Das stimmt zwar bezüglich des klassischem Lobbyismus, du beklagst hier aber die Popularität einer kostenlosen Onlinepetition - dafür braucht es nur 5 Minuten und eben ein bisschen Eigeninitiative…
Also wir zwei haben offensichtlich ein ganz anderes Verhältnis zu Geld. 1800€ monatlich reichen bei uns locker für Miete, Nebenkosten und Lebensmittel - das sind doch keine Peanuts?
Also im KH wird alles nach Tarif bezahlt, insofern verdienen Frauen und Männer absolut das gleiche. Trotzdem gehen (zumindest nach meiner nicht repräsentativen Beobachtung) auch bei uns Frauen häufiger und länger in Elternzeit und zwar weil sie das wollen. Sogar eine Kollegin, die als Fachärztin das doppelte Gehalt ihres Mannes (Pfleger) verdient ist seit 15 Monaten in Elternzeit.
Niemand hat behauptet mit nur einem Gehalt mittellos zu sein. Ich frag einfach mal zurück: Habt ihr euch damals Wohneigentum gekauft und konntet den Kredit mit einem Einkommen zurückzahlen? Wäre ich als Arzt vor 20 Jahren gestartet, hätte das ohne Probleme funktioniert, während die Vorstellung heute komplett illusorisch ist.
Ich denke, das Problem ist nicht so sehr, dass man wirklich in existenzielle Probleme gerät, sondern, dass sich die eigene Arbeit „nicht gelohnt“ hat.
Ich finde es sehr schräg, dass ein junges Paar mit 149.000 zvE einen massiven Vorteil (Wert von über 20.000€) gegenüber einem Paar hat, das 151.000€ zvE hat. Das gab es bei der alten Grenze natürlich auch schon, dort betraf es aber wirklich viel weniger Menschen. Natürlich wird dann in der Praxis rechtzeitig in Teilzeit gegangen oder „Luxus-Werbungskosten“ (legal English Sprachkurs in London etc.) produziert, wenn man knapp drüber liegt. Aber ist das wirklich ein Anreiz, den man setzen möchte? Dass mehr Arbeit sich weniger lohnt (insbesondere für gut verdienende Frauen)?
Ich würde es befürworten, wenn das Kindergeld bei steigendem Einkommen langsam abgeschmolzen wird, wenn schon an dieser Stelle gekürzt werden muss.
Dass es sich um Einzelfälle handeln mag, hilft leider der vom Einzelfall betroffenen Person wenig. Für die Betroffenen persönlich geht es um viel Geld, egal ob das nun viele andere betrifft oder nicht.
Und ja, einige bei LinkedIn haben den Unterschied zwischen zvE und brutto nicht verstanden.
Ich vermute, dass das in solchen Fällen (voreilig?) vorweggenommene Investitionen in den künftigen Lebensstandard sind, deren Voraussetzungen wegbrechen. Also der Kredit für das Haus usw., bei dem schon die neue Einkommenssituation zugrundegelegt wurde die durch den Nachwuchs dann aber doch länger auf sich warten lässt.
Das ist immer die leidige Diskussion wie man solche Grenzen gestalten sollte.
In Bereichen, wo es um unbillige Härten geht, sind solche 100 auf 0-Grenzen natürlich keine Option (z.B. Wohngeld, ALG-II-Aufstockung usw.). In diesen Bereichen müssen die Grenzen natürlich schleichend sein. Auch im Steuersystem haben wir in der Regel eher schleichende Grenzen (dh. wer über die Grenze zur „Reichensteuer“ kommt muss diese auch nur auf das Einkommen oberhalb dieser Grenze zahlen, nicht auf sein ganzes Einkommen).
Es muss aber klar sein, dass wenn wir hier eine langsam verlaufende Grenze hätten, diese nicht bei 150.000 anfangen würde, sondern vermutlich schon bei 100.000 oder 125.000 und sich dann z.B. bis 150.000 oder 175.000 aufbauen würde.
Die Frage ist aber: Welchen Sinn macht das?
Das Elterngeld generell ist ja so gestaltet, dass Mehrverdiener auch mehr Elterngeld bekommen. Würden jetzt Extremverdiener wieder langsam weniger Geld bekommen, hätten wir eine merkwürdige Glockenstruktur. Und was würde es jemanden, der z.B. 150.000 Euro zvE hatte wirklich bringen, wenn bei 150.000 Euro z.B. nur noch ein Elterngeldanspruch von 600 Euro bestehen würde? Also gerade bei den Einkommensgruppen, über die wir hier sprechen, macht ein „langsam mit steigendem Einkommen sinkender Elterngeldanspruch“ doch noch weniger Sinn, weil das, was dann oft übrig bleibt, Peanuts sind, die den Verwaltungsaufwand kaum wert sind.
