Das finde ich weiterhin die falsche Frage. Entscheidender fände ich die Frage, ob durch die neue Elterngeldregelung die richtigen Anreize gesetzt werde. Ist ja OK Gutverdiener stärker zu belasten, aber warum belaste ich Gutverdiener mit Kindern stärker, ändere aber nichts bei denen ohne Kinder?
Kritik dazu auch von den Wirtschaftsweisen [1]. Die sprechen sich stattdessen für eine Reform des Ehegattensplittings aus.
Wenn du dir mal die Regelungen um Hartz 4 aus der Nähe ansehen musstest, dann wird das schnell klar. Wir hatten hier mal den ‚Ein-Euro-Job‘ als Zwangsmaßnahme. Man hat, über die Jahre, die Sozialleistungen so wenig mit dem Wirtschaftswachstum (aka ~ Inflation) steigen lassen, dass ein abrutschen da hin einfach den kompletten ab und ausstieg aus der Gesellschaft bedeuten kann (und für viele Bedeutet).
Darum ist die Zurückhaltung derer, mit einem guten bis sehr guten Auskommen (ab Haushalt 130K in Großstadt), wenn es um die Erhöhung des Mindestlohnes oder anderer Sozialleistungen geht auch nur mit erfolgreicher Propaganda oder fehlender Bildung der selbst definierten Mittelschicht zu erklären. Entweder dadurch wird weniger Sozialleistung in Anspruch genommen und/oder das Geld wird sehr schnell in Umlauf gebracht. Das tun die selbst erklärten Mittelschichtler ja nicht mehr so viel (auf dem lokalen Markt).
Aber hey, diese Leute erklären uns dann immer nach Markus Lanz wie die Wirtschaft funktioniert. Es ist - pardon my French - zum Kotzen was da an 4d Schach aufgefahren wird. Was auch zum Kotzen ist: Die entweder oder Rhetorik. Dass es kein Elterngeld bei 300K im Jahr mehr gibt, geschenkt, aber je näher man an die Grenze kommt, desto weniger klar ist das definiert und um so öfter höre ich: Euch kann man es wegnehmen, weil es für die Kinder Grundsicherung gebraucht wird. So weit zu denken um Fragen zu stellen wie z.B. gibt es denn so viele Wohlhabende Pärchen, zwischen 150K und 300K dass sich daraus 240 Millionen (dachte ich hatte das gelesen) Einsparungen ergeben, die wohl dafür benötigt werden?
Was hier passiert ist: man spielt Menschen gegeneinander aus, die eigentlich wirklich sehr viele Interessen hätten miteinander zu agieren statt sich hier von einem offensichtlich fachlich stark überforderten Finanzminister gegeneinander ausspielen zu lassen und das Sommerlich hier mit 389 Posts zu füllen (ja, ich meine mich hiermit auch selber).
Vielen Dank für das Trennen der Therads. Dass wir hier von einer Diskussion ums Elterngeld auf eine Diskussion um gerechte Einkommensverteilung gekommen sind, ist etwas seltsam.
Schließlich ist Elterngeld keine Sozialleistung. Es soll vor allem mehr Gleichberechtigung bringen. Dass dieses Ziel durch die neue Regelung kompromittiert wird, sagen nicht nur die Wirtschaftsweisen, sondern das bestreiten noch nicht mal Grüne und FDP. Sie haben halt nur aktuell keinen besseren Vorschlag, auf den sich beide einigen können.
Sowohl die das „Arm-rechnen“ von Gutverdienern als der Hinweis darauf, dass diese Gutverdiener das Elterngeld ja nicht zum Überleben brauchen geht daher m.E. völlig am Thema vorbei.
Worüber man sich in der Tat streiten kann ist, wie groß der negative Effekt dieser Neuregelung ist. Durchaus möglich, dass er kaum ins Gewicht fällt. Ein geschicktes Gesetz sieht allerdings anders aus.
In der aktuellen Debatte sehe ich aber eher ein Abwägen, an wen die begrenzten Mittel verteilt werden – und Kinder aus der Armutsspirale zu holen, verringert die Folgekosten drastisch und ist auch mit Blick auf die Chancengleichheit aller immens wichtig.
fairerweise muss man sagen, dass Care-Arbeit in den betroffenen Einkommensklassen oft ausgelagert wird, etwa an Haushalthilfe, Babysitterin oder Au-pair. Die Elternzeit selbst wird von entsprechenden Vätern gerne für Urlaub genutzt.
Wie Christian Lindner, der im Interview sagte, dass er natürlich auch zwei Monate Eltern Zeit nehmen würde, da er dann mal Zeit zum angeln hätte.
