Die Verwaltung wird sogar noch schlechter...

Liebes Lage Team,

ich habe eine Anekdote aus der Arbeit mit dem Landgericht in Berlin, genauer gesagt mit der Stelle für Auslandsbeglaubigungen und Legalisationen. Durch meinen Studenten Job im Notariat einer deutschen Großkanzlei bin ich regelmäßig bei eben dieser Stelle, um Aufträge abzugeben und fertige Dokumente abzuholen.

Zu Mitte September ist am Gericht die leitende Angestellte für den Bereich in den Ruhestand gegangen, eine sehr erfahrene und langjährige Mitarbeiterin. Sie hatte wohl ganze 4 Wochen Zeit, um eine Nachfolger*in einzuarbeiten; seit Mitte September ist hier jetzt das absolute Chaos ausgebrochen. Normalerweise haben wir Aufträge in den täglichen Sprechzeiten von 9:00-12:00 abgegeben. Dort wurde uns dann mitgeteilt, wie teuer die Angelegenheit ist und wann eine Abholung erfolgen kann (in der Regel 1-2 Werktage). Zur Abholung musste dann der entsprechende Betrag in Bar abgegeben werden und man erhielt die beglaubigten Dokumente inkl. einer Quittung. Nun haben sich die Öffnungszeiten auf zwei Tage die Woche von 9:00-13:00 verringert, was schonmal für lange Schlangen vor dem Zimmer sorgt. Zudem hat sich der Bezahlvorgang geändert; nicht, wie man vielleicht denken könnte, zu einer effizienteren oder digitalen Lösung, sondern in die andere Richtung: Seit 23.09.24 bekommt man nun bei Abgabe des Antrags einen händisch ausgefüllten Zahlungsbescheid, welcher dann zeitnah überwiesen werden muss. In den vergangenen Wochen kam es aber schon mehrfach dazu, dass aus diversen Gründen eben solch ein Bescheid nicht ausgegeben werden konnte und darum gebeten wurde, auf eine Mail zu warten oder an einem anderen Tag wieder zu kommen. Sollte ein Antrag bei der Poststelle (also außerhalb der Sprechzeiten) abgegeben werden, erhält man schonmal grundsätzlich keinen Zahlungsbescheid, ist ja irgendwie auch logisch. Nach der getätigten Zahlung geht man dann mit einem Zahlungsnachweis (zwingend notwendig) wieder zum Landgericht und bekommt dann, sofern die Bearbeitung von Seiten des Gerichts abgeschlossen sind, seine Dokumente zurück. Die gesamte Bearbeitungszeit hat sich dadurch auf ca. 1-3 Wochen verlängert (auf der Website wird eien Bearbeitungszeit von 1-3 Werktagen angegeben :melting_face:)

Stehe jetzt seit einer Stunde hier in der Schlange um nachzufragen, ob ich noch zwei Zahlungsaufforderungen bekomme und in der Hoffnung, dass Dokumente, die vor 2 Wochen abgegeben wurden, abholbereit sind. Ca. 10 Personen waren zu Beginn vor mir. Zeit genug, um diesen Text zu schreiben :wink:

Soviel zum Stand der Effizienzsteigerung und Digitalisierung am Berliner Landgericht…

Danke für euren Podcast und herzlichen Glückwunsch zu 400 Folgen!

Euer treuer Hörer Johannes :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

… aber dafür halten wir die Schuldenbremse ein und Reichtum lohnt sich wieder!

/s

2 „Gefällt mir“

Das wird in Zukunft noch schlimmer werden und uns in vielen Bereichen der Verwaltung beschäftigen. Für viele Stellen wird man kaum noch Personal finden, weil gerade in den Großstädten im ÖD zu schlecht bezahlt wird. Damit meine ich nicht in erster Linie die Leitungstätigkeiten (auch wenn das in dem geschilderten Fall ja eine war) oder die Beamten, sondern die Angestellten unter E10. An den Universitäten sind die Sekretariate (E6 Stellen) teilweise nicht mehr ausreichend besetzt und die Studierenden bekommen ihre Zeugnisse oder andere wichtige Unterlagen nicht mehr zeitnah, sondern können Wochen oder sogar Monate drauf warten.

1 „Gefällt mir“