Kurzum: Das Verhältnis von „verbleibendem Einkommen des Partners“ und „Elterngeld“ wäre in den meisten Fällen so ungünstig, dass sich der Bürokratieaufwand nicht lohnt. Daher kann ich schon verstehen, dass man sich hier für eine Cut-Off-Grenze entschieden hat.
wir haben nie Wohneigentum Erworben. Miete war berechenbarer.
Nach 12 Jahren Bundeswehr war der Arbeitsmarkt damals auch für Akademiker mau, da hatte sich mein Netto erstmal halbiert. Da plant man kein Wohneigentum.
Aber trotzdem liessem sich zwei kinder Grossziehen ohne grosse Staatliche Hilfen.
Habe das neulich auch in einem Podcast mit der Vorsitzenden der Julis gehört. Nach dem Studium würde einem doch sofort ein EFH zustehen. Und wenn es nicht langt dann wäre doch der Staat dran schuld.
Vielleicht kann man das lösen, in dem die Anfangsgehälter auf 50.000 deckelt, so die ersten drei Jahre. Schließlich gibt es genügend Jobs für Akademiker die starten mit etwas über 30.000.
Diese Differenz ist einfach unanständig. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn diese Menschen jede Bodenhaftung verlieren
Das ist dann eine bewusst getroffene persönliche Entscheidung. Und natürlich sind das Härtefälle, die man berücksichtigen muss. Momentan ist es ja auch so, dass man bei Zahlen, die die reale Situation nicht widerspiegeln, eigene Berechnungen einreichen kann. Die dann einzeln geprüft werden müssen, was leider dazu führt, dass die Auszahlung sich dann nach hinten verschiebt.
Auf der anderen Seite sind 1800€ nicht mal das Nettogehalt eines Mindestlohnempfängers, um mal die Relationen klar zu machen.
Und es sind auch gar keine 1800€, die unterliegen nämlich der Progression. Die Erhöhung deines Steuersatzes ist also noch abzuziehen.
Nicht wenn si Erfolg haben soll.
Dann musst du auch entsprechend „Werbung“ für deine Petition machen, was deutlich länger dauert als die 5 Minuten die du der Aktion zugestehen willst.
Und da sind wir wieder sehr schnell bei Netzwerk und Reichweite und die gibt’s auch nicht gratis oder in 5 Minuten.
Und wieso sollten dir dann sämtliche Nebenkosten gezahlt werden, während Normalverdiener wirklich zurück stecken müssen beim Elterngeld. Ja wir haben andere Beziehungen zu Geld, nämlich ob man einem Bürger auch mal zumuten kann von seinem enormen Gehalt selbst etwas zu sparen fürs Kind und dich eben einen anderen Lebensstil zu leisten.
Wenn man sich noch so gut an die Zeit erinnert und Kinder will, wieso kann man dann nicht im ersten Jahr das Geld zurück legen und einen etwas sparsamen Lebensstil pflegen? Für mich klingt das nach: ich will mein Geld ausgeben und der Staat soll mir aber den Lebensstil dann mit Kind weiter bezahlen. Also das ist wirklich fragwürdig.
Klar, mit der Argumentation können wir das Elterngeld ersatzlos streichen.
Für den Bezug muss allerdings zunächst das Vermögen bis auf das „Schonvermögen“ aufgebracht werden.
Ich hoffe doch, dass Ärzte keine Kindeswohlgefährdung betreiben, weil einige Gutverdiener Geld über Kindeswohl stellen. Das ist dann schlicht kriminell von den Eltern und Ärzten.
Das war nicht meine Intention. Sondern es ging mir darum, dass viele sich so darstellen, dass es ohne das Elterngeld um die Existenz geht. Also quasi als Aspekt für die Fälle, wo es wirklich kritisch sein sollte. Nicht schön aber eben nicht Null.
Bei allen anderen mit Vermögen muss ich sagen, dass das doch gerade eben durch und parallel zu einem hohes Gehalt aufgebaut wurde. Da sollte es doch erst recht möglich sein auch eine Zeit von bis zu einigen Monaten auch daraus zu finanzieren.
Ich wollte mich hier eigentlich raushalten, aber dein Kommentar verursacht bei mir Stirnrunzeln.
Eine Schwangerschaft dauert im Allgemeinen 40 Wochen. Aktuell sind wir in KW 27. Bis KW 52 sind es noch 25 Wochen. Alle Frauen, die jetzt in Woche 15 oder größer sind, werden aller Voraussicht nach ohnehin vor dem Jahreswechsel entbinden.
Je nach Krankenhaus wird empfohlen zwischen der 16. und der 30. Woche sich um Hebamme und oder Krankenhaus zu bemühen.
Das bedeutet, die von der neuen Regelung Betroffenen, sind noch gar nicht so weit, dass sie ein Krankenhaus suchen sollten (zumal mir Krankenhäuser, die Kaiserschnitte auf Anfrage anbieten ohnehin suspekt sind).