Dieses Ziel hat es allerdings nie in den hohem Einkommensbereichen erreicht, sondern maximal die 2 Monate Partnerelternzeit. Von daher ist es mit dem Argument sogar überfällig gewesen die Grenze runterzusetzen.
Das hattest du schon mal erwähnt. Gibt es dazu eine Quelle? Die Wirtschaftsweisen scheinen genau in die andere Richtung zu argumentieren (Quelle s.o.):
„Die Wirtschaftsweisen halten eine Senkung der Einkommensgrenze im Elterngeld für kontraproduktiv. Nach Einführung des Elterngelds hätten deutlich mehr Frauen mit höherem Einkommen und höherem Bildungsniveau Kinder bekommen, argumentierten sie. Zudem beteiligten sich die Väter häufiger an der Betreuung.“
Wir gesagt, das Elterngeld wird bei Gutverdienern nicht der entscheidende Faktor sein, dafür ist es dank Deckelung zu gering.
Und Väter in Elternzeit sind immer noch die Ausnahme. Auch da hat das Elterngeld nichts gravierendes geändert.
Ihr habt Recht, dass Väter effektiv praktisch nur max. die 2 Monate Elternzeit nehmen. Sorry @Tris.
Auch wenn das wenig ist, erlebe ich es zumindest im persönlichen Umfeld als Türöffner - sprich je normaler es wird, dass Väter zumindest etwas Elternzeit nehmen, desto mehr Präzedenzfälle gibt es, wo daraus ein halbes Jahr wird. Gerade weil sich in diesen Fällen zeigt, dass keine beruflichen Nachteile entstehen.
Das Argument, dass Väter oft nicht aus finanziellen Gründen die Elternzeit verweigern, sondern wegen Angst im Job ist sicher auch valide. Auch da kenne ich inzwischen allerdings genügend Beispiele - gerade in Städten mit hohen Mieten oder einem Hauskredit - wo das auch bei Gutverdienern anders ist.
Da verfängt das nicht real existente Narrativ der FDP, dass es angeblich jeder ja dahin schaffen könnte. Mit diesem Slogan haben Sie ja auch zuletzt bei der Wahl viele junge Menschen angelockt. Ich hoffe einfach diese Petition wird einfach politisch ignoriert.
Möglicherweise hängt dieses wirre Verhalten auch damit zusammen:
Und wer weiß wie viele die Petition unterstützen, die schon über der alten Grenzen lagen in der Hoffnung, dass sogar diese dann ja fallen können. Man sollte nicht die Habgier von Menschen unterschätzen, die eigentlich mehr als genug haben.
Das wäre tatsächlich nicht schlecht.
Bei Kind gibt es für 1 Jahr Betrag X, für 2 Jahre Betrag X/2. Einzige Bedingung: Einkommen kleiner als Y.
Trotzdem sollten „die reichen“ nicht zusätzlich profitieren. Wenn das Geld nicht benötigt wird, ist es ausschließlich eine steuerlich finanzierte Privatvermögenerweiterung.
So plötzliche Cuts wie nun sind natürlich unschön für bestehende Planungen. Die Einschnitte, die die Betroffenen erleiden müssen, sind jedoch vom anderen Kaliber als sie am anderen Ende der Bezieher gelebt werden.
Irgendwo muss eine Grenze gezogen werden; das geht auch bei Pauschalen.
Und zack geht der Verwaltungsaufwand wieder durch die Decke. Klar, für den Angestellten, der dieses Jahr so viel verdient, wie das letzte, ist Einkommen vielleicht noch berechenbar… aber schon beim Selbstständigen ist das kompliziert.
Und wofür? Um dem extrem gutverdienenden, der für Elterngeld auf sehr viel Einkommen verzichten würde, nichts zu „schenken“…
Wäre ja eher die Frage, welche Gehaltsgruppen bedürfen grundsätzlich einer staatlichen Förderung? Zu welchem Zweck und mit welchem Ziel?
Wenn man einerseits sagt, rund 13€ Mindestlohn sind ausreichend (aus Sicht derer, die Löhne zahlen), aber beim Versuch Zuwendungen wie das Dienstwagenprivileg oder Elterngeld zu reduzieren und zu begrenzen, denken sogar die oberen 10 % unserer Einkommenspyramide reflexhaft an Mittellosigkeit.
Bissl paradox ist das schon…
Einerseits erhöht man gerne Steuern und Abgaben (gesteuert durch eine üppige Verwaltung), gibt es als Staat auf der anderen Seite aber mit der Giesskanne wieder relativ wahllos aus. So wirklich logisch ist das nicht, oder?