch. Die nächsten Male hat es gereicht, die einzelnen Schritte anzusagen, sodass die SuS wussten, was zu tun ist.
Das Testen läuft wie folgt ab:
1.Vorbereitung:
Kolleginnen bereiten in einem von uns extra dafür vorbereiteten Raum vorab Mensatabletts mit den nötigen Dingen vor (Einweghandschuhe für Lehrkräfte, Müllbeutel, abgezählte Testutensilien, Klassenliste aus der hervorgeht, wer die Einverständniserklärung zum Testen abgegeben hat). Ich hole mir als Lehrkraft zu den immer selben Stunden an den immer selben Tagen (zwei Mal die Woche) mein vorbereitetes Tablett ab. Dorthin bringe ich auch den Müll zurück und ggf Schülerinne, die positiv getestet wurden.
2. Testdurchführung:
Die Fenster werden geöffnet. Ich teile alle Utensilien an die SuS aus. Die warten, bis alles verteilt ist. Ich lese die Schritte vor, die zu tun sind (Das haben wir vorab übersichtlich in einer how-to-Übersicht mit den Infos der Apothekerin zusammengestellt). Die Bufferlösung wird geöffnet. Die SuS ziehen gleichzeitig ihre Maske ab, führen den Abstrich an der Nase durch, setzen die Maske wieder auf. (Dauer ohne Maske vllt 10 Sekunden) Die Teststäbchen werden mit der Bufferlösung verquirlt, diese wird auf das Testkit getropft. Die SuS werfen ihren Müll in den extra dafür vorgesehenen Müllbeutel und desinfizieren ihre Tische. Die Test kommen auf das Tablett, auf dem die Namen der SuS stehen. Das Tablett steht bei mir als Lehrkraft. Ich stelle mir einen Timer und lese das Ergebnis nach 15 Minuten ab. In der Zwischenzeit fahre ich mit dem Unterricht fort.
3. Ergebnisauswertung:
Ich überblicke die Testkits und überprüfe die Ergebnisse. Wenn alles negativ ist, kommen die Test in den Müll. Das Tablett kommt nach dem Ende der Stunde zurück in den Vorbereitungsraum und wird von mir desinfiziert. Wäre ein Ergebnis positiv, würde ich den Schüler/die Schülerin in den Raum begleiten, in dem die anderen Kolleg*innen „Bereitschaft“ haben und die Tabletts vorbereiten. Der Schüler/die Schülerin wartet dort, die Eltern werden informiert. Das Kind wird abgeholt.
4. Der Unterricht geht weiter. (Zumindest theoretisch).
Meines Erachtens nach läuft das Testen gut. Da unserer Räume recht groß sind, wir während des Testens lüften und das Abnehmen der Maske nicht länger als 10 Sekunden dauert, erschient mir das Risiko einer Ansteckung nicht größer, als während des normalen Unterrichts. Das ist aber sicher der Knackpunkt. Ob das gemeinsame Lernen in einem Raum nicht prinzipiell ein großes Risiko darstellt, ist wohl eher die Frage.
Das Testen lief heute nun zum vierten Mal und die Vorgänge sind schon recht eingespielt. Es ist durchaus möglich nebenher noch zu unterrichten. Sollte allerdings ein Test positiv sein, wäre die Konzentration wohl dahin.
Ein Problem in dieser Rechnung sind auch die SuS, bzw. die Eltern, die dem, Testen nicht zugestimmt haben. Das sind bei uns pro Klasse etwa 1 - 4 Schüler*innen. Diese SuS sitzen nämlich während des Testens an ihrem Tisch, warten bis alles vorbei ist und begeben sich danach ggf. mit den anderen negativ getesteten Kindern in die Gruppenarbeit oder auf den Pausenhof. Wir können diese Kinder ja nicht absondern. Für das Klima innerhalb der Klasse ist das auf sozialer Ebene durchaus schwierig.
Ein verbindliches Testen wäre damit nicht nur mit Blick auf die Pandemie nötig.
Ich hoffe, ich konnte euch ein gutes Bild von der Lage vor Ort verschaffen.
Vielen Dank für eure großartige Arbeit!
Liebe Grüße
Sophia Finke-Bork