Digitalisierung der Verwaltung

Hier zwei aktuelle Erfahrungen aus Hamburg - Laut Eigenwerbung die smarteste Stadt Deutschlands.

Mein Perso läuft aus… ca 15 Min über Google gesucht was zu tun ist… mühselig! Neuantrag stellen.
Dann ging’s einfacher… Man kann ich Hamburg in allen Bezirken online einen Termin buchen… auch relativ kurzfristig. In dem nächst gelegen Kundenzentrum zum Wunschtermin, miß ich "nur " 3 Wochen warten.

Die Verlängerung für die Anerkennung von Bildungsurlaubskursen kann ich immer noch nicht online stellen.
Bekomme nur ein PDF zum runterladen…. Immerhin kann ich das PDF zu 90 % am Computer ausfüllen… 10 % der Felder funktionieren nicht :confounded:
Das Antragsformular kann ich E-Mail oder Post schicken und natürlich faxen …
Very smart.
(In Schleswig Holstein ist es übrigens genauso.)
In zwei Jahren soll das angeblich alles online gehen…

Hallo zusammen
Ich wohne mittlerweile seit 10 Jahren in Dänemark. Ein Land, das ziemlich durchdigitalisiert ist. Auch in der öffentlichen Verwaltung. So gut wie alle Anträge werden digital gestellt, vieles kann online bestellt werden und kommt dann per Post oder kann im Rathaus abgeholt werden. Als ich kürzlich eine Meldebescheinigung brauchte, wurde ich schief angeschaut. „Die kannste doch selbst ausdrucken“.
Man muss dazu sagen, dass jeder Däne eine Personennummer hat, über die alles läuft und über die der Staat und die Verwaltung sehr viele Informationen sammeln kann. Alles ist damit verknüpft.
Der Führerschein ist mittlerweile eine App. Abituraufgaben und Abschlussprüfungen werden online eingereicht. Meine Master-Abschlusszeugnis von der Uni habe ich seinerzeit als pdf downloaden müssen…
Papier? Sparen wir ziemlich viel hier :slight_smile:

Ich denke, dass vieles hier möglich ist, weil Dänemark ein kleines Land ist und wir kein Föderalstaat sind. Aber praktisch ist schon.

Meine Erfahrung mit der AusweisApp2:
Ich will ein polizeiliches Führungszeugnis. Dafür kann ich einen Termin machen oder es per App anfordern. Keine Termine in den kommenden Monaten ganz berlinweit verfügbar, also gezwungenermaßen per App. Mein Ausweis von 2017 ist zwar schon elektronisch, ich muss die Funktion/App aber freischalten. Und ich finde sogar das Dokument von 2017 (!). Leider hatte ich es damals nicht freigerubbelt, das Rubbeln geht nun nicht mehr und zerfetzt das Feld.

Als guter Sherlock kann ich den PUK noch identifizieren. Um eine neue PIN generieren zu können, gebe also 3 x eine falsche Transport-PIN (was ist das?) ein, danach die richtige PUK. Danach benötige ich aber leider wieder die Transport-PIN (hab ich nicht, weil Runbel kaputt).
Ich schreibe eine Mail ins Kontaktformular und erkläre mein Dilemma
Lösung! Jetzt soll ich ein PDF (kein anderes Format!!!) mit Ausweisfoto, Grund für die Anfrage und beglaubigter Unterschrift schicken; aber momentan geht es irgendwie auch ohne Beglaubigung der Unterschrift. Aber bevor überhaupt etwas passiert, soll ich 13 EUR überweisen mit detailliertem Verwendungszweck.

Ciao.

Ich bin froh, dass ich das dumme Führungszeugnis nur als Add-on gebraucht hätte.

Hallo liebe Lage-Hosts,
ich arbeite bei der Initiative D21, einem gemeinnützigen Verein und Think Tank, der unter anderem die Digitalisierung der Verwaltung schon seit vielen Jahren mit Studien etc. begleitet. Wir arbeiten als Netzwerk aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Wenn es auf eurer Seite Interesse an GesprächspartnerInnen gibt, die tief in der Marterie stecken und mehr über die technischen und veraltungstechnischen Hintergründe sagen können, freuen wir uns, wenn wir weiterhelfen/vermitteln können. Bei Interesse schreibt mich doch gerne mal an: roland.dathe@initiatived21.de.