Da zudem die Regelung erst seit Anfang der Woche publik ist und die Zielgruppe mit 5% relativ klein ist, halte ich eine solche Aussage für äußerst grenzwertig belastbar.
Sicher, vereinzelt wird es solche Eltern geben. Aber ich hoffe das werden eher anekdotische Einzelfälle.
Naja, wenn die Geburt Anfang 2024 ansteht bleibt immerhin die zweite Jahreshälfte 2023 um (je nach Möglichkeit im Arbeitsmodell) Stunden zu reduzieren. Denn maßgeblich wäre dann die Steuererklärung 2023 (selbst wenn die zum Elternzeit-Antritt noch nicht vorliegt). Gerade wenn man noch etwas weiter von der 150.000 Grenze entfernt liegt, ist der Weg über die Arbeitszeitreduzierung ggf. der einzige.
Das sind aber dann nur ein kleiner Anteil. Die meisten werden noch zwei Monate oder weniger haben. Da ist der Weg der Altersvorsorge o. ä. erstens weitsichtiger und zweitens einfacher.
Ich finde es erstaunlich, wie viele Menschen mit über 180.000,- Brutto im Jahr scheinbar in die „Armut“ rutschen, weil 1800,-€ wegfallen für 11 Monate. Wie genau bewerten wir dann die finanzielle Situation der sehr vielen Menschen die weit unter diesem enormen Einkommen liegen? Das wirkt schon alles sehr wie Solidarität, solange ich davon am meisten mitnehmen kann. Da sieht man auch, dass es über die letzten Jahrzehnten zum Glauben geworden ist, dass wenn man viel Geld hat einem auch immer noch mehr Geld zusteht. Ich möchte hier auch nochmal deutlich betonen, dass die Lenkungswirkung des Elterngelds in den oberen Einkommensregionen am meisten versagt hat. Von daher wurde es sogar Zeit dieses Instrument zu streichen. Man sollte ehr darunter das Elterngeld ausbessern, zum Beispiel 100% Lohnausgleich wenn beide paritätisch Elternzeit nehmen, ansonsten wird es prozentual immer weniger. Wenn ein Partner eben die ganze Elternzeit will, gibt es nur 50% Lohnausgleich usw.
Und wenn man nicht hinkommt, reden wir anscheinend nicht mehr von 150.000€, sondern gehen eher in Richtung 200.000€. Und da gilt natürlich dann analog: Je mehr ich verdiene, desto eher wird mir der Chef Steine in den Weg legen, wenn ich jetzt von einem Tag auf den anderen meine Stunden reduzieren möchte, zumal mit der von allen Chefs gern gehörten Anmerkung: ich bin schwanger
Heute morgen einen intetessanten Bericht in der Tageszeitung gelesen, von einer Sozialwissenschaftlerin Lina (?) Krömer.
es gibt wohl recht aktielle Befragungen zum Thema.
Ziel des Elterngeldes sei es ja gewesen, die Elternzeit gleichmässiger aufzuteilen, nicht das Kinderkriegen zu subventionieren.
eine Erkenntnis war, das Männer im Schnitt maximal 2-3,5 Monate Elternzeit nutzen. allerdings nicht aus primär finanziellen Gründen, sondern weil sie Karrierenachteile befürchten. Hier stehen dann eher die Arbeitgeber im Fokus.
Daher komnt es eher zu klassischen Rollenverteilungen der Elternzeit.
Frau Krömer meint auch, das ein Elterngeld besonders in den Einkommenregionen über 150.000€ keinerlei Lenkungswirkung habe, daher im Grunde eh überflüssig sei.
Bestätigt somit einige Punkte hier.
Die Problematik ist eine Andere. Ein junges Paar kauft sich eine Immobilie. Die Finanzierung basiert oft auf dem jetzigen Einkommen des Paares (180.000€).
Nun kommt erfreulicherweise Nachwuchs. Damit bricht wahrscheinlich ein Großteil des Einkommens weg. Damit ist die Finanzierung stark gefährdet, da besonders am Anfang der Finanzierung die höchsten Zahlungen zu leisten sind (erste 10 Jahre) Die 1800€/Monat mildert dieses wieder ab.
Die Folgen sind, dass Gutverdiener noch einen Grund haben, keine Kinder zu bekommen oder wesentlich später.
Dieses gilt übrigens nicht, wenn nur ein Partner ein hohes Einkommen hat (>75%). Dann fällt dieser Anreiz weg. Das Berühmte Beispiel ist die Sprechstundenhilfe mit dem Arzt.
Die Lösung ist eigentlich relativ einfach. Freie und ausreichende Krippen- und Kitaplätze ab 6 Monate.
Dann kann man sich das ganze Elterngeld sparen.