Elterngeldstreichung

Das sind aber dann nur ein kleiner Anteil. Die meisten werden noch zwei Monate oder weniger haben. Da ist der Weg der Altersvorsorge o. ä. erstens weitsichtiger und zweitens einfacher.

Definitiv. Wenn man damit hinkommt.

Ich finde es erstaunlich, wie viele Menschen mit über 180.000,- Brutto im Jahr scheinbar in die „Armut“ rutschen, weil 1800,-€ wegfallen für 11 Monate. Wie genau bewerten wir dann die finanzielle Situation der sehr vielen Menschen die weit unter diesem enormen Einkommen liegen? Das wirkt schon alles sehr wie Solidarität, solange ich davon am meisten mitnehmen kann. Da sieht man auch, dass es über die letzten Jahrzehnten zum Glauben geworden ist, dass wenn man viel Geld hat einem auch immer noch mehr Geld zusteht. Ich möchte hier auch nochmal deutlich betonen, dass die Lenkungswirkung des Elterngelds in den oberen Einkommensregionen am meisten versagt hat. Von daher wurde es sogar Zeit dieses Instrument zu streichen. Man sollte ehr darunter das Elterngeld ausbessern, zum Beispiel 100% Lohnausgleich wenn beide paritätisch Elternzeit nehmen, ansonsten wird es prozentual immer weniger. Wenn ein Partner eben die ganze Elternzeit will, gibt es nur 50% Lohnausgleich usw.

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Und wenn man nicht hinkommt, reden wir anscheinend nicht mehr von 150.000€, sondern gehen eher in Richtung 200.000€. Und da gilt natürlich dann analog: Je mehr ich verdiene, desto eher wird mir der Chef Steine in den Weg legen, wenn ich jetzt von einem Tag auf den anderen meine Stunden reduzieren möchte, zumal mit der von allen Chefs gern gehörten Anmerkung: ich bin schwanger

Heute morgen einen intetessanten Bericht in der Tageszeitung gelesen, von einer Sozialwissenschaftlerin Lina (?) Krömer.
es gibt wohl recht aktielle Befragungen zum Thema.
Ziel des Elterngeldes sei es ja gewesen, die Elternzeit gleichmässiger aufzuteilen, nicht das Kinderkriegen zu subventionieren.
eine Erkenntnis war, das Männer im Schnitt maximal 2-3,5 Monate Elternzeit nutzen. allerdings nicht aus primär finanziellen Gründen, sondern weil sie Karrierenachteile befürchten. Hier stehen dann eher die Arbeitgeber im Fokus.
Daher komnt es eher zu klassischen Rollenverteilungen der Elternzeit.
Frau Krömer meint auch, das ein Elterngeld besonders in den Einkommenregionen über 150.000€ keinerlei Lenkungswirkung habe, daher im Grunde eh überflüssig sei.
Bestätigt somit einige Punkte hier.

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Die Problematik ist eine Andere. Ein junges Paar kauft sich eine Immobilie. Die Finanzierung basiert oft auf dem jetzigen Einkommen des Paares (180.000€).
Nun kommt erfreulicherweise Nachwuchs. Damit bricht wahrscheinlich ein Großteil des Einkommens weg. Damit ist die Finanzierung stark gefährdet, da besonders am Anfang der Finanzierung die höchsten Zahlungen zu leisten sind (erste 10 Jahre) Die 1800€/Monat mildert dieses wieder ab.
Die Folgen sind, dass Gutverdiener noch einen Grund haben, keine Kinder zu bekommen oder wesentlich später.
Dieses gilt übrigens nicht, wenn nur ein Partner ein hohes Einkommen hat (>75%). Dann fällt dieser Anreiz weg. Das Berühmte Beispiel ist die Sprechstundenhilfe mit dem Arzt.

Die Lösung ist eigentlich relativ einfach. Freie und ausreichende Krippen- und Kitaplätze ab 6 Monate.
Dann kann man sich das ganze Elterngeld sparen.

Wie wäre es stattdessen, keine Immobilie zu kaufen, oder wesentlich später?

Anders als beim Kinderkriegen gibt es da immerhin keine biologischen Probleme, die ab gewissem Alter das Vorhaben deutlich erschweren.

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Ja mit exakt der gleichen Begründung, mit der ihr das Elterngeld mitgenommen habt um Elternzeit und Hauskredit zusammen stemmen zu können. Ich will hier ja keine Extrawurst. Warum fandest du das Elterngeld für dich denn gerecht? Du hättest jetzt auch nicht unbedingt einen Hauskredit abzahlen müssen während ihr ein Kind erwartet, sondern einfach noch ein paar Jahre mieten können… Da du offenbar ein Eigenheim besitzt bist du übrigens vermögender als ich.