Und noch als kurzer Teaser, wenn ihr euch weiterhin mehr mit dem Thema beschäftigt: Am 19. Oktober veröffentlichen wir als Initiative D21 mit der TU München zusammen unsere neue Ausgabe der jährlichen Studie „eGovernment Monitor“, die die Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsleistungen aus BürgerInnen-Perspektive untersucht.

Beste Grüße

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Ich wollte auch einen Bildungsurlaubsbescheid in Berlin aktualisieren und schrieb die zuständige Stelle an.

Bekam eine schnelle Antwort " bitte melden Sie sich auf unserer Homepage unter www.berlin.deBildungsurlaub/ an und registrieren Sie sich als Veranstalter.
Sie können sodann Ihren Antrag online eingeben und die Unterlagen (Antrag, Programm und Stundenplan) online hochladen."

Berlin haat doch tatsächlich ein neues Online System für Bildungsurlaubsanträge😳 nach dem ich LdN gehört hatte, hätte ich das nicht erwartet…

War anfangs begeistert, dass es online geht.
Leider funktionierte der zugesendete Link nicht (Safari findet den Server nicht)

Nachgefragt. Bekam einen neuen Link, wo ich mich registrieren sollte.

Wollte mich dann heute registieren und Apple hat mir ein sicheres Passwort vorgeschlagen … klappte bisher immer… ABER nicht in Berlin …angeblich ist das Passwort nicht komplex genug.

Bin gespannt, wie es weiter geht…

Die Weltbank sieht Deutschland im Ranking „Ease of Doing Business“ auf Platz 125 wenn es um Unternehmensanmeldung geht. Kann ich so bestätigen.
Überhaupt ist Deutschland ohnehin nur relativ weit vorne, weil das Insolvenzrecht fortschrittlich und die Energiesicherheit (noch) hoch ist.

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Von der Bürokratiefront: Mein supersicheres apple Passwort wurde in Berlin auch heute als nicht komplex genug abgelehnt (hat bisher immer funktioniert).
Mein Erfolgserlebnis von eben - ich habe die Namen meiner Katzen und zwei Zahlen genommen - damit ging es dann. Passwort123 hätte wohl auch funktioniert - entspricht jedenfalls den Berliner Anforderungen.

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Interessanter Podcast zum Thema: Woran Deutschlands Digitalisierung krankt - und wie die neue Regierung es besser machen kann — Das Thema – der wöchentliche Wirtschaftspodcast des manager magazins — Overcast

Danke für die Berichterstattung über das Onlinezugangsgesetz - das habe ich noch nicht gewusst !

Ein Thema, was offenbar völlig in der Versenkung verschwunden ist, aber einen sehr hohen praktischen Stellenwert hat, ist die qualifizierte elektronische Signatur. Vor ca. 6 Jahren hatte ich mal mir bei der Bundesdruckerei ein QES-Zertifikat besorgt, und einen Kartenleser dazu. Damit konnte ich dann an Behörden rechtssicher unterschriebene Dokumente versenden. Es gab sogar eine kostenose Software, mit der ich Dokumente zuhause auf meinem Rechner unterschreiben konnte !

Leider ist das alles Geschichte. Nach dem Auslaufen meines Zertifikats konnte ich kein neues mehr beantragen, und aktuell kann man sich sehr umständlich wieder ein neues besorgen, kann aber nur über ein online-Portal Dokumente signieren, extrem umständlich, und man muss sogar noch kostenpflichtige Punkte für dessen Benutzung kaufen.

Daher geht bei mir die Behördenkommunikation wieder mit Briefpost und Fax seit 5 Jahren.

