Vielen Dank für das Trennen der Therads. Dass wir hier von einer Diskussion ums Elterngeld auf eine Diskussion um gerechte Einkommensverteilung gekommen sind, ist etwas seltsam.
Schließlich ist Elterngeld keine Sozialleistung. Es soll vor allem mehr Gleichberechtigung bringen. Dass dieses Ziel durch die neue Regelung kompromittiert wird, sagen nicht nur die Wirtschaftsweisen, sondern das bestreiten noch nicht mal Grüne und FDP. Sie haben halt nur aktuell keinen besseren Vorschlag, auf den sich beide einigen können.
Sowohl die das „Arm-rechnen“ von Gutverdienern als der Hinweis darauf, dass diese Gutverdiener das Elterngeld ja nicht zum Überleben brauchen geht daher m.E. völlig am Thema vorbei.
Worüber man sich in der Tat streiten kann ist, wie groß der negative Effekt dieser Neuregelung ist. Durchaus möglich, dass er kaum ins Gewicht fällt. Ein geschicktes Gesetz sieht allerdings anders aus.
In der aktuellen Debatte sehe ich aber eher ein Abwägen, an wen die begrenzten Mittel verteilt werden – und Kinder aus der Armutsspirale zu holen, verringert die Folgekosten drastisch und ist auch mit Blick auf die Chancengleichheit aller immens wichtig.
fairerweise muss man sagen, dass Care-Arbeit in den betroffenen Einkommensklassen oft ausgelagert wird, etwa an Haushalthilfe, Babysitterin oder Au-pair. Die Elternzeit selbst wird von entsprechenden Vätern gerne für Urlaub genutzt.
Wie Christian Lindner, der im Interview sagte, dass er natürlich auch zwei Monate Eltern Zeit nehmen würde, da er dann mal Zeit zum angeln hätte.
Dieses Ziel hat es allerdings nie in den hohem Einkommensbereichen erreicht, sondern maximal die 2 Monate Partnerelternzeit. Von daher ist es mit dem Argument sogar überfällig gewesen die Grenze runterzusetzen.
Das hattest du schon mal erwähnt. Gibt es dazu eine Quelle? Die Wirtschaftsweisen scheinen genau in die andere Richtung zu argumentieren (Quelle s.o.):
„Die Wirtschaftsweisen halten eine Senkung der Einkommensgrenze im Elterngeld für kontraproduktiv. Nach Einführung des Elterngelds hätten deutlich mehr Frauen mit höherem Einkommen und höherem Bildungsniveau Kinder bekommen, argumentierten sie. Zudem beteiligten sich die Väter häufiger an der Betreuung.“
Wir gesagt, das Elterngeld wird bei Gutverdienern nicht der entscheidende Faktor sein, dafür ist es dank Deckelung zu gering.
Und Väter in Elternzeit sind immer noch die Ausnahme. Auch da hat das Elterngeld nichts gravierendes geändert.
Ihr habt Recht, dass Väter effektiv praktisch nur max. die 2 Monate Elternzeit nehmen. Sorry @Tris.
Auch wenn das wenig ist, erlebe ich es zumindest im persönlichen Umfeld als Türöffner - sprich je normaler es wird, dass Väter zumindest etwas Elternzeit nehmen, desto mehr Präzedenzfälle gibt es, wo daraus ein halbes Jahr wird. Gerade weil sich in diesen Fällen zeigt, dass keine beruflichen Nachteile entstehen.
Das Argument, dass Väter oft nicht aus finanziellen Gründen die Elternzeit verweigern, sondern wegen Angst im Job ist sicher auch valide. Auch da kenne ich inzwischen allerdings genügend Beispiele - gerade in Städten mit hohen Mieten oder einem Hauskredit - wo das auch bei Gutverdienern anders ist.
Da verfängt das nicht real existente Narrativ der FDP, dass es angeblich jeder ja dahin schaffen könnte. Mit diesem Slogan haben Sie ja auch zuletzt bei der Wahl viele junge Menschen angelockt. Ich hoffe einfach diese Petition wird einfach politisch ignoriert.
Möglicherweise hängt dieses wirre Verhalten auch damit zusammen:
Und wer weiß wie viele die Petition unterstützen, die schon über der alten Grenzen lagen in der Hoffnung, dass sogar diese dann ja fallen können. Man sollte nicht die Habgier von Menschen unterschätzen, die eigentlich mehr als genug haben.
Das wäre tatsächlich nicht schlecht.
Bei Kind gibt es für 1 Jahr Betrag X, für 2 Jahre Betrag X/2. Einzige Bedingung: Einkommen kleiner als Y.
Trotzdem sollten „die reichen“ nicht zusätzlich profitieren. Wenn das Geld nicht benötigt wird, ist es ausschließlich eine steuerlich finanzierte Privatvermögenerweiterung.
So plötzliche Cuts wie nun sind natürlich unschön für bestehende Planungen. Die Einschnitte, die die Betroffenen erleiden müssen, sind jedoch vom anderen Kaliber als sie am anderen Ende der Bezieher gelebt werden.
Irgendwo muss eine Grenze gezogen werden; das geht auch bei Pauschalen.
Und zack geht der Verwaltungsaufwand wieder durch die Decke. Klar, für den Angestellten, der dieses Jahr so viel verdient, wie das letzte, ist Einkommen vielleicht noch berechenbar… aber schon beim Selbstständigen ist das kompliziert.
