Dienstwagenprivileg E-Autos

Ihr habt in eurer aktuellen Folge die Anhebung der Obergrenze des Dienstwagenprivilegs als Anreiz in die falsche Richtung dargestellt. Bei den Zahlen zur Verkehrswende geht es aber nicht primär und die Anzahl verkaufter Pkw oder e-Quote aller parkenden Autos. Sondern um den Anteil gefahrener Kilometer je Antriebsart. Wenige Autos (Vielfahrer) machen einen Großteil aller gefahrener Kilometer aus. Diese gilt es mit höchster Priorität zu ersetzen, im Sinne der Verkehrswende. Dienstwagen bekommen i.d.R. Menschen im Vertrieb oder im Management, die meist sehr viel fahren.
Die „Oma“ mit ihrem Kleinwagen trägt wenig CO2 Emissionen/Ersparnis bei, egal mit welcher Antriebsart.
So gesehen ist der Hebel über das Dienstwagenprivileg nicht ganz unsinnig.

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Wenn das wirklich so wäre, wäre das ein schlüssiges Argument. Aber ist das wirklich so?
Also in meinem Bekanntenkreis habe ich etliche Menschen mit Dienstwagen. Kein einziger davon nutzt den Wagen dienstlich. Auch aus meiner Erfahrung in der Steuerberatung kann ich relativ klar sagen, dass Dienstwagen in der Regel als steuergünstiger Lohnersatz gewährt werden, nicht wegen der betrieblichen Notwendigkeit. Ich persönlich fordere schon länger, dass es Steuervergünstigungen für Dienstwagen nur geben sollte, wenn das Fahrzeug tatsächlich regelmäßig im Rahmen der Arbeit genutzt wird. Dann könnten wir darüber diskutieren, ob die Förderung im Hinblick auf die Ökologie sinnvoll ist.

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Dennoch wäre die Anhebung der Grenze nicht notwendig gewesen, da es bereits heute viele E-Dienstwagen unter 70.000 EUR gibt.

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Kann diese subjektive Einschätzung nur bestätigen. Wobei im Bekanntenkreis dieser als Lohnzusatz gesehen wird - viel Homeoffice und eigentlich selten in der Arbeit. Beruflich habe ich jedoch öfters mit Aussendienstmitarbeitern zu tun, die einen Firmenwagen fahren (dieser jedoch auch oft in der Firma nach dem Arbeitstag verbleibt).

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Das Hauptargument gegen das “Dienstwagenprivileg” in der LdN ist das kostenfreie Flatrate-Fahren und das Dienstwagenfahrer quasi unnötig viele und lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, weil es sie nichts kostet.

Ich stimme Dir aber zu. Mich hat das nie überzeugt. Meiner anekdotischen Erfahrung nach fahren nur wenige Dienstwagenfahrer mehr als Privatpersonen mit ihrem eigenen Fahrzeug. Der klassische Außendienst macht vermutlich weniger als 10% der Angestellten mit Dienstwagen aus.

Vor allem gebe ich dem einen Mittelklassewagen, dessen Wertverlust nach 3 Jahren und 300.000 km erträglich ist und keinen voll ausgestatteten Audi e-tron oder Porsche Taycan.

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Bzw. im Hinblick auf eine gesamtgesellschaftlich gelungene Energiewende. Hier müssen aus meiner Sicht Subventionen marktwirtschaftliche Instrumente so ergänzen, dass wir eine zügige Energiewende hinbekommen, die gleichzeitig gesellschaftlich akzeptiert und sozial gerecht ist. Und in diesem Zusammenhang würde ich hochklassige klimaneutrale Fahrzeuge genauso wenig fördern wie z.B. klimaneutrale Privatjets. Die Käufer beider Fahrzeuge brauchen diese Subventionen nämlich nicht, um später bei entsprechend hohem CO2 Preis ihr Mobilitätskonzept zu wechseln. Anders sieht das im niedrigen Preissegment aus. Da helfen Subventionen zum einen den Markt anzukurbeln und zum anderen die Fahrzeuge für Mittel- und Geringverdiener (zumindest langfristig über den Gebrauchtwagen-Markt) halbwegs bezahlbar zu machen.

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In den meisten Konzernen (Ausnahme: Automobilhersteller) darf aus policy Gründen sowieso niemand unterhalb der middle management Ebene (also Direktor oder vergleichbar) etwas teureres als eine C-Klasse fahren. Außendienstler sowieso nicht. Die Anhebung auf 95kEUR ist einfach null nachvollziehbar. Das richtet sich höchstens an Selbstständige, die machen können, was sie wollen.