Es ist wirklich unsäglich, wie man einen elektronischen Dienst, im Rahmen des e-Perso zu benutzten, der vorhanden war und funktioniert hat, durch maximale Vernachlässigung wieder versenkt hat. Aktuell haben wohl nur Unternehmen die nötige Infrastruktur, um die QES zu nutzen. Das muss allerdings wieder für jede Privatperson möglich sein. Ich würde mich freuen, wenn ihr im Rahmen Eurer Serie dieses Thema noch einmal aufgreifen könntet.

Überdigitalisierung im Jugendamt
Mir persönlich geht es so, dass ich das Stichwort „Digitalisierung“ überhaupt nicht mehr hören kann. Bei uns im Allgemeinen Sozialen Dienst in einem Jugendamt einer norddeutschen Großstadt ist die Binnenlogik der zu nutzenden Software dermaßen dominant, dass leicht das Gefühl aufkommt, man arbeite nur für das System, nicht etwa für die Familien oder den gesetzlichen Auftrag. Um einen einfachen Vermerk in die elektronische Akte zu schreiben, werden mindestens 10 Klicks benötigt. Das System sortiert Vermerke nicht streng chronologisch, und eine Volltext-Suchfunktion gibt es auch nicht. Jegliche Personendaten müssen korrigiert werden, indem die (elektronische!) Meldung des Einwohnerwesens mit der (elektronischen!) Meldung der Polizei Buchstabe für Buchstabe verglichen wird. Der Aufwand multipliziert sich, wenn aufwändigere Dinge gemacht werden sollen wie Bescheide zu erstellen. Diese Dinge wurden auch schon mit den Programmierern besprochen, aber die haben sich primär nach anderen Kunden zu richten. Das System wird im Grunde von allen Fachkräften als Hindernis erlebt. Nicht wenige KollegInnen sind ausgeschieden, weil sie gerade auch den durch die Digitalisierung entstehenden Belastungen nicht gewachsen waren. Eine sturköpfige Fehlplanung in Sachen Personalbemessung und immer steigende Anforderungen aus der Gesellschaft tun ein Übriges, um wahnwitzige Arbeitspensen zu erzeugen. Man ist gezwungen, Gespräche mit KlientInnen kurz zu halten, um sich dann gleich wieder an den Rechner zu setzen und die Verwaltung erledigen zu können, welche warnt, einen an den den Vorgesetzten zu verpetzen, wenn man diese oder jene Aufgabe jetzt nicht sofort abklickt. Für Reflexion über komplexe Dynamiken in den Familien bleibt wenig Zeit. In Hochbelastungszeiten werden Hausbesuche vermieden, auch bei Neumeldungen zu Kindeswohlgefährdungen. Auch werden aufgrund dieses Zwangs zu übereffizienten Arbeit ständig fachliche Standards gerissen, auch explizite Vorgaben des Landesjugendamtes. Natürlich hat kein Mensch mehr die Zeit, sich diese Regelungen anzusehen, so dass die Interpretation der Vorgaben per Flüsterpost verflacht wird…
Man könnte noch viel dazu sagen. Wenn ich mir jedenfalls vorstelle, noch „mehr“ Digitalisierung bewältigen zu müssen, überkommt mich ehrlich gesagt das nackte Grauen.

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Hallo,

Digitalisierung in der Justiz: Beispiel Videoverhandlung. Das wurde groß aufgezogen. Zwei Räume wurden mit einer tollen Anlage ausgestattet. Dann kam der Minister, ließ sich davor pressewirksam fotografieren. Und 2 Wochen später waren die Anlagen wieder weg. War nur ein Proof of concept. Das war im April. Bis heute sind die Anlage nicht wieder aufgetaucht.

Wemm Ihr mehr wissen wollt, schreibt mir einfach.

Viele Grüße

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Best practice aus anderem Land: Niederlande

(vorab: Ich bin mir dessen bewusst, dass ein Vergleich über Ländergrenzen immer Tücken beinhaltet, hier zB im Hinblick auf die in NL so gar nicht vorhandene Föderalisierung. Dennoch: Egal ob in D, NL, oder auch innerhalb D’s in verschiedenen Verwaltungen, die praktischen und auch diskursiven Herausforderungen sind überall ähnlich. Diese Herausforderungen haben andere Länder teils schon vor Jahren in Angriff genommen oder auch bewältigt, sodass hier best practice m.E. sehr hilfreich ist.)

