Ich bin italienische Staatsbürgerin und lebe seit 2011 in Deutschland. Ich versuche schon seit langem, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, und mein Antrag wurde während Covid auf Eis gelegt. Letzten Mai konnte ich meinen Antrag endlich digital einreichen und bezahlen (€255 + Sprachtest). Seitdem habe ich keine Informationen erhalten und es gibt keine Möglichkeit, den Status meines Antrags zu überprüfen - ich habe bei der LEA angerufen, keine Antwort, die 115 sagte mir, ich solle einen Termin mit der LEA machen, um die Frage zu stellen… Das werde ich versuchen, aber was für eine Zeitverschwendung. Ich werde immer nervöser, dass ich bei den nächsten Wahlen nicht mehr wählen kann. Hat jemand einen Rat? Grazie
EDIT: Nachdem ich die Anweisungen befolgt habe, die ich telefonisch bei der 115 erhalten habe, habe ich die folgende Antwort erhalten:
Guten Tag,
das Referat E6 ist für Sie nicht zuständig. Ihre Email wird auch nicht weitergeleitet. Alle Infos zum Thema Einbürgerungen und die entsprechenden Zuständigkeiten entnehmen Sie bitte der Internetseite des Landesamtes für Einwanderung.
…
Ich habe nur diese Seite gefunden: Kontakt zur Abteilung S (Staatsangehörigkeitsangelegenheiten) - Berlin.de
Kann diese Situation nur gelöst werden, wenn ich auf eigene Kosten einen Anwalt beauftrage?
Danke
Liebe Tamaz,
das tut mir unglaublich Leid für dich und ich wünsche dir, dass sich das schnellstmöglich klärt. Ob ein Anwalt helfen würde, kann ich leider nicht einschätzen, aber vielleicht gibt es andere hier, die sich damit besser auskennen oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben und sie teilen können?
Ich habe mal beim Referat S6 - Europa nachgeschaut. Anscheinend leidet das LEA unter chronischer Unterbesetzung, dass sie mit der Bearbeitung mindestens um 6 Monate (Einreichung im Mai) hinterherhängen:
Nachfragen zum Bearbeitungsstand von Einbürgerungsanträgen und Anfragen nach dem Geschäftszeichen/Aktenzeichen können leider nicht beantwortet werden.
Zur Erklärung:
Das LEA hat zum 01.01.2024 ungefähr 40.000 offene Vorgänge aus den Einbürgerungsbehörden der Berliner Bezirke übernommen. Zudem sind vom 01.01.2024 bis 16.09.2024 annähernd 30.000 vollständige Anträge digital eingegangen. Es ist mit längeren Bearbeitungszeiten zu rechnen.Das LEA wird die Vorgänge schnellstmöglich prüfen und sich bei den Antragstellern melden. Da wir alle vorhandenen Kapazitäten zur Bearbeitung der Anträge einsetzen, können Nachfragen zum Sachstand oder Aktenzeichen leider nicht beantwortet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Warum unter diesen Umständen (ungefähr 40.000 offene Vorgänge aus den Einbürgerungsbehörden der Berliner Bezirke übernommen) das LEA nur 1 offene Stelle ausgeschrieben hat (Stellenangebote) und warum überhaupt das LEA die Fälle von den Bezirken übernommen hat, verstehe ich auch nicht. Vermutlich fehlt mal wieder das Geld. M.E. für ein so reiches Land wie Deutschland ein absolutes No-Go.
An der allgemeinen Situation wird sich vermutlich so schnell nichts ändern, aber ich wünsche dir und drücke dir die Daumen, dass es noch bis zur nächsten Wahl klappt.
Liebe @Tamaz,
ein sehr guter Freund von mir hat ein ähnliches Problem. Er lebte mit seiner Familie seit 2009 in Deutschland und hat 2023 den Antrag auf Einbürgerung gestellt.
Bis heute hat er nichts mehr von der Behörde gehört außer, dass es wegen eines erhöhten Arbeitsaufkommens länger dauert. Schuld seien neue Regeln zur doppelten Staatsbürgerschaft gewesen, die zu einem erhöhten Antragseingang geführt hätten, erzählte er mir.
Das hat ihn zwischenzeitlich echt in Probleme gebracht. Wegen eines medizinischen Notfalls seiner Eltern sind seine Frau und seine beiden kleinen Kinder wieder zurück in die Heimat gezogen. Die Kinder gehen nun auf der anderen Seite der Erde zur Schule.
Da die Familie aber perspektivisch (nach dem Tod des sehr kranken Vaters) wieder nach Deutschland zurück möchte, will er die Einbürgerung nun noch abschließen, um nicht in einigen Jahren wieder bei 0 anzufangen. Nur dafür muss er sich dauerhaft in Deutschland aufhalten und darf nur urlaubsweise seine Familie besuchen. Mehr als ein halbes Jahr hat er seine Kinder so nur noch per Skype gesehen. Und er leidet daran. Aktuell verbringt er nun seinen Jahresurlaub + ein kleines Sabattical bei den Kindern, muss aber bald wieder zurück nach Deutschland. Natürlich ohne Aussicht, dass die Bearbeitung absehbar beendet ist.
Ich schreibe das nur um dir zu signalisieren, dass du nicht allein bist. Auch andere verzweifeln am System.
Ich finde das unmenschlich. Wie kompliziert kann der Bearbeitungsprozess denn für die Sachbearbeiter sein wenn die Unterlagen eigentlich vollständig eingereicht sind. Das ist doch eher ein Abhaken einer Checkliste.
Disclaimer: was ich schrieb basiert vollständig auf dem was er mir erzählt hat bzw ich aus seiner Beschreibung verstanden habe. Sollten da verwaltungsrechtliche Fehler drin sein, korrigiert das bitte.
Sorry @Pigeon73 , ich dachte, ich hätte gestern geantwortet! Vielen Dank für deine hilfreichen Infos, ich drücke auch wirklich die Daumen und hoffe auf ein Wunder
Du hast geantwortet, aber ich hatte den Beitrag abgelehnt und dich gebeten, den Dank per Gefällt-Mir-Herz auszudrücken
Hallo @Myke
danke für deine Nachricht. Die Situation deines Freundes ist ein Albtraum, da gibt es keine anderen Worte. Ich fühle mich privilegiert, weil ich diese Staatsbürgerschaft nicht wirklich benötige und nur wählen will. Ist Wählen ein first-world Bedürfnis? Es sollte nicht sein.
Hier haben wir einen grundsätzlichen Denkfehler, der zur heutigen globalisierten Welt nicht mehr passt.
Eigentlich sollte man dort wählen dürfen wo man wohnt.
Das ist in der EU so und das ist auch bei Kommunalwahlen so. Bei meiner Kirchengemeinde musste ich nach einem Umzug extra einen Antrag stellen und mich in meine alte Gemeinde umgemeinden lassen. Für die Wahlen habe ich mich auch an meinen Wohnort austragen lassen und in meiner alten Gemeinde eintragen lassen.
Es wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis sich hier etwas ändert, aber eigentlich sind Nationen ein Auslaufmodell.