Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Islamismus ein großes Problem ist, welches nicht toleriert werden kann. Daher: Niemand hier wird sagen, dass es okay ist, ein Kalifat auf deutschem Boden zu fordern.
Gleichzeitig muss uns klar sein, dass es starke politische Strömungen gibt, die den Islam mit Islamismus gleichsetzen und grundsätzlich der Meinung sind, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre.
Und das führt zu einem Abgrenzungs-Problem: Wir wollen uns vom Islamismus abgrenzen, ohne damit gleichzeitig alle Muslime unter Islamismusverdacht zu stellen. Andere wollen genau das: Die Kritik am Islamismus auf den Islam als Ganzes übertragen, um damit Stimmung gegen Muslime zu machen. Von diesen Leuten will man sich ebenso abgrenzen, wie von den Islamisten.
Die Frage ist doch:
Wie können wir diese liberalen Verbände stärken? Und wie können wir aus dem Ausland gesteuerte Verbände (DITIB) oder islamistische Vereine (Salafisten und co.) schwächen? Islamistische Vereine kann man verbieten (und das wird ja auch regelmäßig getan), aber die DITIB mag zwar von Erdogan gesteuert sein, sie vertritt dennoch sehr viele nicht-extremistische Muslime, weil es eben die größte Vertretung der Muslime in Deutschland ist.
Wie in der ganzen Integrations-Debatte muss man auch hier konstatieren, dass diese Probleme selbst-geschaffen sind. Deutschland hat sich über Jahrzehnte nicht bemüht, die Ausbildung von Imamen in Deutschland zu ermöglichen, also kamen sie aus der Türkei oder aus Saudi-Arabien, finanziert von diesen Staaten und teilweise als Träger der Ideologien dieser Staaten. Das wiederum hat Einfluss auf die muslimischen Communities (ebenso, wie der Pfarrer Einfluss auf die christliche Gemeinde hat… würden wir einen evangelikalen Pfarrer aus der Westboro Baptist Church wohl in Deutschland dulden? Und wie würde deren Gemeinde nach ein paar Jahren aussehen?).
Also ja, es ist gar keine Frage, dass gegen islamistischen Extremismus vorgegangen werden muss, dass die Grundwertung des Grundgesetzes (Religionsfreiheit, aber im Rahmen von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde) für jeden gelten muss, egal ob Atheist, Christ oder Moslem. Ich denke aber auch, dass das durchaus kommuniziert wird - mir sind jetzt keine Fälle bekannt, in denen die Politik islamistischen Extremismus hofieren würde. Daher verstehe ich nicht ganz, warum die „deutsche Islampolitik“ gescheitert sein soll. Mir ist nicht mal klar, was mit diesem Begriff der „Islampolitik“ im Detail gemeint sein soll, außer eben, dass wir versuchen sollten, die Ausbildung von Imamen unter die teilweise Kontrolle des Staates zu bringen, wie es bei der universitären Ausbildung von Priestern auch der Fall ist.
Also mich würde interessieren, gerade von @Timotheus, was sind deine konkreten Forderungen, was sich ändern müsste? Islamistische Terrorakte noch stärker zu verurteilen scheint mir kaum möglich…