Energie sparen - geht das nur beim Verkehr?

Gerne können wir die Diskussion an anderer Stelle fortführen. Deinen detaillierten Ausführungen würde ich im Großen und Ganzen zustimmen. Das Thema Größe der Blockchain kann man mit Sharding um einen kleineren linearen Faktor verbessern und mit rekursiven Zero-Knowledge Proofs (bspw. https://minaprotocol.com/) wohl vollständig in den Griff bekommen, ich sehe das aber aktuell eher als einen coolen Sandkasten für Krypto(graphie)-Fans und noch weit entfernt von einem Produktivsystem für die Massen.

Neben dem Thema technische Performance und Skalierbarkeit muss sich vermutlich auch gesellschaftlich noch viel ändern, bis bei großflächiger Verwendung von Kryptowährungen Geldwäsche, Steuerhinterziehung etc. kein Problem mehr sind. Studien besagen zwar, dass der Anteil an kriminellen Aktivitäten in Kryptowährungen auch nicht höher sind als in anderen Finanzsystemen, aber wenn Kryptowährungen die Regel bekämen, könnte ich mir vorstellen, dass das gerade von Steuervermeidern professionell genutzt werden könnte. Wegen der transparenten Datenhaltung in den meisten Kryptowährungen kann man zwar viele der Transaktionen auf die entsprechenden Nutzer rückverfolgen und so die weniger cleveren Ganoven findet, aber die Profis findet man eher nicht oder nur mit extrem hohem Aufwand.

Ich stimme Dir auch zu, dass es schön wäre, wenn von vornherein nicht Proof of Work, sondern etwa Proof of Stake bei Bitcoin zum Einsatz gekommen wäre. Leider ist Proof of Work aber viel leichter zu implementieren, diesen Aufwand hätte ohne den Hype vielleicht gar niemand auf sich genommen. Wenn man ein Verbot so designen könnte, dass es Proof of Work effektiv verhindert, wäre ich auch nicht abgeneigt, aber ich befürchte, dass es schwierig ist, das Abwandern von Minern in andere Länder zu verhindern. Außerdem gibt es durchaus Personen (zu denen ich nicht zähle), die der Ansicht sind, Proof of Work wäre das einzig sichere und dezentrale Verfahren für Kryptowährungen. Letztlich würde ich daher die Entscheidung, wo CO2 emittiert und Elektroschrott produziert wird, lieber dem Markt überlassen, durch entsprechende Besteuerung von selbigen, unabhängig vom der Anwendung, die dafür verantwortlich ist. Gerade im Fall von Kryptowährungen könnte ich mir vorstellen, dass das Durchsetzen von weltweiten Verboten sehr schwierig ist und man den Aufwand lieber in eine weltweite Bepreisung von umweltschädlichem Verhalten steckt. Die Idee mit der Verbotsandrohung könnte aber sogar klappen - wenn der Preis von Bitcoin sinkt, weil Spekulanten Angst vor einem Verbot haben (das hätten sie vermutlich schon auf europäischer + US-Ebene), sinkt auch der Energieverbrauch. Vielleicht ist der Effekt dann aber eher nur temporär.

Zum Thema Kryptowährungen sollte man vielleicht auch noch für’s Verständnis erwähnen, dass 99,99% aller Transaktionen, die im Bereich Krypto durchgeführt werden, tatsächlich nicht in der Blockchain landen, sondern von Intermediären getätigt werden.

In der Praxis laufen halt fast alle Krypto-Transaktionen über Trading-Portale. Wenn man jetzt in einem solchen Portal Bitcoins für 100 Euro kauft, wird das nie in der Blockchain landen, sondern das Trading-Portal schreibt den Betrag zum aktuellen Kurs deinem Konto bei diesem Portal gut und alle paar Stunden saldiert die Plattform sämtliche Käufe und Verkäufe und das Ergebnis dieser einen Saldierung landet dann in der Blockchain, daher: Der Kauf dieses Trading-Portals zum Ausgleich seines Saldos ist die einzige Transaktion, die in der Blockchain landet. Alles, was die Kunden machen, nicht.

Dieses Prinzip der Intermediären hebelt natürlich den eigentlichen Zweck der Blockchain ein Stück weit aus, ist aber eben der einzige Weg, wie eine Kryptowährung massentauglich skaliert werden kann. Die Intermediäre nehmen im Prinzip die Rolle der Banken ein, während die Blockchain bzw. die Kryptowährung die Zentralbank ist.

Da eine einzelne richtige Bitcoin-Transaktion über 1000 kwh an Strom braucht wird wohl auch klar, warum es nicht ohne Intermediäre funktionieren kann. Und die Stärke und Vertrauenswürdigkeit dieser Intermediäre entscheidet letztlich darüber, ob das System sinnvoll skalieren kann und der Sinn der Kryptowährungen erhalten bleibt. Kurzum: Ein maximal starker, maximal vertrauenswürdiger Intermediär, der z.B. ein vollständiges Krypto-Zahlungssystem für Supermärkte anbietet, kann natürlich Millionen User-Transaktionen durchführen, bevor er eine „richtige“ Blockchain-Transaktion zum Saldieren braucht, aber sämtliche Vorteile der Blockchain sind in diesem Falle halt für die User hinfällig, weil dieser Intermediär die gleiche Machtposition hätte, wie sie aktuell Banken haben - und von Staaten vermutlich auch zu ähnlich starker Überwachung verpflichtet würde.