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Die Lagefolge fand ich auch sehr pro in Richtung Subventionen von E-Autos wie der Umweltprämie. Diese wurde doch letztendlich an die Hersteller durchgereicht. Also eine Herstellersubvention mit dem Nebeneffekt der E-Auto-Förderung. Ist dies bei den aktuell wohl sehr klammen Kasse sinnvoll? Wenn dann schon gescheit. Bspw. Dieselrabatt beenden, keine Verbrenner mehr als Dienstwagen unterstützen, weitere der ca. 60 Mrd Euro umweltschädlichen Subvention jährlich streichen - OK dann kann man ja E-Autos oder halt dann die Hersteller subventionieren. Aber solange das Geld an jeder Ecke fehlt finde ich es nicht OK die letztjährigen Rekordgewinne der dt. Autoindustrie steuerlich zu fördern.

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Ich bin selbst ein solcher Dienstwagenfahrer und natürlich erwischt man sich im Alltag dabei, den Wagen zu nutzen. Tanken und Laden (Hybrid) kostenlos, spät dran, es nieselt, dann nimmt man doch mal das Auto zum Elternabend.
Es ist völlig unsinnig, eine Situation zu schaffen und zu fördern, in der kein(!) Anreiz mehr existiert, möglichst wenig km mit dem PKW zu fahren - übrigens selbst, wenn der dann elektrisch angetrieben wird, denn wir brauchen die elektrische Energie im Zweifel, um mehr fossile Energieträger abzuschalten. Je mehr wir davon verfahren, desto besser, weil weniger fossil verfahren wird, aber auch desto schlechter, weil wir stattdessen Kraftwerke abschalten könnten. (Sehr vereinfachend gesagt.)

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Andere Möglichkeiten der Subvention von E-Autos wäre die Subvention von Steuern auf Ladesäulen-Strom oder eine „negative“ Kfz-Steuer. Man bekommt die Kfz-Steuer also nicht nur erlassen, man bekommt noch eine Bonus-Zahlung vom Staat oben drauf.

Eine Subvention des privaten Ladestroms wäre theoretisch auch denkbar, aber wohl in der Umsetzung schwierig (weil man das über spezielle Zähler ermitteln müsste). Außerdem würde das private PV-Anlagen weniger attraktiv machen.

Aber jede Art der Subvention von BEVs hätte zur Folge, dass die Autohersteller den Preis für Neuwagen anheben können. Wenn ich BEVs attraktiver mache steigt die Nachfrage und gemäß den Grundgesetzen des Kapitalismus kann der Hersteller dann den Preis anheben und seinen Gewinn erhöhen.

Deshalb ist die eigentliche Alternative nicht die Subventionierung von BEVs, sondern die Verteuerung von Verbrennern, z.B. über eine deutliche Anhebung der CO2-Besteuerung.

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Ich kann diese Denkweise sehr gut verstehen. Ich hadere auch schon seit Ewigkeiten mit der Art und Weise, wie man die Verkehrswende subventioniert. Und auch wenn da zweifelsohne viel falsch gemacht wird, muss man auch zugeben, dass das Thema nicht einfach ist.
Persönlich stelle ich mir immer gerne eine Zukunft vor, in der in Städten vor allem ÖPNV un Fahrrad genutzt wird und das E-Auto fast nur in ländlichen Regionen gebraucht wird. In der Realität bleibt das wohl ein Traum. Nicht nur, weil der ÖPNV noch Jahrzehnte von so einer Leistungsfähigkeit entfernt ist, sondern auch, weil viele einfach ein anderes Verhältnis haben zu Autos als ich. Jedenfalls vermute ich, dass das Auto auch in einiger Zukunft noch eine zentrale Rolle spielen wird.
Bzgl. der Subventionen von Verbrenner vs. Subventionen von E-Autos haben wir m.E. ein nicht ganz einfaches Henne-Ei Problem. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll diese Subventionen abzubauen, allerdings braucht es dann immer eine entsprechende Ausweichmöglichkeit. Beispiel Pendlerpauschale für Verbrenner. Eine ganz klar klimaschädliche Subvention. Aber würde man sie Stand heute einfach abschaffen, dann gäbe es Stand heute zu wenige Alternativen. E-Auto kaufen? Zu teuer. Näher an die Arbeit ziehen? Zu wenig günstiger Wohnraum in Städten. Homeoffice? Nicht flächendeckend möglich. ÖPNV? Nicht genügend (schnelle) Verbindungen. E-Auto Leasing (staatlich subventioniert)? Nicht genügend E-Autos verfügbar.
Dummerweise wird sich aber - wie hier schon richtig festgestellt - das E-Auto kaum durchsetzen, wenn es gegenüber dem Verbrenner nicht attraktiver wird. Insofern wird man bei diesem Henne-Ei Problem irgendwo ansetzen und gleichzeitig das E-Auto boosten und nach und nach Privilegien für Verbrenner abbauen müssen. Eine richtig schöne Lösung sehe ich Stand heute aber nicht.

