Der Flaschenhals bei der Impfstoffproduktion

In den letzten Wochen wird sehr viel über die Verteilung der Impfstoffe diskutiert.
Dabei hat mich schockiert, dass viele von für eine Herdenimmunität ausreichend Impfstoff erst Anfang 2021 ausgehen. Daher stellt sich die Frage, wo genau eigentlich der Flaschenhals der Produktion liegt.
Hier wird mir viel zu wenig Aufmerksamkeit darauf gelegt, wie wir mehr Impfstoff herzustellen können.
Wenn Deutschland z.B. 10 Milliarden an Biontech zahlen würde, wie viel mehr Produktionskapazität ließe sich aufbauen?

Ist das ein Tippfehler? Anfang 2021 werden wir vielleicht die Altenheime durchgeimpft haben, aber mehr auch nicht. Herdenimmunität gibt’s frühestens Ende 2021.
(Wir planen gerade ca. 400 Impfzentren mit 1000 Impfungen pro Tag.)

Das Problem ist wohl, dass der Impfstoff zwar relativ einfach herzustellen ist (im Vergleich zu Grippe Impfstoffen zumindest), jedoch trotzdem dafür erst die entsprechenden Produktionskapazitäten ausgebaut und eingeübt werden. Dazu gibt es eben weltweite Nachfrage und die USA haben sich einen großen Teil bereits gesichert.

Es gibt mM nach mehrere potenzielle Flaschenhälse:

  1. Die Produktion selbst. Wieviele Dosen können pro Stunde vom Band laufen?

  2. Der Transport. Wieviele LKW Ladungen können pro Tag, mit der entsprechenden Kühlung, zu den Impfzentren gefahren werden?

  3. Testzentren und Personal: Wieviele IZ können betrieben werden, inkl. Personal? Wieviel geschultes Personal gibt es?

  4. Wieviele Personen können pro Stunde pro Testzentrum geimpft werden? —> Wieviele Ärzte arbeiten im IZ parallel, wie lange müssen die Patienten hierfür im IZ sein, wieviele Patienten können gleichzeitig im IZ sein?

  5. Überweisung von Patienten von Ärzten und Gesundheitsämter zum Impfen. Wie Reibungslos laufen diese Überweisungen?

Der Flaschenhals ist die eigentliche Impfung und weniger die Produktion.
In Bayern geht man von über 400 Tagen aus bis die gesamte Bevölkerung geimpft ist. In wie weit dabei div. Probleme schon eingerechnet sind war nicht ersichtlich.

Meine Schuld. Ich meinte selbstverständlich 2022

Mir sind die Schlagwörter natürlich alle bekannt, aber mit genug Geld, Aufwand und Kompromissen sind die alle lösbar.

Ein Beispiel:
Es gibt viele ehemalige Krankenpfleger:innen die nach einer kurzen Einweisung technisch in der Lage wären, Menschen zu impfen.

Diese würden mit Rückkehrgarantie und deutlich höherer Bezahlung - z.B. 6000€ pro Monat - in großer Zahl zur Verfügung stehen.

Natürlich kostet es mehr Geld, mehr Impfstoff herzustellen und schneller zu impfen.

Entscheidend ist das Verhältnis dieser Kosten zu den Pandemiefolgekosten.

Ein Beispiel: Allein die Novemberhilfen des Bundes kosten geschätzt 11 Milliarden.
Daher verstehe ich nicht, warum bei RKI Stellen nicht genehmigt werden und die bestehenden Impfstoffe so zögerlich bestellt wurden. Bei geschätzten 12€ für den Biontech Impfstoff, 10€ für Transport und 30€ für Impfpersonal, bekommt man für 11Milliarden€ 211 Millionen Impfungen.

:joy: Pflegekräfte richtig bezahlen, der ist gut. Dazu sage ich nur „Scheuerdebakel“

  1. Problem die EU hat zu wenig Impfstoff bestellt.
  2. Problem der Mangel. In unserem Kreis fahren die ambulanten Kliniken im Notbetrieb. Die freiwerdenden Pflegekräfte sind ins Klinikum beordert worden um die desaströse Personaldecke zu verbessern.
  1. Bei uns haben sich Ärzte im Ruhestand und aktive vom THW freiwillig für´s Impfzentrum gemeldet.

Wir sollten in der Krise den großen Vorteil von Marktwirtschaft nicht vergessen. Die „unsichtbare Hand“ ist eben sehr gut darin Lösungen für Probleme zu finden, wenn die Motivation mit genügend Geld hoch genug ist.
Daher sehe ich es kritisch, dass gerade bei der Impfstoffbestellung jetzt auf ein planwirtschaftliches Verfahren gesetzt wurde. Auch die „Einheitlichkeit“ der Coronaregeln scheint falsch. Wenn beispielsweise ab einer Inzidenz von 100 ein Arbeitsverbot in der jeweiligen Gemeinde herrschen würde, wären auf einmal sehr viele Unternehmen sehr stark an der Eindämmung von Corona interessiert und würden für die Impfung ihrer Mitarbeiter auch weit mehr als 12€ aufbringen können.