Positivbeispiele:

  • grundsätzlich eine einzige Identität beim Staat (Herausforderung: Datenschutz). Diese ermöglicht alle Verwaltungsakte und sogar darüber hinaus, von

Studienfinanzierung bis zur
Bankkontoeröffnung,
An- und Abmeldung bei der Gemeinde
Wechsel der Krankenkasse
etc.
Schreibt sich schnell, ändert in der Praxis unfassbar viel und sorgt für Bürger:innenzufriedenheit

  • Auch als Folge daraus fällt der Vor-Ort-Besuch bei der Gemeinde überproportional weg. Ob nur deswegen oder aufgrund interner Prozesse weiß ich nicht, aber „Termin um 10 Uhr“ heißt grundsätzlich auch „Termin um 10 Uhr“.

  • Grundsätzlich finden alle sichtbaren Prozesse digital statt, d.h. ohne analoge Ordner wie in deutschen Amtsstuben. Das bedeutet ganz praktisch, dass in den Behörden mehr Platz für Bürger:innenberatung ist.

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Moin allerseits,
Das digitale Brachland Deutschland ist ein bekanntes Ärgernis, zugestanden. Allerdings sollten zwei Dinge bei der Betrachtung nicht zu kurz kommen. Zum einen ist die Arbeit innerhalb der Verwaltung besonders in den Kommunen inzwischen konsequent durchdigitalisiert, was besonders im Corona-Lockdown deutlich wurde. Allerdings nur, wenn auch ein Zugriff auf die Rechenzentren von außen möglich war, was zum Teil aufgrund der Bandbreitenthematik schwierig war, aber auch, weil in nicht wenigen Verwaltungen ein Remote-Zugriff in der Vergangenheit für überflüssig gehalten wurde. Dennoch: ohne IT und kommunale IT-Dienstleister läuft in der Verwaltung heute nichts mehr.
Der zweite Punkt betrifft die Möglichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den föderalen Verwaltungsebenen - hier liegt ein zentrales Problem auch des OZG. Beispiel: die sogenannten „Fachverfahren“, die zum Beispiel die Auszahlung von SGB II-Mitteln errechnen oder die Kfz-Zulassung durchführen, müssen an die sogenannten Online-Dienste medienbruchfrei angeschlossen werden. Dazu fehlen momentan noch Zusagen des Bundes und der Länder an die Kommunen, dass diese auch die dafür notwendigen Mittel erhalten. Dementsprechend werden hier auch keine Aufträge erteilt. Das gilt auch für die sogenannten EfA („Einer für Alle“)-Dienste: wenn ein Land Dienste entwickelt und anderen anbietet, ist ein aufwändiges Verfahren mit komplexen vertraglichen Regelungen erforderlich, damit diese Dienste in einem anderen Land „nachgeputzt“ werden können. Und das alles, bevor auch nur eine Zeile Code geschrieben wurde.

Um dieses Problem zu lösen, sind derzeit verschiedene Modelle in der Diskussion. Es wäre an der Zeit, dass das föderale Miteinander wieder stärker in den Mittelpunkt gestellt wird, denn die Technologie setzt hier keine Grenzen, im Gegenteil: sie ermöglicht vollkommen neue Aufgabenzuschnitte. Dies sollte bei der Regierungsbildung Berücksichtigung finden.

Gerne können wir dieses Thema auch im Dialog vertiefen, ich befasse mich beruflich im Verband der kommunalen IT-Dienstleister (Vitako) damit: ralf.resch@vitako.de; 0160-5385611

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Hallo ihr Lieben,
bitte nicht als Werbung missverstehen. Wir realisieren gerade viele Projekte gemeinsam mit Stadtwerken und im Smart City Kontext. Gerade als zentrale, regionale Infrastrukturdienstleister sind Stadtwerke hier oft gefragt.