Meine Frau und ich liegen knapp oberhalb der Grenze weil zu unseren Einkommen die Schichtzulagen von den zahlreichen Wochenend- und Nachtdiensten sowie massenhaft Überstunden oben drauf kommen. Kein Arzt den ich kenne ist glücklich über diese enorme körperliche, psychische und soziale Belastung, die aber zur Aufrechterhaltung des Betriebs von Intensivstation und NFA notwendig ist. Über die Weiterbildungsordnung wird man leider gezwungen in diese Bereiche zu rotieren. Wenn wir dafür jetzt auch noch mit dem Wegfall des Elterngeldes bestraft werden mache ich das schlicht und einfach nicht mehr mit sobald die Mindestzeit durch ist.

Da hätte ich gerne mal ein Quelle. Laut diesem Artikel in der TAZ (wahrlich keine Zeitung die für die Interessen der Gutverdienern wirbt) scheint das nämlich nicht zu stimmen.

Link zur TAZ

Denn es gibt nur eine Gruppe, bei denen die elternzeitnehmenden Väter vorne liegen: die der Eltern mit hohem Voreinkommen. Von allen, die den höchst möglichen Elterngeldsatz von 1.800 Euro pro Monat bekommen, sind mehr als 60 Prozent Männer.

Zeigt das nicht, dass einfach Männer besser verdienen? Der individuelle Bezug ist doch wieder vom Einkommen der Einzelperson abhängig. Weiter oben ist schon darauf hingewiesen worden, dass Männer in der Einkommensregion nur kurz Elternzeit nehmen.

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:slight_smile:
Also lieber Miete und keine Altersvorsorge? Je später man in Deutschland eine Immobilie kauft, desto teuerer ist diese Immobilie. Da hilft auch kein ansparen oder Ähnliches.
Komische Entscheidungsfindung

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Wieso wesentlich später?

Wenn einzig die Immobilienfinanzierung der ausschlaggebende Punkt ist warum das Elterngeld über 150k weiter bleiben soll, kann man doch auch genausogut die Immobilie nach dem Ende der Elternzeit erwerben.

Können die Kinder immernoch schön im EFH aufwachsen und die Finanzierung ist auch gesichert.

Achso? Sind die Preise neuerdings Altersabhäbgig und man sollte die Immobilie am besten noch kurz vor der Geburt im Namen des Neugeborenen kaufen?

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Also falsch kalkuliert. Denn man sollte da schon wissen ob man ein Kind will und vielleicht eine Nummer kleiner sein.

Der Nachwuchs kommt nicht plötzlich mit dem Klapperstorch. Gerade bei 1. Kindern sind verdeckte Schwangerschaften selten. Heißt man hat sehr sehr viel Zeit und sollte sowas beim Kauf einplanen. Ansonsten selbst Schuld.

Als ob das Elterngeld ein Grund wäre. Das konnte mir hier immer noch keiner statistisch auch nur ansatzweise belegen. Genauso wenig wie es zur gleichberechtigten Elternzeit beträgt (war das Hauptziel, daher konnte sie auch wirklich gestrichen werden).

Ja so einfach. Zauber doch mal das Personal her. Der Betreuungsschlüssel für u 2 ist nämlich sportlich und u2 darf maximal 7 Stunden betreut werden. Und Kinder unter 1 abzugeben ist auch eine Sache für sich. Kann man machen wenn Geld über allem steht.

Weil wir gerade mal 65000,- Brutto! Vollzeit verdienen. Es ist ein Unterschied ob man auf 90.000 Brutto fällt oder auf 32.000,-€. Wir sind nicht in Urluab geflogen. Wir haben kein E-Auto subventioniert gekauft. Wir Haben sogar 4 Monate ohne Elterngeld gelebt und sind dann wieder beide Vollzeit arbeiten gegangen. Kann man bitte mal aufhören so zu tun, als wären 90.000,- Brutto ein Hungerlohn.

Ich lese da nichts von der Dauer des Bezug? Sind diese Väter paritätisch in Elternzeit oder nehmen Sie nur die 2 Monate Partnerzeit mit? Das Elterngeld sollte für paritätische Verhältnisse sorgen und nicht für 2 Monate gemeinsame Zeit und dann soll die Frau den ganzen Rest machen.

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Der Thread wird immer schwerer auszuhalten. Ein paar letzte Differenzierungen:

  • Ja, es stimmt, dass längere Elternzeiten besonders von gut verdienenden Vätern in Anspruch genommen werden. Die Hoffnung ist, dass das trickle down Effekte auf die Unternehmenskultur hat. Andererseits können es sich gerade gut verdienende Männer eben auch leisten, längere Elternzeitphasen zu nehmen.

  • Entgegen der Befürchtung, dass Elternzeiten bei Vätern der Karriere schaden, gibt es dafür keinerlei empirische Evidenz. Im Gegenteil: Anders als Frauen verzeichnen Väter nach längerer Elternzeit sogar Gewinne im Berufsprestige. Entweder wirkt sich längere Elternzeit also positiv auf Männerkarrieren aus oder es nehmen ohnehin nur Männer längere Elternzeit, die sich ihres Karriereprestiges sicher sein können. Trotzdem legt das auch den Schluss nahe, dass die Befürchtung um Karriereeinbußen bei Männern eine Fehleinschätzung des Arbeitsmarktes oder eine vorgeschobene Begründung ist.