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Was mich hat nicht wundert:
Tierische Nahrungsmittel stehen nicht auf deiner Liste und ich habe die im Verkauf auch bei anderen nicht gelesen:
Was könnte man erreichen, wenn das eingeschränkt würde😀
Biodiversität, Nahrungsmittelsicherheit, Umweltzerstörung, Bodenqualität, Energieverschwendung,…

Ja, total. Im Pitztal wollten sie mal eine Bergkuppe wegsprengen, um ihr (zugegebenermaßen recht kleines) Skigebiet mit dem Ötztaler Skigebiet zu verbinden. [NZZ]

Ich weiß gar nicht was aus dem Plan geworden ist, aber ich vermute nach der Pandemie werden sie ihn weiter verfolgen.

Um nach dem Exkurs zu Kryptowährungen wieder zum Verkehr zurückzukehren. Die Aussage:

stimmt zwar national betrachtet, aber individuell auf die Transportleistung bezogen nicht. Obwohl der CO2 Ausstoß leicht rückläufig ist, ist die Kilometerleistung in den letzten 30 Jahren von 500 auf kanpp 700 Milliarden Kilometer [Umweltbundesamt] gestiegen,. Und das bei immer schwereren luxuriöseren Autos.

Die Verkehrsrektor ist somit Opfer seiner eigenen Effizienz (Rebound-Effekt). Je sparsamer die Motoren, desto schwerer das Auto.

Ich denke daher hier kann nur eine CO2 Steuer helfen. Die Klimakosten müssen eingepreist werden.

Außerdem muss es für die Hersteller und Kunden irgendwie reizvoll werden bessere Kleinwagen zu bauen. Ich denke da an eine Gewichtssteuer oder vielleicht was anderes?

Mein persönliches Beispiel: momentan fahre ich ein/zwei mal im Monat mit dem Micra meiner Frau in die Arbeit. Eine Zumutung die ich mitmache, bis der Wagen das Zeitliche segnet. Danach werde ich ein größeres, schwereres Auto kaufen, weil mir folgende Punkte fehlen:

  • Motor-Leistung
  • Gute Klimaanlage
  • Ordentliche Sitze
  • Ordentliche Geräuschdämmung.

Kennt jemand ein Fahrzeug, dass obige Punkte mit <1000kg und <3.8m erfüllt? Gibt es eine andere Möglichkeit, als zum Beispiel eine Gewichts- und Längensteuer um Fahrzeughersteller dazu zu bringen solche Autos zu bauen? Warum regelt das der Markt nicht?

Schon klar. Aber es wird eben kein CO2 gespart, wenn die „Einsparungen“ sofort in dickere Motoren „investiert“ werden.

Na, deshalb:^^

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Keine Ahnung man müsste mal nachschauen wie die Dänen das getrieben haben, im Bereich Kopenhagen fahren fast ausschließlich Klein- und Kleinstwagen.

Da ist der Civic von meiner Frau fast schon groß dagegen.

Ernsthaft? Wann hat „der Markt“ jemals etwas anderes geregelt, als den Profit? Die Aufgabe „des Marktes“ sind weder Umweltschutz, noch das Sozialsystem, noch sonst was: Nichts, außer dem Profit. Profit ist die einzige Aufgabe „des Marktes“.

Frage: Was genau sollte denn deiner Meinung nach denn „der Markt“ hier regeln? Und wie?

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Der Markt stellt her was gekauft wird. Solange Otto Normal halt lieber groß und stark kauft, wird der Markt nicht freiwillig umstellen. Nachvollziehbar, man erinnere sich an den den Flop des 3 Liter Autos.

Steuern ausreichend rauf und das Problem löst sich von selbst. Aktuell sind wir verwöhnt.

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Und dabei noch zu kurz gedacht. Oder meint hier jemand das „der Kunde“ nur das kauft, was für ihn am Besten ist? Wenn ich mal, was selten vorkommt, Fernsehen und Werbung sehe, dann werden doch fast ausschliesslich große schwere Wagen beworben.

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Wer nach Werbung ein Auto kauft hat ohnehin die Kontrolle über sein Leben verloren. :wink:

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Ganz so kritisch sehe ich den freien Markt nicht. Der freie Markt ist ein fantastischer Optimierer, der immer das Maximum zwischen Preis und Wert findet. Der Markt versagt eigentlich nur, wenn Dinge (Umwelt, sozialer Frieden) nichts kosten.

Somit habe ich mir meine Frage schon selbst beantwortet. Es ist entweder nicht möglich ein komfortables Auto in weniger als 4m Länge zu packen, oder Menschen die bequeme Autos haben wollen, wollen auch große :frowning:

Ich denke auch. Steuern auf Maße, Masse und umweltschädliche Energie würden die Industrie zu kleinen und komfortablen Fahrzeugen führen und lässt sich eigentlich auf leicht argumentieren:

  • Steuern auf Länge kann man als Querfinanzierung für den bereitgestellten Straßen- und Parkraum sehen.
  • Steuern auf Masse kann man als Querfinanzierung für Straßenabnutzung und Reifenabrieb sehen.
  • Steuern auf umweltschädliche Energie wäre dann halt die CO2 Abgabe und was einem sonst noch dazu einfällt.