Vor einigen Wochen haben wir die City App Bliggit in einem Podcast vorgestellt. Bliggit ist die City App in Wuppertal. Hier steht die digitale Verwaltung (noch) nicht im Fokus der App, aber der Weg wird m.E. logisch genau dort hin führen. Mobile Devices sind allgegenwärtig und die attraktivste Form der Interaktion für viele. Ergo…

Sehr interessant an Bliggit ist die Integration einer Funktion zur Authentifizierung: YES. Mit yes kann man sich simpel mit dem Online Banking Login bei Apps und Websites anmelden, Identität oder Bonität bestätigen, Dokumente unterschreiben oder Zahlungen auslösen.

Da Banken ohnehin strengsten Regeln unterworfen sind und diese „Logins“ sowieso anbieten, können sie diese Dienste eben auch Dritten zugänglich machen. Damit entfällt so etwas wie ein Post- oder Video-Ident Verfahren. Insgesamt sind darüber über 70 Millionen User zu erreichen. Nicht schlecht, oder?

Einfach nutzen was schon existiert. Ganz cool.

Hört mal in unser Aufnahme rein, wenn ihr Bock habt (aber vergleicht das bitte nicht mit Ulf & Philip ;-)):

Liebe Grüße
Metti

Ich musste auch ein polizeiliches Führungszeugnis beantragen, hab es mit der App gemacht. Die Seite ist überhaupt nicht für Mobiltelefone optimiert, zwischendrin musste man was ausdrucken, unterschreiben und einscannen. Weil die man aus dem System geworfen wurde, musste man den Vorgang mehrfach wiederholen wie ein Geschicklichkeitsspiel. Der Endgegner war dann die Bezahlung, die Zahlung mit Kreditkarte funktionierte nicht, hab dann da angerufen und der Mensch am Telefon sagte mir, ich soll einen Screenshot machen und das liegt wohl an meiner Kreditkarte. Mit Giropay hat es dann funktioniert. Hat mich ca. 2h Zeit und 10 graue Haare gekostet.

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Hallo liebe Lage:)

Ich war bis letztes Jahr Softwareentwickler und habe mich dann in Corona weil mir die Decke auf den Kopf gefallen ist in unser Universitätsklinikum abgesetzt. Mal abgesehen davon das ich in den letzten Jahren auch mehr als Frustriert war was den Papieralltag in Behörden angeht will ich aber hier eher aus meinem aktuellen Arbeitsalltag erzählen, da ihr mal nach konkreten Beispielen gefragt habt.

Die Stichworte um die es gehen wird sind zum einen „Krankenhaus Zukunftsgesetz“ und Telematik Infrastruktur. Beides sind irgendwie zusammenhängende Themen und auch überhaupt nicht, was auch schon das Dilemma aufzeigen soll.

Ich leite seid Anfang 2021 ein Digitalisierungsprojekt(Einführung eines neuen Radiologischen Informationssystem) in der Klinik in der ich arbeite(rund 1000 Betten). Das zu ersetzende System war von 1995!!! Dementsprechend hatte ich extrem viele Berührungspunkte mit allen möglichen klinikinternen Strukturen und musste mich entsprechend auch mit allen möglichen Gesetzmäßigkeiten auseinandersetzen und Lösungen finden. Ich hatte im übrigen vorher null Erfahrung in dem Bereich und war also der Fisch im Kalten Wasser. Jetzt läuft das System, aber es gibt noch so eins zwei Probleme die auch durch Fehlende Gesetze nicht umsetzbar waren.

Das Krankenhauszukunftsgesetz besagt grundlegend, Krankenhäuser sollen bis 2025 oder so im Grunde Papierlose werden. Mal abgesehen von der viel zu geringen Finanzierung, ist ein Problem auch, das die Behördlichen Strukturen selber darauf noch garnicht vorbereitet sind. Ein Beispiel aus dem Projekt:

Es gibt eine behördliche Kontrollinstanz für die Radiologie/Krankenhäuser im allgemeinen —> den MDK oder jetzt abgekürzt MD. Der kontrolliert in der Regel ob kein Abrechnungsbetrug in der Radiologie erfolgt und macht das bisher in dem Aufkleber auf Verpackungen von teuren verwendeten Materialien auf Papier aufbewahrt werden müssen. Da wir ja digital werden sollen war die Frage an den MDK wie wir das in Zukunft gestalten sollen? Gibt ja keine Papierakte mehr und es ist Teuer und Platzintensiv diese weiterführen zu müssen. Der MDK ist am Ende der, der das Geld freigibt und damit in der besseren Verhandlungsposition. Die Diskussion wurde laut meiner Kollegen vor 3 Jahren schon mal geführt ohne Ergebnis. Jetzt wurde das Thema nochmal auf den Tisch gepackt mit dem Ergebnis der MDK nimmt das mit die Länder MDK Runde und bespricht das da…. Wir bräuchten die Lösung jetzt!! Man kann sich also gut vorstellen das die Lösung Jahre dauert bis alles ausdiskutiert ist. Je nachdem wie sie ausfällt muss dann wieder angefangen werden zu basteln. Ich sage mit Absicht BASTELN

Thema zwei, die Telematik Infrastruktur sollte eigentlich schon seit Anfang des Jahres laufen. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten ist das aber bis heute nicht der Fall. Ziel war es, das es eine Digitale Patientenakte gibt. Das endet aber darin, das man sich als Patient nicht von einem Server Zentral seine Daten holt, sondern man muss sie selber bei jedem Krankenhaus/Arzt einfordern und der Muss sie dann auf die Karte spielen. OK Datenschutz grätscht in der Ergonomie gerne mal dazwischen und das ist definitiv kein einfaches Thema. Aber die Conectoren(Benötigte Hardwarekomponente) die nur 100 Mailadressen in Jahre 2021 verarbeiten können und Verschlüsselungsaufgaben übernehmen….
Es gibt jetzt schon einen Plan wie es auch ohne die Connectoren geht und im Grunde sind es Man in the Middle die verschlüsseln was auch direkt am Rechner gehen würde. Daran würden die Firmen dann aber nicht mit Lizenzen und Zertifikaten verdienen. Dazu ist das beantragen der Gesundheitskarte die das kann und die Extra Karte die der Arzt braucht auch teuer und Langwierig. Ich bin da in der Thematik kein Experte, aber was wir für die Nutzung einer Emailadresse bezahlen sollen kann ich nicht nachvollziehen.

Alles in allem seh ich wenn man das Krankenhaus auch unter Behörde Zählt grundsätzliche Problem.

    1. Die Anforderungen die Gestellt werden gut und schön, aber wo ist der Sinn wenn die weiterführenden Schnittstellen darauf nicht abgestimmt sind.
    1. Die Änderungen sind so kurzfristig und mit der Brechstange, das die Fehlerquote durch die entstehende Hektik zwangsläufig dazu führt das man eine Lösung nimmt die vielleicht Funktioniert, die aber bei weitem nicht die beste ist.
    1. Bei zentralen Fragestellungen scheint es wiedereinnahm keine Länderübergreifende Lösung zu geben

Krankenhaus Zukunftsgesetzt hat übrigens auch happige strafen bei nicht Umsetzung. 2% vom Gewinn oder Umsatz. Bin ich mir gerade nicht mehr ganz sicher.

Ich gebe zu, die Fakten und Zahlen sind hier nicht auf den Punkt und ich hätte das gerne besser recherchiert aber vielleicht macht ihr das ja und ich höre demnächst das ich was falsch verstehe oder auch nicht. Je nachdem ob man ein KH als Behörde sieht oder nicht passt es hier vielleicht auch nicht rein, aber zu Digitalisierung passt es denke ich schon.

Macht weiter So, ihr seid definitiv mein Liblingspodcast und weil die Diskussion immer wieder aufkommt. Es kann auch gerne noch ein Thema mehr sein… Es gibt ja die Pause Taste auf dem Handy. Falls ihr da Fragen habt, dann habt ihr ja über den Account jetzt meine Mailadresse :slight_smile:

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Ich arbeite bei einer Krankenkasse, kann mich aber diesem Eindruck anschließen:

dass leicht das Gefühl aufkommt, man arbeite nur für das System, nicht etwa für die Familien oder den gesetzlichen Auftrag.