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Stimmt. Nicht populär, aktuell auch nicht mehrheitsfähig. Aber schön? Sind die Subventionen schön an die wir uns gewöhnt haben? Für viele schon. Negative Effekte können dann auch gut ausgeblendet werden. Der Wandel muss langsam gehen, nicht von heute auf morgen. Man muss damit planen können. Aber die Sparmaßnahmen bei der aktuell so klammen Kasse sind finde ich erst recht nicht schön. Die beharrenden Kräfte sind einflussreich und stark!

Vielleicht ist von meiner Seite noch wichtig zu ergänzen, dass es nicht bei allen Subventionen so kompliziert ist, wie bei der Pendlerpauschale. Allein im Verkehrssektor gibt es drei weitere signifikante Subventionen mit in Summe rund 17 Mrd € (Stand 2018, Wikipedia):

  • Diesel
  • Kerosin
  • MWSt für Flüge

Das wären aus meiner Sicht Posten, die man schon zügig abbauen könnte. Gerade bei Flügen gibt es m.E. kurzfristig kaum Möglichkeiten zur Emissionsreduktion außer Nicht-Fliegen. Da ist das künstliche Verbilligen von Flugreisen schon denkwürdig.

Das stimmt. Für alle diese Subventionen wird sich eine Lobbyorganisation finden, die sagt: „darauf können wir nicht verzichten“. Insofern fände ich es mal interessant, die klimaschädlichen Subventionen mit wissenschaftlichen Methoden auf den Prüfstand zu stellen und Kosten / Nutzen gegenüber zu stellen. Vielleicht sogar ein Thema für die Lage?

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Interessant wäre tatsächlich mal, mögliche realistische Alternativen zum individuellen gekauften Verbrennerauto zu beleuchten.
Besonders hinsichtlich Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit unter Berücksichtigung aller Gehaltsgruppen und Alltagstauglichkeit.
Ohne Pauschalisierungen und ideologische Scheuklappen.
Dann resultierend schauen wo Subventionen und Förderungen wirklich sinnvoll sind.

Das hätte mal was zielführendes.

Wäre ehrlicher als dieses „Das E-Auto ist die ultimative Lösung. Punkt.“:wink:

Ich bin selbst auch Dienstwagenfahrer und in unsere Firma eine Flotte von gut ein paar hundert Autos für die Vertriebsmitarbeiter, von denen viele auch im Home Office arbeiten.
Ich hatte selbst den Eindruck, nicht viel dienstlich zu fahren und habe daher ein elektronisches Fahrtenbuch seit ein paar Jahr n geführt. Und siehe da, es ist fast 50:50, dienstlich und privat.
Und ich weiß, dass meine Vorgesetzten noch wesentlich mehr fahren.

Bei uns ist es auch so, dass Manager, bzw höhere Manager auch andere Neupreis Grenzwerte und CO2 Grenzwerte haben, die sie einhalten sollen. D.h. als Manager „darf“ man auch Mal mehr CO2 in die Luft blasen und teurere Autos fahren.

Ich denke man muss diese Maßnahme losgelöst von der deutschen Autoindustrie betrachten, dass man nun den Absatz der teuren Autos von unserer Herstellern fordert.

Und dabei komme ich auf folgende Schlüsse:

  1. Es ist nicht die eine Maßnahme, die die Verkehrswende nun bringt.
  2. Nach oben im Management wird die Luft dünner, ja, dh. Es betrifft ohnehin weniger Leute
  3. Aber, diese Leute haben teilweise Vorbildfunktion. Denn der Mitarbeiter sagt sich, er musste aufs Geld gucken und so und der Manager da hinten steigt Grade aus seiner dicken CO2 Schleuder aus. Dieses Bild existiert.
    Und 4. Wir wollen ja auch Grade irgendwie diese dicken CO2 schleudern ebenfalls weg von der Straße bekommen. Dazu braucht es Anreize. Der Manager oder wer davon betroffen ist, wird sich nicht deswegen ein kleineres Auto bestellen, wegen der 1% Besteuerung. Passiert ja heute nicht.

Finde diese Regelung wesentlich besser, als gar nichts zu machen. Hier wird gezielt investiert, um die Großen ebenfalls zum Umdenken zu bewegen. Zu anfangs der Folge wurde auch noch gesagt, man brauche ein Statement, und viele kleine Mosaiksteine, die dahin führen. Ich sehe hier einen davon.