  • Männer, die 2-3 Monate Elternzeit nehmen (also fast alle) nehmen diese vermutlich zu einem großen Teil für die zwei Monate nach der Geburt und die Eingewöhnung in der Kita. In den ersten zwei Monaten kümmert man sich aber vor allem um die Partnerin im Wochenbett, die Eingewöhnung übernehmen Männer vermehrt deshalb, weil man ihnen eine geringere emotionale Bindung zum Kind unterstellt. Die Eingewöhnung soll möglichst schnell gehen, damit sie nicht ungebührlich mit der Erwerbsarbeit kollidiert. 2-3 Monate Elternzeit von Vätern sind also selten „Elternzeit“ im hier verhandelten Sinne. Messbare Effekte auf die Aufteilung der Sorgearbeit hat Elternzeit bei Vätern erst dann, wenn sie länger als drei Monate ist.

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Bitte richtig lesen: Noch ein Grund… Zusätzlich.
Jetzt versetzen wir uns einmal kurz in die Lage des jungen Paares. Nach dem Studium ist man 5 Jahre im Berufsleben. Beide machen die ersten Karriereschritte. Die Immobilie wird angeschafft, weil man sich entschieden hat zusammen zu leben und für das Alter vorzusorgen (So wie es die Rentenpolitiker und Berater alle propagieren). Mit Mitte Dreizig stellt sich dann die Frage nach dem Nachwuchs, welche sich nicht mit Anfang 30 gestellt hat. Neben, wer gibt die Karriereforschritte aus, stellt sich auch die Frage der Finanzierung des Kindes. Da muss dann auch schnell über ein anderes Auto nachgedacht werden, Einrichtung Kinderzimmer usw.

Dazu gibt es keinerlei Statistiken, woher auch? Es gibt aber Indikatoren, nämlich die Geburtenrate bei Gut verdienenden Frauen bzw. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das stimmt, aber auf lange Sicht ist die Betreuungsoption die weit beste Option, wie alle Daten (Geburtenrate) der anderen Länder zeigen. Darum würde ich lieber so viel Geld wie möglich in diese Option setzen, als es für Elterngeld oder Ähnliches zu geben.

Oh ich lese sehr richtig. Bedeutet also diese Menschen sind nicht in der Lage 5 Jahre weiter mit dem bestehenden Gehalt und Kind zu planen? Wie haben wir das nur für 2 Kinder mit weniger als der Hälfte des vorher bestehenden Einkommens geschafft? Vielleicht muss das Auto eben ein Dacia sein und kein Audi? Vielleicht sollte das Haus eine Nummer kleiner sein? Gebrauchtes Kinderequipment statt neu. Sorry, da lese ich wirklich kein einziges Argument pro Elterngeld.

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Was genau so oft gut funktioniert wie Eigenverantwortung.

Danke für die treffende Zusammenfassung.

Neben einigen gut belegten Fakten schwingt hier auch immer viel Hoffnung mit. :slight_smile:

Und so ganz kommt man aus der eigenen bubble wohl nicht raus. Menschlich.

Die Forderung nach ausreichender Kinderbetreuung unterschreibe ich sofort. Aber kostenlos für alle? Glaubst Du wirklich, dass ein angemessener Krippen- oder Kita-Beitrag das entscheidende Problem ist für einen Haushalt, der über mehr als das Dreifache des durchschnittlichen Vollzeit-Arbeitslohns verfügt?

Ich bin ja grundsätzlich auch dafür, dass Kinder kein Armutsrisiko sein sollten. Aber genau deswegen ist doch primär zu fragen, wo bzw. für wen sie denn derzeit ein solches Risiko darstellen. Staatliche Förderungen darauf auszurichten, bedeutet eben auch, die soziale Lage potenzieller Unterstützungsempfänger:innen zu berücksichtigen. Es ist eben ein wesentlicher Unterschied, ob sich eine Familie zwischen einem neuen Paar Turnschuhe für die Tochter und einem Ersatz der kaputten Waschmaschine entscheiden muss oder ob die Staatsknete dazu dient, einen Kredit für eine teure Immobile oder ein teures Auto schneller abzubezahlen. Diesen wesentlichen Unterschied scheinen viele hier nicht zu sehen oder sehen zu wollen.

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In ihrer Kolume beschreibt Ulrike Winkelmann, wie durch die damalige Einführung des Elterngeldes eine Umverteilung von unten nach oben stattgefunden hat, denn gekürzt wurde damals bei ärmeren Familien das Erziehungsgeld. Es wurde halbiert. Wo waren damals die entsetzten Kommentare und Petitionen?
Noch Fragen…?
https://taz.de/Streit-um-Elterngeld/!5943130/

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