Deutschland vor der Rezession - Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Auswirkungen auf die Gesellschaft

Schon länger wird über die wirtschaftliche Krise gesprochen, aber mittlerweile halte ich sie für so bedrohlich, dass die Auswirkungen in der Lage einmal beleuchtet werden sollten, gerade vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussionen:
„Auch aktuelle Wirtschaftsdaten deuten auf eine weitere Verschlechterung der Lage hin: Die deutsche Wirtschaft verliert laut einer Umfrage unter Managern zusehends an Boden und zieht die Eurozone nach unten. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) sank im September auf 47,2 Zähler und entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, teilte der Finanzdienstleister S&P Global heute mit.“

Wenn Deutschland in eine Rezession rutscht, was heißt es dann für die ohnehin wackelnde Stabilität des Systems? Was macht es mit den Steuereinnahmen, wenn Arbeitsplätze nur noch in „Sekundärbranchen“ geschaffen werden, deren Erhalt von Steuereinnahmen der Privatwirtschaft abhängig sind?
„Der leichte Anstieg [der Arbeitsplätze] sei vor allem dem Öffentlichen Dienst und Teilzeit-Modellen zu verdanken. In der Industrie gehe es bei den Beschäftigtenzahlen dagegen nach unten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten sinke in beiden Jahren leicht.“
Quelle: IAB stellt düstere Prognose für Zukunft auf dem Arbeitsmarkt | tagesschau.de

Worauf müssen wir uns einstellen und wie können wir den gesellschaftlichen Impact einer Rezession verhindern? Wenn Arbeitsplätze in der Industrie wegfallen, wo sollen sie jenseits des öffentlichen Dienstes entstehen?

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Das kommt davon, wenn alle Nettosparer sein wollen. Die privaten Haushalte sind es seit langem, die Betriebe seit 15 Jahren, die öffentlichen haushalte wollen es werden. Da bleibt dann nur noch das Ausland übrig (welches Deutschland quasi die letzten Jahrzehnten schon vor dieser Krise bewahrt hat).

Ich habe in meiner Schule und Studium nur sehr wenig VWL Themen gelehrt bekommen, aber eines habe ich verstanden: In einer drohenden Rezension muss der Staat Geld ausgeben, sonst bricht das System zusammen. Und zwar mehr als vorher (ist immer alles relativ), bevor hier jemand kommt, dass wir ja schon X € ausgeben.
Dann bleibt nur die Frage wo das Geld herkommen soll, dass der Staat mehr ausgeben sollte. Das ist hier alles schon rauf und runter diskutiert worden (Schuldenbremse novelieren, Steuern erhöhen, Ausgaben hauptsächlich ins Ausland verringern, etc). Nur machen muss man es.

Aber den finanziell schlecht gestellten Menschen, die ohnehin schon all ihr Geld direkt wieder in den Wirtschaftskreislauf stecken, weniger Geld zu geben (Stichwort weniger Hartz4, ja ich nenne das immer noch so weil es immer noch dasselbe ist), ist keine Lösung für die wirtschaftliche Rezession.

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Absolut. Hier noch ein paar Grafiken zur wirtschaftlichen Lage vom Dashboard-Deutschland:

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Wichtige Information dazu: die Graphen haben nicht die selbe X-Achse. Das übersieht man sehr schnell.
Die absoluten Zahlen zu Arbeitslosigkeit und Steuereinnahmen finde ich relativ sinnlos (edit: oder sagen wir softer: wenig aussagekräftig), insbesondere über lange Zeiträume hinweg, weil sie ja in Relation zur Einwohnerzahl gesetzt werden müssen. Wenn sich die Einwohnerzahl verdoppelt wird, all else being equal, die Steuereinnahmen und Arbeitslosenzahl sich auch etwa verdoppeln.

Noch ein Edit, weils mich als Datenwissenschaftler echt wurmt: Die X-Achsenangaben bei dem Arbeitslosigkeits-Plot sind auch Murks: immer unterschiedliche Monate und Monatsabstände.

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Und in dieser Situation möchte die FDP mit unseren Rentenbeiträgen und Steuergeldern also an die Börse um dort in die Wirtschaft zu investieren?

Oder werden DAX-ETF und deutsche Aktien bei dem geplanten Altersvorsorgedepot dann einfach ausgeschlossen? :wink:

Deutschland hat das Thema Binnennachfrage zugunsten einer wettbewerbsfördernden Lohnpolitik seit den 2000ern strukturell vernachlässigt, das fällt jetzt auf die Füße. Da gebe ich dir 100% Recht!