Die Rolle der DPA in der deutschen Medianlandschaft

Hallo zusammen,
Manchmal frage ich mich, wie schaffen es manche Artikel veröffentlicht zu werden.
Hier ein Beispiel aus der SZ Online:
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundestag-merz-wirft-ampel-neuerliche-manipulation-beim-wahlrecht-vor-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240129-99-798778

Dieser Artikel wurde keinen Faktencheck unterzogen und erweckt den Eindruck: „die Ampel manipuliert das Wahlgesetz“.
Der Artikel stammt von der DPA (dpa:240129-99-798778/2) und wurde genauso in unzähligen Onlinezeitungen und Portalen veröffentlicht.

Ich finde die Praxis, solche Artikel ungeprüft zu verbreiten, schädigen das sowieso schlechte Ansehen der Medien und nehmen Artikel für Artikel die Hoffnung, dass die Medien eine Quelle unabhängiger Berichterstattung sein können.
Ich weiß, dass viele jetzt sagen werden es wäre naiv daran zu glauben, dass sich da was ändert, aber mit der Lage beweist ihr das es geht, wenn man nur will.
Vielleicht ist die Praxis der blinden Veröffentlichung von DPA Artikeln ein Thema, das vielen noch nicht so Bewusst ist.

Grüße
Peter Hartmann

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Ich würde mir auch mehr Faktenchecking bei DPA-Meldungen wünschen.

Andererseits muss man sich fragen, ob Nachrichten-Journalismus zwangsläufig hinterfragen muss, oder ob es auch in Ordnung ist, schlicht über die Pressemitteilungen der Parteien zu berichten, ohne diese zu bewerten.

Im vorliegenden Fall müsste ein qualitativ hochwertiger Journalismus natürlich als Faktencheck anführen, dass die Vorwürfe der Union maßgeblich überzogen sind, weil bei uns eben das Verhältniswahlrecht gilt, durch Änderungen der Wahlkreise also maximal die Personen, die in den Bundestag kommen, beeinflusst werden kann, aber kaum das Proporz der Parteien im Bundestag. Dies impliziert die Union mit Verweisen auf das amerikanische Gerrymandering und Vorwürfen wie jenen, dass die Regierung das Wahlrecht „zum Machterhalt“ manipulieren würde natürlich.

Die Frage ist aber eben, ob die DPA oder andere Nachrichtenagenturen zwangsweise diese Recherche betreiben müssen - oder ob es auch okay ist, einfach in den Raum zu stellen, was Merz, Dobrinth und die anderen Populisten für einen Unsinn erzählen und den Leser sich seine eigene Meinung bilden lassen. Ich denke, das ist ein schwieriges Thema.

Im vorliegenden Fall kann man tatsächlich noch argumentieren, dass die Stellungnahmen der zitierten Unionspolitiker objektiv zumindest irreführend, wenn nicht gar falsch, sind und folglich argumentieren, dass es der Auftrag der Medien sei, das zu überprüfen. Aber die meisten Fälle sind eher in Grauzonen, wo es sehr stark auf Meinungen ankommt. Und ich würde schätzen, die DPA legt größten Wert darauf, keine klaren Meinungen zu kommunizieren - ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, jemals eine DPA-Meldung gesehen zu haben, die z.B. Stellungnahmen von Grünen oder Linken aktiv widerlegt und fact-checked. Es ist daher weniger ein Problem mit der Neutralität, sondern mit der Rolle als „ungeprüftes Sprachrohr“ von Politikern aller Parteien.

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Hi Daniel, in diesem Fall gab es hinterher sogar einen Faktencheck von der DPA.
Ja du hast natürlich recht damit, dass es OK sein kann Meinungen oder Pressemitteilungen zu veröffentlichen, ohne immer einen Faktencheck durchzuführen.
Es ist nur erschreckend, dass die Meldungen der DPA einfach von so vielen Zeitungen direkt und vermutlich vollautomatisch veröffentlicht werden.

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