Dazu kommen schlechte (oder komplett fehlende) Schulungen zur Anwendung der Software. Sowohl bei uns als auch bei externen Stellen, die Daten (im Zusammenhang. IT der Lohnabrechnung: Beitragsnachweise, Meldungen zur Sozialversicherung und ähnliches) an uns übermitteln, mit denen wir dann arbeiten sollen. Häufig höre ich die Aussage " mein System kann das nicht, macht das aber so und so" - ich weiß dann nicht, liegt es an der Software oder am Anwender - was bleibt: die Prozesse passen nicht zusammen und man hat das Gefühl ein rundes Förmchen in eine eckige Öffnung bringen zu müssen. Was nicht wirklich funktioniert. Oder nur mit Tricks, die dann neue oder andere Probleme verursachen.

Dazu kommt eine immer enger werdende Personaldecke, weil die zunehmende Digitalisierung ja so viel Arbeit einspart. Tatsächlich wird das Arbeitspensum (pro Kopf) gefühlt immer höher, so dass Zeit für die eigentlichen Aufgaben (zum Beispiel Berstung von Versicherten und Arbeitgebern) fehlt.

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Ein Faktor, der auch im Logbuch Netzpolitik (zB LNP 408) immer mal wieder angesprochen wird, ist der folgende:
Die verantwortlichen Stellen haben, selbst wenn sie mal einen Prozess digitalisieren wollen, meistens noch eine analoge Perspektive. So werden dann analoge Prozesse, die analogen Beschränkungen unterliegen, 1 zu 1 digitalisiert und die digitalen Möglichkeiten oft gar nicht genutzt.
Um wirklich effiziente und sinnvolle digitale Prozesse zu schaffen, die Arbeit erleichtern und Zeit & Geld sparen, muss man halt vorher wissen, was man überhaupt erreichen will. Einfach nur den analogen Prozess x aus dem analogen ins digitale zu spiegeln, reicht nicht.

Beispiele:
Digitales Anwaltspostfach, was zum Beispiel keine digitale Verwaltung von rechtlichen Prozessen ermöglicht, sondern einfach eine bessere Email ist. (-> Analoger Prozess des Briefs/Fax kopiert)
Oder ID Wallet (digitaler Führerschein & Perso), das gescheiterte Projekt von Scheuer und Bär: Statt z.B. auf die vorhandene Funktionalität des digitalen Ausweises aufzubauen, die vorhandenen Prozesse also weiterzuentwickeln, oder auch Schnittstellen für Behörden und Unternehmen zur Implementierung anzubieten, hat man völlig unnötigerweise Blockchain verwendet, und mit der App eine unsichere, unnötig komplizierte und dysfunktionale Insellösung geschaffen.

Hallo!

Vielleicht habt ihr schon von der Initiative gehört, ich finde aber gerade nichts dazu in den Beiträgen, daher: es gibt eine Gruppe von Leuten die sich seit ein paar Jahren mit digitaler Verwaltung auseinandersetzt. Sie sind ziemlich aktiv, schreiben viel darüber, machen viele Projekte, veranstalten Konferenzen (nächste am 26. November), etc.

Sie haben sich auf die Deutsche Verwaltung fokussiert aber haben auch im Ausland Erfahrungen gemacht; einer der Hauptveranstalter ist der Service Design Lead bei GOV.UK, wo man deutlich weiter ist als hier.

Ich bin mir sicher ihr werdet da gute Ansprechpartner finden.
Hier findet ihr alle Infos: http://publicservicelab.de

Viele Grüße!

In der LdN 268 war von einer Recherche zum Thema Digitalisierung der Verwaltung die Rede. Ich kann hier nur empfehlen, mal mit Sabine Griebsch zu sprechen. Sie ist CDO des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und hat richtig Ahnung vom Thema. Kennt verschiedene Perspektiven: Sicht der Verwaltung, von Unternehmen und der Zivilgesellschaft. Außerdem ist sie Podcast-erfahren.