Und wofür? Um dem extrem gutverdienenden, der für Elterngeld auf sehr viel Einkommen verzichten würde, nichts zu „schenken“…
Wäre ja eher die Frage, welche Gehaltsgruppen bedürfen grundsätzlich einer staatlichen Förderung? Zu welchem Zweck und mit welchem Ziel?
Wenn man einerseits sagt, rund 13€ Mindestlohn sind ausreichend (aus Sicht derer, die Löhne zahlen), aber beim Versuch Zuwendungen wie das Dienstwagenprivileg oder Elterngeld zu reduzieren und zu begrenzen, denken sogar die oberen 10 % unserer Einkommenspyramide reflexhaft an Mittellosigkeit.
Bissl paradox ist das schon…
Einerseits erhöht man gerne Steuern und Abgaben (gesteuert durch eine üppige Verwaltung), gibt es als Staat auf der anderen Seite aber mit der Giesskanne wieder relativ wahllos aus. So wirklich logisch ist das nicht, oder?
Das sind dann wieder diese neidmotivierten Argumente, die sicherlich wenig Menschen überzeugen, die davon betroffen wären.
Sofern die Höhe des Elterngeldes weiterhin auf 1.800€ (zzgl. Geschwisterbonus etc.) gedeckelt ist und man diese bei durchschnittlich 2.770€ maßgeblichen Durchschnittseinkommen bekommt, ersetzt dies bei weitem nicht den finanziellen Verlust den Gutverdiener während der Elternzeit haben. Brauchen tun sie es im Regelfall sicherlich nicht.
Aber warum verlangt man von diesen, dass sie die Elternzeit aus eigenem Ersparten finanzieren? Es geht doch um Zeit für das Kind! Und die Anzahl der Fälle um die es geht…. ist diese Diskussionsenergie nicht für andere Themen besser angewandt?
Btw: Einkünfte aus einer PV-Anlage werden sinnigerweise auch auf das Elterngeld angerechnet und kürzen dieses entsprechend. Viele ältere Anlagen haben noch entsprechend hohe Einspeisevergütungen.
Wie du richtig erkennst ist es eine Wertung bzw. Meinung und keine Tatsachenbehauptung…
… und für Meinungen sind nicht zwangsläufig Nachweise nötig, gerade wenn es um die Einschätzung von z.B. moralischer Integrität geht.
Das „Jeder kann vom Tellerwäscher zum Millionär werden, wenn er nur hinreichend fleißig ist“-Narrativ, welches klassischerweise den US-Kapitalismus rechtfertigt und auch von der FDP unter dem Mantel der „theoretischen Chancengleichheit“ genutzt wird, um eine „tatsächliche Chancengleichheit“ zu verhindern, kann man durchaus nachvollziehbar als Verlogen bezeichnen.
Insofern ist es im Rahmen der Forenregeln zwar eine grenzwertig scharfe Formulierung, andererseits ist gerade der politische Diskurs von scharfen Formulierungen und Meinungskämpfen geprägt, sodass ich eine scharfe Formulierung wie die von Tris verwandte noch für zulässig halte. Wie sehen die anderen Nutzer und Moderatoren das?
Wenn der Staat Geld verteilt, muss er es auch wieder reinholen.
Und das ist beim Gießkannenprinzip problematisch.
Denn zwangsläufig finanziert der Geringverdiener den Gutverdiener mit. Oder der Gutverdiener muss mehr Steuern zahlen, damit er das mehr dann auch rauskriegen kann.
Er profitiert also kurz während der Elternzeit, zahlt im Laufe des Berufslebens aber mehr als er zurückbekam.
Darum braucht es für die Gießkanne immer sehr gute Gründe.
In jedem Fall ist der Aufwand extrem reduziert.
Abgefragt werden muss das Geburtsdatum des Kindes, die Wahl der Länge (1/2 Jahre) des Bezugs und die Höhe des Einkommens.
Da kann man kaum etwas falsch machen, was Korrekturen für die Mehrheit der Anträge ausschließt.
Aber sei’s drum. Da sind wir nicht. Den Gedanken, das pauschaler zur gestalten, finde ich sehr gut.
(EDIT1)Wobei…
Solche Pauschalen werden immer wieder hier im Forum gefordert, um dies oder das zu erleichtern. Das ist ok für mich. Aber wenn man vieles pauschalisiert, dann kann man doch gleich ein Grundeinkommen durchdrücken.
(EDIT2)
Und ja, wenn man das dann durchdrückt, dann hat man so viel Verwaltungskraft frei, dass man es schafft, es nur den unteren X% (Der Einkommen?, z.b. 50,60,70, X%) zukommen zu lassen.
Argument teile ich grundsätzlich. Aber hier geht es ja um Zeit für die Betreuung & Erziehung des Kindes durch die Eltern.
Und die Kinder sollten uns dies wohl wert sein. Sorry, aber hier wird andauernd von unterschiedlichen Rahmenbedingungen geschrieben und Ungleichheit. Und dann sollen Kinder ggf. auf Elternzeit verzichten müssen, weil ihre Eltern zu viel verdienen? Das finde ich noch ärmlicher, als wenn Gutverdiener keine Elternzeit machen, weil weil sie nur 1.800€ in der Zeit kriegen.
Gerade bei uns in D sollten wir Kinder noch viel mehr fördern!