Nein, natürlich nicht. Aber ich denke die Freiheit auch mal Quatsch zu kaufen und sich hinterher zu ärgern sollte man dem Kunden lassen. Sonst kann der Markt nicht regeln.

Ginge schon nur dann kommt ein Zweisitzer ohne Laderaum raus ^^

Den will ja aber auch keiner.

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Weil „der Markt“ leider ebenjene Folgekosten nicht einpreist. Sie sprechen die Lösung im Beitrag bereits an: Klimakosten / Umweltfolgekosten müssten realistisch in ein Produkt und dessen Betrieb eingepreist werden, dann würde „der Markt“ genau das regeln.

In diesem Fall finde ich mich tatsächlich wieder, konnte aber meine Einschätzung zum Thema Markt verändern. Gerne möchte ich das kurz erläutern:

Wären wirklich alle Folgekosten eines Produktes in seinen Preis eingerechnet, könnten ineffiziente, schwere Fahrzeuge einen gewaltigen Nachteil haben. Das Problem: Profite werden eingesteckt, Verluste an die Gemeinschaft verteilt. Dadurch gibt es genau dieses Zerrbild. Noch vor 15 Jahren sind Leute mit 6-10 Zylinder Diesel SUVs (Tuareg, Porsche SUVs etc.) herumgekarrt, weil es ihnen einfach nicht genug weh getan hat an der Zapfsäule. Ein Teil dessen ist bspw. die Steuererleichterung auf Dieselkraftstoff in Deutschland. Heute tut das bereits deutlich mehr weh.

Mit einem realistisch bemessenen CO2-Preis und der Einpreisung von der Beseitigung der Ölpest im Meer haben wir ein noch viel deutlicheres Bild. Wenn wir dann noch dazu kommen, dass es auch „immaterielle Werte“ gibt, man diese und weitere Folgekosten einpreist (bspw. eine schöne Landschaft, Artenvielfalt, Erholung, Lärm- / Stresskrankheiten, Lungenkrebs durch Abgase etc.), wird das ganz schnell zu einem Umdenken führen.

Das doofe für den Blauwal ist halt, dass der kein Geld verdient. Was ich damit sagen will ist, dass der Verlust dieser immateriellen Werte ebenfalls einen gesellschaftlichen Preis hat, den man abbilden müsste. Dann hätten wir ganz schnell eine sehr, sehr prekäre Lage für alle SUV-Fahrer.

Weil der aktuelle Marktpreis nicht die gesamte Realität abbildet (siehe oben).

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Genau dieses (noch vor 25 Jahren eine Sonderausstattung) Luxusbauteil in einem Auto steigert den Spritverbrauch. Siehe hierzu

Fazit
Wer was für die Umwelt tun will fährt ein Auto ohne Klimaanlage

Edit
Heizung und Klimaanlage verringern die Reichweite bei E-Autos massiv.

Ja, das stimmt, aber ich bin kein Asket. :wink:

So ein bisschen Askese würde der Sache aber gut tun.
Wenn wir uns JETZT nicht freiwillig zurücknehmen werden wir in Zukunft von den Umständen dazu gezwungen. Das gilt ganz allgemein für alle Verbrauchsgüter, die wir benutzen als gäbe es kein Morgen.

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Das liest sich, wie wenn eine Klimaanlage überflüssiger Luxus wäre. wie z.B. ein über das ganze Jahr geheizter Whirlpool im Garten. Mit solcher Gleichmacherei diskreditiert man die an sich gute Sache. Eine Einsparung gewinnt nicht dadurch an Wert, wenn es ausreichend Askese verursacht.
Ein Kollege erzählt mir immer davon, wieviel Energie bei der Benutzung des Internet verschwendet wird. Gleichzeitig fährt er jeden Tag mit seinem fossilen Auto in der Gegend herum und hat sein Fahhrad verkauft.

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Damit wären alle Menschen die sich vor dem klimatisierten Automobil fortbewegt haben Asketen!?
Die Grundüberlegung ist aber doch „was ist der Standart“ und ist das was als Standart bezeichnet wird „gerechtfertigt?

Ein paar Standards die m.M. nach überdacht gehören:

  • kein Tempolimit
  • muss ich immer die „Wohlfültemperatur“ in meiner Umgebung erreichen?
  • muss ich überwiegend Fleisch essen?
  • muss ich 3 mal im Jahr in den Urlaub fliegen?

Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

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Wärmepumpe ist die Lösung, die hat jedes E Auto wegen der Effizienz und eine Klimaanlage ist nix anderes als eine umgedrehte Wärmepumpe, das klappt in beide Richtungen.

Einsparen finde ich generell gut, aber Askese und totaler Verzicht = nein, denn das ist einfach viel zu kurz gedacht!